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Angepasstsein/Unangepasstsein

Hallo, ihr angepasst Unangepassten

Ich möchte auch was dazu sagen! :maus:
Philipp hat eine sehr schöne Signatur, die, wie es mir scheint, da dazu passt:
"Das, was wir sind, können wir nicht verstehen, doch das was wir sind, greift mit reger Selbstverständlichkeit um sich" (oder soooo irgendwie halt).
Alle Fragen eines jeden Denkenden, um Individualität, Mittelmässigkeit, Identität, freien Willen, Toleranz aber auch Denkinhalt und -form zielen doch nur darauf ab, einen Wohlfühlplatz in der Gesellschaft zu finden und dabei möglichst wenig vom "Ich" einzubüssen.
Das, was uns vielleicht in den Augen eines Menschen zum Spiesser macht, sieht ein anderer als (übertriebenen) Individualismus, es ist immer die Frage, von wo aus und wer es beurteilt. Wenn meine Mama sagt, es wäre jetzt endlich an der Zeit, dass ich mich anpasse, meint sie doch nur "an ihre Gesellschaft" :wut1: , unser Nachbar sieht das wieder ganz anders :spei2: und einige meiner ehemaligen Kommilitonen würden die Krätze kriegen, wüssten sie "was" aus mir geworden ist :sabber: .
Vielleicht solltet ihr zuerst definieren, was mit Spiessertum gemeint ist. Allgemein wird das doch viel zu oft und hauptsächlich an Aeusserlichkeiten und am Stil aufgehängt.
Und das ist echt zu billig! Für mich hat das aber mit Engstirnigkeit und Kleinherzigkeit zu tun. Aber auch das ist wieder vom Betrachter abhängig und natürlich auch vom sozialen Stand.
Auch Stabilität als Indikator passt mir nicht, genauso wenig wie Stil, der zu viel mit Geschmack, Vorlieben und auch "Vorleben" zu tun hat.
Tut mir Leid, ich kann die Angst, als Spiesser du gelten, nicht verstehen, ich muss mich haben, mich primär so wie ich bin, ausstehen können und dann kann ich mir überlegen, wie wichtig es mir ist, mich irgendwo anzupassen (und wie weit ich bereit bin zu gehen). Jeder braucht ein Umfeld, in dem es gewisse Regeln gibt, die man nicht überschreiten kann, ohne dass es schmerzhaft wird. Also gilt es zuerst mal auch die Schmerzgrenze auszuloten, bzw. zu definieren.

Aber eigentlich wollte ich nur etwas zum Besten geben *looool*: Uli Stein (der mit der Maus) hat einen neuen Comicstrip. Ein Bild ist ganz süss.
Zwei Punks sind abgebildet. Die gleiche Frisur, ausrasierte Schädel bis auf einen Kamm in der Mitte. Nur hat der eine diesen Kamm mit Aesten garniert und mit Christbaumschmuck dekoriert. Jetzt fragt er den anderen: "Meinst du, sie halten mich für spiessig???" :rolleyes:

:autsch:
 
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Hallo!

Vielleicht gibt es ja zwei Ebenen. Die von Céline angesprochene Kleinherzigkeit und Engstirnigkeit. Die ist aber mit dem Begriff "Spießer" nicht genau umschrieben.
Und auf der anderen Seite die Angst davor, mit irgendetwas als spießig zu gelten. Denn es ist ja so: Wenn wir irgendetwas vermeindlich Spießiges an uns entdecken, sind wir ja noch immer (in unseren Augen) meilenweit von prototypischen Spießern entfernt, mit aufblasbarem Weihnachtsbaum und allem.
Der Ursprung meiner Frage betraf eher einen Gesamtlebensstil, der sich insbesondere von all den Alternativ-Lebensformen unterscheidet, die z.B. in den 80ern en vogue waren. Wenn man sich nun mit seinem Gesamtlebensstil von irgendwelchen Idealen der 80er ziemlich entfernt hat und irgendwo bei etwas angekommen ist, was sich nur in Nuancen von der Art, wie die Eltern lebten, unterscheidet, macht man sich vielleicht Gedanken. Nein, ein Spießer ist man nicht geworden, aber vielleicht ein bisschen spießig ;)
Dahinter steckt auch die ganz grundlegende Angst, langweilig geworden zu sein, jedenfalls bei mir. Wir können uns ja darauf einigen, das Thema eher unter dem Aspekt langweilig/nicht langweilig zu sehen als unter engstirnig/weltoffen. Das ist zwar oberflächlich, aber oft sind doch die elementarsten Dinge oberflächlich.
Man kommt immer wieder auf das Kontaktanzeigenproblem zurück: attraktiv, humorvoll, das haben wir schon durch, und jetzt kommt es: INTERESSANT muss man sein.
Ich glaube, das steckt hinter all den Abgrenzungsvesuchen und Ängsten.
Aber jetzt muss ich arbeiten, tschüssikowski :winken1:
 
Gerade muß ich daran denken, inwieweit der Wunsch nach Individualität (oder Nicht-Angepaßtheit) damit zusammenhängt, wie viele Menschen wir sind.

Ich meine, wenn wir uns einen gewaltig großen Kontinent vorstellen, auf dem ein paar kleine Menschengruppen leben und sich bestenfalls alle paar Jahre mal über den Weg laufen - gäb's da solche "Abgrenzungsvorstellungen" überhaupt? Oder wäre es dann gerade anders herum: ALLES zu tun, um nur ja sowas wie Identifikation mit der Gruppe, Angepaßtheit, zu erreichen?

Muß auch wieder weiterrödeln...

Grübelgrüßle,
wirrlicht
 
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Hmmm, die Notwendigkeit sich anzupassen (Zweckverband), wäre natürlich unvergleichbar grösser (vielleicht sogar, um überhaupt überleben zu können, müsste man notwendigerweise mit allen "Freund" sein), es würde sich aber sicher schon bald herauskristalisieren, wer "anders" ist, echte Individualisten wären bestimmt todunglücklich, weil sie vielleicht gar niemanden hätten. Dass es sie aber gäbe, denk ich schon. Für mich "sind sie es" und nicht "können werden". Versteht ihr, wie ich meine? Ob es dann auch die "Möchtegerns" gäbe? Wenn Robin recht hat ("interessant möchte man sein"), dann gäbe es auch wahrscheinlich die "Möchtegerns" *lol*, egal wie gross die Gruppe wäre.

So eine Kontaktanzeige finde ich lustig (in diesem Zusammenhang!). Man kann schreiben: "Suche eine interessante Frau." Aber darf ich mich dann auch melden? Ist das nicht arrogant, ich würde von mir selbst sagen: "Ich bin interessant!"? Man möchte schon sein, aber... da hört das "Lustigsein" schon wieder auf!
Darf man so was jemanden fragen? "Hey, sag mal, bin ich interessant?" oder ist man als Individualist auch eingebildet genug, es einfach anzunehmen und basta!? Vielleicht liegt gerade in dem Zweifel die Antwort.
Weil: wen könnten wir fragen? Doch nur den Partner/Partnerin oder die beste Freundin/Freund und die können gar nicht "nein" sagen, für sie müssen wir "interessant" sein, weil sie ja sonst nicht mit uns zusammen wären, nicht? (Ausser es ist ein Zweckverband) ... also keine Klärung, nur noch mehr Zweifel.
Verflixt kompliziert ist das Ganze... meine ich ganz ernst!
 
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