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Wehrhafte Demokratie, Interview mit Prof. Raj Kollmorgen

Das ist so nicht korrekt. Wenn man der deutschen Bevölkerung nicht getraut hätte, hätte man sie überhaupt nicht wählen lassen.

Aus der Weimarer Zeit hatte man allerdings gelernt, dass ein einzelnes Staatsoberhaupt mit zu viel Macht einer Demokratie, deren Fundament ja die GewaltenTEILUNG ist, sehr gefährlich werden kann - wie am Beispiel des Monarchisten Hindenburg ja hinreichend demonstriert wurde.

Deshalb ist der deutsche Bundespräsident im Wesentlichen eine Repräsentationsfigur. Eine Direktwahl einer Person durch die ganze Bevölkerung mit solch außerordentlich eingeschränkten Befugnissen passt nicht zusammen. Folgerichtig wurde die Wahl dieser Repräsentationsfigur ebenfalls repräsentativ eingerichtet. Und diejenigen, die den Bundespräsidenten wählen bzw. jemanden für sich zur Wahl entsenden, sind bekanntlich alle durch die Wahlbevölkerung demokratisch legitimiert.
Man hat sie deshalb wählen lassen, damit das, was passiert, nach außen hin demokratisch aussieht. Wen und was man wählen konnte, wurde vorher natürlich gründlich durch die Siegermächte ausgesucht. Trotz allem hatten natürlich ausschließlich die Siegermächte das Sagen. Adenauer war nur pro forma Kanzler - zu entscheiden hatte der gar nichts. So demokratisch war das alles nicht. Übrigens hatten Dönitz und der Chef des Hauses Hohenzollern dennoch Stimmen bei einer Präsidentschaftswahl bekommen (also selbst durch diese ausgesuchten Leute des Parlamentes). Man stelle sich einmal vor, das Volk hätte den Präsidenten direkt wählen können, dann hätte möglicherweise der Präsident Dönitz geheißen oder aber ein Hohenzoller wäre es geworden. Das ist der einzige Grund, warum in der Bundesrepublik der Präsident nicht vom Volk gewählt wird.

Ganz nebenbei hat Hindenburg durch die Präsidialkabinette, die er von 1930-33 gebildet hatte, Hitlers Machtergreifung hinausgezögert, denn Hitler hätte schon in der Wahl zuvor Kanzler werden müssen, was Hindenburg eben durch ein Präsidialkabinett verhinderte. 1933 wollte Hindenburg abermals ein Präsidialkabinett bilden, wurde aber durch v.Papen und v.Schleicher darauf hingewiesen, daß eine erneute Mißachtung des Wählerwillens einen Bürgerkrieg heraufbeschwören würde, so daß Hindenburg ziemlich mißmutig Hitler zum Kanzler ernennen mußte.
 
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Etwas als "ganz und gar nicht ideal" zu bezeichnen, macht ja nur Sinn, wenn man irgendeinen Maßstab für "ideal" hat. Hast du den? Dann kansst du den ja sicherlich auch angeben.
Was man als "ideal" ansieht, muß jeder für sich selber entscheiden. Ich sehe das Ideal einer Gesellschaftsordnung in Platons "Politeia" gut beschrieben. In der deutschen Geschichte ist die Zeit des Wilhelminischen Kaiserreiches nach meiner Ansicht eine sehr vorbildliche, wiewohl auch diese nicht dem Ideal entspricht. Wie gesagt, das mögen andere anders sehen.
 
Falsch! Du greifst nicht ihre Argumente an, sondern diffamierst sie als Person, und zwar in der vollen Absicht, sie als Person zu treffen.
So deine Unterstellung, die womöglich auf deiner Denke basiert.
Eine Diffamierung der Person wäre beispielsweise die Bezugnahme auf einer persönlichen Eigenschaft, die nichts mit den Inhalten der Postings zu tun hat.
Also wenn jemand auf Grund des (vermeintlichen) Alters verspotten würde. Kennst du jemanden hier, der das getan hat? Na?
Das macht nichts. Selbst wenn sie nur die Nennung irgendeiner Person zur Untermauerung ihrer Position heranziehen sollte, und nicht etwa ein Zitat dieser Person, ist das kein "ad hominem" im eigentlichen Sinn. Der Klassiker des "ad hominem" ist der Angriff gegen die Person (wo man doch gegen ihre Argumente zu Felde ziehen sollte), um sie als Person unmöglich zu machen. Das ledigliche Nennen anderer Personen für den eigenen Standpunkt ist das eben gerade nicht. Diesen Klassiker praktizierst du in ausführlichster Weise und eben nicht Freni.
Was ein "Klassiker" sein mag, gibt weder Inhalt noch Motivation meiner Bewertung von Postings vor.
Aber, informiere dich hier:
Und da frenilshtar in Zuge dessen immer wieder die *anerkannte Persönlichkeit* ihrer dafür benutzten "Autorität" hernimmt, um seinem "Argument" Gewicht zu verleihen, ist "argumentum ad hominem" sehr wohl eine korrekte Bezeichnung seiner Strategie.
 
