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Radikalismus

pergola schrieb:
...
radikal
von lat. 'radix' = 'Wurzel', also 'von der Wurzel her'; Die Wurzel steckt im Grund und daher auch 'gründlich'.
...

Zeilis du bist wahrscheinlich in einer "radikalen Phase", denn du bist hier im DF sehr gründlich bei der Errichtung von neuen Ordnungen und Kategorien.

Aber ernsthaft: Ich verstehe mich als radikal im Sinne von pergolas etymologischer Definition. Das zeigt sich in meiner radikalen Suche nach immer neuen Antworten. Ich lasse mich in meinem Denken nicht einschränken von bestehenden "Wahrheiten" und gesellschaftlichen Spielregeln.

Zeili, meinst du vielleicht mit der radikalen Phase jene Zeit des Widerspruchs und Widerstands, in der man emotional und ungestüm auf alles reagiert, was andere von einem fordern? Die Zeit der Rebellion gegen das Etablierte, die auch Kinder in der Pubertät/Adoleszenz durchmachen?
Da führt das radikale Denken zum radikalen Handeln. Handeln bringt einen in Konflikt mit den anderen handelnden Menschen um mich herum, die sich entweder mit dem Widerstand auseinandersetzen (was bei heranwachsenden Menschen geschieht) oder durch Gesetze massive Schranken setzen (bestrafen, ins Gefängnis stecken).

Du kannst dann entscheiden, ob du deinen Radikalismus weiter ausleben willst oder ob du ihn nur aufs Denken beschränkst. Je nachdem, welche Erkenntnis du aus dieser Erfahrung gezogen hast.

herzlich
lilith
 
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Bevor wir uns im Kreise drehen, liebe Diskutanten, hier noch ein Vorschlag zur Einigung über die Definition von Radikalismus (wortwörtlich aus Wikipedia):

Die Begriffe Radikalismus und Extremismus beschreiben politische Ziele und Methoden, die fundamental von den Werten der jeweils bestehenden Gesellschaftsordnung bzw. Wirtschaftsordnung abweichen. Umgangssprachlich werden die Begriffe oft synonym verwendet, wobei jedoch Definition und Unterscheidung beider Begriffe umstritten sind.

Ich meinte bei meinen Ausführungen den Radikalismus in diesem Sinne. Jetzt wär's halt nicht schlecht, bei allem Akademiker- und Politikertum, wenn wir uns, bevor wir diskutieren, ob etwas gut und nützlich bzw. schlecht und sinnlos ist, einig würden, worüber wir diskutieren.

Zeili
ein kleiner HAK-Maturant und Schriftsetzer mit Hausverstand
 
lilith, da hast Du wohl recht: Zeili meint nur das Flegelalter, und Revolutionäre sind Flegel, die zu laxe Eltern hatten und sich anderweitig nicht austoben konnten. Auch das ist egal; wir wissen ja nicht, wo die Dinge herkommen -

pergola schrieb:
Man nenne es Ursprung, Urgrund, arché oder wie auch immer.
- die différance fällt mir da noch ein, wie die Philosophie Adornos, die dafür keine Namen sucht -

- und wer von uns ist auch nur im halben Ernste so radikal, daß er von einem anderen - unbesehen der diffamierenden Absicht - so genannt werden könnte?
 
Zeili meint nur das Flegelalter, und Revolutionäre sind Flegel, die zu laxe Eltern hatten und sich anderweitig nicht austoben konnten.

immerhin fühlt sich Gaius angesprochen

Aus der Einleitung geht immerhin hervor, daß eigenständiges kritisches Denken nur eine Jugendsünde sei, die verziehen werden kann, sobald der Sünder in den sicheren Hafen der anerkannten Auffassung zurückkehrt, und in solch überheblichem Wissen, was RICHTIG sei, unterscheiden sich Sozialdemokraten und Faschisten gewiß nicht.

'und in solch überheblichem Wissen, was RICHTIG sei, unterscheiden sich Sozialdemokraten und Faschisten gewiß nicht'


Liberale haben selbstverständlich keine Ideologie

denn der Gegensatz lautet auch nicht sozial/liberal
sondern rechts/links

ps
Gaius, bitte entferne die Bretter vor Deinem Kopf
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist Radikalismus

