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Faschismus und Du

Es sieht mir so aus, als gäbe es noch keine . . .

. . . Übereinstimmung darüber, was Faschismus eigentlich ist.

Wie wärs damit: Faschismus ist der Alleinherrschaftsanspruch einer Partei oder einer Nation.

In der Monarchie gab es einen Alleinherrschaftsanspruch einer Familie. Auch nicht viel besser. Demokratie ist schon richtig.

Zum Eingangszitat: Natürlich ist in jedem Menschen auch das Böse; es ist sein freier Wille, was er entwickelt und zeigt.

Liebe Grüße
Zeili
 
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Zeilinger schrieb:
Zum Eingangszitat: Natürlich ist in jedem Menschen auch das Böse; es ist sein freier Wille, was er entwickelt und zeigt.

Solange die Menschen Gefühlsregungen, die sie NICHT HABEN SOLLEN,
glauben nicht zu haben (= verdrängen), haben sie noch lange keinen FREIEN WILLEN
zu entscheiden, wer sie sind!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
*grübel*
Warum werden wir eigentlich im Moment per TV so auf „Befreiung“ getrimmt. Um das Bersten von zivilen Leibern und die Schreie von Verschütteten unter der Bombenlast umzuformulieren? Ist es, weil man damit die rechten Tendenzen kanalisieren mag? Rechtes Gedankengut in „geordnete“ Bahnen lenken? Ich glaube, wir Deppen schlucken auch das.

Was unterscheidet den Faschisten, vom Guten, wenn beide nur Macht wollen.

Bernd
 
fusselhirn schrieb:
Der Faschismus besteht doch nicht nur aus "Masse" und "Führer", oder?
Wir gehen überhaupt nicht auf die Ideologie des Faschismus ein oder ist das abwegig, dass dies mit dem Ausgangssatz gemeint war?
Kann man den Satz auch für andere Ideologien oder Religionen verwenden oder ist er, wenn richtig, nur spezifisch korrekt?
STimmt Fussel, wir gehen nicht auf die Ideologie ein. Hat mich persönlich auch nicht so interessiert. Wenn ich es mir recht überlege: Der Faschismus entstand zu einer Zeit, als das feudale Schichtsystem in Europa endgültig zusammengebrochen war. Der Faschismus ist wahrscheinlich eine Ideologie, um den einst naturgegebenen Führungsanspruch einer Oberschicht (Adel) mit neuen Argumenten (Nationalismus, Rasse) wiederzubeleben. Die Argumente früher wie dann auch bei den Faschisten: Hierarchie bedeutet Ordnung. Wenn die eben nicht mehr gegeben ist, muss der Duce her. Man misstraute den zunehmend sich entfesselnden Kräften freier Markt- und freier Gesellschaftsordnung.
Das hat dann auch Ähnlichkkeit mit einer Religionshierarchie. Man könnte vereinfacht sagen: Faschismus ist Ersatzreligion + Ersatzschichtensystem.

Die obigen Zitate aus der Massentheorie finde ich deswegen interessant, weil sie einen Paradigmenwechsel der Intellektuellen spiegeln: Sahen sie damals das Böse außerhalb von sich, suchen sie es nun verstärkt (Einfühlung!) in sich selbst. Das ist wahrscheinlich ein Fortschritt.

