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Roma: Besser als ihr Ruf?

Harald

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22. Dezember 2008
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919
Nach den vielen grauslichen Berichten aus Frankreich über die Abschiebungen von Roma, die immerhin EU-Bürger sind, nun endlich einmal etwas Positives von dieser "Front". In einem Vorort von Paris läuft ein Integrationsprojekt von Roma - so wie es aussieht - mit großem Erfolg. Anscheinend sind Roma - ihrem schlechten Ruf zum Trotz - durchaus froh Arbeit und einen festen Wohnsitz zu haben.
Dazu der folgende Artikel:

Roma: "Integrationsdorf" mit Zukunft

Im Pariser Vororte-Gürtel trotzt man der harten Roma-Politik von Präsident Nicolas Sarkozy und zeigt Alternativen auf.



Das "Integrationsdorf" soll Weg in die Normalität ebnen.Ich war früher von den Roma nicht begeistert", gesteht Nabil Bendami: "Wenn sich jemand auf die Kühlerhaube meines Autos legte, um zu betteln, empfand ich das als Angriff auf meine Intimsphäre." Inzwischen hat sich Bendamis Bild der Roma geändert. Der in Frankreich und den USA ausgebildete Manager leitet ein "Village d'insertion" (Integrationsdorf) im Pariser Vorort Bagnolet. Das sind bloß Metall-Container, in denen 80 Roma aus Bulgarien untergebracht sind. Dazu zwei kahle Gemeinschaftsräume. Besuche von auswärts sind nur nach vorheriger Vereinbarung mit den Betreuern gestattet.

Aber das ist trotzdem schon viel, lebten doch die meisten zuvor in Barackenlagern. "An denselben Orten gab es früher schon Baracken von Migranten aus Portugal und Nordafrika", erinnert sich Bendami, dessen Vater, ein Bauarbeiter aus Algerien, in so einem Lager lebte. "Aber die Roma sind keine Araber. Die haben eine eigene Leidensgeschichte. Wer wie diese Roma auf der Straße überlebt, kämpft jeden Tag um die nackte Existenz. Da kann man keine Zukunftspläne schmieden."

Jobsuche

Im "Integrationsdorf" können diese Personen "körperlich und psychisch" wieder "zur Ruhe kommen", betont Bendami: "Aber wir gehen mit ihnen einen Vertrag ein. Für viele ist es das erste Mal, dass sie einen schriftlichen Vertrag bekommen, eine echte Anerkennung." Sie müssen eine symbolische Miete zahlen, Französischkurse belegen, die Kinder in die Schule schicken.

Nabil Bendami hilft ihnen bei der Jobsuche: "85 Prozent finden eine fixe Anstellung. Sie sind oft fleißiger als andere Arbeitnehmer. Ich habe die meisten im Hotelgewerbe, auf dem Bau oder in Gärtnereien untergebracht."

Christian, 38, hat ein Probejahr in einem Restaurant erfolgreich absolviert. Ob er bereit wäre, nach Bulgarien zurückzukehren? "Ich halte die Mentalität dort nicht mehr aus. Als Roma werde ich in den Cafés meiner Heimatstadt nicht einmal bedient. Hier, wenn ich ordentlich angezogen bin, käme niemand auf die Idee, mich nicht in ein Lokal zu lassen."


"Sonst hätte ich einen Aufstand"

Der sozialistische Bürgermeister der Vorstadt Aubervilliers, Jacques Salvator, bedauert, dass es nur vier derartige Dörfer gibt. Alle befinden sich im Pariser Vorortgürtel, also in den ärmsten Gemeinden, die bereits die meisten Wohnungssuchenden zählen. Deshalb betont Salvator, dass es nicht möglich sei, den Roma aus Osteuropa eine der raren Sozialwohnungen zu übergeben.

"Sonst hätte ich einen Aufstand. Aber hier geht es um Notunterkünfte. Natürlich müssen Bulgarien, Rumänien, Deutschland oder Italien ihren Anteil an der Lösung des Problems übernehmen. Aber wir eben auch."

Artikel vom 11.09.2010 16:00 | KURIER | Danny Leder, Paris |
 
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AW: Roma: Besser als ihr Ruf?

