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60 Jahre Kriegsende - Nur nicht vergessen!!!

K

kathi

Guest
Vor 60 Jahren wurde der 2. Weltkrieg beendet.
Zu diesem Anlaß finden viele Gedenkfeiern statt, so wie die
heutige im ehem. Konzentrationslager in Mauthausen, Ö, die auch vom öst. Fernsehen live übertragen wurde.
Immer wieder wurde von den Redner/Innen betont, wie wichtig es sei, dass der Greuel des Krieges NICHT VERGESSEN werde.
So auch von unserem Bundespräsidenten Dr. Fischer sowie von Kardinal Schönborn.
Ebenso müsse der Opfer gedacht werden und mögen die schrecklichen Taten z.B. eines Hitlers "nicht relativiert" und heruntergespielt werden, damit solch Grauen nicht wieder passieren könne.

Was glaubt Ihr?
Sind neuerliche Kriege durch das Erinnern an vergangene Kriege zu verhindern?

- Oder welche sonstigen bzw. zusätzlichen Maßnahmen wären friedensförderlich?
 
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kathi schrieb:
Was glaubt Ihr?
Sind neuerliche Kriege durch das Erinnern an vergangene Kriege zu verhindern?

Verhindern? Nein.

Aber vielleicht würde dem Cowboy im Weissen Haus die Pistole nicht ganz so locker sitzen wenn die USA so wie Europa den Krieg im eigenen Land miterlebt hätte.
 
Walter schrieb:
Aber vielleicht würde dem Cowboy im Weissen Haus die Pistole nicht ganz so locker sitzen wenn die USA so wie Europa den Krieg im eigenen Land miterlebt hätte.
Möchtest Du, daß den USA dasselbe widerfährt wie den Deutschen unter Wilhelm II. und Adolf Hitler?
 
Gaius schrieb:
Möchtest Du, daß den USA dasselbe widerfährt wie den Deutschen unter Wilhelm II. und Adolf Hitler?

Nein, möchte ich natürlich nicht.
Oder hattest Du mit Deiner Frage etwas anderes gemeint? :D
 
:D Könnte fast sein, Walter!
kathi schrieb:
- Oder welche sonstigen bzw. zusätzlichen Maßnahmen wären friedensförderlich?
Zum Beispiel, Länder von Tyrannen, Diktatoren, Volksverhetzern zu befreien - so wie die allierten Kräfte unter entscheidener Teilnahme der USA es für Deutschland getan haben, und dessen gedenken wir am 8. 5. 2005.

Deutschland sollte sich allezeit für die Beseitigung von gewaltsamen Willkürherrschaften einsetzen, und darin fest an der Seite der USA stehen, der einzigen Macht, die bei Mißständen überhaupt einzugreifen sich traut. Soweit unser Grundgesetz (Artikel 26) das erlaubt.

Das ist die beste Lehre, die wir zum sechzigsten Jahrestag des Kriegsendes und zum sechsundfünfzigsten Jahrestag der deutschen freiheitlich-demokratischen Grundordnung aus der Vergangenheit ziehen können.

NIE WIEDER SOLL EIN EINZELNER EIN VOLK BESTIMMEN!
 
Gaius schrieb:
Zum Beispiel, Länder von Tyrannen, Diktatoren, Volksverhetzern zu befreien

Ein schönes Ziel.
Aber warum nicht im Rahmen der UNO?

Du verkennst mich, ich bin ein ausgesprochener USA-Freund :)
 
Gott sei Dank, wir sind nicht so !

Wilhelm Busch beschliesst seinen Epilog zur Frommen Helene mit dem Vers:

Ei ja, da bin ich wirklich froh

denn Gott sei Dank, ich bin nicht so !


Anlässlich des 60. Jahrestages der Kapitulation Hitler-Deutschlands am 8. Mai 1945 wurde viel über
die Aufarbeitung der Vergangenheit vorgedacht, nachgedacht, oder auch nur gedankenlos nachgeplappert.