Bernd, deinen Metaphernreigen kann ich nicht so nachvollzuziehen. Du entdeckst da einen Sinnanspruch in Kommunikation, die meines Erachtens recht unüberlegt einfach so passiert. Man kann am Gedenken immer herummäkeln und sagen, wie es richtig geschehen soll. Doch diese "richtige" Haltung, wie man sie einem auch bei der Mahnmalsdiskussion begegnet, führt zu nichts als Rechthaberei und Streit.
Man kann auch diese "Einheit der Differenz" die im Ausgangszitat steckt (Antifaschist=Faschist) nicht 100% übernehmen. Ich finde, die Diskussion hat gezeigt, dass in vielen von uns Ambivalenzen stecken. Diese aber teilweise auf verschiedenen Ebenen. Wo würde es denn hinführen, wenn man von der Einfühlung direkt auf mögliches Handeln schließen würde? Dann wäre ja gar keine Differenzierung mehr möglich, jawoll wir sind alle Faschisten, wir Deutschen sowieso - und dann?
Fussel: Ich beobachte bei fanatischen Religionsgegnern auch oft missionarische Züge...oft entsteht ja Religionshass aus traumatischen Religionserfahrungen, es ist also ein Umschlagen. Aber auch das sollte man nicht verallgemeinern.
 
Robin schrieb:
In einer Zeitschrift las ich ein Zitat von Bazon Brock:
"Kein Faschist ist nur, wer von sich weiß, dass er durchaus einer sein könnte."
Stimmt dieser Satz - für Euch?

Mit Interesse habe ich Eure Beiträge zum Thema "Faschismus und du" gelesen.

Dieser Thread fängt mit einem Zitat von Bazon Brock an, und ich möchte auch auf ihm Bezug nehmen, wenn ich hier versuche über Faschismus nachzudenken.

Vor einigen Jahren sah ich im Fernsehen ein Interview mit Bazon Brock - es ging unter anderem um den Begriff Faschismus. Das Interview fand statt zuhause bei Brock, und zwar auf seiner Terasse. Der Interviewer fragte Bazon Brock (sinngemäss) was für ihm Faschismus sei. Während dieser noch nachdachte, wurde die Stille von einem fürchterlichen Motorrad Geknatter unterbrochen. Einer nutze die Strasse um sich zu beweisen was für ein toller Hecht er ist.

Daraufhin Bazon Brock (wieder nur sinngemäss): Sehen Sie? DAS ist zum Beispiel Faschismus. Diese rücksichtslose Art, die Nachmittagsruhe vieler zu stören...

Mir ist dieser Satz geblieben, denn er beweist wie diffus dieser Begriff, nein, besser gesagt diese Grundeinstellung sein kann. Verhaltensweisen und auch Ausdrücke verraten eine Lebensauffassung die sich anmasst, menschenverachtend, diskriminierend, ichbezogen bis zum geht nicht mehr, zu sein.
Für mich fängt tatsächlich Faschismus da an.

Du, Lilith sagst: "Mir fällt auf, dass ich eigentlich keine befriedigende Definition des Faschismus habe. Mein Bild ist so ungefähr: einer hat die Uniform an und die Masse hebt den Arm..."

Und noch ein Zitat:

"ICH verurteile das alles ganz und gar nicht. Ich sehe nur mit einer leisen Unruhe zu, wie so manche Verhaltensweisen Ansätze in sich tragen, die bei passender Gelegenheit auch für andere Inhalte verwendet werden könnten. Darauf richtet sich meine Aufmerksamkeit."

Meines Erachtens, ist genau da die Gefahr: nicht dieses Diffuse, sondern die konkreten und sehr markanten Bilder werden mit dem Faschismus assoziiert..

Aber so einfach ist das nicht.
__________________
 
mussolini sagte 1932 über den faschismus:
"wir hatten keine strenge doktrinäre grundlage. unsere doktrin war die tat."
erst 1932, also nach zehn jahren herrschaft wurde die "dottrind del facismo" verfaßt.
der mittelpunk der philosopie des ist der etatismus, also die idee daß der stast träger allen seins ist. "nichts ist außerhalb des staates, nichts gegen den staat, alles für den staat". für den faschismus ist der staat ein absolutum, demgegenüber individuen und gruppen das relative sind.
rassen, parteien, wirtschaftssysteme, bevölkerungsstrukturen, ... spielen hierbei keinerlei rolle.
es ist also völlig falsch den faschismus mit dem nationalsozialismus gleichzusetzen. an und für sich sind hier unvereinbare gegensätze im sytem die jedoch von nachkriegspolitologen verwischt wurden. für nahezu alle totalitären systeme sowie unbequeme bewegungen oder einzelpersonen wurden begriffe wie "faschistoid" geprägt. also eine gleichmacherei von ungleichen sytemen und wertvorstellungen.
aber das hier auszuführen wäre eine stundenarbeit.

aber um auf die ursprüngliche frage zurückzukommen:
nein! der satz stimmt so nicht, wenn ich den orginären faschismusbegriff verwende.
 
