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Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

......
Sisyphos als glücklicher Mensch ist für mich pure Ironie und letztendlich das Synonym für den Soldaten, der einer übergeordneten Instanz gehorcht und seine Sinnhaftigkeit daraus ableitet, ohne seine eigene Sinnhaftigkeit zu finden und zu leben.....

Wenn das A. CAMUS liest ...:lachen:
Aber wie tröstlich, daß ihm das Lesen (und Leben) bereits vergangen ist...:clown3:
 
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AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Servus Arthur :)

Ich glaube, darum geht es in diesem Thread: um das künstlerische Verwerten trüber Gedanken.

Diese Gedanken haben allerdings nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Sie sind wie ein kleines Kind, das seine Allmachtsfantasien gegenüber der Mutter auslebt. Wenn es der Mutter allerdings zuviel wird, sagt sie zum Kind: "Na gut, wenn du nicht mitkommen willst, geh ich eben alleine nachhause", aber kaum ist die Mutter zehn Meter gegangen, ist es vorbei mit dem heroischen Trotz.
Ein bisschen kommt mir dein Wunsch, dass es besser wäre, wenn alles zu einer öden Wüste werden soll, so ähnlich vor. Wie ein Triumph des Denkens über das mystische Leben und letztlich über Gott, der aber nur so lange anhält, solange für alles gesorgt ist und man sich nicht den kleinen Zeh anstösst, oder ähnliches.

Übrigens finde ich persönlich die belebte Natur durchaus dekorativ. Inwiefern hast du die Ästhetik diesbezüglich abgehakt?
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Sisyphos als glücklicher Mensch ist für mich pure Ironie und letztendlich das Synonym für den Soldaten, der einer übergeordneten Instanz gehorcht und seine Sinnhaftigkeit daraus ableitet, ohne seine eigene Sinnhaftigkeit zu finden und zu leben.

Das war, wie möbius andeutet, in der Tat nicht als Ironie gedacht, sondern als ein Ausdruck der Freiheit (auch im Angesicht des Absurden), die der Mensch immer sein eigen nennen kann.
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

1. Wieso ist ... der Kampf gegen den Gipfel ? :wut3:

2. Sisyphos ist betrogen worden; siehe seine Geschichte!

3. Der Berg wird nicht kleiner durch Wiederaufschichten!
:autsch:

Zu 1.:
Erlebt SISYPHOS sein Tun als Kampf...:confused::dontknow:
Zu 2.:
Da er den "Trick" der Götter durchschaut, sind letztlich die Götter die Betrogenen...:lachen:
Zu 3.:
Das ist rein geophysikalisch wahr ...:D
Der blaue moebius
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Wenn das A. CAMUS liest ...:lachen:
Aber wie tröstlich, daß ihm das Lesen (und Leben) bereits vergangen ist...:clown3:

häääääääääääääääyyyyyyyyyyyy, ich meine das völlig ernst :nein:

Ich verstehe Camus politisch und gesellschaftskritisch, bin mir ganz sich das Camus mir sicherlich zustimmen würde.
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Das war, wie möbius andeutet, in der Tat nicht als Ironie gedacht, sondern als ein Ausdruck der Freiheit (auch im Angesicht des Absurden), die der Mensch immer sein eigen nennen kann.

Das sog. Absurde sind oft Umstände in die der Mensch hineingetrieben wird.
In einigen Gefangenenlagern gehörte es ja auch zur "Beschäftigungstherapie" Steine zu behauen, den Menschen war es durchaus bewusst, dass sie einer sinnlosen Tätigkeit nachgehen, dies als Freiheit zu bezeichen halte ich für vermessen.
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Und hier Originalton zur Konzeption des Absurden ( von A. CAMUS selbst formuliert):
1. "Außerhalb eines menschlichen Geistes kann es nichts Absurdes geben. So endet das Absurde wie alle Dinge mit dem Tode. Es kann aber auch außerhalb dieser Welt nichts Absurdes geben. Und aus diesem grundlegenden Kriterium schließe ich, daß der Begriff des Absurden etwas Wesentliches ist und als meine erste Wahrheit gelten kann."

2. "Ich sagte, die Welt sei absurd, und ging damit zu rasch vor. An sich ist diese Welt nicht vernünftig - das ist alles, wasa man von ihr sagen kann. Absurd aber ist die Gegenüberstellung des Irrationalen und des glühenden Verlangens nach Klarheit, das im tiefsten Innern des Menschen laut wird . ... Ist die Absurdität erst einmal erkannt, dann wird sie zur Leidenschaft, zur herzzerreißendsten aller Leidenschaften."