Hätte ich geahnt, dass es derartige Auffassungsunterschiede zum Begriff Radikalismus gibt, hätte ich das Thema "Was ist Radikalismus" genannt. Es ist mir bewusst, dass es für die meisten ein unangenehmes Thema ist, das allzu gerne verdrängt wird. Nichtsdestoweniger hat es die Menschheit bis jetzt beschäftigt, beschäftigt sie in der Gegenwart und wird sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft noch beschäftigen, schon deswegen, weil eben ganz, ganz selten (sozial reife) Meister oder gar Genies vom Himmel fallen. Wir sind es auch dann noch nicht, wenn wir ein Studium oder eine Matura absolviert haben. Da wissen wir zwar - theoretisch - einiges, wir können aber in dieser Entwicklungsstufe noch einen Schas. Darum gehört es auch diskutiert. Daher mein - weiterer - Beitrag zur Definition von Radikalismus:

Radikalismus ist eine Entwicklungserscheinung des Menschen, deren zeitliche Länge davon abhängt, wie geborgen jemand aufwächst und wie schwierig seine Lebenssituation ist, in die er hineingestossen wurde, bzw. in die er sich selbst hineinmanövriert hat.

Um Erweiterungen oder - fundierte - Widerlegungen wird gebeten.

Leicht verärgerte Grüße

Zeili
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Zeilinger.

Ich vermute, Zeili, die aufmüpfigen Heranwachsenden, wie du sie meinst, sind ein zeitlich versetztes Ausbrechen von Lebendigkeit, was vorher nur beim Kleinkind (unmerklich!) bekämpft wurde, hier aber, aufgrund der körperlichen Fähigkeit zum „Widerstand“ erstmals ernst genommen werden muss.

Das Kleinkind lässt sich leicht konditionieren, der Jugendliche wehrt sich und erstmals wird der Täter (z.B. Eltern) auch von einem außenstehenden Umfeld als solcher wahrgenommen (Ohrfeigen, Hausarrest, Verbote...) . Man hat vorher einfach die Tür zugemacht und das Kleine in seinem Schreinen und in seinen Schmerzen baden lassen, es ausweinen lassen, der Jugendliche wehrt sich gegen das zeitlich versetzte, jedoch gleichartig bevormundende Verhalten der Älteren. Beim Kleinkind kann der Erwachsene noch jegliche Lebensfreude gewaltsam unterdrücken und es mit dem Schleier fürsorglicher Eltern bedecken, in unserem Alter nehmen wir es nicht mehr war, wir glauben dem Unsinn, uns ständig verbessern zu müssen und „dazulernen“ zu müssen. (Bitte mal mit etwas Abstand und ohne mich als Krokodil wahrzunehmen, darüber nachdenken.) „Kai-Zen“ (stetige Verbesserung), wie es die von uns in den Achzigen so bewunderten hoch produktiven Japaner nannten, ist in den Firmen einer der Schlüssel moderner Sklaverei. Wir glauben fast alle, dass wir im leben besser werden müssen und aus unseren Fehlern lernen, dass wir lernen (im Sinne von „sosein“) müssen, das ist möglicherweise etwas, wo du mich als radikal bezeichnen wirst.

Ich vermute, dass das, was du hier bei den Heranwachsenden als radikal empfindest, keinerlei Motiv außer dem „Dagegensein“ hat. Auch wenn das Dagegensein fast noch mehr an die Regeln bindet, als die angepassten Erwachsenen ihr „erwachsen sein““, so finde ich doch diesen kleinen Ausbruch von Lebendigkeit nicht schlimm. Ich vermute, dass man als Jugendlicher auch durch die Entdeckung des anderen Geschlechts, als Möglichkeit zur Abfuhr der sexuellen Erregung, angespornt wird, Gefühle auszudrücken, wenn auch die Art des Ausdückens bei den meisten bereits so beeinlusst wurde, dass wir es als unnormal und gewalttätig empfinden, gar das Böse sehen. Wobei ich mir hier bei Ursache und Wirkung nicht so recht im Klaren bin.

Das was ich beschrieb, hat mit radikal sein, m.E. nichts zutun, die Lebensfreude der Jugendlichen stößt in diesem Alter wohl wehemment auf den Schwachsinn der Gesellschaft ihrer Eltern und Großeltern. Es wird für viele die letzte Erfahrung von Lebendigkeit in ihrem Leben sein.

Schön finde ich hier die Textpassage der "Toten Hosen" (Musikkapelle die in den Achzigern/Neunzigern noch nicht so zam war wie heute):
"...wir suchten unsre Grenzen, habt dank für die Geduld..."