Anscheinend sind Roma - ihrem schlechten Ruf zum Trotz - durchaus froh Arbeit und einen festen Wohnsitz zu haben.
Dazu der folgende Artikel:


Wenn Menschen aufgrund ihrer Herkunft ständig ausgegrenzt werden und somit niemals die Möglichkeit erhalten, sich in eine Gesellschaft zu integrieren, weil die Gesellschaft ihnen keinen Platz zugesteht und ständig auf Ablehnung stossen(vordergründig und hintergründig), dann haben diese Menschen eben leider keine andere Möglichkeit als in ihrer Subkultur zu verweilen und entweder betteln zu gehen oder kriminell zu werden, weil ihnen nichts anderes zugestanden wird.
Es ist halt immer eine Hin-und Rückreaktion.
Auch was in dem Artikel beschrieben steht, ist ja nicht wirklich eine Integration, da Getthoisierung, das Gegenteil von Integration ist.

Hier erkennt man wie tief die Vorurteile sitzen:
"Deshalb betont Salvator, dass es nicht möglich sei, den Roma aus Osteuropa eine der raren Sozialwohnungen zu übergeben.
Sonst hätte ich einen Aufstand(...)"

Bevor man andere verurteilt, sollte sich wirklich jeder mal in die Lage anderer Menschen hineinversetzten, so als Gedankenexperiment.
Ist wirklich sehr aufschlussreich.

:blume1:
 
AW: Roma: Besser als ihr Ruf?

Wenn Menschen aufgrund ihrer Herkunft ständig ausgegrenzt werden und somit niemals die Möglichkeit erhalten, sich in eine Gesellschaft zu integrieren, weil die Gesellschaft ihnen keinen Platz zugesteht und ständig auf Ablehnung stossen (vordergründig und hintergründig), dann haben diese Menschen eben leider keine andere Möglichkeit als in ihrer Subkultur zu verweilen und entweder betteln zu gehen oder kriminell zu werden, weil ihnen nichts anderes zugestanden wird.

Das Schicksal der Roma ist doppelt tragisch: Von den Nazis wurden wurden die Roma (u. Sinti) grausam verfolgt, obwohl sie die einzig wirklichen "Arier" in Europa waren, siehe dazu:

Da sich nur die indoarisch sprechenden nördlichen Inder und Iraner als Arya bezeichneten, ist es mehr als ironisch, dass die Nazis gerade die einzig wirklichen Arier in Europa, die Zigeuner (Roma, Sinti), verfolgt und zu Hunderttausenden ermordet haben. Bekanntlich sprechen sie eine archaische neuindische Sprache, die dem modernen Dardischen, Panjabi, Hindi usw. eng verwandt ist.
Quelle: Michael Witzel; Das alte Indien, S. 28

und von den Franzosen werden sie abgeschoben, obwohl sie EU-Bürger sind. Wo bleiben da die vielen "Gutmenschen", die sonst sogar für radikale Moslems, die oft nicht einmal EU-Bürger sind, auf die Barrikaden klettern?
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Roma: Besser als ihr Ruf?

und von den Franzosen werden sie abgeschoben, obwohl sie EU-Bürger sind. Wo bleiben da die vielen "Gutmenschen", die sonst sogar für radikale Moslems, die oft nicht einmal EU-Bürger sind, auf die Barrikaden klettern?
Entweder waren die Franzosen (zumindest der rechte Flügel) nie die "Grande Nation" oder es ist nichts davon übrig geblieben.

Was Harald bedeutet - wenigestens sinngemäß - Deine Signatur ?

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Roma: Besser als ihr Ruf?

Was Harald bedeutet - wenigestens sinngemäß - Deine Signatur ?

Tat twam asi (Sanskrit: तत् त्वम् असि oder तत्त्वमसि ), ein Sanskrit-Satz, bedeutet wortwörtlich übersetzt: "Das bist du."

Meine Interpretation dieses Satzes lautet: "Jeder Mensch kann sich in anderen Menschen in Bezug auf seine Grundeigenschaften wiedererkennen."

Arthur Schopenhauer hat den Satz: "Tat twam asi", zum Leitsatz für seine "Mitleidsethik" gemacht.
 
AW: Roma: Besser als ihr Ruf?

Besser ist es jedoch wenn man sich zunächst selbst wahrnimmt und für dieses
Selbst gut sorgt und sich erst denn den Anderen zuwendet oder helfend einbringt.
Nur ein starkes Selbst (Ich) kann sich selbstlos verhalten ohne unter zu gehen.

