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"Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

AW: "Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

Miriam,

im Unterbewusstsein hattest Du sicher das ODER weggelassen, weil es hier auf keinen zutrifft(?)

Jedenfalls ergibt der Aussagesatz das wieder, was hier zu lesen ist:

Manche haben keine Ahnung von dem was sich hinter dem Eisernen Vorhang tat, haben da nie gelebt, haben sich auch nicht informiert.
 
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AW: "Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

Ja, dieser Trend ist da und sehr bedenklich. Denn eine Gesellschaft, die "total verteilungsgerecht" ist, ist zugleich sozialistisch, da das gerechte Verteilen aller Mittel voraussetzt, dass der Staat über alle Gelder, die fließen, verfügt und sie nach eigenem Plan "gerecht" verteilt. Tja, soetwas heißt eben leider sozialistische Planwirtschaft und scheitert gesetzmäßig.

Dazu braucht es keinen Sozialismus, der Staat verfügt auch in unserem Wirtschaftssystem der "freien Marktwirtschaft" über alle Gelder, die ihm zwangsweise zufließen (sprich: Steuern, Abgaben, Beiträge...) und verteilt sie nach Gutsherrenart, wie man aktuell am 500-Milliarden-Euro-Rettungspaket für die darbende Finanzwirtschaft sieht.
Zum jetzigen Zeitpunkt mit dem "regelmäßigen Scheitern der sozialistischen Planwirtschaft" aufzuwarten, ist von allerfeinster Ironie: geht denn nicht gerade eben auch die vielgepriesene "freie Marktwirtschaft" den Bach herunter?
Was ist an der Freien Marktwirtschaft denn noch frei bei dieser staatlichen Alimentierung?

Ihre Würde hatte die DDR zum Schluß wohl nur noch darin, daß sie die volkseigentümliche Mangelverwaltung bis zuletzt nicht aufgab - eine Würde des Verlierers, der immerhin seinen Prinzipien treu blieb.

Na, immerhin hatte sie Würde...
So ein feines fettes Rettungspaket hätte übrigens jede noch so in Grund und Boden gewirtschaftete sozialistische Planwirtschaft wie Phoenix aus der Asche auferstehen lassen. Überheblichkeit ist daher unangebracht.


(Hiermit will ich keineswegs einer sozialistischen Planwirtschaft das Wort reden, die Bewertung des freien Marktes als das bessere Wirtschaftssystem kann ich aber auch so nicht stehen lassen.
Das Idealste wäre wohl der goldene Mittelweg der unter sozialen Aspekten regulierten Marktwirtschaft - also der guten alten Sozialen Marktwirtschaft.)
 
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AW: "Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

Apropos Sozialismus.

Weil es grad so gut passt, hier noch ein Schmankerl aus dem Spiegel online :

Zitat:
Ich sitze also bei meiner Friseurin, lasse mir die Haare schneiden - und von der koreanischen Immigrantin erklären, warum sie für John McCain stimmen wird.

In erster Linie, sagt sie, weil Obama "den Armen Geld geben will", was ihrer Meinung nach "Sozialismus" sei. Sie verrät noch, dass sie im Jahr brutto zwischen 30.000 und 40.000 Dollar verdient - und fängt dann überraschenderweise ein Plädoyer für den gutverdienenden Anwalt an, der 250.000 per annum verdient und mehr Steuern zahlen soll, wenn es nach Obama ginge. "Das sind immerhin meine Kunden. Die haben auch hohe Kosten, zwei oder drei Kinder im College, große Häuser, zwei Autos. Für die ist es auch hart."

Das hat mir glatt den Atem verschlagen.

Hier haben wir also eine Immigrantin der ersten Generation, die in einer winzigen Stadtwohnung lebt, die sie sich auch noch mit ihrer Schwester teilt - und ausgerechnet sie zeigt Verständnis für Washingtons Top-Anwälte und ihre Villen in den Vorstädten. "Sie sollten auch nicht mehr Steuern zahlen als andere Leute", meint sie, schnippschnipp. "Die arbeiten doch genauso hart wie Sie und ich", schnippschnipp.

