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Wozu Monogamie?

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Wer kennt schon die "reine Liebe"? Das, was wir für Liebe halten, ist Begehren. Oder?

Glaube ich nicht. Ich habe schon einige Frauen (erfolglos oder nicht) begehrt, aber geliebt habe ich sie nicht. Liebe setzt für mich Nähe voraus, sehr grosse Nähe.

Wenn die Beziehungsverknüpfungen so sind, dass man sich der Liebe, Anerkennung, und der Begehrtheit mehrerer bewußt ist, sind alle Verluste zu ertragen.

Das klingt nach einer Versicherungspolizze gegen Verlustängste.
 
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Eigentlich sind nicht monogam lebende Menschen sehr untolerant. Wenn ich mich mit Freunden oder Bekannten unterhalte entsteht das Gefühl als wäre ich als monogam lebende nicht ganz normal. Es entsteht oft ein regelrechter Druck. Meistens enden solche Diskussionen in einer Rechtfertigung warum ich keinerlei Bedürfnis nach abwechselnden Sexualpartner habe.
Ich genieße die Vertrautheit und die Nähe, andere nennen es Langeweile. Es ist kein Mangel an Abwechslung sondern ein sich Zeit geben um sich zu entdecken, sich selbst und den Partner. Wir haben uns nie zu einer zwanghaften sexuellen Treue entschieden. Die Option „fremd zu gehen“ ist immer noch offen. Es hat sich bisher einfach so ergeben. Ich möchte eigentlich mein Selbstwertgefühl, meine Ausstrahlung und „meinen Marktwert“ nicht an der Anzahl wechselnder Sexualpartner messen. Niemand konnte mich bisher vom alles selig machenden ONS One Night Stand) überzeugen. Auch nicht von einem Glück bringenden Dreiecksverhältnis. Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass ein kurzfristiger Seitensprung meinen Partner erfreuen würde.
Erlebte Sexualität zählt zu den persönlichen, intimen Dingen. Jeder erlebt sie individuell. Jeder soll einfach nach seinen Wünschen glücklich sein egal wie viele Partner derjenige hat, oder ob derjenige sich mit sich selbst vergnügt. Wichtig ist dabei nichts zu bereuen und keine Angst zu haben etwas zu versäumen. Zu sagen Ich will es so, weil es mir einfach gut tut, mich dabei wohl fühle.
Sexualpartner, Praktiken gehen weder dem Staat noch der Religion oder der Gesellschaft etwas an, solange niemand körperlich, geistig oder seelisch verletzt wird.
 
Hallo Philipp!
Hoffentlich habe ich Dich richtig verstanden:) ...
Meiner Meinung ist jeder Mensch verschieden und der eine so und der andere so veranlagt. Jeder kann nur für sich selber sprechen. Aber niemand sollte sich zu etwas zwängen oder einengen lassen. Wenn Paare beschliessen so und so zu leben, dann tun sie das eben. Ich habe schonmal im TV gesehen, dass Ehepaare zusammen in Swinger- Clubs gehen, mein Fall wäre es nicht, aber für sie war es genau das Richtige und dann ist es o.k.. Wenn Menschen Sexualität und Liebe trennen können und das können sehr viele, sonst würde es keine Bordelle geben, ist es so. Ich spreche nicht dagegen, nur dass ich es selber nicht kann und nicht mag. Ich habe selber meine Prinzipien, wonach ich lebe, aber übertrage sie nicht auf andere, bzw. zwänge sie ihnen auf. Entweder macht der andere es freiwillig oder gar nicht, entweder passt eine Beziehung oder eben nicht, wie gesagt es ist bei jedem anders.
lG
 
Original geschrieben von walter
Nanu, solche Fantasien hast Du? :D Da outet sich aber wer :)

*ähm* *rotwerd* aber nicht doch, sind nicht meine fantasien, *grins* ;) ich wo ich doch eh so eifersüchtig bin.... *grins*
nix geoutet!