Was die Roma angeht sind es seit langem so genannte Zigeuner, ein
fahrendes Volk ohne festen Aufenthaltsort. Ich liebe die Mentalität dieser
leidenschaftlichen Menschen, die Musik ist voller Liebe, gleichzeitig voller
Schmerz und Sehnsucht.
Dieses "Zigeunerleben" passt nicht in das moderne Industriezeitalter.
Sie sind unbequem für Behörden und als Industriearbeiter kaum zu gebrauchen.
Es sind Gaukler, Taschenspieler, Artisten und Künstler die frei und unangepasst ihr Dasein genießen.
Werden sie jetzt in feste Orte einquartiert um 'gute' Bürger aus ihnen zu
machen ist der selber kulturelle Verfall zu befürchten wie es bei den
nordamerikanischen Indianern und den Reservaten auch der Fall ist.
Auf Grund der Beraubung kultureller Freiräume werden diese Menschen zu
einem sozialen Desaster denn sie können sich historisch gesehen nicht
anpassen. Ein Dilemma das auch mir nicht ganz fremd ist, deshalb die Sympathie.
 
AW: Roma: Besser als ihr Ruf?

Auf Grund der Beraubung kultureller Freiräume werden diese Menschen zu
einem sozialen Desaster denn sie können sich historisch gesehen nicht
anpassen. Ein Dilemma das auch mir nicht ganz fremd ist, deshalb die Sympathie.

wie hast du es denn geschafft, mit deinem eigenen sozialen Disaster umzugehen? Du bist schließlich bekannt dafür, dich nicht anpassen zu können... und so frage ich mich, ob der Rückzug von der professionellen Kultur ins Private eine wirkliche Lösung sein kann... auch wenn mir persönlich die Landschaft des Kulturreservats der Voralpen recht gut gefällt. Man sieht kaum sonst soviel Kühe auf den Straßen. Und die Roma-Zelte würden dort kaum auffallen, so ländlich ist die Gegend zwischen Landsberg und Garmisch...

Der Rote Baron
 
AW: Roma: Besser als ihr Ruf?

Eine Lösung kann sein die Gratwanderung zwischen äußerer Macht und innerer
Freiheit so lange zu üben und zu trainieren bis auf dem schmalen Weg ein
sicherer aufrechter Gang möglich ist.
Das bedeutet Selbstständigkeit und volle Verantwortung für das Tun zu
übernehmen und auf Bequemlichkeiten die es nur für Anpassung gibt ein Stück
weit zu verzichten.
Eine Minderheit kann nicht über alle herrschen aber sie kann nach innen ein
autonomes und authentisches weitestgehend unabhängiges Dasein führen.
Vom Alten etwas lassen und Neues zulassen kann auch in der Minderheit zu
einer qualitativen Entwicklung führen mit einem Leben voller Sinn.
Leider hat bei den Roma niemand Interesse, dass sie ein sinnvolles Leben leben
genauso wie es den Indianern verwehrt wird und sie müssen vor Touristen
posieren um überleben zu können.
 
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AW: Roma: Besser als ihr Ruf?

Wo bleiben da die vielen "Gutmenschen", die sonst sogar für radikale Moslems, die oft nicht einmal EU-Bürger sind, auf die Barrikaden klettern?
Da kann ich doch nur empfehlen Harald, pack Dich erst einmal an die eigene Nase, dann wirst Du ganz einfach entdecken, dass Du bislang blind gewesen bist. Es gibt ganz offensichtlich einen großen Unterschied zwischem einem Gutmenschen, so wie ich Dich ganz einfach einschätze, der nur den Übernächsten liebt und einem guten Menschen, der erst einmal versucht mit seinem Nächsten in ein gutes Einvernehmen zu kommen.
Aber so etwas wird von Dir wohlweislich übersehen, und von Menschen Deines Schlages. Ich warte immer noch vergeblich auf eine Bitte um Verzeihung bei mir für Deinen fehlgeschlagenen aber sehr offensichtlichen Versuch mich lächerlich zu machen. Bei so etwas wird in mir jede Tendenz zum Guten einfach nur erstickt und kein Mensch braucht sich zu wundern, dass ich dann zur Furie und zur Hexe mutiere.