Jetzt mischt sich auch ihre Schwester, die ebenfalls um die 30.000 Dollar im Jahr verdient, in die Diskussion ein: "Ich weiß, dass diese Steuersache wahrscheinlich gut ist für uns, wir bringen ja nicht so viel nach Hause. Aber es ist falsch, dass er die anderen so hoch besteuern will. Deshalb werde auch ich McCain wählen."

Es war ein ernüchternder Moment - und eine wichtige Mahnung, wie gefährlich die Macht der vorsätzlichen Fehlinformation ist.

Wir sind gerade einmal zwei Straßen vom Weißen Haus entfernt. Meine beiden Gesprächspartner bezeichnen sich selbst als "Newsjunkies". Und trotzdem sind sie der gröbsten Falschmeldung aufgesessen, die McCains Propagandamaschine bis jetzt produziert hat: Dass es sich bei Barack Obama um einen Sozialisten handelt.

Im Lexikon der US-Politik ist "Sozialist" ein schmutziges Wort, das gleich an zweiter Stelle hinter "Kommunist" rangiert. Beide Vokabeln werden im übertragenen Sinn auch mit "un-amerikanisch" übersetzt, und das ist möglicherweise das schlimmste Attribut, das wir überhaupt zu vergeben haben.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,584767,00.html
 
AW: "Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

Weils gerade passt:

"Schulden ohne Sühne

... Eines der extremsten Kapitel der Währungsunion ist der Ausverkauf der ostdeutschen Banken. So grotesk wie hier ging es kaum anderswo zu. Die Bundesregierung schenkte, auch mit Hilfe der Volkskammer, den westdeutschen Banken Milliarden, auf Kosten der Steuerzahler. Aber warum? Waren die Akteure mit der Situation überfordert? Fehlte ihnen die Zeit und die Weitsicht nicht etwa, wie Köhler sagte, für Reformen im Westen, sondern die Transformation des Ostens? Wollten sie das Ausmaß der Belastung so lange wie möglich verschweigen, also die Probleme durch eine exorbitante Schuldenaufnahme verschieben, um sich über die nächste Wahl zu retten? Nutzten es die Banken aus, dass die Bundesregierung sie für eine schnelle Währungsumstellung brauchte? Oder ergriffen da einfach welche die Chance, in den Mantel der Geschichte gehüllt die Staatskasse zu plündern? Haben gar, wie zuweilen gemutmaßt wird, von der Abwicklung bedrohte DDR-Funktionäre bei ihrem Feind, der BRD, eine Schuldenbombe deponiert? Oder, noch wildere Spekulation: Wollten die alten Mächte, wenn sie die Wiedervereinigung schon nicht verhindern konnten, wenigstens dafür sorgen, dass der Wirtschaftsaufbau nachhaltig behindert wird?

Was damals mit den Banken geschah, ist jedenfalls eine atemberaubende Volte. Dabei ist der folgenschwere Zug, der im Westen die Kassen füllt und im Osten Betriebe reihenweise ruinierte, nicht viel mehr als ein semantischer Trick. Es wurde einfach so getan, als wäre die zentrale DDR-Planwirtschaft ein freies Handelssystem gewesen, mit vollkommener Autonomie jedes Unternehmens. Im Kern standen dabei die vermeintlichen Kredite der Ostbetriebe... "

Quelle: Tagesspiegel
 
AW: "Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

Einen ganz flachen noch hinterher:

Warum hatte die DDR die sicherste Währung der Welt?

uǝqɐɥ ǝıs ǝʇlloʍ ɹǝuıǝʞ :zauberer2
 
AW: "Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

Gerade in letzter Zeit wird im Zuge der allgemein um sich greifenden Ablehnung des westlichen Systems auch die DDR in vielen linken westlichen Köpfen wieder zunehmend als "nett" empfunden. Und sozialistische Modelle scheinen auch in D wieder salonfähig zu werden.

Hallo pispezi,

du scheinst das Wort "sozialistische Modelle" sehr einseitig auf die DDR zu reduzieren und linke Denkweisen generell abzulehnen.

