Ich gelange immer mehr zur Überzeugung, dass Mystik (sei sie nun christlich oder nicht) die einzig (!) annehmbare Weiterführung ist, wenn es um Selbsterkenntnis geht. Mystik kann allerdings erst einsetzen, wenn der Verstand als ungenügendes Mittel zum Zweck erkannt wurde. Jeder um tiefe Selbsterkenntnis bemühte Mensch muss früher oder später, wenn er ehrlich genug gegen sich selbst ist, bei der Mystik landen, weil er einsieht, dass das Denken sich selbst nicht begründen kann. Untersucht man mal ein bisschen die Konzepte und die Funktionsweise des Denkens, so ergibt sich ganz schnell, dass das Denken typischerweise funktioniert wie die Mathematik. Entweder ist es vollständig, benötigt aber ein paar Axiome, welche völlig willkürlich einfach gesetzt werden, oder es ist unvollständig und man führt eine Meta-Ebene ein zur Begründung eines Gedankenkonstrukts.majanna schrieb:Dass absolute Leere die Voraussetzung sein könnte, sich selbst zu begegnen, erinnert mich allerdings an christliche Mystik.
In beiden Fällen ist das Denken nicht in der Lage sich absolut sondern immer bloss relativ zu begründen. Wer das einmal einsieht, kriegt die Krise, unweigerlich.
Diesen Punkt zu überschreiten ist sehr schwierig (oder er war es zumindest bei mir). Es ist quasi die Transzendenz des Denkens. An dieser Stelle gibt es, nach meiner Meinung, für den Menschen nur zwei Möglichkeiten: Entweder er wird Nihilist (dann wäre Suizid der konsequente Schlussstrich) oder Mystiker.
(Ich habe mich definitiv für's zweite entschieden. Und natürlich heisst das keineswegs, dass ich jetzt einfach blind an irgendwas glaube und nix mehr hinterfrage.)