Unter anderem wurde auch die Frage ventiliert,
ob denn nicht an der Aufarbeitung der Vergangenheit etwas faul sei.

Sinngemäss wurde die Vermutung geäussert, faul sei die weitverbreitete Neigung,
den Terminus "Nationalsozialismus" als eine Art Sammelbegriff für alles Böse und Schlechte zu verwenden,
und dieses Böse und Schlechte hauptsächlich deshalb als böse und schlecht zu begreifen,
weil es in der Ära des Nationalsozialismus geschah.

Dieses Neigung birgt die Gefahr in sich, dass bei etwas naïven,
aber dafür umsomehr überzeugten Antifaschismus-JüngerInnen die Vorstellung entsteht,
man müsse nur den Nationalsozialismus unmissverständlich verurteilen, und schon sei alles paletti.

Dieses Neigung birgt die Gefahr in sich, dass sich antifaschistische BesserMenschen damit begnügen, zu sagen:

Der Nationalsozialismus war ein verbrecherisches Regime - aber Gott sei Dank, wir sind nicht so !


Im Gegensatz dazu glaube ich:

gar nichts ist paletti, wenn wir nicht jede einzelne Fehlentwicklung um ihrer selbst willen bekämpfen,

und zwar unabhängig davon, in welchem Gesellschaftssystem sich diese Fehlentwicklung anbahnt.


Bei unvoreingenommener Aufnahme entsprechender Berichte kann man nur allzuleicht den Eindruck gewinnen,
dass es praktisch jede der am Nationalsozialismus identifizierten Fehlentwicklungen auch unter anderen Regimen
gegeben hat.

Ob es sich beispielsweise um

.- massive Einschränkung der Grundrechte und Grundfreiheiten

.- Ausschaltung demokratischer Institutionen und Prozesse

.- staatliche Willkür, Ausschaltung rechtsstaatlicher Verfahren

.- staatliche Plünderung, Enteignung

.- mörderische Ausbeutung der Arbeitskraft in Arbeitslagern, Straflagern, Konzentrationslagern

.- massenhafte Verfolgung und physische Vernichtung willkürlich festgelegter Personengruppen

handelt,

alle diese Entwicklungen hat es anscheinend auch unter dem bolschewistischen Regime in der Sowjetunion

gegeben, und das schon 10 Jahre vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland.


Überzeugte Verfechter von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dürfen sich deshalb nicht damit begnügen,
einfach nur "antifaschistisch" zu sein, sie müssen die Entwicklung undemokratischer, diktatorischer und
totalitärer Tendenzen bekämpfen, unabhängig davon, unter welchem Deckmäntelchen sie daherkommen.


Das sollte eigentlich ja gar nicht mehr gesagt werden müssen.
 
Neugier schrieb:
Sinngemäss wurde die Vermutung geäussert, faul sei die weitverbreitete Neigung,
den Terminus "Nationalsozialismus" als eine Art Sammelbegriff für alles Böse und Schlechte zu verwenden,
und dieses Böse und Schlechte hauptsächlich deshalb als böse und schlecht zu begreifen,
weil es in der Ära des Nationalsozialismus geschah.

Dieses Neigung birgt die Gefahr in sich, dass bei etwas naïven,
aber dafür umsomehr überzeugten Antifaschismus-JüngerInnen die Vorstellung entsteht,
man müsse nur den Nationalsozialismus unmissverständlich verurteilen, und schon sei alles paletti.

Dieses Neigung birgt die Gefahr in sich, dass sich antifaschistische BesserMenschen damit begnügen, zu sagen:

Der Nationalsozialismus war ein verbrecherisches Regime - aber Gott sei Dank, wir sind nicht so !
Damit stimme ich vollinhaltlich überein.

Heutige Entwicklungen, die ähnliche Gefahren von Diskriminierung etc. beinhalten, sehen sicher anders aus (und sind wahrscheinlich subtiler). Und sicher haben manche davon auch einen anderen Namen!