Keiner ist doch so dämlich, Modelle, die sich in der Praxis nicht bewährt haben, zu propagieren. Kaum einer will die DDR wirklich zurück haben. Das heisst aber noch lange nicht, dass jedermann das existierende kapitalistische System als das Non-plus-Ultra empfindet. Gerade jetzt treten wieder einmal Eigenschaften dieses Systems zutage, die bereits K. Marx als typisch bezeichnete, nämlich die hemmungslose Jagd nach Profit. Ich erspare es mir, auf das berühmte Zitat von K. Marx einzugehen, ab welcher Profitrate das Kapital willens ist, über Leichen zu gehen.

Links zu denken ist das Privileg der meisten Jugendlichen. Diese haben noch am ehesten ein natürliches Gefühl für die Ungerechtigkeiten dieser Welt, und sie können sich durchaus das Modell eines "demokratischen Sozialismus" vorstellen.

Mich erstaunt nur, wie du, pispezi, als ehemaliger DDR-Bürger so rasch zu einem Anbeter des jetzigen Systems werden konntest.

Gruss
Hartmut
 
AW: "Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

Hallo pispezi,

du scheinst das Wort "sozialistische Modelle" sehr einseitig auf die DDR zu reduzieren und linke Denkweisen generell abzulehnen.

Keiner ist doch so dämlich, Modelle, die sich in der Praxis nicht bewährt haben, zu propagieren. Kaum einer will die DDR wirklich zurück haben. Das heisst aber noch lange nicht, dass jedermann das existierende kapitalistische System als das Non-plus-Ultra empfindet. Gerade jetzt treten wieder einmal Eigenschaften dieses Systems zutage, die bereits K. Marx als typisch bezeichnete, nämlich die hemmungslose Jagd nach Profit. Ich erspare es mir, auf das berühmte Zitat von K. Marx einzugehen, ab welcher Profitrate das Kapital willens ist, über Leichen zu gehen.

Links zu denken ist das Privileg der meisten Jugendlichen. Diese haben noch am ehesten ein natürliches Gefühl für die Ungerechtigkeiten dieser Welt, und sie können sich durchaus das Modell eines "demokratischen Sozialismus" vorstellen.

Mich erstaunt nur, wie du, pispezi, als ehemaliger DDR-Bürger so rasch zu einem Anbeter des jetzigen Systems werden konntest.

Gruss
Hartmut

Hallo Hartmut,

jetzt weiß ich nicht, wo ich anfangen soll, und es packt mich regelrecht etwas wie Verzweiflung ob der unwandelbaren Sucht so vieler Leute, in Zustände zu wollen, die erwiesenermaßen katastrophal enden.

Du sagst selber, dass der Sozialismus nicht wiederbelebt werden solle.
Das kapitalistische System gefällt Dir (und etlichen anderen) aber auch nicht.
"Demokratischen Sozialismus" kann es nicht geben, denn Sozialismus ist grundsätzlich Diktatur. Warum? Weil Sozialismus identisch ist mit vollkommen zentralistischer Planwirtschaft, d.h. in einer "sozialistischen Ökonomie" ist das private, freie Wirtschaften (und Denken/Reden!) der Individuen ausgeschlossen - mit immer wieder erwiesenen desaströsen wirtschaftlichen Folgen.

Ich, Hartmut, habe doch erlebt, wie sich das anfühlt und wie es sich demgegenüber anfühlt, wenn man statt dessen in einer wenigstens partiell freien Marktökonomie lebt.
Genau deshalb bin ich zu einem Befürworter (nicht "Anbeter", denn Anbeten setzt Blindheit voraus) der Marktwirtschaft geworden.
Es ist doch millionenfach erwiesen, dass alle "Sozialismen" scheitern, politisch und ökonomisch. Denn sie sind Diktaturen, welche die schöpferischen Kräfte des Menschen einschnüren.

Deshalb: Nie wieder Sozialismus, weil es keinen "guten, demokratischen" geben kann. Da wir außerdem keine Alternative haben, müssen wir eben kapitalistisch leben - es hilft nichts. So schlecht es in diesem System zu Zeiten auch läuft, wir müssen in diesem leben, alles andere ist versucht worden - mit katastrophalen Folgen.

Und: Für mich persönlich wie viele andere meiner Bekannten und Freunde war es eine klare Verbesserung, vom Sozialismus zum Kapitalismus zu wechseln!

