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Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage



Liebe Lilith,

ich teile Frankies Meinung und drücke es nun etwas anders aus:
deiner Parallele kann ich aus meiner Sicht nicht zustimmen – denn das Nachdenken und Zusammenhänge herstellen sind äußerst produktive Vorgänge im rationalen Bereich, das Heulen und Wehklagen – wenn auch verständliche Reaktionen, sind Ausdruck von Ratlosigkeit und finden meist statt wenn man nicht weiß wie ein Weg weiterzuführen sei. Das eine, Nachdenken und Zusammenhänge herstellen, sind unabdingbare Schritte für die Entscheidungsfindung, das andere heulen und wehklagen können lähmend werden wenn man sie ohne zeitlicher Begrenzung fortsetzt.

Dies nun ein wenig vom Thema abweichend.

Und ich muss nun, ohne Wehklagen oder Jammern, mich entscheiden zu putzen.

Liebe Grüße

Miriam

 
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AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Echter Schmerz, echte Trauer vs. echtes Nachdenken, echtes Schlussfolgern (mit einem Schluss, einem Ende!), das sind die emotionalen vs. rationalen Pendants.

Aber Jammern ist das emotionale Pendant zum ewigen Denken im Kreis auf der rationalen Seite: Jammern ist das ewige Fühlen und Leiden im Kreis.

lg Frankie
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

@Miriam und Frankie:

Ja, ich weiß! Eure Einwände sind mir vertraut.
Lassen wir das Wehklagen lieber erst gar nicht so unkontrolliert zu, es könnte sein, dass wir es nicht mehr stoppen können. Allzuviel habe wir in unserem Leben schon geschluckt, allzuviel haben wir an Schlägen eingesteckt und mussten irgendwie damit fertig werden. Leider sind wir es nun selbst, die ziemlich fertig sind. Aber wir halten uns tapfer. Wir sortieren unsere Gefühle in ernstzunehmende und zu vernachlässigende, wir treffen vernünftige Entscheidungen, auch wenn wir ratlos und orientierungslos sind. Wir brauchen dazu einfach nur eine klare Sprache, sehr überzeugend klingende und leicht angriffslustige Formulierungen, schon fühlen wir uns stark und sicher.

Und das überzeugt uns auch davon, dass wir unser Leben gut und fest im Griff haben, dabei sind wir auf dem besten Weg, uns selbst zu erwürgen. Aber immerhin haben wir wenigstens nicht gejammert.


@ frankie: Zivilcourage hat nicht unbedingt nur mit der Anzahl der Personen zu tun, die sich den Mund aufmachen trauen. Zivilcourage habe ich, wenn ich mich von der Macht der Obrigkeit nicht einschüchtern lasse und für mein Recht oder das Recht von anderen eintrete. Damit ist klarerweise nicht nur die Staatsobrigkeit gemeint, sondern auch, wie in Kathis Beispiel, auch eine hierarchische Obrigkeit, wie sie ein Schuldirektor ja darstellt.



Ich weiß auf vieles keine Antwort. Ich spüre aber, dass über so manche Unsicherheit viel zu schnell drübergefahren wird, nur um seine eigene Meinung ja schnell wieder abzusichern. Gerade im Bereich von Themen, die mit Schuld oder Scham zu tun haben, die vielleicht durch Darüber Sprechen erst einmal wirklich beleuchtet werden können. Der ganze Themenbereich "Fremdheit bzw. Fremd-Sein" gehört hier hinein.
Ob ich an dieses Thema aus der Position eines "Richters" (im weitesten Sinne) oder eines "Bittstellers" der vll. auch gleich zum "Angeklagten" wird, herangehe, bewirkt dann auch sehr unterschiedliche Antworten.

In Ö gingen gestern und schon einige Tage vorher die Wogen hoch, weil eine Familie, die seit fünf Jahren in Österreich auf die Entscheidung wartete, ob ihrem Asylantrag stattgegeben wird, nun plötzlich wieder in den Kosovo abgeschoben wurde. Die 15-jährige Tochter ist geflüchtet und immer noch nicht aufgetaucht. Sie drohte in einem Brief, sich umzubringen, da sie im Kosovo keine Zukunftschancen sieht. Die Familie war bereits gut integriert, die Mutter konnte hierbleiben, der Vater ist mit drei minderjährigen Kindern abgeschoben worden. Er hat dort keine Arbeit, keine Wohnung, einzig eine Großmutter ist noch dort.

