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Über Pflege- und Adoptivkinder

Miriam

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26. Juni 2005
Beiträge
9.722
Es gab schon einige Threads die versuchten sich diesem schwierigen Thema anzunähern, nun ich denke es sind immer die persönlichen Erfahrungen die im Mittelpunkt stehen sollten.

Ich habe in den letzten zwei Jahren gelernt, dass Vieles was aus Hören/Sagen wiedergegeben wird, oft auf Fehlinformationen beruht.
In diesen zwei Jahren haben sich meine jüngere Tochter und mein Schwiegersohn bemüht ein Kind zu adoptieren, das ganze Unterfangen erwies sich als viel schwieriger als man es sich so vorstellte.

Ich werde nun versuchen aus dem was ich von Nahe miterlebt habe, manches zu diesem Thema zu sagen. Ohne mich zu beklagen möchte ich sagen, dass das manchmal oder eher oft eine schmerzliche Erfahrung ist, man blickt plötzlich hinter den Fassaden der Häuser und entdeckt Schicksale die man nicht für möglich gehalten hätte, Umstände unter denen Kinder leben oder eher vegetieren – und das alles lässt einen nicht mehr los.

Das Positive was ich hier erst vermerken möchte ist, dass die Jugendämter (ich spreche von unserer Region) immer professioneller arbeiten, manche Mitarbeiter sind wahre Profis geworden und nach meiner Erfahrung steht oder fällt die Vermittlung eines Kindes mit dieser Eigenschaft.

Wir haben am Anfang auch noch einige Mitarbeiter des Jugendamtes oder mancher Kinderheime erlebt, die ein Kind vermittelt wollten, die so genannte Anbahnungsphase sogar angingen, um dann mittendrin von einem guten Kinderpsychiater darauf hingewiesen zu werden, dass das Kind nicht nur nicht in eine Familie vermittelt werden darf, sondern in eine spezielle Einrichtung umziehen muss.

Es gibt einige solcher kleineren Häuser in denen relativ wenige Kinder leben und von zahlreichen Psychologen und Pädagogen betreut werden, rehabilitiert bzw. therapiert werden, um noch das Maximale bei ihnen zu erreichen.

(Fortsetzung folgt)

 
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AW: Über Pflege- und Adoptivkinder

(Fortsetzung)


Mathias

Eines Tages am Ende des vorigen Jahres meldete sich bei meinen Kindern die Mitarbeiterin eines Jugendamtes das sie noch nicht kontaktiert hatte (sie hatten ihre Unterlagen zu zahlreichen Jugendämter verschickt).
Die Dame kam einige Tage später vorbei, stellte von Anfang an die richtigen Fragen – sie kannte aber ihre Unterlagen sehr gut.

Danach erklärte sie ihnen, dass sie sie bekannt machen möchte mit einem kleinen zweijährigen Jungen, es scheint ihr, dass sie die passenden Eltern für den kleinen Mathias (Name geändert) sein könnten. Warum sie zu dieser Schlussfolgerung gekommen sei: meine Tochter ist Diplom-Pädagogin, aber genau so wichtig: aus beiden spricht der innige Wunsch Eltern zu sein.

Ich darf keine Einzelheiten über Mathias erzählen. Ich kann aber soviel sagen: wenn man sein Schicksal erfährt, denkt man unwillkürlich an Kaspar Hauser.
Sein Glück aber war, dass er wegen einer akuten Erkrankung in ein sehr gutes Kinderkrankenhaus eingeliefert wurde. Da hatten erst die Ärzte allerhand Anomalien vermutet, nichts davon traf zu.

Den Eltern wurde das Sorgerecht daraufhin entzogen – man war dahinter gekommen wie Mathias da gelebt hatte.
Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt während dessen schon die ersten Rehamaßnahmen stattfanden, übernahm die Mitarbeiterin des Jugendamtes die weitere Planung des kleinen jungen Lebens, welches so schwer traumatisiert wurde, und dies mehr als über die Dauer eines Jahres.

Nun lebte Mathias erst bei einer so genannten Übergangs – Pflegefamilie, auch die klug und optimal ausgesucht, denn es war eine ältere Frau mit viel Erfahrung durch ihre eigenen Enkelkinder – und noch wichtiger: mit einer großen Liebe zu Kleinkindern, hauptsächlich wenn ihnen erstmal nicht die Sonnenseite des Lebens vergönnt gewesen war.