An dieser Stelle fällt mir mein Thread mit dem Grenzsetzen und den Bewußtseinsgrenzen ein, in dem ich mit meiner These völlig untergegangen bin. Grundsätzlich möchte ich dir aber zustimmen, Zeili, wo die Liebe fehlt, wird Zorn entstehen, wo die Lebendigkeit auf sinnlose Grenzen stößt...und wenn der Zorn nicht als völlig normale Regung in einem Menschen erkannt und sinnvoll zugelassen und zugestanden wird, werden wir die Jugendlichen nie verstehn.

Viele Grüße
Bernd
 
Hallo Bernd,

habe zwar in diesem Thread nicht mitgetan - es gibt User, die möchten einem das kurze Mittun, bzw. Stellung nehmen in so einem Fall verbieten -erlaube mir aber trotzdem ein wenig auf Deinen letzten Absatz einzugehen.

Grundsätzlich möchte ich dir aber zustimmen, Zeili, wo die Liebe fehlt, wird Zorn entstehen, wo die Lebendigkeit auf sinnlose Grenzen stößt...und wenn der Zorn nicht als völlig normale Regung in einem Menschen erkannt und sinnvoll zugelassen und zugestanden wird, werden wir die Jugendlichen nie verstehn.


...........auch nicht die Erwachsenen, die auch davon betroffen sind.

Mit Dank für Deinen Beitrag

suche :blume1:
 
Hallo Bernd,

Schön finde ich hier die Textpassage der "Toten Hosen" (Musikkapelle die in den Achzigern/Neunzigern noch nicht so zam war wie heute):
"...wir suchten unsre Grenzen, habt dank für die Geduld..."
Wenn man so etwas oder so etwas Ähnliches sagt oder singt, hat man den Radikalismus überwunden und ist fast erwachsen.

Schön finde ich auch das Sprichwort: "Der Mensch wächst aus den Kinderschuhen, wenn er die Fehler seiner Eltern erkennt; er wird erwachsen, wenn er ihnen verzeiht, er wird weise, wenn er sich selbst verzeiht" (ist schon einmal im Forum, ich bin aber im Augenblick zu müde, um es zu suchen - ja, Arbeitslosigkeit kann auch müde machen).

In Deinen thread mit den Bewusstseinsgrenzen werde ich noch hineinschauen - in den nächsten Tagen). Freut mich, dass Du Dich im wesentlichen der Definition von Radikalismus - wie Wikipedia, der Duden und ich sie machte - anschließt (ich definierte ihn, bevor ich nachsah).

Ich bin überzeugt, dass wir beide und die meisten im Forum ihre wilde Zeit hinter uns haben und nicht radikal sein wollen, es sei denn, wir müssen, weil uns jemand dazu zwingt.

Liebe Grüße und gut' Nacht,

Zeili
 
von Zeilinger: Wenn man so etwas oder so etwas Ähnliches sagt oder singt, hat man den Radikalismus überwunden und ist fast erwachsen.

Hallo nochmal.
Ja, sofern man Radikalismus mit der von mir beschriebenen Lebendigkeit meint...und unter „erwachsen-sein“ Gelenkte Lebendigkeit versteht. Ich nenne es etwas provokant Unterdrückung.
Deinen Satz finde ich Quatsch, tut mir leid, das in meinem embryonalen Alter sagen zu müssen. Eine innere Reife zu erlangen, dazu gehört für mich sehr viel mehr, ich kann nichteinmal ganz erfassen, was dazu überhaupt alles gehört.

Erwachsen sein mag mit dem „Überwinden der eigenen Vergangenheit“ zu verbinden sein, aber ich bezeichne „erwachsen sein“ im üblichen Sinne, nicht als Reife. Dort sehe ich einen Grundsatzirrtum unserer Gesellschaft. Das ist es übrigens, was mich manchmal dazu verleitet, mit den „Erwachsenen“ Spielchen zu spielen, sie stecken immernoch in der Projektion ihres vorgefertigten Bildes auf mich, selbst wenn ich dort gar nicht mehr bin. Sie reden mit ihrem „eigenen“ Bild, nicht mit mir. Das selbe kennst du vielleicht von Partnerschaften. Solange die Menschen immer im anderen nur ein bestimmtes Bild sehen und die Realität mit diesem Bild schmerzvoll abgleichen, wird eine Beziehung nicht dauerhaft sein. "Den Partner jeden Tag neu entdecken" halte ich für eine sehr weise Ansicht, klingt sie auch etwas banal. Das Problem liegt nicht direkt im anderen, eher in dessen Abweichung zu meinem Bild von ihm. Er ist real, mein Bild ist reiner Unsinn. Normalität. Wir wollen uns gegenseitig verbessern und lernen, doch wohin soll das führen, wenn wir als Grundlage nur Bilder haben? Unser Bild von uns selbst, ist m.E. der Hauptirrtum, das was wir als unsere individuelle Persönlichkeit empfinden. Hier jemanden, der ein Bild perfektionieren kann, als erwachsen zu bezeichnen, das verrät vielleicht, für wie schwachsinnig ich unsre Welt halte.

