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Wien!

R

Robin

Guest
Jetzt mal ein Thema, von dem ich nichts verstehe, als Reminiszenz an unser Gastland:
Wien - zunächst mal eine Stadt, eine Metropole wäre sicher übertrieben, in der ich nie war, von der ich aber schon viel hörte.
Unter anderem:
Dass die Menschen dort ganz wild auf Kultur seien, insbesondere aufs Theater, insbesondere auf die Burg.
Und dass das dortige Kulturradio 15% Höreranteil hat. Prozentzahlen, von denen andere nur träumen können.
Also:
Wie lebt es sich in einer so kultivierten, kulturdurchdrungenen Stadt? Ist das anders? Schöner? Stilvoller, niveauvoller, geistvoller?
Oder ist es mehr Fassade, ein Als-ob, elitäres Getue?

Ihr müsst es ja wissen?!
 
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Robin schrieb:
Dass die Menschen dort ganz wild auf Kultur seien,
insbesondere aufs Theater, insbesondere auf die Burg.

Und dass das dortige Kulturradio 15% Höreranteil hat.
Prozentzahlen, von denen andere nur träumen können.
Das Burgtheater ist in der Tat eine recht robuste und unverwüstliche Institution.

Da hatten wir doch einmal diesen Gastarbeiter aus Bochum, den Claus Peymann, als Direktor.

Eigentlich hätte die Peymann-Epoche ja nur halb so lang dauern sollen, aber kurz vor Ablauf seiner
ersten Amtsperiode gab es heftige Demonstrationen mit Sprüchen

"Peymann muss in Wien bleiben...., Peymann muss in Wien bleiben....., "

deshalb wurde sein Vertrag verlängert.

Hinterher stellte sich bei Recherchen über den Background dieser Demonstranten zwar heraus,
dass die alle aus Bochum waren, aber da war es eben schon zu spät !

Wie schon erwähnt, ist das Burgtheater eine robuste Institution und hat auch diese Epoche überlebt.



Beim Kulturradio könnte das Geheimnis des Erfolges darin liegen, dass dieser Sender nicht "Kulturradio"
genannt wird.

Es ist ein ganz normaler Radiosender, der halt nicht davor zurückschreckt, auch einmmal ein Hörspiel
zu senden, in dem ganze 35 Minuten lang NICHT von Arrsch-Ficken gesprochen wird.

Dass dann irgendwelche Erbsenzähler daherkommen, die solche Sender als "Kulturradio" ettikettieren,
dafür kann der Sender ja nichts, und seine Hörer auch nicht.

Aber vielleicht meinen wir ohnehin unterschiedliche Sender, und die 15 % Höreranteil sind ganz einfach
gemogelt (etwa 15 % derer, die diesen Sender eingestellt haben, hören auch tatsächlich zu ?).

Ich weiss nicht, wie verlässlich und aussagekräftig die Messung solcher Anteile ist,
deshalb überlasse ich eine Interpretation dieser "Messwerte" lieber den Quoten-Jongleuren.



Die Wiener Kultur-Schickeria bezeichnet das Wiener Kulturleben eher als provinziell.
Das muss sie aber tun, weil sie ansonsten ja nicht zur Schickeria gehören würde.


Das musste auch einmal gesagt werden.

lg nase
 
Neugier schrieb:
Da hatten wir doch einmal diesen Gastarbeiter aus Bochum, den Claus Peymann, als Direktor.

lg nase

Und diese Nase haben wir jetzt hier in Berlin.
Und alle hassen ihn. AUf der Liste der peinlichsten Persönlichkeiten landet er immer ganz weit vorn.
Aber sein Theater ist ganz gut besucht. Also hasst ihn wieder nur die Schickeria? Naja, der Ausdruck passt überhaupt nicht nach Berlin. Berliner sind mehr stolz auf so eine Art staubige Anmutung, wie aus dem letzten besetzten Keller gekrochen...

ABer es stimmt schon: Ein Radio, das überhaupt ein Hösrpiel sendet, gilt bei uns schon als Kulturradio - wir haben eben die private Konkurrenz.
Aber, um noch mal auf meine Frage zu rekurieren:
Vielleicht spricht das ja gerade für die Selbstverständlichkeit und Kulturdurchdrungenheit der Wiener, dass sie eine Radio nicht kultur- nennen müssen - weil sowieso alles Kultur ist...?
 
Alles ist Kultur, stimmt !

Robin schrieb:
Und diese Nase haben wir jetzt hier in Berlin.

Und alle hassen ihn.

Auf der Liste der peinlichsten Persönlichkeiten landet er immer ganz weit vorn.
Gelernt ist halt gelernt.


Dass mir jetzt aber nur ja keiner auf die Idee kommt, darüber zu spekulieren,
ob nicht diese Weglobung Claus Peymanns nach Berlin die Rache der Wiener an den Piefkes
für den "Anschluss" gewesen sein könnte.

Solchene Spekulationen würden jeglicher Grundlage entbehren.

Wo wir doch die Piefkes eh soooo gern haben, zumindest als zahlende Gäste der Tourismusindustrie.


