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Welche politischen Ereignisse haben euch geprägt?

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Mir selber fallen spontan zwei Ereignisse ein.

Österreich 1978, die Volkabstimmung durch die das Atomkraftwerk Zwentendorf verhindert wurde. War für mich als zehnjähriger ein beeindruckendes politisches Ereignis - man kann etwas bewegen!

Polen 1981, Lech Walesa/Solidarnosc, Verhängung des Kriegsrechts und dem Verbot der Gewerkschaft. Ich war entsetzt wie eine so positive Entwicklung jäh durch Gewalt gestoppt wird.
 
Original geschrieben von walter
Welche politischen Ereignisse in eurer Jugend haben euch geprägt?
1. Kennedys Ermordung
2. Robert Kennedys Ermordung
3. Attentat auf Dutschke
4. Die Schweinebuchtaffäre
5. Als Brandt Bundeskanzler wurde
6. Brandt in der DDR
7. Brandts Rücktritt
8. "Give Peace a Chance" von John Lennon (und andere seiner Songs)
9. Nixons Rücktritt (*freu*)
10. Die Friedensdemo 1979 (300.00 Demonstranten) in Bonn
11. Die Kommune I
12. Die Demonstrationen 66 - 68 in Berlin

usw.
 
Wahrscheinlich am meisten eine Castor-demo im wendland, weiss gar nicht mehr welches Jahr... Einerseits wie heftig da die Bullen durchgegriffen haben, mit Hubschraubern landen und den Bauern die Traktorreifen zerstechen, überhaupt Hubschrauber immer und überall, wie im Krieg, und die 'Menschenkessel' - andererseits die Paranoia unter den Demonstranten, weil es könnte ja jederzeit in einem Gespräch ein Undercover-bulle dabeisein...

Nummer zwei wäre wohl 9/11 obwohl ich da nicht mehr ganz jugendlich war...
 
Wer hier 9/11 nicht sagt, der lügt. Es hat zumindest meinen Blickwinkel für diverse Dinge erweitert, geschärft und/oder verändert.

Desweiteren mit Sicherheit der Mauerfall an sich und die Bilder der weinenden Ossis, wie Sie über die Grenze kommen und dem Erstbesten in die Arme fallen. Einfach nur mitreissend...

Ich glaube auch die US-Wahlen zwischen Bush Jr. und Gore. Waren als mehr oder weniger Aussenstehender mal sehr amüsant mitanzuschauen, was die Amis da für einen Bockmist getrieben haben, :D :D :D !!!
 
Die Zwentendorf Debatte haben wir enorm heiß diskutiert. Es gab ja nur ein Ja oder nein. Wir waren in dem Alter in dem wir zum ersten Mal Abstimmen und wählen gehen durften. Wir haben uns nächtelang die Köpfe heiß geredet. Ich war zu Beginn die einzige Gegnerin in meinem Bekanntenkreis. Ein Freund und der Vater eines Freundes waren auf dem Bau beschäftigt. Das Arbeitsplatzargument gab es schon damals. Die Diskussion wurde sehr instinktiv geführt. Bei den Diskussionen auf der Strasse (Flugblattverteilen) kam ich zum ersten Mal mit der emotionellen Ablehnung in Berührung, die Menschen erfahren die sich für etwas einsetzen. Wir wurden damals bedroht, beschimpft und bespuckt. Es war die Stimmung als würde die Welt untergehen wenn wir uns der Atomkraft verweigern. Dieselben wie bei den Gentechnik Befürwortern heute.
Nach Hiroshima konnte ich mich mit diesem militärischen Abfallprodukt einfach nicht anfreunden. Es waren wirklich sehr leidenschaftliche Diskussionen mit sämtlichen pro und kontra. Das tatsächliche ausschlaggebende Argument mit dem ich letztlich meine Freunde überzeugte war… Dieses Argument vergesse ich mein ganzes Leben nicht….. Nachdem wir uns über die Gefahr einig waren… Ich sagte: Wir kennen doch alle unsere Schlamperei. Tja und eine einzige Schlamperei genügt u.s.w. . . Es war irgendwie witzig da haben wir wochenlang wissenschaftliche Argumente zerpflückt, die Endlagerung diskutiert aber die Schlamperei konnten sich irgendwie alle vorstellen.