Dann kam die lange Phase der Anbahnung mit seinen Eltern, Mathias war immer öfter bei denen oder mit denen zusammen. Er machte große Fortschritte in dieser Zeit – erstaunlich ist wie voller Vitalität und Fröhlichkeit dieses Kind ist.
Zu den Fortschritten gehörte auch, dass er frech wurde, nein eher provokativ. Weil er seine Grenzen erkunden wollte – aber da ist meine Tochter zwar sehr sanft, aber ziemlich eisern.

Mathias ist offiziell seit einer Woche der Sohn seiner Eltern, mein jüngstes Enkelkind – der einzige Enkelsohn. Und seine drei Cousinen (6, 7, 91/2) – es sind die Kinder meiner älteren Tochter - lieben ihn und umarmen ihn mehr als er es gerne hätte.

Aber er hat nun eine Familie die ihn liebt und bei der er sich geborgen fühlt. Und saust den ganzen Tag durchs Haus – wenn man da anruft hört man nur noch sein vergnügtes Plappern.

Ich aber habe noch immer Alpträume: was wäre gewesen wenn ….Wir hätten wahrscheinlich eines Tages in der Zeitung gelesen, dass wieder ein Kind…
Dies sei nur am Rande bemerkt.

Liebe, etwas nachdenkliche Grüße

Miriam


 
AW: Über Pflege- und Adoptivkinder

Liebe Miriam,

danke, dass du dieses wichtige und sensible Thema hier einbringst.

Wenn man bedenkt, wieviele Paare ungewollt kinderlos bleiben und wieviele Kinder andererseits vernachlässigt, misshandelt oder gar von den eigenen Eltern getötet werden, dann sollte man die Adoption, so gut begleitet wie von dir geschildert, wirklich als eine optimale Möglichkeit für alle Beteiligten begreifen.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis Paare, die seit Jahren in der Mühle der Reproduktionsmedizin stecken, um ein eigenes Kind zu bekommen. Auch das ist oft mit enormem Leiden verbunden. Und ich frage mich, weshalb der Schritt, ein Kind zu adoptieren von vielen gar nicht erst ernsthaft erwogen wird.

Dir und deiner Familie alles Gute :blume1:
Ela
 
AW: Über Pflege- und Adoptivkinder

Danke dir Ela für deinen Beitrag und für deine guten Wünsche.

Wie es halt oft geschieht: ich stieß gerade zufällig auf eine Sendung in der nochmals der Fall Kevin geschildert und von einer Polizeijournalistin analysiert wurde.

Zur traurigen Erinnerung: Kevins Leiche wurde in Okt. 2006 im Kühlschrank seines Ziehvaters entdeckt. Er war schon seit Wochen Tod.
Dabei war er in Folge der schweren Misshandlungen zweimal ins Krankenhaus eingeliefert worden – jedes Mal kam er dann zurück in seine Familie.
Bis er durch diese Misshandlungen starb.
Hier hatten alle versagt: das Krankenhaus, das Jugendamt, die Sozialsenatorin der Stadt Bremen musste zurücktreten – usw.

Warum ich das nochmals hier erwähne: ich tue es zum Vergleich mit der Art wie man im Fall Mathias reagiert hat.
Nun, eben durch den Fall Kevin scheint ein Frühwarnsystem in solchen Fällen immer besser zu funktionieren.
Dies ist aber auch u.a. Ursula von der Leyen, unserer Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zu verdanken.

Doch was noch immer meinen Zorn erweckt: das Wegschauen der Umgebung, z.B. der Nachbarn in solchen Fällen. Indifferenz? Mangel an Empathie?
Unmöglich, dass sie nichts wahrnehmen. Aber sie bilden sich ein, es sei nicht ihre Angelegenheit.

Nun, die Frage die du dir stellst zur Möglichkeit ein Kind zu adoptieren anstelle des quälenden Verfahrens, mit geringer Quote des Erfolgs der Reproduktionsmedizin, ist völlig berechtigt.
Doch auch die Jugendämter sollten da Mitarbeiter haben die gut ausgebildet aber auch sensibel, die richtigen Eltern mit dem zu ihnen passendem Kind zusammenbringen.