Überzeugte Verfechter von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dürfen sich deshalb nicht damit begnügen, einfach nur "antifaschistisch" zu sein, sie müssen die Entwicklung undemokratischer, diktatorischer und
totalitärer Tendenzen bekämpfen, unabhängig davon, unter welchem Deckmäntelchen sie daherkommen.
Dieser Aussage stimme ich insofern zu, als es gilt, o.a. Strömungen zu erkennen und aufzuspüren. Und keineswegs zu verdrängen.

Nur mit der Aussage
gar nichts ist paletti, wenn wir nicht jede einzelne Fehlentwicklung um ihrer selbst willen bekämpfen!
gehe ich nicht konform.

Wenn wir etwas BEKÄMPFEN, machen wir doch das gleiche!

Nämlich: etwas, das wir nicht wollen, soll NICHT sein - es soll weg sein - soll verschwinden - soll tot sein!

Und das halte ich schon wieder für bedenklich! (Spiegelverhalten - aber unter anderem Namen!)
 
Walter schrieb:
Ein schönes Ziel.
Aber warum nicht im Rahmen der UNO?

Du verkennst mich, ich bin ein ausgesprochener USA-Freund :)
Das freut mich! Von mir aus soll die Zusammenarbeit gerne im Rahmen der UNO geschehen - in der jedoch auch Vertreter allerhand sehr zweifelhafter Regimes ein Mitspracherecht haben. Strebt nicht auch Nigeria, ein hochgradig von Korruption und Gewalt geschütteltes Land, einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat an - um nur ein drastisches Beispiel zu nennen? Die Effektivität der in sich gespaltenen UNO hat gewisse Grenzen.

Wenn ich es recht erinnere, gab es im Vorfeld des zweiten Irakkrieges eine ziemlich abstruse Debatte über ein UN-Mandat, das irgendwie incl. der USA alle wollten, das es dann aber doch nicht gab. Für mich steht jedenfalls fest, daß im Falle eines UN-Mandats auch deutsche Soldaten mit in den Irak einmarschiert wären. Ohne Mandat galt nur:
GG Artikel 26
(1) Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.
Vgl. auch §§ 80 und 80a des Strafgesetzbuches. Das ist für mich der eigentliche Hintergrund deutscher Nicht-Beteiligung: der Kanzler hätte sonst offen die Verfassung brechen müssen. So aber hat er lediglich den deutschen obligatorischen Pazifismus (der ja nur zu verständlich und berechtigt ist) zu populistischen Zwecken ausgenützt. Wie immer dem sei, die Zersplitterung des transatlantischen Bündnisses auf deutsches und französisches Betreiben hin erfüllt mich mit Sorge.

Neugier schrieb:
Dieses Neigung birgt die Gefahr in sich, dass bei etwas naïven,
aber dafür umsomehr überzeugten Antifaschismus-JüngerInnen die Vorstellung entsteht,
man müsse nur den Nationalsozialismus unmissverständlich verurteilen, und schon sei alles paletti.
Neugier, ich stimme Deinem Beitrag #7 voll und ganz zu! Diese "antifaschistischen" Lippenbekenntnisse finden wir ja nicht nur in gewissen linksradikalen Grüppchen, die andererseits stante pede die USA überfallen würden, wenn sie nur könnten, sondern bis tief in die Mitte der Gesellschaft hinein.

Ich habe am 8. Mai im Kino einen sehr eindringlichen Dokumentarfilm von 1953 gesehen, den es mittlerweile auf DVD gibt, Titel: "Bis fünf nach Zwölf".
http://www.haikosfilmlexikon.de/untedoku/ab/bisfuenf.htm
Ein großer Fehler Adenauers war, diesen Film damals zu verbieten. Er hätte in allen Schulen gezeigt werden sollen, und gerade heute wäre das wieder an der Tagesordnung. Die filmischen Originaldokumente zeigen deutlicher als jedes filmische geschichtsklitternde Aufarbeitungswerk, wer dieser "Führer" war und wie die Masse ihm zujubelte. Lauter Verführte? Ich glaube kaum. Aber gerade das Phänomen der willfährigen Masse und wie die Deutschen zu einer solchen werden konnten, ist heute für mich so rätselhaft.

kathi schrieb:
Wenn wir etwas BEKÄMPFEN, machen wir doch das gleiche!