Original geschrieben von walter
Die edle Rolle des Moderators und Fragestellers :)

so du edler moderator ich frag dich jetzt und du gibst mir ne antwort *grins*

wie würdest du es empfinden wenn deine freundin mit anderen schläft? würde es dir egal sein?
 
Original geschrieben von Mag200
wie würdest du es empfinden wenn deine freundin mit anderen schläft? würde es dir egal sein?

Ich weiss es nicht genau, war noch nicht in dieser Lage, zumindest weiss ich nichts davon :D

Ansonsten bin ich der gleichen Meinung wie sie schon andere geäußert haben: wenn beide damit einverstanden sind, kein Problem.
 
Hallo,

dann bewegen wir uns - wenn ich dies recht erfasse - also eindeutig hin zu einem jedenfalls in sexueller Hinsicht modern-liberal scheinenden Eheverständnis, welches die sexuelle Monogamie nicht als selbstverständliche Verpflichtung beinhaltet, sondern von beiden Ehepartnern gleichberechtigt und individuell entschieden werden kann/sollte.

Vertrauen und Nähe wäre also folglich nur dann durch sexuelle Aktivitäten ausserhalb der trauten Zweisamkeit bedroht, wenn diese zuvor nicht gemeinsam beredet und geklärt worden ist. Wenn wir ein gemeinsames Verständnis füreinander entwickeln, dass sich oberhalb von Sex und grobem Triebgeflüster befindet, dann spricht dies doch nur für eine hohe Beziehungsqualität, vor allem dann, wenn man dem Partner sexuelle Freizügigkeit zugestehen kann, ohne hierbei Verlust- oder Besitzängste empfinden zu müssen.

Ich denke diese Vorstellung einer sexuell liberalen Beziehung ist jedoch eher fiktiv und in der gesellschaftlichen Realität nicht sehr oft oder nur höchst vereinzelt anzutreffen. Kein Wunder, schließlich schaffen es die wenigsten Partnerschaften ihre gegenseitigen Empfindungen derart klar zu separieren, so dass ein sexuelles Fremdgewähren ohne Verlustängste überhaupt vorstellbar wird. Was meine erste Grundfrage der Möglichkeit der Separation erneut aufwirft, zumindest wenn man dieser Vorstellung, die ja ohne weiteres als reiner Gedankengang möglich ist, ein allgemeines Standbein verleihen möchte.

Viele Grüße,

Philipp
 
Original geschrieben von -Akelei-
Eigentlich sind nicht monogam lebende Menschen sehr untolerant.

Das kann ich so nicht nachvolziehen, das Gegenteil ist wohl richtig.
Wer zerreißt sich denn den Mund -
der Monogame über den Polygamen
oder der Polygame über den Monogamen?

Mir sind aus meiner Umgebung keine negativen Äußerungen von Polygamen über Monogame bekannt.

Wer sich über Andersdenkende und Praktizierende aufregt, das sind doch die streng Monogamen und die bigotten Lügner.

Selbst der etwas überzogene Sponti-Spruch -
"Wer zweimal mit der/dem Selben pennt, gehört schon zum Establishment!" ;) :) -

behauptet nicht, Monogamie sei pöhse, schlecht oder Sünde ...
 
Original geschrieben von walter
Das ist genau die Frage die mich interessiert: ist das unsere Natur (oder zumindest die Natur der meisten) oder gesellschaftliche Prägung?


Hallo walter,

ich denke daß Monogamie eine Sache der gesellschaftlichen Prägung ist. Die bereits mehrmals hier genannte Eifersucht (oder von mir aus der Wunsch nach Ausschließlichkeit) hat mit dem Konstrukt "Monogamie" bzw. "Einehe" weniger zu tun. Ich glaube, der Vergleich mit möglichst vielen anderen Kulturen läßt doch einige Rückschlüsse auf Sinn oder Unsinn von bestimmten Konstellationen zu. Wenn man guckt, dann ist (soviel ich das bisher mitbekommen habe) gerade mal eine Gesellschaftsform bekannt, in der eine Frau mehrere Ehemänner haben kann (allerdings eher als deren "Eigentum" und unter der Voraussetzung, daß die Ehemänner derselben Familie angehören). Häufiger gab/gibt es die Variante, daß Männer mehrere Ehefrauen/Nebenfrauen/Geliebte haben, für die und deren Kinder zu sorgen sie innerhalb ihrer Gesellschaft verpflichtet waren/sind. Monogamie ist m.W. die verbreitetste Variante, stellt sich die Frage: warum?