Aber jetzt mal im Ernst,
es scheint tatsächlich so zu sein, dass der Prophet nichts im eigenen Lande, oder
"the otherman's grass is always greener and sun shines brighter on the other side", gilt.


Die Wiener Kulturschaffenden schauen einigermassen neiderfüllt nach Berlin,
und die Berliner sehen Wien als den Ort, an dem kulturelle Milch und Honig fliessen.

Irgendwie finde ich das in dieser Angelegenheit ja gar nicht so schlecht.

So gefällt es mir jedenfalls wesentlich besser, als wenn es umgekehrt wäre,
und jeder Ort sich selbst für den Mittelpunkt des kulturellen Universums hielte.

Ich finde, das musste unbedingt auch einmal gesagt werden.

lg nase
 
Wir können in Wien froh über unser reges Kulturleben sein - darüberhinaus zählt es zu den drei lebenswertesten Städten der Welt.
Es ist auch eine sichere Stadt, in der Frauen alleine spät nachts auf der Straße sein können, ohne sofort umgebracht oder vergewaltigt zu werden;-)

Und natürlich ist die Kultur nur so gut wie die Künstler die sie produzieren - wenn sie nicht gerade den Anspruch haben und in die Falle tappen, sich vom Staat oder der Stadt fördern zu lassen, um so zum 'Staatskünstler' zu degenerieren...

Ich bin inzwischen sehr froh, hier zu leben und hüte mich davor, woanders neiderfüllt hinzublicken!!

Natürlich gibt es gewisse Bereiche wie vielleicht die Musikbranche, die nach dem alten Postulat funktionieren, dass man hier erst etwas gilt, wenn man im Ausland erfolgreich war.

Hier dürfte es sich jedoch nur um eine sehr gut funktionierende Rechtfertigung für eigenes Versagen handeln...
:autsch:
 
Robin schrieb:
Jetzt mal ein Thema, von dem ich nichts verstehe, als Reminiszenz an unser Gastland:
Wien - zunächst mal eine Stadt, eine Metropole wäre sicher übertrieben, in der ich nie war, von der ich aber schon viel hörte.
Hallo Robin !

Als einer, der seit 1978 in dieser Stadt lebt, möchte ich auch ein bisschen etwas dazu bemerken.

Stadt oder Metropole ?
Für viele Menschen, die die meiste Zeit ihres Lebens in Österreich verbrachten und für manche Tschechen, Slowaken, Rumänen, Bulgarien, Italiener und Ungarn wird Wien auch als Metropole verstanden (aus der gemeinsamen Geschichte heraus). Die Donaumetropole. Nach meinem persönlichen Empfinden ist es (auch) die Welthauptstadt der Musik. Ich konnte auch bei den meisten (gebürtigen) Wienern, die ich bis jetzt kennenlernte, irgendeine künstlerische Begabung entdecken, im kreativen und künstlerisch-ausführenden Bereich, wenn sich auch im Bereich des "Schauspielerns" viele überschätzen. Eines muss ich Wien auch noch konzidieren: die gesundheitliche Versorgung, die Hilfsbereitschaft gegenüber Kranken (auch zugewanderten) ist zumindest innerhalb Österreichs vorbildlich, also "metropolengerecht" (ich lebte in der Steiermark, in Niederösterreich, in Oberösterreich).

Wie lebt es sich in einer so kultivierten, kulturdurchdrungenen Stadt? Ist das anders? Schöner? Stilvoller, niveauvoller, geistvoller?
Soweit die Frage nicht ohnehin schon beantwortet wurde: es lebt sich schön, stilvoll, niveauvoll und geistvoll, sobald man die richtigen Menschen und Plätze kennt und - wie wohl auch im Rest der Welt - ein Mindestmaß an Finanzen zur Verfügung hat. Ein Vorteil von Wien gegenüber manchen anderen Metropolen ist wohl auch, dass Wien sehr viel Grünfläche zur Verfügung hat: 1,615.000 Einwohner auf 414 qkm.

Liebe Grüße

Zeili
 
Die Wiener muß man gar nicht erst in Stimmung bringen... die sinds ja schon!

1,615.000 Einwohner auf 414 qkm.
Na, das ist wohl nichts gegen Hamburg: rund 1.715.400 Einwohner, Fläche: 755,32 km², selbst wenn man da die 87 km² Hafen abzählt, bleiben da noch endlose Grünflächen übrig... Metropolregion: 10 697 km²!!! Die Wachsende Stadt! Von wegen Metropole, rundherum ist nüscht, da sagen sich Ochs und Esel, Fuchs und Karnickel gute Nacht, es läßt sich eh nur in der Innenstadt aushalten. Aber es geht hier ja auch nicht darum, den hamburger Lokalpatriotismus raushängen zu lassen, auch wenn angeblich niemand in ganz D so stolz ist auf seine Stadt wie die Hamburger. Und kulturell... da reden wir mal lieber nicht so laut drüber.