Nämlich: etwas, das wir nicht wollen, soll NICHT sein - es soll weg sein - soll verschwinden - soll tot sein!

Und das halte ich schon wieder für bedenklich! (Spiegelverhalten - aber unter anderem Namen!)
Wenn wir soetwas wie aufkeimende oder bereits bestehende Totalitarismen / Faschismen NICHT bekämpfen, liefern wir uns und unsere freiheitlich-demokratischen Grundrechte über kurz oder lang ans Messer. Es geht dabei zunächst nur um Verteidigung des Erreichten - dazu haben wir ein gutes Recht.

Aber wir sehen aus lauter demokratischer Toleranz großzügig darüber hinweg, daß "Befreiungsbewegungen" wie die nordirische, die baskische und die korsische mit Waffengewalt und Terror operieren, daß Staaten wie Syrien, Iran, Saudi-Arabien, Nordkorea ihre Bevölkerungen mit Gewalt in Unfreiheit halten, von der Situation in den zerfallenden Staaten Afrikas ganz zu schweigen, daß auch in Deutschland Gruppen mittlerweile auf Parlamentsebene operieren, die die Demokratie kurzerhand abschaffen würden und unsere Nachbarn aus rassistischen Gründen und haarsträubender Argumentation überfallen würden, um das "Vaterland" in den Grenzen von 1937, 1938 oder am liebsten noch 1939 wiederherzustellen.

Davor versagt die Argumentation, daß wir, wenn wir uns bloß mit allen Mitteln dagegen wehren, uns ja mit "denen" gleichmachen würden. Das Gegenteil ist der Fall. Die meinungsfreie Toleranz verbündet sich in ihrer Passivität insgeheim mit ihren Feinden: da liegt das Sich-Gleichmachen. Augen auf!
 
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kathi schrieb:
Wenn wir etwas BEKÄMPFEN, machen wir doch das gleiche!

Nämlich: etwas, das wir nicht wollen,

soll NICHT sein - es soll weg sein - soll verschwinden - soll tot sein!

Und das halte ich schon wieder für bedenklich! (Spiegelverhalten - aber unter anderem Namen!)
Ja kathi,
da habe ich mich wohl selbst entlarvt, offenbar bin ich doch nicht so hundertprozentig pazifistisch.

Obendrein muss ich gestehen, schon einmal Antibiotika eingenommen zu haben, um Bakterienkulturen zu .....

..... bekämpfen.

Na gut, dann gehöre ich halt auch zu den AnhängerInnen der wehrhaften Demokratie !



Gaius schrieb:
Von mir aus soll die Zusammenarbeit gerne im Rahmen der UNO geschehen - in der jedoch auch
Vertreter allerhand sehr zweifelhafter Regimes ein Mitspracherecht haben.
Eine Legitimierung von militärischen Aktionen durch die UNO-Vollversammlung erscheint mir deshalb
unverzichtbar, weil nur dadurch ein Schutz vor willkürlichen Beschuldigungen und darauf aufbauenden
Strafmassnahmen gegeben ist.

Kein einzelner Staat darf sich anmassen, nach eigenem Gutdünken alleine darüber zu entscheiden,
was in einem anderen Staat zu geschehen hat. (/B]

Nur wenn eine deutliche Mehrheit der Völkergemeinschaft zu dem Urteil kommt,
dass auf der Basis allgemein anerkannter Grundsätze ein Einwirken von aussen gerechtfertigt erscheint,
soll ein solches Einwirken auch erlaubt sein.

Mir ist an der UNO die Sonderrolle der ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates ein Dorn im Auge,
aber das war wohl einer der Kompromisse, die realpolitisch notwendig waren.


Das musste auch einmal gesagt werden.
 
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