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Wie steht ihr zu Weihnachten?

Rhona schrieb:
dann nimm Weihnachten den Christus-Schwachsinn, das Familienidyll und den Kommerz! Was bleibt dann noch übrig?
"Lustiges und grundloses Beisammensein im Dezember?"

Na, das sag ich doch!
Ok, ich gebe zu, darum ging es hier vielleicht nicht: Aber Weihnachten ist ein weiteres Indiz dafür, wie weit "Moderne" und "Aufklärung" kommen können. Nämlich nicht allzu weit. "Bleib doch mal locker", werden manche sagen und im Prinzip Recht haben. Ich bin locker, verdammt noch mal! Und der Kommerz ist mir eigentlich relativ egal. Was mich in Rage bringt ist dieses Symbol Weihnachten für das Scheitern der westlichen Familie. Es gibt doch von Loriot diese eine Sendung "Weihnachten bei ..."
Das ist die Sendung, wo der einsame kleine Sohn der Familie ein Miniaturatomkraftwerk geschenkt bekommt und dann als Gedicht "Zickezacke Hühnerkacke" aufsagt.
Aber diese Sendung ist doch in ihrer loriot'schen Trefflichkeit und Komik bestürzend traurig! Und bis auf das AKW bedrückend aktuell.
Also meine Antwort auf, wie stehte ich zu Weihnachten? ist: Weihnachten ist für mich die Metapher des Untergangs der westlichen Familie. Es zeigt den Bruch zwischen den Generationen, die Egoismen der Familienmitglieder, die für drei Tage mühsam gebändigt werden, die kitschigen Weihnachtssendungen mit den verlogenen Moderatoren und dem warmen Kerzenlicht, die Fernsehgottesdienste mit den bleiernen Ritualen, das Familiensingen, den allgemeinen Masochismus, der in Fressorgien kompensiert wird und das verhätschelte EInzelkind, das in Geschenkpapierbergen fast ertrinkt...
:schmollen
 
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lilith51 schrieb:
Vorher mit meinem Sohn allein, das wurde eher feuchtfröhlich, weil zu später Stunde Freunde von ihm kamen, die vor der Idylle ihrer Familien davonlaufen wollten

Sowas macht mich immer nachdenklich.
Wer flüchtet schon vor einer echten Idylle? Entweder ist es keine echte Idylle sondern eine verlogene oder man hält aus eigenen, persönlichen Gründen die Idylle nicht aus.

lilith51 schrieb:
Resumee: Weihnachten soll so sein, wie es eben gerade passt. Wenns kracht, braucht keiner ein schlechtes Gewissen zu haben, wenns fast schon kitschig wird vor Stimmung und Gemütlichkeit aber auch nicht.

Ein schönes Resumee :)
Erzwingen kann man nichts.
 
Robin schrieb:
Was mich in Rage bringt ist dieses Symbol Weihnachten für das Scheitern der westlichen Familie.

Gibt es eine "westliche Familie"? Und wenn ja, was ist an ihr gescheitert?

Robin schrieb:
Es gibt doch von Loriot diese eine Sendung "Weihnachten bei ..."
Das ist die Sendung, wo der einsame kleine Sohn der Familie ein Miniaturatomkraftwerk geschenkt bekommt und dann als Gedicht "Zickezacke Hühnerkacke" aufsagt.
Aber diese Sendung ist doch in ihrer loriot'schen Trefflichkeit und Komik bestürzend traurig!

Daran kann ich mich noch flüchtig erinnern, war köstlich.

Robin schrieb:
Es zeigt den Bruch zwischen den Generationen, die Egoismen der Familienmitglieder, die für drei Tage mühsam gebändigt werden, die kitschigen Weihnachtssendungen mit den verlogenen Moderatoren und dem warmen Kerzenlicht, die Fernsehgottesdienste mit den bleiernen Ritualen, das Familiensingen, den allgemeinen Masochismus, der in Fressorgien kompensiert wird und das verhätschelte EInzelkind, das in Geschenkpapierbergen fast ertrinkt...

Wer sich das alles freiwillig antut? Ich nicht :)
Weihnachtsfernsehen? Das ist ja noch übler als 90% des Fernsehens des restlichen Jahres :spei1: Verlogenheit? Die gibt es das ganze Jahr über. Aber wird in Deiner Familie gelogen? Dann trage was dazu bei dass es sich ändert!

Nimm Weihnachten die Verkrampfung und schon geht weder etwas unter noch muss etwas gebändigt werden. :)
 
Hallo Rhona
Das kann ich verstehen was Du schreibst.
So ein ganz wenig mumlig ist mir auch manchmal so vor Weihnachten.
Aber wenn man selber keine riesengroße Familie hat oder gar keine gibt es noch irgendwas anderes. Ich mußte Heiligabend und Weihnachten schon öfter arbeiten, das war immer sehr schön. Man kann sich alles so zurechtmachen, auch wenn man nicht arbeitet, wie es einem gefällt. Einen Weihnachtsbaum gibt es hier nicht, aber ich liebe zum Beispiel Lichterketten.
Dieses Jahr über Weihnachten machen wir eine Reise in den Süden mit dem Auto. Hund darf natürlich mit.
vG
 
Walter schrieb:
Wer flüchtet schon vor einer echten Idylle? Entweder ist es keine echte Idylle sondern eine verlogene oder man hält aus eigenen, persönlichen Gründen die Idylle nicht aus.

Ja das mit der Idylle, das war auch mein Widerstandsthema.
Es war ja damals noch sehr verbreitet, Weihnachten nach alter Tradition mit Weihnachtsbaum, Geschenken und Festessen zu feiern, und alle Familienmitglieder, ob sie wollten oder nicht, dazu zu vergattern. Weil "des g´hört si eben so". Also eine echte "Scheinidylle", die Kinder hatten dabei nichts zu melden. Meistens brach noch beim Essen Streit aus (vor allem zwischen den Eltern), und die Jugendlichen konnten unbehelligt abhauen.