Nach der Wolke von Tschernobyl waren die Innenräume in unserem Atomkraftwerk (Wir haben einen Versuchsreaktor mitten in Wien stehen) der an wenigsten verstrahlte Ort in ganz Österreich. Das finde ich pervers

Emotionell berührt hat mich die Ungarnkrise in der Zeit als ich geboren wurde. Ich fragte meine Großmutter die nahe an der Grenze lebte wie es war und was sie erlebten. Oral Historie hat mich immer fasziniert. Wie Menschen ihre Zeit erlebten, wie sie handelten, was sie fühlten. Ich habe dabei sehr viel über Zivilcourage, über Ängste und menschlicher Wärme aber auch emotionelle Tiefen erfahren. Seltsamer weise waren es die alten Menschen die mich ermunterten weiter für meine Werte einzusetzen.
 
Hainburg war schön, romantisch, traurig, Verzweiflung und Freude. Hainburg war so vieles. Die Unterstützung der Bevölkerung war enorm. Ich hatte nie etwas Stimmungsvolleres als Hainburg erlebt. Ich glaube Hainburg war für Befürworter und Gegner etwas Besonderes. Die Taxifahrer von Wien kamen um Menschen kostenlos nach Hainburg und zurück zu fahren.

Ich war jede Nacht in Hainburg. In der Nacht bevor die Schlägerei losging, war ich bei den Arbeitern im Gasthaus, bei den Aubesetzern und bei den Polizisten. Niemand wollte wirklich glauben was am nächsten morgen geschehen sollte. (Ich machte so Nachschubtransporte in der Au von einem Lager ins nächste) Da der Funkverkehr gestört wurde, war es auch wichtig zu wissen wer sich wo aufhielt. Mit meinem Auto kam ich ungehindert durch alle Polizeisperren.
Als ich an dem Morgen nach Hause fuhr, kam uns der Konvoi der Cobra mit Blaulicht entgegen. Ich durchlebte damals eine emotionelle Hölle. Ich wusste es geht los und ich kann es nicht ändern. Ich habe während der ganzen Fahrt geweint. Ich musste nach Hause fahren in die Arbeit und Junior in die Schule bringen. Nach den Mittagsnachrichten sprach mich meine Chefin an und sie sagte nur „geh“ und was braucht ihr noch und kann ich euch helfen. Alle haben mir Decken, Batterien und Nahrungsmittel, Kleidung gebracht bis mein Auto bis obenhin voll war. In ganz Wien waren die Tabletten für Wasserentkeimung ausverkauft. Von der Hilfsbereitschaft lässt es sich etwa mit der Hochwasserkatastrophe letzten Jahres vergleichen.
 
Die Demonstrationen in Gorleben und Umgebung haben mich als Kind geprägt, ich wohnte weniger als 50 km von dort entfernt.
Mit meinen Eltern bin ich mal dort hingefahren, Demonstranten hatten sich so eine Art kleine Stadt gebaut und dort gelebt, das werde ich nie vergessen.
Dann die Grenze zur DDR.
Die vielen RAF Attentate habe ich in schlechter Erinnerung, sowie die vielen Kriegsberichterstattungen im Fernsehen.
Die Katastrophe in Tschernobyl, dann die Angst vor den Strahlen.
Der Mauerfall hat mich geprägt.
Was mich noch geprägt hat, obwohl schon längst erwachsen, war der schreckliche Untergang der Estonia.
 
Original geschrieben von walter
Welche politischen Ereignisse in eurer Jugend haben euch geprägt?

Ich frage das weil ich die Frage von instanton nach Vietnam/Mondlandung/etc in
https://www.denkforum.at/forum/showthread.php?threadid=966
sehr interessant fand, zu dieser Zeit aber noch Windeln benutzte.
Ups, meine vorige Antwort ist nicht ganz passend, weil Katastrophen ja nichts mit Politik zu tun haben, hatte nicht achtgegeben.
Ach so, Walter *kicher*. Ich kann mich eigenartigerweise noch sehr weit zurück erinnern, wo ich noch ziemlich klein war, aber der Fernseher meiner Eltern:p , soetwas steht heute bestimmt im Museum.
 
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Original geschrieben von -Akelei-
Die Zwentendorf Debatte haben wir enorm heiß diskutiert. Es gab ja nur ein Ja oder nein. Wir waren in dem Alter in dem wir zum ersten Mal Abstimmen und wählen gehen durften. Wir haben uns nächtelang die Köpfe heiß geredet.

Ich durfte ja noch nicht abstimmen, war noch zu jung, aber in meiner Familie haben damals alle, soweit ich weiss, dagegen gestimmt. Einer der wenigen Punkte wo sich politisch mal alle einig waren :)

Es war irgendwie witzig da haben wir wochenlang wissenschaftliche Argumente zerpflückt, die Endlagerung diskutiert aber die Schlamperei konnten sich irgendwie alle vorstellen.

Typisch österreichisch - mit Schlamperei können alle was anfangen :D
 
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