• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

"Von den drei Verwandlungen"

P

Paul Roland V.

Guest
Wenn der Geist, wie in diesem Bildnis dargestellt am Anfang steht, dann ist er von Beginn an auf der Suche nach einer Art innerer Gesetzmäßigkeit. Einer Gesetzmäßigkeit, die er (der Geist) weder als Kamel noch als Löwe finden kann und wird! Warum? Ich denke, weil uns Menschen dabei diverse ach so menschliche Eigenschaften/Eigenarten, um dort hin zu kommen, ständig im Wege stehen. Vielleicht hervorgerufen durch all` die äußeren Einflüsse denen der Geist ab dem Zeitpunkt unserer Irrtischen Geburt ausgesetzt ist, die uns womöglich vor eine dauerhafte Entscheidungsfindung zwischen Kamel und Löwe stellt und darin verharren lässt.

Das angestrebte Ziel, wie Nietzsche es sieht, wäre das Kind als Übermensch! "Übermenschen", wenn es sie dann geben würde, zeichnen sich m.E. darin aus, dass bei ihnen, über den Geist gesteuert, die menschlichen Eigenschaften/Eigenarten, wie bspw. der Egoismus, die Habsucht, die Intoleranz etc. aussortiert und entsorgt wurden...

Um aber hier beim Bildnis Kamel/Löwe zu bleiben, frage ich, wäre denn ein gesunder Mix aus den durch Erfahrung geprägten Sinnmachenden Eigenschaften beider "Tiere" ein Ausweg aus diesem Dilemma? Zum Beispiel ein wenig Demut, Genügsamkeit und Anpassungsvermögen vom Kamel - und etwas von der Mündigkeit und des Selbstbestimmungs-Potenziales des Löwen... im Kantschen Sinne von
"Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."

In diesem Sinne, möglichst ohne Fremdsteuerung, Aufruf an den Geist:
"pack es an, denn es gibt noch viel zu tun!"

von_den_drei_verwandlungen_by_bloody_ball_d9pdisx-pre.jpg
 
Werbung:
Das Kamel ist einfach der gut beladene Zivilisationsmensch. Der Verstand. Sein Verstand ist mit Verpflichtungen und Abhängigkeiten, Ängsten (Wiederholungsbefürchtungen) und Wiederholungsabsichten (Wünschen) gut beladen. Er lässt sich beladen. Der Löwe schüttelt sich frei, er brüllt, er erkennt seine eigenen Interessen, seinen Standpunkt und sein Revier, nimmt seinen Stand-Punkt ein, beansprucht sein Revier. Er hat sich Luft verschafft. Nun kann er seine Unschuld, seine Neugier erleben. Seine Phantasie erwacht, er gestaltet und erlebt. Er ist frei und ungebunden, er ist "wie die Kinder". Und es kommt zu ihm.

Dieser Weg ist nicht abkürzbar.
 