Damals fungierte mein Wohnzimmer schon einige Zeit als eine Art Jugendclub (nicht nur zu Weihnachten), wo sich die Freunde meiner jugendlichen Kinder einfanden und mich als Reservemama adoptierten (sogar mit Urkunde, von allen unterschrieben!)

Das war vor ca. 15 bis 20 Jahren, und heute noch reden mich manche von ihnen mit "Mama" an, obwohl sie längst eigene Familien haben und auch längst mit ihren Eltern Frieden geschlossen haben.

Für mich wars damals schön, dass ich so viele junge Menschen um mich hatte. Deren Eltern waren froh, dass sie wenigstens wussten, wo ihre Kinder hinkamen, wenn sie von daheim abzischten.

Bei mir konnten sie feiern wie sie wollten, denn meine Welt war sowieso nie so richtig heil gewesen und wurde nun erst langsam, Steinchen für Steinchen, wieder zusammengebaut. Nach meinen eigenen Vorstellungen.
:zauberer2

herzlich
lilith
 
Wiehnachten hat sich zu einen richtigen Komerzfest entwickelt!!!! Keiner befasst sich mehr mit dem Hintergrund dieses Festes. Ich selbst auch nicht.
 
Ja das sagt jeder, doch wenn danndie weihnachtszeit kommt, es schneit, kalt ist, tannenbaum, a....dann freut man sicha uf familientreffs, und geschenkte
 
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Ahja – und nun die ganzen Klischees – alle, alle. Erinnert mich an die Zeit wo meine Kinder behaupteten, alle Anderen durften das und das und haben mit dem Fuß aufgestampft. Solche Verallgemeinerungen bringen mich auf die Palme – bzw. in diesem Fall auf dem Baum.

Ich habe ähnliche Erfahrungen wie Lilith gemacht. Auch bei uns gingen immer viele Jugendliche ein und aus, und ich fand das damals sehr schön. Auch zu Weihnachten feierten Manche von ihnen mit uns zusammen, mal den ganzen Abend, mal kamen sie vorbei wenn das „Pflichtprogramm“ zu Hause absolviert war. Mal gingen sie dann, später am Abend, alle zusammen zu einem Jugendtreffpunkt in der Stadt – organisiert eigentlich für diejenigen, die keinen Bock auf Weihnachten hatten, oder eben allein waren und nicht wussten sonst wohin an dem Abend. Es entwickelte sich im Laufe der Zeit aber so, dass ein Großteil von Jugendlichen, die auch freiwillig und gerne erst zu Hause gefeiert hatten, sich am späten Abend auch dort eintrafen. Die jungen Leute wollten auch unter sich, auch gerade am 24.12. zusammen sein. Für mich war das auch völlig ok, ich genoss dann die Ruhe zu Hause oder ging zu Nachbarn, wo einige Freunde von mir am späten Abend ebenfalls zusammen kamen – nach dem jeweiligen feiern mit der Familie.

Weihnachten muss weder krampfhaft idyllisch noch als Familienprüfung gefeiert/abgehalten werden, noch muss es zu einem Bruch zwischen den Generationen kommen. Es kommt einfach darauf an, was man daraus macht. Als ich Kind war, feierten wir in Großfamilie mit Großeltern, Eltern, Tante und Onkel und mit insgesamt 7 Kindern. Das war dann in der Tat ein Fest der Kinder. Später habe ich, weil es sich so ergeben hat im Leben, immer wieder neu/ anders Weihnachten gestaltet und gefeiert, je nachdem wie es sich ergab. Mittlerweile könnte ich den Abend auch gut allein zu Hause verbringen und würde den Abend dennoch so gestalten, dass es nicht ein Abend wie jeder andere wäre.

Aber ich denke, es ist schon einen Unterschied, ob man als Erwachsene die Möglichkeit hat, selbst zu entscheiden wie zu feiern. Oder ob überhaupt. Wer noch „abhängig“ ist, hat die Chance nicht unbedingt. Vor allem nicht, wenn keine Bereitschaft vorhanden ist, wenigstens darüber zu reden, ob es eventuell auch mal anders gestaltet werden könnte als „schon immer“.

Ich weiß gar nicht, ob ich „einen Frieden“ mit Weihnachten gefunden habe, irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nie viel kämpfen musste, gerade in dem Bereich. Früher habe ich mal „geglaubt“, aber das ist sehr lange her. Ich erlaube mir dennoch, „Weihnachten“ zu feiern, auch ohne mir Stress zu machen. Den Kommerz kann ich ignorieren, die Kinder werden aber beschenkt. Wenn ich auch in diesem Jahr noch nicht so genau weiß wie/ wo, werde ich sicher wieder „Weihnachten“ feiern und vermutlich werde ich auch wieder einen kleinen Baum aufstellen, und auch sonst viele Kerzen. Das gibt eine besondere, gemütliche Stimmung ins Haus, die ich einfach „brauche“ in der Zeit. Und wenn ich dann die Kerzen und die Kugeln am Baum betrachte... – das hat für mich etwas Meditatives. Auch wenn Robin mich deshalb wieder für verrückt halten wird...:rolleyes:

Aus Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten
„Historisch wurzelt das Weihnachtsfest in der keltischen und germanischen Feier der Wintersonnenwende. Die Umdeutung und Integration dieses Festes in den neuen Glauben (und damit Germanisierung des Christentums) war ein strategisches Element der ersten mitteleuropäischen Missionare zu.......

Wer will, kann/ darf also auch ohne „Christus-Quark“ feiern.
 
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