3. "Ich weiß nicht, ob diese Welt einen Sinn hat, der über sie hinausgeht. Aber ich weiß, daß ich diesen Sinn nicht kenne ....und ich weiß, daß ich die beiden folgenden Gewißheiten noicht in Einklang bringen kann: mich verlangt nach Absolutem und nach Einheit, aber diese Welt läßt ich nicht auf ein rationales, vernunftmäßiges Prinzip zurückführen."


Schöne Grüße von Meister A. CAMUS :winken3:, der mich beauftragt hat :ironie: ,über evtl. auftretende Fragen zu seiner philosophischen Konzeption mitzudiskutieren...:clown1:
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

Hallo pscht,

pscht:
Die Entstehungszeit des Existenzialismus fällt mit einer tiefen Krise zusammen, oder geht aus dieser hervor [...]
Ja, fuer mich ist das Leben eine Kriese. Voruebergehend. Ich meine, dieser
Zustand, der ist ... die Krankheit zum Tode. Solange diese Krankheit herrscht,
so lange wird sie einer Krise gleichkommen.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Hallo erichs,

erichs:
Ich glaube, darum geht es in diesem Thread: um das künstlerische Verwerten trüber Gedanken.

Diese Gedanken haben allerdings nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Sie sind wie ein kleines Kind, das seine Allmachtsfantasien gegenüber der Mutter auslebt. Wenn es der Mutter allerdings zuviel wird, sagt sie zum Kind: "Na gut, wenn du nicht mitkommen willst, geh ich eben alleine nachhause", aber kaum ist die Mutter zehn Meter gegangen, ist es vorbei mit dem heroischen Trotz.
Hier verdrehst Du die Tatsachen.
Das es mir um kuenstlerische Verwertung geht, bestreite ich. Im Gegenteil,
ich decke Strukturen auf, verwaesser alles was ich an Bewertungen kennen
lernen durfte. Dann erst, dann kommst zunaechst Klarsicht, das zu beschrei-
ben was ich erkennen kann. kuenstlerische Verwertung ist fuer mich nicht
notwendig, denn das kaeme einer Verschleierung gleich. Nur beschreiben,
nichts weiter.

erichs:
Ein bisschen kommt mir dein Wunsch, dass es besser wäre, wenn alles zu einer öden Wüste werden soll, so ähnlich vor. Wie ein Triumph des Denkens über das mystische Leben und letztlich über Gott, der aber nur so lange anhält, solange für alles gesorgt ist und man sich nicht den kleinen Zeh anstösst, oder ähnliches.
Aehem, wie soll ichs sagen? Das Leben habe ich in weiten Teilen entmysti-
fiziert und verbanalisiert. An dieser Stelle stellst Du Dich selbst bloss, mit
Weltsichten wie Esotherik oder Theologie. Hervorgehoben sei das "-logie".
Wo Gott gerade in den Diskurs geworfen wird: wird ihm nicht auch zu Tode
langweilig? Ob er sich wohl dort oben selbst umgebracht hat?

erichs:
Übrigens finde ich persönlich die belebte Natur durchaus dekorativ. Inwiefern hast du die Ästhetik diesbezüglich abgehakt?
Ich sehe es wie Horstmann: ein "stoffwechselsiechender Planet". Die belebte
Natur steht sowieso im Rahmen alles machbaren. Die hat sich an die Ge-
gebenheiten angepasst, nichts weiter. Und ihre Schoenheit? Was Aesthetik
angeht und das man sie auf alles automatisch anwendet, habe ich bereits
erwaehnt.
Hier ein Zitat, welches Horstmann im Untier erwaehnt und beschrieben hat:
Dieser Welt, diesem Tummelplatz gequälter und geängstigter Wesen, welche
nur dadurch bestehen, daß eines das andere verzehrt, wo daher jedes
reißende Tier das lebendige Grab tausend anderer und seine Selbsterhaltung
eine Kette von Martertoden ist, wo sodann mit der Erkenntnis die Fähigkeit,
Schmerz zu empfinden, wächst, welche dadurch im Menschen ihren höchsten
Grad erreicht und einen um so höheren, je intelligenter er ist — dieser Welt
hat man das System des Optimismus anpassen und sie uns als die beste
unter den möglichen andemonstrieren wollen. Die Absurdität ist schreiend. —
Inzwischen heißt ein Optimist mich die Augen öffnen und hineinsehen in die
Welt, wie sie so schön sei, im Sonnenschein, mit ihren Bergen, Tälern,
Strömen, Pflanzen, Tieren usw. — Aber ist denn die Welt ein Guckkasten? Zu
sehen sind diese Dinge freilich schön, aber sie zu sein ist etwas ganz anderes.