Alles ist den geltenden Gesetzen entsprechend abgelaufen, der Ermessensspielraum für die Abschiebepraxis wurde nicht ausgeschöpft, aber das muss ja auch nicht sein.

Dass damit die Menschenrechte missachtet werden, schon durch die Formulierung solcher Gesetze, das wurde dem Innenministerium schon mehrmals mitgeteilt. Unsere zuständigen Minister haben sich darum nicht gekümmert. Man kann doch nicht einfach die Leute unkontrolliert herein lassen.

Derzeit läuft eine Mailaktion, die sich an den Bundeskanzler, den Bundespräsidenten und den Innenminister richtet, mit der darauf hingewiesen wird, dass wir als österreichische Staatsbürger unsere Volksvertreter bei der letzten Wahl nicht dazu ermächtigt haben, die Menschenrechte zu missachten.

:blume1:
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

daß man Eva Herman gekündigt hat,
hat nichts mit Zivilcourage zu tun

der vorgebrachte Kündigungsgrund hält einer Diskussion nicht stand


ergo

Eva Herman wurde Opfer der Spirale des Schweigens
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Lassen wir das Wehklagen lieber erst gar nicht so unkontrolliert zu, es könnte sein, dass wir es nicht mehr stoppen können.

Liebe Lilith! Ganz genau das habe ich ganz genau nicht gesagt. :nein:

Das ewige so halbert vor sich hin "Wehklagen", das eben nicht an die Wurzeln des Schmerzes geht und sich daher für immer Kreis dreht, das nenne ich Jammern. Jammern ist eben genau nicht echtes Wehklagen!

So, wie ich das oberflächliche "Denken", das nicht in die Tiefe und Schärfe der echten Ursachen geht, als Grübeln (Dümplen in kleinen Gruben) bezeichne, das auch nie ein Ende findet; sich im Kreis dreht.

Wieso, liebe Lilith, fährst du über diese wesentliche Unterscheidung einfach so drüber?

Ich habe weder Angst zu fühlen noch Angst zu denken, weil beides "nicht mehr aufhören könnte". Aber ich halte wenig vom so-ein-bisschen-vor-sich-Hinfühlen (=Jammern) und ein-bisschen-vor-sich-Hindenken (=Grübeln), das beides niemals zu etwas führt. :)

lg Frankie
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Zivilcourage hat nicht unbedingt nur mit der Anzahl der Personen zu tun, die sich den Mund aufmachen trauen. Zivilcourage habe ich, wenn ich mich von der Macht der Obrigkeit nicht einschüchtern lasse und für mein Recht oder das Recht von anderen eintrete. Damit ist klarerweise nicht nur die Staatsobrigkeit gemeint, sondern auch, wie in Kathis Beispiel, auch eine hierarchische Obrigkeit, wie sie ein Schuldirektor ja darstellt.

Sowieso, eh klar! Aber wenn sich viele nicht einschüchtern lassen, dann brauche ich als einzelner keine Zivilcourage mehr. Dann sind wir sowieso in der Überzahl... :)

lg Frankie
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Ich kann mich dem einfach nicht anschließen.

Denn zumindest eins hätten "die Menschen" auf jeden Fall schon lernen können: vom Jammern kommt gar nichts.

Was tust denn du persönlich um dir selbst zu zeigen, dass du "etwas gelernt" hast? :)

lg Frankie

Wie ich schon geschrieben habe, ecke ich oft an, weil ich mir Dinge nicht gefallen lasse oder energisch dagegen argumentiere, wenn ich versteckte Gefahren in der Einstellung des Gegner sehe.

Ich darf wohl noch sagen, dass die Mehrheit zwar so tut als ob, es aber immer noch eine Minderheit ist, die sich tatsächlich einsetzt und handelt; was übrigens nicht einmal erwünscht ist, da man sich nur eigene Schwierigkeiten macht und im Abseits landet.. Das habe ich in meinem obigen Beitrag auch geschrieben und ich gebe zu manchmal hoffnungslos zu sein, weil ich selbst nicht immer die Stärke aufbringen kann, allein dazustehen und unbeirrt weiterzumachen. Im Großen und Ganzen kann ich aber eh nicht anders..