Das angestrebte Ziel, wie Nietzsche es sieht, wäre das Kind als Übermensch! "Übermenschen", wenn es sie dann geben würde, zeichnen sich m.E. darin aus, dass bei ihnen, über den Geist gesteuert, die menschlichen Eigenschaften/Eigenarten, wie bspw. der Egoismus, die Habsucht, die Intoleranz etc. aussortiert und entsorgt wurden...
Na ja, ob beim Übermenschen tatsächlich Egoismus, Habsucht, etc. ausgeschaltet sind, bezweifle ich. Für Nietzsche war neben Leonardo da Vinci auch Cesare Borgia ein Übermensch. Der steht nicht gerade für ein Überwinden typisch menschlicher Eigenschaften wie Egoismus, Habsucht, Intoleranz, etc. Ganz im Gegenteil! Bei ihm sind diese Eigenschaften besonders ausgeprägt. Was für mich alle Übermenschen ausmacht, ist das Erschaffen von etwas Neuem, etwas ganz Großem, auch neuer Werte. Auch das Kind als dritte Verwandlungsform des Geistes trägt dieses Erschaffende in sich. Danach wird es ihm meist ausgetrieben.
Wenn der Geist, wie in diesem Bildnis dargestellt am Anfang steht, dann ist er von Beginn an auf der Suche nach einer Art innerer Gesetzmäßigkeit. Einer Gesetzmäßigkeit, die er (der Geist) weder als Kamel noch als Löwe finden kann und wird! Warum?
Die Gesetzmäßigkeit ist der Wille zur Macht als ein Prinzip, mehr noch als ein Prinzip, als etwas, das sich zeigt, wenn wir Dinge als gut oder böse bewerten. Jeder Mensch strebt normalerweise nach etwas Höherem. Zarathustra beklagt ja am Anfang, dass die Menschen das gerade heute nicht mehr tun. Bei den meisten ist diese Gesetzmäßigkeit also abhandengekommen.
Um aber hier beim Bildnis Kamel/Löwe zu bleiben, frage ich, wäre denn ein gesunder Mix aus den durch Erfahrung geprägten Sinnmachenden Eigenschaften beider "Tiere" ein Ausweg aus diesem Dilemma?
Das Ganze ist ein Kreislauf: Am Anfang ist der Geist ein Kamel: genügsam, moralisch, alles ertragend; später wird er zum Löwen: Da macht er sich von der Moral und von allen Zwängen frei, aber er kann noch nichts erschaffen. Der Geist ist nur frei, aber ohne Ziel.; Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man wird wieder zum Kamel, weil der Drache, dieses "Du sollst!", stärker ist als man selbst, oder man wird zum Kind und damit zum Übermenschen. Aber was ist dann? Existiert der Übermensch für immer oder wird der Geist dann eventuell wieder zum Kamel? Meine Meinung ist: Wenn man auch die Lehre von der ewigen Wiederkunft aller Dinge ernst nimmt, könnte auf den Übermenschen wieder das Kamel folgen, weil vielleicht die Gesellschaft wieder die Oberhand gewinnt. Wie gesagt: Das könnte sein, aber das muss nicht so kommen. Einen Ausweg aus der ewigen Wiederkunft aller Dinge gibt es nicht. Das ist auch so eine Gesetzmäßigkeit.
 
Werbung:
Das Ganze ist ein Kreislauf


die Abfolge Baby-Löwe-Kamel ist eine Erfindung der Männerbünde,
denn aus weiblicher Sicht gab es ja bereits die Mondperiode
  • zunehmend = junge Frau
  • Vollmond = Frau
  • abnehmend = alte Frau
  • Neumond = Geburt/Tod

das Baby* ist wohl als Mängelwesen gedacht,
der Löwe** als Mannwerdung
und das Kamel*** als reifer Mann


* das Baby hat keine Mutter, obwohl es doch die 'Maria-mit-dem-Kinde-Darstellung' bereits bei den Ägyptern gab

** In der Antike wurden Götter und Heroen der mythischen Zeit nicht selten als Löwenüberwinder dargestellt,
um den Sieg des Menschengeistes über die animalische Natur zu vergegenwärtigen

Die maskuline Signatur des Löwen läßt ihn auch als komplementäres Gegenstück zu großen Göttinnen erscheinen


*** das Kamel soll Augustinus als 'Symbol des demütig seine Last tragenden Christen' eingeführt haben

Wegen seiner für den Menschen hochmütig wirkenden Physiognomie galt es jedoch vielfach
auch als Symbol für Uberheblichkeit und Eigensinn

Im Mittelalter wurde es wegen seiner Fähigkeit, nur tragbare Lasten zu akzeptieren,
zum Sinnbild der Unterscheidungsfähigkeit (discretio)'

Als positiv vermerkt wurde die Fähigkeit des Tieres, sich 'gehorsam' niederzuknien

KNAURS LEXIKON DER SYMBOLE
 
Zurück
Oben