Hier aber ein Link http://de.indymedia.org/2010/07/286095.shtml das auch in Deutschland etwas getan wird.

Besser ist es jedoch wenn man sich zunächst selbst wahrnimmt und für dieses
Selbst gut sorgt und sich erst denn den Anderen zuwendet oder helfend einbringt.
Nur ein starkes Selbst (Ich) kann sich selbstlos verhalten ohne unter zu gehen.
Nur geliebt zu werden ist ein passiver Prozess, der zwar Trost und Kraft, doch keine Selbständigkeit vermitteln kann. Solche Selbständigkeit entsteht nur dann, wenn man selbst eine andere Person aktiv liebt. (Bruno Bettelheim Die Geburt des Selbst )
Wo liegt das Problem beim Untergehen?
1. Hat der Tod nicht das letzte Wort.
2. Alles was nicht unmittelbar zum Tode führt, kann einen nur lebendiger machen.

Was die Roma angeht sind es seit langem so genannte Zigeuner, ein
fahrendes Volk ohne festen Aufenthaltsort. Ich liebe die Mentalität dieser
leidenschaftlichen Menschen, die Musik ist voller Liebe, gleichzeitig voller
Schmerz und Sehnsucht.
Dieses "Zigeunerleben" passt nicht in das moderne Industriezeitalter.
Sie sind unbequem für Behörden und als Industriearbeiter kaum zu gebrauchen.
Das hört sehr nach Nostalgie an! Wie viele Romas kennst Du persönlich?
Ich habe mal einen Roma auf seine Herkunft angesprochen nach einem Konzert. Es war ihm höchst peinlich und er entfernte sich sehr schnell aus meiner Nähe und die Roma, die ich kenne haben hier noch Abschiebestopp, weil sie im Kosovo noch mehr diskriminiert werden als hier.
Es sind Gaukler, Taschenspieler, Artisten und Künstler die frei und unangepasst ihr Dasein genießen.
Werden sie jetzt in feste Orte einquartiert um 'gute' Bürger aus ihnen zu
machen ist der selber kulturelle Verfall zu befürchten wie es bei den
nordamerikanischen Indianern und den Reservaten auch der Fall ist.
Auf Grund der Beraubung kultureller Freiräume werden diese Menschen zu einem sozialen Desaster denn sie können sich historisch gesehen nicht
anpassen. Ein Dilemma das auch mir nicht ganz fremd ist, deshalb die Sympathie.

Woran sollten sie sich anpassen? An unsere Vorurteile oder an ihre Traumata und ihre Aussonderung aus der Gesellschaft, die wiederum Familien intern zu enormen Spannungen und ungelösten Konflikten führt?

Eine Lösung kann sein die Gratwanderung zwischen äußerer Macht und innerer
Freiheit so lange zu üben und zu trainieren bis auf dem schmalen Weg ein
sicherer aufrechter Gang möglich ist.
Das bedeutet Selbstständigkeit und volle Verantwortung für das Tun zu
übernehmen und auf Bequemlichkeiten die es nur für Anpassung gibt ein Stück
weit zu verzichten.
Das hast Du sehr schön ausgedrückt fluuu.
Eine Minderheit kann nicht über alle herrschen aber sie kann nach innen ein
autonomes und authentisches weitestgehend unabhängiges Dasein führen.
Ich meine wer ein sinnvolles Leben führen will, sollte sich ganz gründliche Gedanken darüber machen, ob er überhaupt herrschen will.
Vom Alten etwas lassen und Neues zulassen kann auch in der Minderheit zu
einer qualitativen Entwicklung führen mit einem Leben voller Sinn.
Ein Sinn liegt meistens darin ein Ziel zu verfolgen und dabei das eigene Glück und die eigene Zufriedenheit nicht aus dem Auge zu verlieren.
Leider hat bei den Roma niemand Interesse, dass sie ein sinnvolles Leben leben
genauso wie es den Indianern verwehrt wird und sie müssen vor Touristen
posieren um überleben zu können.

Wenn es um Diskriminierung geht, dann ist das Interesse auf beiden Seiten zu wecken. Ich habe einfach entdeckt. Diskriminierung beginnt schon mit der Sprache und der mangelnden Einsicht, dass jeder Mensch anders ist und ein Recht hat, eben dieses Anderssein erst einmal voll zu Geltung kommen lassen darf, bis eben die Integration folgen kann.
 
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