Wenn in öffentlich zugänglichen Diskussionsforen der Themenkreis Bewusstsein, freier Wille,
Determinismus, abgehandelt wird, dann dauert es meist nicht lange, bis ein Philosoteriker
die Quantentheorie als Faktor ins Spiel bringt.
Inwieweit bei diesen Fragestellungen die Quantentheorie tatsächlich einen Erklärungsbeitrag
anzubieten hat, das ist bekanntlich nicht so leicht zu beantworten, weil man dazu sowohl mit
den Neurowissenschaften als auch mit Physik (bzw. Mathematik) vertraut sein sollte.
Offen gestanden hat sich bei mir der Eindruck verfestigt, dass jene Philosoteriker,
die Bewusstsein und freier Wille mit der Quantentheorie zu erklären versuchen,
weder in den Neurowissenschaften, noch in der Physik sattelfest sind.
Szenenwechsel.
Hier in diesem Forum preist unser lieber Dr Amoebius in einer Endlosschleife
den Carl Friedrich von Weizsäcker als Universalratgeber an.
Egal, was das Problem ist: schlag' nach bei Carl Friedrich von Weizsäcker!
Wenn das Computermodell eines Uhrknalles nicht der richtige Knaller ist:
schlag' nach bei Carl Friedrich von Weizsäcker!
Wenn die Angela Merkel würdig sich weigert, für die Finanzbetrügereien der Politiker
in Griechenland geradezustehen: schlag' nach bei Carl Friedrich von Weizsäcker!
Wenn eine pubertierende 15-Jährige Probleme mit ihren Pickeln hat,
dann ist das nicht etwa ein Fall für den Dr Sommer, nein:
schlag' nach bei Carl Friedrich von Weizsäcker!
Wenn ein 7 Monate altes Baby an Durchfall erkrankt ist und das Bett vollscheisst:
schlag' nach bei Carl Friedrich von Weizsäcker!
Und so weiter, ....
Nun lösen die beiden Weizsäcker-Buben bei mir ja durchaus gemischte Gefühle aus.
Der Richard ist leider auf die schiefe Bahn geraten, und im Poilitikersumpf versickert.
Als Strafe für seine unzureichende Distanzierung von diversen Cliquen musste er zuletzt
gar den Bundespräsidenten mimen, d.h., die Rolle eines Grüß-August spielen.
In dieser Rolle hatte er zwar nichts Entscheidendes mitzureden, musste aber dennoch
freundliche Nasenlöcher zu allen Schweinereien der Strippenzieher im Hintergrund machen;
maximal konnte er sich ein bedeutsames Schweigen leisten.
Wie stark selbst der ohnehin annähernd kompetenzlose Grüß-August vom Wohlwollen der
Strippenzieher im Hintergrund abhängt, das konnten wir ja sehr deutlich beim Horst Köhler
beobachten, der sich einmal verplappert, und zumindest andeutungsweise die wahren
Strippenzieher benannt hat.
Köhler hatte kaum ausgesprochen, war er auch schon weg vom Fenster
und durch einen zuverlässigeren Grüß-August ersetzt.
Vom Carl Friedrich sind mir keine solchen Fehlleistungen bekannt.
Der hat sich wohl primär auf dem akademischen Parkett bewegt, und sich dabei offenbar
recht erfolgreich um den Anschein von Äquidistanz zu den diversen Machtblöcken bemüht.
Mit seinem Namen ist in meinem Hinterkopf das Bild eines seriösen Wissenschafters
(Physiker, Phylosoof) verknüpft.
Ich wäre zwar nicht mehr in der Lage, eine konkrete Aussage von ihm aus dem Gedächtnis
zu zitieren, aber das ist wieder eine andere Geschichte (Alzheimer, you know).
Nun ist mir kürzlich zufällig wieder eines der vielen Bücher von Weizsäcker
in die Hände gefallen.
Da hat mich die Neugier gepackt; was hat er denn seinerzeit so geschrieben, der Weizi ?
Ich schlage also das Buch auf, und finde ...
Carl Friedrich von Weizsäcker schrieb:[...]
Es fragt sich dann, ob die Quantentheorie auch auf psychische Vorgänge,
auch auf das Bewusstsein anwendbar ist.
Meine hypothetische Antwort lautet: ja.
[...]
Moment mal, hat da jemand versehentlich die Buchumschläge vertauscht ?
Oder wurde da womöglich gar absichtlich in den Umschlag eines Buches vom Weizi
ein Erich von Däniken gesteckt ???
Nach gründlicher Überprüfung der "front matters" dieses Buches stand fest:
Nein, niemand hat da etwas vertauscht, dieser Text stammt tatsächlich von
Carl Friedrich von Weizsäcker.
Da musste ich nun doch ein wenig genauer hinschauen, in welchem Zusammenhang
diese höchst verwunderliche Aussage steht.
[...] Auch in der Biologie ist heute der Physikalismus,
die Lehre von der Physik als einziger, hinreichender Fundamentaldisziplin,
ständig erfolgreich.
Ich fühle persönlich keinerlei Bedürfnis, den Physikalismus anzuzweifeln.
Es fragt sich dann, ob die Quantentheorie auch auf psychische Vorgänge,
auch auf das Bewusstsein anwendbar ist.
Meine hypothetische Antwort lautet: ja.
Man muss fragen, was eine solche Hypothese bedeutet.
Die Quantentheorie, völlig allgemein, also abstrakt formuliert, macht keinerlei
Voraussetzungen des Inhalts, dass ihre Objekte Körper im Raum sein müssten.
Sie ist eine Theorie der Wahrscheinlichkeitsprognosen für beliebige entscheidbare
Alternativen.
Nun gibt es eine Näherung, in welcher die Frage, in welchem Bewusstseinszustand
ich morgen früh sein werde, z.B. vergnügt oder traurig, als eine irgendwie,
z.B. durch Introspektion, entscheidbare Alternative formuliert werden kann.
In dieser Näherung sollte die Quantentheorie auf das Bewusstsein anwendbar sein.
Mein Argument geht also, wie Sie sehen, nicht den "materialistischen" Umweg.
Es sagt nicht: "Die Quantentheorie ist auf das Gehirn anwendbar,
und Denken ist eine Gehirnfunktion."
Das Argument ist direkt: "Soweit mein Bewusstseinszustand Gegenstand einer
logisch formulierbaren und faktisch entscheidbaren Alternative sein kann,
wird er der abstrakten Theorie aller Prognosen für Alternativen,
eben der Quantentheorie, genügen."
[...]
Okay, jetzt ist meine Welt wieder in Ordnung!
Bei dieser doch sehr stark abstrahierten Sichtweise von Quantentheorie
kann von einer Anwendbarkeit auf das Bewusstsein gesprochen werden.
Ob in einer Diskussion über Determinismus oder freier Wille eine Behandlung auf diesem
hohen Abstraktionsniveau zielführend ist, das ist allerdings wieder eine andere Frage.
Abschließend sei noch unser Dr Amoebius besonders darauf hingewiesen, dass der von ihm so hoch
geschätzte Carl Friedrich von Weizsäcker offensichtlich dem Physikalis-mus anhängt.
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.