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Philosophiestudium ?

Ewaldo

New Member
Registriert
22. Januar 2007
Beiträge
11
Hallo Leute !
Möchte erstmals alle Forumsmitglieder recht herzlich begrüßen und hätte zum Einstieg gleich folgende Frage.
Vorerst kurz zu meiner Person: Ich bin 47 Jahre und seit 1978 durch einen Verkehrsunfall querschnittgelähmt. Ich bin nach 22 Berufsjahren bei der Telekom Austria im Jahre 2001 in Pension gegangen. Den Zugang zu Philosophie hatte ich schon in relativ jungen Jahren, bedingt durch meinen Autounfall und den daraus resultierenden Folgen, da sich hier doch noch intensivere Fragen bezgl. Lebenssinn - Inhalt und Perspektiven stellen. Die Philosophie hat mir in manchen Lebensphasen Rückhalt und auch Mut gegeben. Ich habe vieles gelesen, vor allem Popper und Wittgenstein so wie auch Nietzsche gehören zu meinem engeren Kreis. Aber jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Ich hadere schon Jahre, über eine Studiumsberechtigungsprüfung ein Philosophiestudium zu beginnen. Habe es aber bis dato nicht geschafft mich durchzuringen, da in meiner Situation doch einige Erschwernisse auf mich zukommen (vor allem die lange Anfahrt zur UNI - hin und retur 120 km, und das auf 5 Jahre und noch einige mehr oder weniger große Kleinigkeiten hinsichtlich meiner körperlichen Situation). Darum frage ich euch, kann man sich mit Philosophie autodidaktisch und hobbymäßig sinnvoll beschäftigen ohne Gefahr zu laufen alles durcheinander zu bringen, oder wäre der Erkenntnis und Wahrheitsgewinn über eine akademische Laufbahn doch ratsam und empfehlenswert ?
Ich freue mich schon auf eure Antworten.

Mit lieben Grüßen
Ewaldo
 
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AW: Philosophiestudium ?

Darum frage ich euch, kann man sich mit Philosophie autodidaktisch und hobbymäßig sinnvoll beschäftigen ohne Gefahr zu laufen alles durcheinander zu bringen, oder wäre der Erkenntnis und Wahrheitsgewinn über eine akademische Laufbahn doch ratsam und empfehlenswert ?

Hallo Ewaldo.

Dazu muss ich dir eindeutig sagen, dass ich es für besser halte, dir das Material selber zu erarbeiten und dabei immer das, was dich „wie von selbst“ anzieht. Du merkst das vielleicht. Man kommt wie automatisch von einem zum anderen.

Empfehlen könnte ich, die ganze Sache unsystematisch anzugehen und immer genügend Zeit zwischen den Werken zu lassen, in denen du etwa in Ruhe an der frischen Luft oder bei einer einfachen Arbeit, einer Reise o.ä. alles setzen lässt. Gerade die Zusammenhänge, die dir selber auffallen, sind m.E. das brauchbare. Der Lehrplan einer Uni fixiert und zwängt dich in Bahnen. Gerade das berhindert m.E.
Wichtig finde ich, dass du, wenn du auf einer Schule lernst, dein Tempo dem des Lehrplanes anpassen musst, schnell in Zeitnot oder zu Aufnahmeschwierigkeiten kommst. Ebenso behindert m.E. der Ehrgeiz, einen Abschluss zu schaffen dein eigenes Bewusstwerden. Das Motiv steht in meinen Augen im Wege. Das Motiv zu erkennen, auch das, was hinter einem angestrebten Abschluss steht, scheint auch sinnvoll.

Meiner persönlichen Auffassung nach kann man Philosophie nicht separat als abgetrenntes Gebiet oder als reine Denkarbeit bearbeiten. Psychologie, Physiologie, vielleicht ein bisschen Mystik, Selbstexperimente und Neugier auch auf abschreckende Namen sind sinnvoll und meinem Geschmack nach bringt das ganze nur wirklich Hilfe für dein eigenes Leben, wenn du es in eine Art selbstgewählter spiritueller Praxis umsetzt. Ob du es Meditation nennst, in deinen Umgang mit Menschen einfließen lässt, ob es deine Fingerspitzen sind, die deine Welt anders berühren...ob du ganz in einer neuen Leidenschaft oder in einer neuen Liebe aufgehst, dich an Verse und Artikel, vielleicht gar ein Buch oder an „viel zu große Schuhe“ wagst, auf Ungewisses einlässt, bleibt alles dir überlassen. Durcheinanderbringen geht m.E. deshalb nicht, weil du dein verstehen keinem System anpassen musst. Ab da, wo du das machst, wird nichts neues herauskommen.

