Nach den vielen grauslichen Berichten aus Frankreich über die Abschiebungen von Roma, die immerhin EU-Bürger sind, nun endlich einmal etwas Positives von dieser "Front". In einem Vorort von Paris läuft ein Integrationsprojekt von Roma - so wie es aussieht - mit großem Erfolg. Anscheinend sind Roma - ihrem schlechten Ruf zum Trotz - durchaus froh Arbeit und einen festen Wohnsitz zu haben.
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Roma: "Integrationsdorf" mit Zukunft
Im Pariser Vororte-Gürtel trotzt man der harten Roma-Politik von Präsident Nicolas Sarkozy und zeigt Alternativen auf.
Das "Integrationsdorf" soll Weg in die Normalität ebnen.Ich war früher von den Roma nicht begeistert", gesteht Nabil Bendami: "Wenn sich jemand auf die Kühlerhaube meines Autos legte, um zu betteln, empfand ich das als Angriff auf meine Intimsphäre." Inzwischen hat sich Bendamis Bild der Roma geändert. Der in Frankreich und den USA ausgebildete Manager leitet ein "Village d'insertion" (Integrationsdorf) im Pariser Vorort Bagnolet. Das sind bloß Metall-Container, in denen 80 Roma aus Bulgarien untergebracht sind. Dazu zwei kahle Gemeinschaftsräume. Besuche von auswärts sind nur nach vorheriger Vereinbarung mit den Betreuern gestattet.
Aber das ist trotzdem schon viel, lebten doch die meisten zuvor in Barackenlagern. "An denselben Orten gab es früher schon Baracken von Migranten aus Portugal und Nordafrika", erinnert sich Bendami, dessen Vater, ein Bauarbeiter aus Algerien, in so einem Lager lebte. "Aber die Roma sind keine Araber. Die haben eine eigene Leidensgeschichte. Wer wie diese Roma auf der Straße überlebt, kämpft jeden Tag um die nackte Existenz. Da kann man keine Zukunftspläne schmieden."
Jobsuche
Im "Integrationsdorf" können diese Personen "körperlich und psychisch" wieder "zur Ruhe kommen", betont Bendami: "Aber wir gehen mit ihnen einen Vertrag ein. Für viele ist es das erste Mal, dass sie einen schriftlichen Vertrag bekommen, eine echte Anerkennung." Sie müssen eine symbolische Miete zahlen, Französischkurse belegen, die Kinder in die Schule schicken.
Nabil Bendami hilft ihnen bei der Jobsuche: "85 Prozent finden eine fixe Anstellung. Sie sind oft fleißiger als andere Arbeitnehmer. Ich habe die meisten im Hotelgewerbe, auf dem Bau oder in Gärtnereien untergebracht."
Christian, 38, hat ein Probejahr in einem Restaurant erfolgreich absolviert. Ob er bereit wäre, nach Bulgarien zurückzukehren? "Ich halte die Mentalität dort nicht mehr aus. Als Roma werde ich in den Cafés meiner Heimatstadt nicht einmal bedient. Hier, wenn ich ordentlich angezogen bin, käme niemand auf die Idee, mich nicht in ein Lokal zu lassen."
"Sonst hätte ich einen Aufstand"
Der sozialistische Bürgermeister der Vorstadt Aubervilliers, Jacques Salvator, bedauert, dass es nur vier derartige Dörfer gibt. Alle befinden sich im Pariser Vorortgürtel, also in den ärmsten Gemeinden, die bereits die meisten Wohnungssuchenden zählen. Deshalb betont Salvator, dass es nicht möglich sei, den Roma aus Osteuropa eine der raren Sozialwohnungen zu übergeben.
"Sonst hätte ich einen Aufstand. Aber hier geht es um Notunterkünfte. Natürlich müssen Bulgarien, Rumänien, Deutschland oder Italien ihren Anteil an der Lösung des Problems übernehmen. Aber wir eben auch."
Artikel vom 11.09.2010 16:00 | KURIER | Danny Leder, Paris |