Psychologie versteht unter dem, was ich hier als Bild bezeichne, das ICH. Es ist deren Bestrebung, ein starkes, selbsterkennendes, geordnetes und von quälendem oder behinderndem Unbewußtem weitgehend befreites und "im geeigneten Moment (Orgasmus, Tiefen-Entspannung...) durchlässiges" ICH zu erzeugen. Sie sehen das als real, als notwenig, als das, was du bist. Vielleicht siehst du mich als kleines überhebliches Licht vor diesem Hintergrund (also kann das nur Quatsch sein, was ich schreibe), aber vielleicht siehst du auch die Welt, wie sie ist und versuchst mal herauszufinden, warum sie über tausende von jahren weder von den Philosophen, noch Religionen oder Revolutionären verbessert werden konnte. Den Psychologen wird es ebenso nicht gelingen, fürchte ich. Es ist nur eine Idee, mehr nicht, verzeih mir bitte meine Kindlichkeit.

Freut mich, dass Du Dich im wesentlichen der Definition von Radikalismus - wie Wikipedia, der Duden und ich sie machte - anschließt (ich definierte ihn, bevor ich nachsah).
Ich hab nichts davon gelesen.

Ich bin überzeugt, dass wir beide und die meisten im Forum ihre wilde Zeit hinter uns haben und nicht radikal sein wollen, es sei denn, wir müssen, weil uns jemand dazu zwingt. …
Damit haben wir uns komplett missverstanden, fürchte ich. *grübel *

Viele Grüße
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
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Bernd schrieb:
Deinen Satz finde ich Quatsch, tut mir leid, das in meinem embryonalen Alter sagen zu müssen. Eine innere Reife zu erlangen, dazu gehört für mich sehr viel mehr, ich kann nichteinmal ganz erfassen, was dazu überhaupt alles gehört.
Es ist wohl mein Schicksal, dass ich immer anders gelesen werde, als ich schreibe; ich schrieb nicht "erwachsen", wie Du es liest, ich schrieb "fast erwachsen." Wo bleibt die sprichwörtliche deutsche Gründlich- und Genauigkeit ? Welche Partei hat sie abgeschafft ?

Erwachsen sein mag mit dem „Überwinden der eigenen Vergangenheit“ zu verbinden sein, aber ich bezeichne „erwachsen sein“ im üblichen Sinne, nicht als Reife.
Man kann sich natürlich auch erwachsen fühlen, wenn man an körperlicher Größe nicht mehr zunimmt. Erwachsen sein und reif sein - wenn man an Körper, Geist und Seele denkt - sind für mich 2 Wörter mit gleicher Bedeutung.

Solange die Menschen immer im anderen nur ein bestimmtes Bild sehen und die Realität mit diesem Bild schmerzvoll abgleichen, wird eine Beziehung nicht dauerhaft sein.
Man soll mit Veränderungen rechnen.

Er ist real, mein Bild ist reiner Unsinn. Normalität.
???

Wir wollen uns gegenseitig verbessern und lernen, doch wohin soll das führen, wenn wir als Grundlage nur Bilder haben? Unser Bild von uns selbst, ist m.E. der Hauptirrtum, das was wir als unsere individuelle Persönlichkeit empfinden.
In einer guten Beziehung funktioniert das; in einer schlechten oder wenn man allein ist, kann man wohl den Selbstbezug nicht aufgeben.

Psychologie versteht unter dem, was ich hier als Bild bezeichne, das ICH.
Wir haben ein Eltern-Ich, ein Erwachsenen-Ich und ein kindliches Ich.

Vielleicht siehst du mich als kleines überhebliches Licht vor diesem Hintergrund (also kann das nur Quatsch sein, was ich schreibe), aber vielleicht siehst du auch die Welt, wie sie ist und versuchst mal herauszufinden, warum sie über tausende von jahren weder von den Philosophen, noch Religionen oder Revolutionären verbessert werden konnte.
Ich sehe Dich nicht als überheblich, Bernd, ich kann Dir nur oft schwer oder gar nicht folgen. Dass der soziale Fortschritt der Menschheit sehr schleppend vor sich geht - da sind wir nach wie vor der gleichen Meinung.

Liebe Grüße

Zeili
 
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