Es ist aber für dich da. Sich nur mit einem Titel oder dem Wissen man ist wer zu schmucken, könnte behindern. Und je offener du selbst als Person werden kannst, und dich nicht auf eines oder weniges fixierst, desto mehr wirst du von alledem spüren. Kennst du den Spruch „der Unterschied zwischen einem Schüler und einem Meister ist, dass der Schüler einer Lehre verhaftet bleibt, während der Meister sich frei in den Lehren bewegt?“ *) An Universitäten wird gelehrt, um zu wissen, um einzuordnen und zu unterscheiden, reine Denkarbeit (wie m.E. auch in den Religionen, obwohl das jetzt komisch klingen muss). Dort lernt man totes Leben auswendig, Vergangenheit. Man lernt Argumentieren. Macht es einen Sinn zu argumentieren? Ich meine, dass Sokrates am Ende seines Lebens erkannt hat, dass es sinnlos ist. Meiner Meinung nach kannst du all das aber lebendig machen, und sei es deine Verwunderung, wenn du einen Baum siehst, der so seltsam schön aussieht, der aber schon 47 jahre dagestanden haben muss. Übrigens finde ich sinnvoll, immer an unterschielichen Orten zu lesen/nachzudenken/nicht zu tun ohne Zeitplan.

Weil du den Begriff hobbymäßig verwendest. Trotz dass ich heute mein Leben als mein Hobby empfinde..., würde ich mein Leben nicht unbedingt als „hobbymäßig“ beschreiben. Eher als Leer Plan Los. *freundlich lächel *

Ich wünsch dir was.
Bernd

*) Wenn du Nietzsche kennst, kennst du vielleicht einen ähnlichen Satz von ihm. Da ich n Kopf wie n Sieb habe, nur sinngemäß: "Es war schwierig mich zu finden, schwieriger wird es, mich zu verlieren."
 
AW: Philosophiestudium ?

Darum frage ich euch, kann man sich mit Philosophie autodidaktisch und hobbymäßig sinnvoll beschäftigen ohne Gefahr zu laufen alles durcheinander zu bringen, oder wäre der Erkenntnis und Wahrheitsgewinn über eine akademische Laufbahn doch ratsam und empfehlenswert ?
Mit lieben Grüßen
Ewaldo
Lieber Ewaldo,
Du stellst eine Doppelfrage in einem Fragesatz, da läuft man Gefahr, mit "JA" die falsche Frage zu beantworten. Meine Antwort lautet also: Man kann sich mit Philosophie sehr wohl autodiaktisch beschäftigen. Ich teile auch nicht Bernds Empfehlung einer universitären Anleitung. Je nach Universität oder gar Lehrstuhl, die/den Du besuchst, erhältst Du eine andere Einführung. Die anderen Ratschläge Bends, Affines "mitzunehmen" sind sicherlich nicht falsch, aber es geht auch ohne sie. Meine Warung sage ich durch Mephisto
"Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden,
es liegt in ihr so viel verborg'nes Gift,
Und von der Arznei ist's kaum zu unterscheiden".

Dennoch: Viel Freude und Glück! Wag's!
Ziesemann
 
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AW: Philosophiestudium ?

Mit Philosophie kann man sich ohne Frage auch autodidaktisch beschäftigen. Es gibt schwere und einfachere Bücher. Das ist natürlich möglich.
Die Tiefe eines Studiums wird man so aber nicht erreichen, da die Dozenten das Thema nicht nur erklären und erleutern (was bei vielen schweren Klassikern sehr hilfreich ist), sondern auch erweitern, vertiefen, ergänzen. Man kommt also an Erzeugnisse der modernen Geisteswissenschaft, an die man sonst nicht gelangt.
Auch lässt das Angebot an den meisten Universitäten viel Freiraum bei der Themenwahl.

besten Gruß
Jing
 
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