Folge I: Zeihen
Gerade fiel mir ein Verb auf, das selbst ich sehr selten benutzt habe und das auch ganz ungebräuchlich ist: jemanden etwas zeihen (richtig mit Genitiv). Im Sinne von: jemandem etwas vorwerfen, über jemanden etwas behaupten.
"Ich zeihe Dich des Mißbrauchs meiner Tochter" -
das wäre ein Beispiel; heute würde man sagen: "Ich klage Dich an, weil Du meine Tochter" etc. oder: "Ich werfe Dir den Mißbrauch meiner Tochter vor."
Die letzten beiden Varianten verlagern die Verantwortung des Urteils an Dritte, die dann über den Vorfall zu entscheiden hätten. Das "Zeihen" ist direkter und forderte - vielleicht sogar - Selbstjustiz.
Übriggeblieben ist das allbekannt zwischenmenschliche "verzeihen", das meist fragend gebraucht wird: "Verzeihst Du mir?". (Aber was denn eigentlich? Wessen hättest du mich je geziehen?) Üblich dagegen ist die Wendung "Ich entschuldige mich", die den Sprecher von aller Verantwortung lösen soll, ohne daß der Zeihende gefragt ward. Die "Entschuldigung" löst den Zusammenhang zwischen Geschädigtem und Schädigendem auf und fordert die Anerkenntnis dessen, der sich vergangen hat. Tätersprache. Denn wessen könnte der, der sich entschuldigt hat, noch weiter geziehen werden?
Gerade fiel mir ein Verb auf, das selbst ich sehr selten benutzt habe und das auch ganz ungebräuchlich ist: jemanden etwas zeihen (richtig mit Genitiv). Im Sinne von: jemandem etwas vorwerfen, über jemanden etwas behaupten.
"Ich zeihe Dich des Mißbrauchs meiner Tochter" -
das wäre ein Beispiel; heute würde man sagen: "Ich klage Dich an, weil Du meine Tochter" etc. oder: "Ich werfe Dir den Mißbrauch meiner Tochter vor."
Die letzten beiden Varianten verlagern die Verantwortung des Urteils an Dritte, die dann über den Vorfall zu entscheiden hätten. Das "Zeihen" ist direkter und forderte - vielleicht sogar - Selbstjustiz.
Übriggeblieben ist das allbekannt zwischenmenschliche "verzeihen", das meist fragend gebraucht wird: "Verzeihst Du mir?". (Aber was denn eigentlich? Wessen hättest du mich je geziehen?) Üblich dagegen ist die Wendung "Ich entschuldige mich", die den Sprecher von aller Verantwortung lösen soll, ohne daß der Zeihende gefragt ward. Die "Entschuldigung" löst den Zusammenhang zwischen Geschädigtem und Schädigendem auf und fordert die Anerkenntnis dessen, der sich vergangen hat. Tätersprache. Denn wessen könnte der, der sich entschuldigt hat, noch weiter geziehen werden?