Nochmals zurück zu Mathias: was eigentlich ein riesiger Vorteil scheint in der Überwindung seiner Traumata, ist die wunderbare innere Uhr über die er verfügt.
Er ist zwar noch mitgenommen von all dem Neuen was ihn begegnet, aber hat einen ruhigen, gesunden Schlaf sowohl in der Nacht, als auch am Tag.
Und wenn es zu bunt wird weil für ihn Unbekannte zu Besuch kommen, hält er sich mit beiden Händchen die Augen zu, als würde er sagen: "Euch möchte ich jetzt aber nicht sehen - das wird mir zu viel…"

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Über Pflege- und Adoptivkinder

Liebe Miriam,

jetzt habe ich endlich Deine Beiträge über Mathias gelesen - und bin, genau wie Du einerseits sehr froh, dass es dieser Kleine geschafft hat:blume1:, andererseits möchte man die leiblichen "Eltern" am liebsten mal alleine im Dunkeln... :wut1:

Und wie viele "leben" vielleicht unerkannt immer noch so wie er früher...

Miriam, das ist ein Thema, da versiegen mir die Worte, was sonst eigentlich kaum vorkommt. Bitte grüße Deine Kinder irgendwie unbekannter Weise von mir - sie tun etwas, das man nicht hoch genug schätzen kann. :blume1::blume1::blume1:

Liebe Grüße von pispezi:zauberer2
 
AW: Über Pflege- und Adoptivkinder

Miriam,

schön, dass du diesen Beitrag hereingestellt hast.
Ja, das ist leider so - viele Paare möchten gerne Kinder und bekommen keine und andere misshandeln, vernachlässigen oder töten sogar ihre eigenen Kinder.

Ein Trauerspiel.
Aber auch ich verstehe nicht, wie Nachbarn, Verwandte usw. so etwas nicht bemerken können. Oder Mütter, die nachträglich behaupten, dass sie das nicht "verstehen" und "nichts gemerkt" hätten.
Und dann gibt es sicherlich noch mehrere Väter, die gegen Windmühlen rennen, nur um der Kindesmutter die Fürsorge zu entziehen, weil sie sehen, dass irgend etwas nicht in Ordnung sein könnte mit ihrem Kind (in Österreich so geschehen!) und die Ämter entweder nicht reagieren, oder alles zu langsam ist.

Freue mich mit deiner Tochter und wünsche dir und den Deinen und vor allem dem Kleinen alles Gute !

sartchi
 
AW: Über Pflege- und Adoptivkinder

Danke dir sartschi, ja all diese Gedanken lassen einen nicht mehr los! Über vernachlässigte oder misshandelte Kinder - und das Wegschauen oder Schweigen derer die es nicht wahrnehmen wollen!

Natürlich muss ich als stolze Oma auch ein wenig über Mathias Entwicklung sprechen: er fühlt sich anscheinend sehr wohl bei seinen Eltern - aber ist noch immer in einer Phase in der er seine Grenzen ausprobiert. Und es fallen ihm allerhand Experimente ein. Erst flog der Joghurtbecher direkt durch die Küche (mal sehn was die Alten dazu sagen)- aber er lernte sehr bald, dass damit die Mahlzeit beendet war.

Also hat er die Strategie gewechselt: erst isst er etwa dreiviertel auf - der Rest wird dann durch die Küche geschleudert...

Er hat aber eine wunderbare Natur, die ihn wahrscheinlich davor bewahrt hat in den ersten 16 Monaten in denen er total isoliert war, nicht zugrunde zu gehn. Jetzt, wo so viel Neues auf ihm zuströmt, schläft er viel und tief, sowohl in der Nacht als auch am Tag.

Er soll noch immer abgeschirmt werden von all zu vielen neuen Eindrücken, hauptsächlich von ihm unbekannten Menschen.

Ich bin zutiefst beeindruckt von der Begleitung dieses ganzen Prozesses, in erster Linie durch die Mitarbeiterin des Jugendamtes.

Gruß von Miriam
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Über Pflege- und Adoptivkinder

liebe freunde,
ich lese mit sehr gemischten gefühlen eure beiträge.

es ist eine ungeheuer schwierige sache, einem solchen kind ein neues heim zu geben.
das leben eines menschen, der solche wurzeln hat, ist ein sehr kompliziertes.
es ist ein absoluter aberglaube anzunehmen, dass all das, was ihm passiert ist, durch nachfolgend gute betreuung für null und nichtig gemacht werden kann.
ganz im gegenteil...das ist die allerschwierigste gratwanderung auf diesem weg...und zwar für die pflegeeltern.

ich hoffe sehr, SEHR, dass sie es schaffen, in ihrem denken um diesen kleinen menschen auch dessen eltern und deren schicksal hineinzunehmen und es nicht schlecht zu machen.
das ist die eigentliche problemstellung dabei.