LG, pispezi :zauberer2
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: "Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

Und wie wäre es, wenn man den sozialen Gedanken, in Form eines angemessen hohen bedingungslosen Grundeinkommens (vielleicht sogar in Kombination mit zeitlich begrenztem Geld ("Schwundgeld")), in ein bestehendes kapitalistisches System integriert?
 
AW: "Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

Und wie wäre es, wenn man den sozialen Gedanken, in Form eines angemessen hohen bedingungslosen Grundeinkommens (vielleicht sogar in Kombination mit zeitlich begrenztem Geld ("Schwundgeld")), in ein bestehendes kapitalistisches System integriert?

Ja klar, einen gewissen staatlichen Hilfsbetrag soll es durchaus geben können... Aber ich bin sehr skeptisch bzgl. "bedingungsloser" Zahlungen, weil genau das wieder außerordentlich sozialistisch (weil leistungsunabhängig) daherkommt.

:zauberer2
 
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AW: "Unsere sozialistische Deutsche Demokratische Republik, sie lebe hoch!"

Zitat von Culatello:
Na, immerhin hatte sie Würde...

Die genau worin bestand?

In dem Auseinanderreißen von Familien?

In der Bespitzelung, Schikane und Einkerkerung von (teilweise auch nur vermeintlichen) Systemgegnern?
In der Ermordung von Menschen, die sich nicht "sozialistisch" zwangsbeglücken lassen sondern das Land verlassen wollten (Stichwort Mauerschützen)?

Ich kann an diesem Staat nicht das Mindeste an Würde finden.

Und fluuu: Über das "Dritte Reich" kann gar nicht genug gesprochen werden, aber die DDR sollen wir in Frieden ruhen lassen? Oh nein. Über die DDR wird in unserem Geschichtsunterricht viel zu wenig gesprochen.

Deutschland ist auf dem linken Auge blind. Die Verharmlosung der DDR ist nur ein Symptom dafür.

Ein anderes ist die Verharmlosung des Linksextremismus in unserer Gesellschaft.

Wer schon einmal auf einer Anti-Nazi-Demo war kennt das Bild:
Auf der rechten Straßenseite: Neo-Nazis. Kleidung: Neuerdings schwarzer Kapuzenpulli, Sonnenbrille. In der Hand teilweise eine Reichskriegsflage (Farben: schwarz, weiß, rot). Sie grölen Landser-Texte.

Auf der linken Straßenseite, teilweise vermengt mit friedlichen Gegendemonstranten: die "Antifa" und die Autonomen. Kleidung: schwarzer Kapuzenpulli, Sonnenbrille. In der Hand teilweise eine Antifa-Fahne (Farben: schwarz, weiß, rot). Sie grölen "Bella ciao."

Ich gebe zu, dass trifft nicht auf alle zu. Aber auf viele. (Auch die Starßenseiten dürfen gerne mal vertauscht sein.)
Es sind nicht nur die gleichen Äußerlichkeiten, es ist auch die gleiche Einstellung: WIR sind im Recht, die anderen sind die Bösen. Deswegen dürfen wir nahezu alles mit ihnen tun, um unsere Anschauung durchzusetzen.

Die gleiche geistige Beschränktheit auf beiden Seiten.

Jetzt sind aber nicht wenige Deutsche minder beschränkt. Sie sind gegen Rechtsextremismus, weil man ihnen in der Schule beigebracht hat, dass rechts irgendwie böse ist.
Vom Linksextremismus hat keiner was gesagt- deswegen stellt man sich einfach mal zur "Antifa" dazu.

Auf die Idee, dass der Extremismus das verachtenswerte ist, und das es den nicht nur in Braun sondern auch in Rot gibt, kann man ja nicht kommen.

Der Rechtsextremismus ist schlimm, weil er Menschen entmenschlicht.
Dieses Kriterium trifft aber auch auf den Linksextremismus zu.

Die Nazis haben Menschen wegen ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religion, ihrer sexuellen Ausrichtung oder ihrer politischen Ansicht schikaniert- und ermordet.

Und in der DDR?
Auch dort sind Menschen wegen ihrer politischen Ansichten schikaniert worden. Weggesperrt worden.
Und auch ermordet worden (nochmals Stichwort Mauerschützen).


Entmenschlichung
ist das Verbrechen, das sie alle verbindet.

Mfg,
Sunnyboy
 
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