Zuletzt bearbeitet:
INteressante Ergänzung.
Er schließt an die Ambivalenz an, die der Begriff bei uns erzeugt hat, aber auch dessen Vereinfachung/Verallgemeinerung bei uns erzeugt hat.
 
"Kein Faschist ist nur, wer von sich weiß, dass er durchaus einer sein könnte."

Ich hatte bei diesem Satz die Assoziation des Mitläufers, des Ängstlichen, des Ja-Sagers. Es ist schwer in einer Gesellschaft der gleichen Werte, der vorgeschrieben Richtung, der Bevormundung, Individualität zu erleben, sich ihrer bewußt zu werden, sie auszuleben. Und dann noch mutig genug zu sein, sich gegen die Gruppe zu wenden, auf der individuellen Meinung zu bestehen.
Mobbing war sicher das Harmloseste, was aus so einer Situation resultieren konnte.

Aufs Handeln bezogen, bedeutete das, Nicht-handeln, das Handeln anderen überlassen, (im Verborgenen) entgegen die anderen handeln (bewußt über die Gefahr, die damit verbunden war).
Einmal habe ich so etwas getan, mir haben die Knie vor Angst geschlottert, mein Mund war trocken... erhöhter Herzschlag..etc. froh als es vorbei war. Eine Situation, die jeder liebend gern zu umgehen versucht ist. Das war übrigends in Berlin, eine Gruppe Neonazis haben einen Mann bedroht. Ein Freund von mir hat sich eingemischt und mich mitgezogen als Unterstützung. Wir konnten sie einschüchtern. Das war unser Glück.

Im Grunde hilft da nur Prophylaxe. Das ist vielleicht ein Grund sich über die unterschiedlichen Wahlergebnisse zu freuen, auch wenn die Regierung nicht zustande kommt.

grüsse Matto
 
Prophylaxe wäre gut - aber sie wird nicht bzw. falsch betrieben.

Mir fällt da auch noch ein Erlebnis von Erich Kästner ein, der (wenn ich mich richtig erinnere) in den 30er Jahren des vorigen Jahrunderts einen Boxkampf besucht bei dem alle aufstanden und mit dem Hitlergruß ein Lied sangen. Er blieb als einziger sitzen in einer Mischung aus Abscheu und Verwunderung...
 
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dextra schrieb:
es ist also völlig falsch den faschismus mit dem nationalsozialismus gleichzusetzen. an und für sich sind hier unvereinbare gegensätze im sytem die jedoch von nachkriegspolitologen verwischt wurden.
Hmm. So weit bin ich auch schon, aber: Was ist denn nun der unvereinbare Gegensatz im System, der den Nationalsozialismus Hitlers von den diversen europäischen Faschismen unterscheidet?

Daß Mussolini oder Franco weniger systematisch vorgegangen sind als Hitler - das kann es wohl nicht sein. Daß man zurzeit in Teilen der deutschen Rechten den Etatismus Hitlers leugnet, weil man den Nationalen Sozialismus allgemein demokratisch legitimieren möchte, steht wohl sowieso auf einem anderen Blatt - wie auch, daß die neonationale Linke damit überhaupt kein Problem hat, im Gegenteil.

Anders:
"Deutsche Faschisten? Kenn ich nicht. Ich kenn nur Nazis."

Aber wo genau ist der Unterschied?
 
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