denn falls sie dies nicht zusammenbringen können, wird das kind innerlich zerrissen - denn es hat seine leiblichen eltern - auch wenn diese nicht sonderlich gut für ihn sorgen konnten - und diese werden immer seine echten eltern bleiben...und bilden damit seinen hintergrund und seine wurzeln aus.
und es hat auch seine zieh-eltern, die die weltliche pflege an stelle der leiblichen eltern übernommen haben. diese stellen nicht die wurzeln und die herkunft des kindes dar - doch sie pflegen und betreuen es - ziehen es groß, weil die eltern dazu nicht fähig sind.
sie dürfen nicht versuchen, die "besseren" eltern zu werden und diesen umstand dem kind gegenüber ausspielen.

eine verurteilung der echten eltern wäre für das angenommene kind keine hilfe - sondern eine zusätzliche schreckliche belastung.
auch das verschweigen der echten eltern würde diese problematik nur nähren, aber nicht tilgen.


ich hoffe, liebe miriam, dass deine kinder diese gratwanderung gut schaffen.
es ist etwas sehr großes, das sie da tun. groß und selbstlos.

ich wünsche ihnen, dem kleinen burschen sowie seinen leiblichen eltern das allerbeste dafür.
 
AW: Über Pflege- und Adoptivkinder

denn falls sie dies nicht zusammenbringen können, wird das kind innerlich zerrissen - denn es hat seine leiblichen eltern - auch wenn diese nicht sonderlich gut für ihn sorgen konnten - und diese werden immer seine echten eltern bleiben...und bilden damit seinen hintergrund und seine wurzeln aus.
und es hat auch seine zieh-eltern, die die weltliche pflege an stelle der leiblichen eltern übernommen haben. diese stellen nicht die wurzeln und die herkunft des kindes dar - doch sie pflegen und betreuen es - ziehen es groß, weil die eltern dazu nicht fähig sind.
sie dürfen nicht versuchen, die "besseren" eltern zu werden und diesen umstand dem kind gegenüber ausspielen.
eine verurteilung der echten eltern wäre für das angenommene kind keine hilfe - sondern eine zusätzliche schreckliche belastung.
auch das verschweigen der echten eltern würde diese problematik nur nähren, aber nicht tilgen.

Liebe Kathi,

ich bleibe immer wieder an dem von mir grün hervorgehobenen Satz hängen und möchte mich nun doch noch dazu äussern, weil ich diese Sache sehr anders sehe.

Natürlich sollen die Adoptiveltern versuchen, die besseren Eltern für das Kind zu sein, was hätte die Adoption denn sonst überhaupt für einen Sinn?

Es braucht sehr viel, bis Eltern das Sorgerecht entzogen wird und meines Wissens müssen sie ihr Einverständnis zur Adoption ihres Kindes geben.

Tun sie dies, dann verzichten sie darauf, weiterhin die Eltern zu sein, auch wenn sie es biologisch gesehen natürlich bleiben.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie wichtig diese biologischen Wurzeln tatsächlich sind. Menschen sind keine Bäume. (auch wenn die Metapher immer wieder gerne genommen wird)

Natürlich sollte das Kind nicht über seine Herkunft im Unklaren gelassen werden oder darüber belogen werden und es sollte die Möglichkeit haben, in einem bestimmten Alter und mit Begleitung des Jugendamtes seine Eltern kennen zu lernen, wenn es dies möchte.

Dieses Recht besteht aber umgekehrt nicht und das finde ich gut und wichtig, zum Schutze aller Beteiligten.

Zur inneren Zerrissenheit:
Auch die sehe ich anders. Zerrissen wird man nur, wenn auf beiden Seiten jemand zieht. Deshalb ist es ja so wichtig, dass die neuen Eltern auch die einzigen Eltern sind. Und ich kann einfach keinen Sinn darin sehen, dem Kind künstlich eine Verbindung zu seinen leiblichen Eltern zu bewahren. Diese Eltern haben versagt und zwar massiv. Da gibt es nichts zu beschönigen, nur damit das Kind ein positives Bild seiner leiblichen Eltern hat. Die Tatsachen sprechen ja ihre eigene und ziemlich deutliche Sprache.

Und es liegt ganz entschieden nicht in der Verantwortung der neuen Eltern, beim Kind irgendein Verständnis für die Versäumnisse der leiblichen Eltern zu wecken. Ich finde nicht, dass sie sie dem Kind gegenüber verurteilen sollen, aber doch ganz klar machen, dass sie an der Aufgabe, Eltern zu sein gescheitert sind und das dies nicht die Schuld des Kindes war.