Aber schließen einander eben auch nicht aus.
Richtig, so wenig wie sich Blondheit und Verbrechen oder rund und Vergangenheit gegenseitig ausschließen.
Wäre aber unsinnig, auf Grund jener Binsenweisheit Blondheit als verbrecherische Haarfarbe oder "rund" als vergangene Form definieren zu wollen.
Ich glaube jedoch, daß du genau das suggerieren wolltest, und darüberhinaus sogar, daß "undemokratisch" mit Verbrechertum Hand in Hand ginge.
Du glaubst auch, dass die Abschaffung der Monarchie ein Fehler gewesen sei.
Ich lerne daraus, dass erwiesener Maßen mehrere Irrglauben in dir zu finden sind.
Die Demokratie darf niemanden dazu verpflichten, gefälligst demokratisch denken zu müssen. Tut sie es dennoch, ist sie bereits Ochlokratie.
Falsch. Demokratie heißt nicht mehr oder weniger als "Herrschaft des Volkes". Will das Volk, dass es diese Verpflichtung gibt und setzt diesen Willen durch, ist das durchaus demokratisch. Du kannst nicht alles, was dir missfällt, als "undemokratisch" bezeichnen und glauben, dass du mit dieser Argumentationsweise außerhalb deiner Kreise irgendeinen Punkt machen kannst.
In einer Demokratie sollte man nicht nur seine Ideologie frei wählen können, sondern sie auch frei äußern dürfen.
Wenn das Volk diese Freiheit will und diese Freiheit auch durchsetzt, ist das demokratisch. Wenn das Volk Einschränkungen dieser Freiheit will, ist das ebenso demokratisch. Manche fordern auch "freie Fahrt für freie Bürger" und argumentieren auf deine Art gegen jegliches Tempolimit. Eine doch eher missbräuchliche Argumentation, findest du nicht?
Ich stimme dir zu, daß die Freiheiten, die eine freie Demokratie bietet, für alle (und zwar wirklich alle) gelten, nicht nur für jene, die die Freiheit für ihre malignen Zwecke mißbrauchen.
Ja, und ALLE haben nicht die Freiheit, beispielsweise das Nazitum öffentlich hochleben zu lassen.
Und alle haben die Freiheit, innerhalb des rechtlichen Rahmens erlaubte Nutzung persönlicher Freiheiten nach Belieben zu kommentieren.
Lebe damit oder arbeite daran, die Verfassung entsprechend zu ändern. Aber nur auf demokratische, verfassungsmäßige Weise. Ansonsten bekommst du ein Problem mit unserer wehrhaften Demokratie.
Ich sprach nicht von Faschismus, sondern von Ochlokratie.
Von dem, was DU unter Ochlokratie verstehen willst.
Nun, du hältst dein Bellen zwar für Heulen, aber, glaube mir, es ist ein Bellen deinerseits (und zwar ein dich selbst sehr entehrendes).
Deine Elegie zeigt nicht mehr und nicht weniger als deine Verletzung.
 
Lies doch mal bitte richtig! "In diese Richtung... tendiert unsere Demokratie, sofern sie..."
Wobei "richtig" heißt, so zu lesen, wie du gerne hättest, dass ich lesen würde.
Aber, ich nehme mir die Freiheit heraus, nicht einfach deinem Willen zu folgen.
Mir ist Erkenntnis wichtiger als die Befriedigung deiner Wünsche.
 
Mich hat es immer stark beeindruckt, daß der einflußreiche und wohlhabende Cicero das Buch "De rerum natura" seines philosophischen Widerparts Lukrez, der über keine finanziellen Mittel verfügte, veröffentlichen ließ, um der Meinungsvielfalt wegen. Dem Epikurismus stand Cicero nämlich feindlich gegenüber. Dennoch veröffentlichte er eines der Hauptwerke aus dieser Philosophenschule, das wir ohne Ciceros Wirken nicht besäßen. Diese noble Geste Ciceros empfinde ich als vorbildlich. Unsere westlichen Demokraten sollten sich ein Beispiel an diesem Verhalten nehmen, und den ideologischen Widerparts dazu verhelfen, frei die eigene Meinung äußern zu können, ja mehr noch, ihre Verbreitung zu fördern.
Dir geht es nicht um irgendeine Noblesse, sondern einfach darum, demokratischen Widerstand gegen deine Ideologie zu brechen.
Wenn du tatsächlich dazu stehen würdest, müsstest du die Ablehnung deiner deiner undemokratischen Ideologie doch fördern wollen.
Aber du machst genau das Gegenteil, du willst sie madig machen.
 