(Arthur Schopenhauer)

Gruesse,
Arthur Jules
 
AW: Wir muessen uns Sisyphos als einen traurigen Menschen vorstellen

@arthur-jules

Alles ist der Mühe wert, solange die Seele nicht eingeengt ist!


@moebius

Aus der Zeit zwischen den Weltkriegen gingen sehr viele neue Geistesströmungen aus Literatur und Kunst hervor. Expressionismus, Futurismus, Surrealismus, Dadaismus, Existenzialismus etc.
Dies war die Antwort auf den Schock und das kollektive Trauma.
Viele Intellektuelle waren in das Kriegsgeschehen involviert oder mussten flüchten und waren einfach auch auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten eine Welt zu begreifen, die zumindestens zu diesem Zeitpunkt , ihre Daseinsberechtigung verloren hatte. Dieser Bruch mit traditionellen Werten die die Avandgardebewegung vollzogen hat geschah aus dem Bedürfniss heraus diese Verlogenheit aufzuzeigen und Neues zu schaffen.
Ich bin der festen Überzeugung, das der Sisyphos-Mythos eine Verarbeitung des Kriegsgeschehens darstellt und durchaus auch politisch und gesellschaftskritisch zu verstehen ist. Sisyphos als Held darzustellen oder die Philosophie des Absurden ist glaube ich eine spätere Rezeption.


Als Anregung:

"Unmittelbar vor Beginn des blitz allemand (siehe: Blitzkrieg) am 10. Mai stellte er den Étranger fertig, der sich in der Zwischenzeit mit zusätzlichen Themen, insbesondere den Lehren des Sisyphe, aufgeladen hatte, die die ursprüngliche politische Intention fast verdecken. Kurz bevor die deutschen Truppen in Paris einmarschierten, flüchtete Camus mit der Redaktion seiner Zeitung nach Clermont-Ferrand und bald weiter nach Lyon, wo er den Waffenstillstand (22. Juni) und die Anfänge des neuen État français unter Marschall Pétain erlebte.

In der Folgezeit führte er ein unstetes Leben zwischen Frankreich und Algerien, schrieb aber fleißig und beendete im Winter 1941/42 in Oran (dem Heimatort seiner Frau, wo er eine Lehrerstelle bekommen hatte) Le Mythe de Sisyphe. Der Essay, der die Überwindung der Sinnlosigkeit der Existenz durch trotziges Akzeptieren von deren Tragik und durch Pflichterfüllung zu propagieren scheint, traf bei seiner Publikation im Oktober offenbar die Stimmung im besetzten Frankreich. Denn hier neigte man dazu, die gerade erlittene Niederlage durch eine Flucht in die alltägliche Pflicht zu kompensieren. Camus wurde bekannt, zumal auch der im Juni endlich herausgekommene Étranger gut einschlug (der nun jedoch nicht mehr als ein algerisch-politisch motivierter Roman gesehen wurde, sondern als Meditation über den Sinn der menschlichen Existenz)."

Quelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Camus#Die_Kriegszeit
 
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Hallo pscht

pscht:
Alles ist der Mühe wert, solange die Seele nicht eingeengt ist!
Ich moechte frei sein, aufs aeußerste frei. Frei wie ein Totgeborener. So schrieb
Cioran. Nicht nur, das er koerperliche Leiden hatte und an Schlaflosigkeit litt.
Wenn man in einem Koerper eingeengt und von diesem abhaengig ist, scheint
Freiheit nicht existent. Ich bin auch den Naturgesetzen ergeben, fliegen kann
ich nicht, auch nicht ueber Mauern springen. Ich bin auch abhaengig von
Sprache und vom gesellschaftlichen Kontext, die Sprache ist der Horizont
meines Geistes. Fehlt nur noch, dass neben physikalischen Prozessen meine
Gehirnprozesse und somit zum Teil mein Denken determiniert ist ... ange-
passte Maschine nenne ich das, nichts weiter. Ohne Inhalt eben. Wie oft man
doch sterben kann ...

Ob man das eingeengt nennen kann, wer weiss. Zumindest besteht Abhaengig-
keit, im Gegensatz zum erneuten Wunschdenken, wie man das ganze Leben
glaubte das es Selbstverstaendlichkeit ist, das es so waere, aber es tatsaech-
lich ganz anders ist ... und etwas ausserhalb, das sich "Seele" nennt und in den
"Himmel" aufsteigt, diese Freiheit zaehlt fuer mich genau so zum Wunschdenken.

Gruesse,
Arthur Jules
 
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