Vielleicht wird Mathias später einmal seinen leiblichen Eltern vergeben können, aber jetzt im Moment zählt einzig, dass seine neuen Eltern (und natürlich seine liebe Oma ;)) für ihn da sind und ja, dass sie die besseren Eltern sind.


(als ich über dieses Thema nachdachte und nach Beispielen von Leuten, die ich kenne suchte, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen sind, merkte ich plötzlich, dass es in meiner nächsten Umgebung geradezu wimmelt von ihnen :). Unter vielen anderen mein Vater (wuchs im Waisenhaus auf) und meine Mutter (wuchs bei ihrer Grossmutter auf).
Viele von ihnen hatten einen ganz miesen Start ins Leben, aber (fast) alle haben es nachher irgendwie auf die Reihe gebracht.
Und (fast) alle hatten das Glück, an jemanden zu geraten, der ihnen die Liebe und Sicherheit schenken konnte, welche von Seiten der leiblichen Eltern fehlte.)

liebe Grüsse
Ela
 
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AW: Über Pflege- und Adoptivkinder

Natürlich sollte das Kind nicht über seine Herkunft im Unklaren gelassen werden oder darüber belogen werden und es sollte die Möglichkeit haben, in einem bestimmten Alter und mit Begleitung des Jugendamtes seine Eltern kennen zu lernen, wenn es dies möchte.

Und es liegt ganz entschieden nicht in der Verantwortung der neuen Eltern, beim Kind irgendein Verständnis für die Versäumnisse der leiblichen Eltern zu wecken.
Ich finde nicht, dass sie sie dem Kind gegenüber verurteilen sollen, aber doch ganz klar machen, dass sie an der Aufgabe, Eltern zu sein gescheitert sind und das dies nicht die Schuld des Kindes war.

liebe ela,
dein obiges zitat beinhaltet vollkommen die auch aus meiner sicht wichtige einstellung der adoptiveltern zu den leiblichen eltern des kindes:
nämlich die, die LEIBLICHEN ELTERN NICHT ZU VERURTEILEN....oder HERUNTERZUMACHEN.

sondern sie als menschen hinzustellen, die ihre aufgabe, dem kind eine materielle basis zu geben, nicht erfüllen konnten.
und auch, wie du schon sagtest: ihr scheitern ist nicht des kindes schuld.

doch wenn nun schuldzuweisungen und verurteilungen vom kinde folgen, so wäre die dienlichste haltung die, diese zu entkräften, indem man dem kind klarmacht, dass die leiblichen eltern dieser aufgabe nicht gewachsen waren...und dafür gab es auch gründe.
das schicksal ist ein wesentlicher faktor bei einer solchen konstellation.
denn es spuckt hier merklichst in das leben all dieser beteiligten hinein.

mir ging es in der obigen wortmeldung NICHT darum, den leiblichen eltern das sorgerecht zu belassen !!!

sondern darum, dem kind nicht den weg zu seiner wahren herkunft zu versperren, durch
entweder ausgrenzung (schlechtmachung) oder verschweigen der leiblichen eltern.


beides wirkt sich äußerst kontraproduktiv aus.
und zwar im innersten des kindes.
auch wenn es vielleicht nach außen nicht für jeden sichtbar wird.

das mit den wurzeln hat sich für mich bereits als erwiesen herausgestellt. diese thematik wird durch das neue wissen über familiensysteme, wie sie die familienaufstellung zum inhalt hat, deutlichst sichtbar:
die gute (=annehmende) verbindung des menschen zu seiner herkunft ist eine der bedeutsamsten umstände für ein erfülltes leben.
und dabei denke ich nicht in 1. linie an ein gesellschaftlich "erfolgreiches" leben...sondern an ein leben, im einklang mit sich selbst.

und dafür ist die wahrheit ein wesentlicher schlüssel - jedoch abseits von schuldzuweisungen und aburteilungen.

nur die wahrheit.
so wie sie ist.
nicht geschönt und nicht empört.

das meinte ich mit "bessere" eltern sein wollen...denn die wahrheit ist die: sie sind überhaupt nicht die ELTERN dieses kindes. sondern nur deren stellvertreter.
...groß ist der mensch, der dieser haltung gewachsen ist.

liebe grüße
kathi
 
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