So wie ihr (du, Anideos und plotin) euch hier gebt, versteht ihr das Jakobinertum unter Demokratie.
Du willst die freie Demokratie, in der wir sehr gut leben, als etwas Schlechtes darstellen, um das Schlechte, das du willst, als Demokratie ausgeben zu können. Viele Querdenker, von Kickl über die afd bis hin zu den Antianticoronamaßnahmendemonstranten ("WIR sind das Volk!") versuchen, mit dieser Perversion der Tatsachen zu punkten. Außerhalb ihrer Kreise haben sie aber ein Problem damit.
 
Zu den Regeln gehört aber nicht, wie man seine Ideologie oder seine politische Anschauung auszurichten habe.
Richtig, aber sehr wohl Einschränkungen, welche Ideologien oder politischen Anschauungen man öffentlich propagieren darf.
Auf das Abdriften unserer Gesellschaft in den Faschismus durch rechtsextremistische Elemente wird ja schärfsten geachtet,
Was dich offensichtlich sehr stört.
auf das Abdriften in die Ochlokratie durch das Jakobinertum leider nicht.
Das behauptest du. Aber verständlich, dass du die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf irgendetwas anderes lenken möchtest, sodass du und deinesgleichen ihre Ziele ungestört verfolgen können.
Die Demokratie wurde Westdeutschland aufdiktiert! Da kannst du dich drehen und wenden, wie du willst.
Du siehst schon, dass deine Behauptung ein Paradoxon darstellt?
Man kann ein Volk nicht dazu zwingen zu herrschen. Wenn man dies täte, würde das Volk nur folgen und nicht herrschen.
Da kannst du dich drehen und wenden, wie du willst.
Nein, im Osten hat man sie sich erkämpft! Dieses Erkämpfen wäre aber gescheitert, wenn die DDR nicht ökonomisch am Ende gewesen wäre. Dann hätten Honecker & Co. die Revolution einfach niedergeschossen (oder auch die Sowjets hätten das Schießen anordnen können).
Die meisten völkischen Rechtsextremen legen sich einen Heldenmythos zurecht. Oder mehrere Heldenmythen. Schmeichelt dem geschundenen Ego und rechtfertigt -als überlegenes Volk- auf andere Völker herab zu blicken und ggf auch jene zu triezen.
Die meisten Menschen in Deutschland wollten eben gerade keine Demokratie.
Nicht die meisten Menschen, aber ein nicht geringer Teil der Bevölkerung will eine Alternative zur Demokratie. Vor allem im Osten.
Sie fühlen sich als Verlierer, geben der Demokratie die Schuld daran und hoffen durch ein "neues Mischen der Karten" mehr Glück zu haben.
Eine äußert dumme Strategie, die schon des Öfteren verfolgt wurde, aber zumeist in einer Katastrophe endete.
Denn in der Weimarer Republik war die Demokratie in der Bevölkerung weitestgehend verhaßt.
Auch im postsowjetischen Russland waren nicht alle von der Demokratie begeistert. Ist ja auch verständlich, denn durch das Ende der Sowjetära ging es nicht alle automatisch deutlich besser, und auf die Sowjetära folgte ja nicht eine funktionierende, freie Demokratie, sondern zunächst einmal ein Machtvakuum. Das Sowjetsystem wurde ja nicht langsam und geplant in eine funktionierende Demokratie übergeführt, sondern das Sowjetsystem ist zusammengebrochen. Die Menschen aber hatten keine Erfahrung mit der Umsetzung einer freien Demokratie. Es ist ja nicht so, dass eine Demokratie eine natürliche Ordnung wäre, die sich automatisch einstellt, wenn man sie nicht unterdrückt, sondern sie ist eine Ordnung, die aktiv gelebt, aktiv erhalten und aktiv verteidigt werden muss. Auch gegen solche Angriffe wie von deiner Seite.
Und durch die 12 Jahre Nationalsozialismus soll sich nun auf wundersame Weise ein demokratisches Bewußtsein in der Bevölkerung entwickelt haben. Das ist höchst unglaubhaft.
Die Menschen haben äußerst intensiv und äußerst schmerzhaft gelernt, wie es ist, unter dem Faschismus zu leben.
Was, wenn nicht Demokratie, hätte die Bevölkerung denn gewollt, deiner Meinung nach?
Aus genau diesem Grunde ließ man ja auch in der Bundesrepublik den Präsidenten nicht mehr, wie einst in der Weimarer Republik, direkt vom Volke wählen, sondern durch das Parlament, weil man der deutschen Bevölkerung in dieser Hinsicht nicht traute.
Dass in Österreich der Präsident direkt gewählt worden ist, widerspricht deiner Theorie.
Oder hast du nachvollziehbare Gründe, warum man der deutschen Bevölkerung nicht getraut hätte, der österreichischen hingegen schon?
Ich sehe hier nicht mehr als ein weiter Versuch, einen Opfermythos zu bemühen, aber vielleicht kannst du eine alternative Lesart anbieten.
 
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