Etwas anderes als "Jammern" ist es ja auch nicht so einen Thread zu eröffnen, da darin nur geschrieben wird, wie schlimm es ist, dass solche Dinge heute noch möglich sind und sich heute wie damals wenige Leute trauen etwas dagegen zu unternehmen.
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Hallo Frankie!
Geh davon aus, dass ich das, was du schreibst, sehr genau lese. Geh nicht davon aus, dass ich genau das dabei verstehe, was du meinst, denn ich bin nicht du.
Geh aber wiederum unbedingt davon aus, dass auch das, was ICH schreibe bei dir nicht so ankommt, wie ich es verstanden haben wollte.

Es lohnt sich vielleicht, auch mal von verschiedenen Gesichtspunkten hinzuschauen. Es könnte ja sein, dass man erst nach und nach dahinterkommt, was der andere meint. Vielleicht kannst du dann auch erkennen, dass ich ganz und gar nicht über dir wichtige Unterscheidungen drüberfahre.

Invains Hinweis, dass die Eröffnung eines Threads zu einem bestimmten Thema ja auch nichts anderes ist, als etwas zu "bejammern", ist aus meiner Sicht richtig.
Es ist eine Mischung aus Jammerei und Selbstbeweihräucherung. Denn immerhin stellen wir, die wir nicht schweigen wollen, uns damit hin als die "Guten". Nicht wahr?

Für die "Guten" ist es manchmal schwierig zu akzeptieren, dass nicht jeder dieses als "richtig" dargestellte Verhalten auch allgemein als richtig ansieht.

Wenn schon bei so kleinen Nebensächlichkeiten so leicht unterschiedliche Erklärungen möglich sind, wie sieht das erst bei der Bewältigung von großen Differenzen aus?

Und Frankie, ich wollte darauf hinweisen, dass es oft gerade die winzigen Nebensächlichkeiten sind, die du gern wegwischen möchtest, die eine "Heilung" einer schwierigen Lage verhindern. Obwohl man sich doch sooooo bemüht hat, alles zu berücksichtigen. Aber du unterscheidest zwischen echtem Wehklagen und unnützem Jammern. Die Grenzen sind da sehr fließend.
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

invain schrieb:
Etwas anderes als "Jammern" ist es ja auch nicht so einen Thread zu eröffnen, da darin nur geschrieben wird, wie schlimm es ist, dass solche Dinge heute noch möglich sind und sich heute wie damals wenige Leute trauen etwas dagegen zu unternehmen.



Das nennst du jammern? Ich sehe das nicht so, finde es aber fast unmöglich gegen eine solche an den Haaren herbeigezogene Interpretation zu argumentieren.

Eigentlich wollte ich Euch bitten zu versuchen beim Thema zu bleiben und das sollte sich doch mit der Zivilcourage befassen - und auch mit dem Schweigen in politischen oder gesellschaftlichen Angelegenheiten.

Wir haben ja eine Menge anderer Unterforen bei denen man sich gut über dem tag-täglichen Lebensmut austauschen könnte - ein lohnendes Thema, aber das ja nicht unbedingt eine politische Dimension hat.

Ich wage es mit Zivilcourage(?) dies hier vorzuschlagen, das Thema, so wie ich es als Threaderöffnerin eingesetzt habe, ist bei weitem nicht ausdiskutiert. Und dabei war nicht vorgesehen über welche Zustände auch immer zu jammern. Wenn wir solche Missstände nicht aufzeigen, dieses Schweigen der Lämmer, wird sich auch wenig ändern.
Natürlich ändert man nicht in einem Forum die gesellschaftlichen Einstellungen, aber m.E. lernen wir persönlich so manches bei diesen eigentlich politischen Themen für unser RL.

Lilith schrieb:
Invains Hinweis, dass die Eröffnung eines Threads zu einem bestimmten Thema ja auch nichts anderes ist, als etwas zu "bejammern", ist aus meiner Sicht richtig.
Es ist eine Mischung aus Jammerei und Selbstbeweihräucherung. Denn immerhin stellen wir, die wir nicht schweigen wollen, uns damit hin als die "Guten". Nicht wahr?

Deinen Beitrag Lilith habe ich erst jetzt gesehen, und bin darüber sprachlos.

Gruß

Miriam
 
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Liebe Miriam,
lies bitte meinen Beitrag so, wie er da steht und interpretiere nicht Zusammenhänge hinein, die ich nicht geschrieben habe. Anders kann ich mir nicht vorstellen, warum du deswegen sprachlos bist.
 
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