So wie andererseits - das Gerücht hält sich hartnäckig - Wien die einzige Stadt auf der Welt ist, in der es überhaupt geht. Leider hatte ich erst zweimal die Gelegenheit, Wien zu besuchen, einmal noch zu Schulzeiten, einmal im letzten Jahr. Spätestens im Frühjahr 2006 muss ich wiederkommen, Andrea Breths kompletten "Wallenstein" an der Burg kann man sich doch nicht entgehen lassen! Letztes Jahr hab ich ihren "Don Carlos" gesehen - Junge Junge, solch ein Theater sieht man nicht alle Tage. Beim Deutschen Orden läßt sichs bestens günstig wohnen, in der Jesuitenkirche hört man jede Woche eine andere Haydn- oder Mozartmesse für gratis, die Klassik wird frisch gepflegt als wenn die Tinte noch nicht trocken ist, und nachher wirds bei einem Achtele sicher nicht bleiben (wenngleich mancher Schuppen mir doch zu cool szenig ist). Und natürlich die Museen, Albertina, Museum am Judenplatz, Freud-Museum... hab ja noch gar nicht viel mitbekommen, Wien, wir sehen uns wieder, je eher, je lieber!
 
gibt auch noch anderes

also abgesehen davon daß du das museumsquartier besuchen solltest ist wien auch noch anderes.
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ich lebe ein bißchen südlich, arbeite seit fast 5 jahren hier und bin früher schon oft nach wien gefahren weil es hier auch möglichkeiten gibt sich beruflich und wissensmäßig mit anderen zu messen die es anderswo nicht so schnell gibt. auch das gehört für mich zu kultur. in wien ist die größte wissenscommunity zu hause zum beispiel, sowas gibts in der art und größe kein 2. mal in europa meines wissens, es gibt eine fülle von möglichkeiten sich mit wissenden menschen zu treffen und von anderen zu lernen.
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sicher gibts vieles auch anderswo, aber hier macht man alles mit einem gewissen augenmaß und mit einer sehr menschlichen grundeinstellung - wie man auch immer selbst dazu stehen mag. das angenehme mit dem nützlichen zu verbinden halte ich für lebenskunst die jeder kennen sollte.
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liebe grüße aus wien
yog
 
Es liegt mir fern, nur einen in die Jahre gekommenen Thread hervorzuholen, aber ich wollte auch keinen neuen Thread mit Titel "Wien" erstellen.

Um es kurz zu sagen: Ich beabsichtige, meinen Lebens- und Arbeitsstandort mittelfristig nach Wien zu verlegen, um als deutscher Koch in Wien zu leben und zu arbeiten. Daher fände ich es nett von euch Ösis - denn schließlich ist das ja hier ein österreichisches Forum - wenn ihr mir den einen oder anderen Tip geben könntet, um meine Entscheidungsfindung zu formen.

Der Ausgangssituation:
Eigentlich möchte ich meinen Standort München gar nicht verlassen und im Grunde bin ich mit meinem Arbeitsplatz zufrieden. Ginge es nach mir, dann würde ich in meiner jetzigen Wohnung bis zu meiner Rente bleiben und an meiner Arbeitsstelle auch.
Leider aber geht es nicht nach mir.
Meine jetzige Wohnung ist günstig, aber zeitlich begrenzt. München ist, was die Mieten betrifft, mittlerweile die teuerste Stadt Kontinentaleuropas, in Europa ist nur London noch teurer. Erschwerend kommt hinzu, dass die Lebenshaltungskosten in Deutschland steigen und steigen und steigen. Und selbst die vormals "günstigen" Löcher von Wohnungen werden hier jetzt mit den Ukrainern belegt, denn mir kann man da maximal 700-800€ abnehmen, und für die Ukrainer, da zahlt der Staat dann 1.000€.

Eine kleine Recherche im Internet hat mir gezeigt:
- Auch in Wien suchen sie Köche wie irre.
- Die Löhne entsprechen in etwa dem, was ich auch in München verdienen kann.
- Die Mieten sind auch in Wien nicht gerade billig, es gibt aber durchaus Angebote, die findet man in München schlicht überhaupt nicht mehr, nicht einmal ansatzweise. Dies macht mich zuversichtlich, denn wenn es solche Angebote noch geben kann - die man hier seit über 20 Jahren nicht mehr findet - dann ist das auch ein Zeichen dafür, was zumindest im Prinzip möglich ist.
- Zwar würde ich nicht mehr verdienen, es bliebe aber am Ende mehr übrig. Möglicherweise 500€ / Monat und mehr, und das wäre für mich ein sensationelles Ergebnis!

Als EU-Bürger habe ich Arbeits- und Niederlassungsfreiheit - solange ich mich selbst versorgen kann.
Es ist mir klar, dass man als Einheimischer zu typischen "Ausländerfragen" meist wenig sagen kann, denn schließlich ist man von diesen ja nicht betroffen.
Es gibt aber ein paar Fragen, die man als Einheimischer sehr wohl beantworten kann, typischerweise zum österreichischen Arbeitsrecht, Gepflogenheiten der Arbeit, Steuer- und Sozialfragen usw. usf.

Wäret ihr bereit, mir dabei ein wenig zu helfen?
 
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