Ich denke mal, daß spätestestens mit dem Wissen, daß die Zeugung von Nachwuchs mit dem Geschlechtsakt zusammenhängt bzw. dem Wissen um "Vaterschaft" sich diese Konstellationen entwickelt haben. Männer können sich nie sicher sein, ob der Nachwuchs von ihnen stammt - Frauen schon. Ergo scheint es nur "natürlich", daß Monogamie vor allem den Zweck hatte, die Abstammung der Nachkommen möglichst eindeutig bestimmbar zu machen.

So betrachtet scheint mir das Bedürfnis vor allem von Männern, "fremdzugehen" bzw. möglichst viele Sexpartnerinnen zu haben, einigermaßen logisch - ebenso, daß Frauen eher zögerlich mehrere Liebhaber (und selten gleichzeitig) haben - aus "fortpflanzungs-logischer Sicht" betrachtet werden Frauen nicht sehr häufig schwanger und müssen zusehen, daß der / die Erzeuger ihres Nachwuchses das bestmögliche "Exemplar" für diese Aufgabe (incl. Versorgung während der Zeit, in der der Nachwuchs und damit die Mutter auf Hilfe angewiesen sind).

All das spielt immer weniger eine Rolle. In sehr kurzer Zeit hat sich sehr vieles verändert: Frauen haben ähnlich wie Männer Anspruch (und zunehmend auch das Selbstverständnis) für sich selbst aufzukommen, sie arbeiten, es gibt Kindergärten/Schulen/Hortplätze (wie ausreichend, mag mal dahingestellt bleiben). Mag man sich nur mal anschauen, was alleine durch die Erfindung der Pille (war's 1963 oder 1964?) sich geändert hat: noch in den 60ern/70ern war's skandalös, wenn eine Frau mehrere Liebhaber hatte (meine Mutter wurde als Hure bezeichnet, weil sie uns Kinder von verschiedenen Vätern hatte), ich erinnere mich noch, daß in meiner Kindheit von "geschiedenen Frauen" nur verächtlich und hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde. Heute regt sich darüber kaum noch jemand auf, nicht? Die "wilden Ehen" sind heute gang und gäbe - Vermieter interessiert's wenig, ob ein Paar, das ihre Wohnung mieten möchte, verheiratet ist oder nicht - und wenn Kinder unehelich auf die Welt kommen ist das kein gesellschaftlicher Makel mehr. All das dadurch, daß wir uns heute aussuchen können, ob wir überhaupt Nachwuchs wollen oder nicht - es ist eine rein gesellschaftliche Entwicklung.

Inzwischen ist's auch nahezu zweifelsfrei möglich, die Vaterschaft eines Mannes per DNA-Untersuchung zu bestimmen - kein großer Act mehr. Und man staune: nun gibt's schon Talkshows mit dem Thema "Bist Du Vater oder nicht" (oder so) - das ist noch ziemlich neu. Ich wage trotzdem mal die Prognose: in 10 - 20 Jahren wird Monogamie kein so großes Thema mehr sein wie jetzt noch - einfach weil die primäre "Notwendigkeit" dafür nicht mehr da ist.

Ich glaube nicht, daß es je eine Zeit gegeben hat, in der solche "natürlichen" Familienstrukturen (die ja immer vor allem politisch/gesellschaftlichen Hintergrund haben) so stark auseinandergefallen und hinterfragbar waren wie heute.


Und nun zum Schluß: wäre ich eifersüchtig, wenn mein Freund andere Geliebte für den Sex hätte? Ja, ganz ohne Zweifel. Wäre er eifersüchtig, wenn ich andere Männer hätte? Nein - er würde sich von mir trennen (verletzt vermutlich, aber ohne Groll) :rolleyes: Halte ich es für denkbar, daß wir im Lauf unserer Beziehung (jetzt ist sie noch zu neu) andere SexpartnerInnen haben werden? Ja.

LG, wirrlicht
 
gehen wir essen?

Hätten wir ein genau so natürliches Verhältnis zur Sexualität, wie zu den anderen fundamentalen menschlichen Bedürfnissen, wie Atmen, Essen und Trinken, dann wäre die Frage nach sexueller Treue nicht wichtiger als die Frage, ob man mit Jemandem gemeinsam essen, trinken oder singen sollte.

Dem christlich-katholischen Unterdrückungssystem scheint es allerdings vorzüglich gelungen zu sein, das natürliche Gut Sexualität dermaßen zu verknappen, vorzuenthalten und zu reglementieren, daß der Mensch dadurch in einem ständigen sexuellen Hungerzustand gehalten werden kann.

Wem die freie Atmung verwehrt wird, dessen Gedanken werden sich hauptsächlich um den nächsten Atemzug drehen.
Ein permanent Durstender wird den Gedanken nach einem Schluck frischen Quellwassers oder einem gekühlten Bier nicht mehr los werden.
Ein Hungernder, der sein Bedürfnis nie ausreichend und ohne schlechtes Gewissen stillen darf, wird die Sehnsucht nach einem köstlichen Mahl kaum unterdrücken können.


Die Dämonisierung und Verknappung von sexueller Befriedigung führt zu Frustrationen, Schuldgefühlen und Aggressionen, die in manchen Religionen absichtlich hervorgerufen und dann schamlos für die eigenen Zwecke ausgebeutet werden.

Wäre es uns erlaubt unsere natürlichen sexuellen Bedürfnisse in der Selbstverständlichkeit zu befriedigen, wie wir das durch Essen und Trinken tun, dann würden die Fragen nach der Art dieser Befriedigung nicht diese Wichtigkeit und Dominanz erhalten, wie es momentan leider der Fall ist.

In manchen Kulturen hat eine Einladung zum Poppen keine größere Bedeutung, als eine Einladung zum Essen.
Sex wirkt entspannend, befriedigend, kommunikativ, verbindend, Aggressionen werden abgebaut und Differenzen werden überbrückt.

Die Frage nach der Monogamie ist in meinen Augen nichts anderes, als die Frage, ob man auch mit Anderen als seinem momentanen Sexualpartner essen, trinken und singen solle.
 
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Original geschrieben von -Akelei-
Eigentlich sind nicht monogam lebende Menschen sehr untolerant.
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Original geschrieben von Alzii
Das kann ich so nicht nachvolziehen, das Gegenteil ist wohl richtig.
Wer zerreißt sich denn den Mund -
der Monogame über den Polygamen
oder der Polygame über den Monogamen?

Mir sind aus meiner Umgebung keine negativen Äußerungen von Polygamen über Monogame bekannt.

Wer sich über Andersdenkende und Praktizierende aufregt, das sind doch die streng Monogamen und die bigotten Lügner.

Selbst der etwas überzogene Sponti-Spruch -
"Wer zweimal mit der/dem Selben pennt, gehört schon zum Establishment!" ;) :) -

behauptet nicht, Monogamie sei pöhse, schlecht oder Sünde ...


Nun ja - es ist das ewig gleiche Spiel: Intoleranz wird mit noch größerer Intoleranz beantwortet. Da liegt Akelei nicht ganz falsch - habe ich viel und oft gerade innerhalb von "Randgruppen" erlebt.

Zur Zeit begegnet mir immer wieder (nicht mir persönlich - in anderen Foren) ein Vorwurf, der da lautet: "Sexuell Aufgeschlossene sind doch die wahren Intoleranten - wenn jemand 'nur ganz normalen Sex' will wird er gleich als Spießer abgetan!"

Stimmt leider. Ich glaube, wenn diese gegenseitige Vorwurfshaltung irgendwann nicht mehr notwendig ist - dann haben wir erst wahre Gleichberechtigung und Toleranz erreicht ;)

LG, wirrlicht
 
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