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Philosophie der Nichtinformation

Bernies Sage

Well-Known Member
Registriert
31. Oktober 2011
Beiträge
23.139
Was ist denn überhaupt eine 'Nichtinformation'?

Fordert die 'Nichtinformation' seine Aufhebung nicht geradezu heraus?

Um Missverständnissen zu diesem ungewohnten Begriff 'Nichtinformation' aus dem Wege zu gehen, beziehungsweise diese gerade dadurch bewusst zu offenbaren, schlage ich hier vor, diese Paradoxität, die in diesem Begriff 'natürlich' zum Ausdruck kommt, etwas näher unter die Lupe zu nehmen.

Der Begriff 'Nichtinformation' ist anfangs 'selbstwidersprüchlich' und bedarf deshalb einer sprachlichen Deutungs- und Funktionszuweisungsanalyse.

Der angestrebte Zielkompromiss könnte in einer Erkenntnismaximierung durch gleichzeitige Erkenntniseinschränkung bestehen.

Für die Sprachentwicklung bedeutet dies, dass sowohl durch Paralysierung als auch durch Parallelisierung eine 'daneben liegende' Begleitung (im konzeptionellen Denken) zulässig wäre, aber von der Handlung (eventuell objektiv) aufgrund logischer Einschränkung zwangsläufig ausgesondert werden müsste.

........Nichtinformation als angeblicher Schutz vor Missbrauch bedeutet Elitebildung und Unterdrückung von Protest und Kritik von außen.

Ich bitte Dich, so eine perfide Verdrehung würde ich schlicht *als Desinformation* entlarven, welche ein bestimmtes Ziel verfolgt!

Ich aber spreche von einer *Nichtinformation an sich*, so wie Kant von einem *Ding an sich* spricht.

"Wer für die Sicherheit die Freiheit opfert, verliert am Ende beides." (unbekannt)

Nichtinformation ist der Freiheit geschuldet und dabei ein Zusatzgewinn für die Sicherheit.

Nichtinformation ist das Geschenk einer bindungsfreien Parallelerkenntnis, die unter gewissen Umständen aufgegeben werden darf - oder sogar muss.

Der Gefahr der Hierarchiesierung der Wertigkeit von Menschengruppen und Individuen kann man mMn nur durch ein Menschbild, das die Begrenztheit aller und das Angewiesensein auf unterschiedliche, sich ergänzende Fähigkeiten des Einzelnen, zur Grundlage macht und auf die gesamte Menschheit bezogen Gültigkeit erhält, entgegenwirken.

Dem stimme ich uneingeschränkt zu.

Nichtinformation erfüllt aber dieses Kriterium der Begrenztheit – in der Regel – gerade nicht.

Gerade diese Begrenztheit sich ergänzender Fähigkeiten zuzugestehen, vermag eben auch diese Begrenztheit aufzuheben.

Deshalb erachte ich die (Ehr-)Furcht vor der Überheblichkeit berechtigt, die (Todes-)Angst davor aber nicht.

Bernies Sage
 
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AW: Philosophie der Nichtinformation

Eine Nichtinformation ist ein Wissen, das nicht weitergegeben wird.
Ein Patient, dem seine Diagnose verschwiegen wird, wird im Nachhinein nicht sagen, er sei des-informiert, sondern nicht informiert worden, das passende Substantiv wäre dann also eher Nichtinformation als Desinformation.

Die Nichtinformation kann dem Schutz, der Verschleierung und der aktiven Täuschung in gleichem Maße dienlich sein, Schutz mag vielleicht da angezeigt sein, wo die Mittel zur Informationsverarbeitung noch fehlen. Wo Nichtinformation dem Selbstschutz dient, dient sie der Willkür des informierten Nichtinformanten, nicht der Freiheit und dem Interesse derer, denen Transparenz bestimmter Vorgänge, die sie direkt angehen, vorenthalten werden.
 
AW: Philosophie der Nichtinformation

Eine Nichtinformation ist ein Wissen, das nicht weitergegeben wird.

Nicht unbedingt. Unter dieser Deiner obigen Definition könnte nämlich auch dann - unabhängig ob falsch oder richtig - auch eine genetische Information subsummiert werden, welche als Wissen nicht weitergegen werden soll.

Und hier stoßen wir tatsächlich an die Grenzen von Ethik und Moral, bezüglich Aufklärung und Nichtaufklärung, erwünscht und nicht erwünscht, geboten und nicht geboten.

Ich erinnere daran, dass Wissenschaft - in einer von mir seit Jahrzehnten kritisierten Weise übrigens (!) - noch immer nur nach dem Sein und nicht nach dem Sollen frägt, wobei Letzteres als Deontologie der Grundlagenforschung von Religion und Politik als dankbares 'Schlachtfeld wie Schlechtfeld' dient, um Informationen gezielt lancieren zu können.
Ein Patient, dem seine Diagnose verschwiegen wird, wird im Nachhinein nicht sagen, er sei des-informiert, sondern nicht informiert worden, das passende Substantiv wäre dann also eher Nichtinformation als Desinformation.

Auch hier scheint es mir bezüglich der Rechtfertigung auf den Beobachterblickwinkel und den Betroffenheitsgrad anzukommen.

Ich denke, dass es da kein Patentrezept geben wird.

Die Nichtinformation kann dem Schutz, der Verschleierung und der aktiven Täuschung in gleichem Maße dienlich sein, Schutz mag vielleicht da angezeigt sein, wo die Mittel zur Informationsverarbeitung noch fehlen.

Doch bedenke, genau dann, wenn die Mittel zur Informationsverarbeitung bekannt sind, ist erst recht Vorsicht geboten!

Wo Nichtinformation dem Selbstschutz dient, dient sie der Willkür des informierten Nichtinformanten, nicht der Freiheit und dem Interesse derer, denen Transparenz bestimmter Vorgänge, die sie direkt angehen, vorenthalten werden.

Ich sehe dies etwas anders, wohl wegen des wechselnden Beobachterstandpunktes, bei welchem ich die mesosokratische Lebensmitte vertrete:

Nichtinformation 'dient' nicht, - sie existiert und sie existiert nicht, positiv und negativ. -

Darin liegt kein Widerspruch in der Natur der Sache, allein in der Natur begrenzter Logik durch dass tertium non datur welches ich der gesellschaftlich erwünschten Einfalt des logisch rein kopfgesteuerten Menschen zuweise.

Jede Information ist immer bedingungsabhängig doppelt bedingt, auch die negative Information als Nichtinformation, egal ob sie vorliegend ist oder nicht.

Nichtinformation ist in meinem (mesosokratischen) Weltenmodell ein Doppelkonstrukt absoluter Nichtwahrnehmung und damit eine schiere Unmöglichkeit.

Denn die rein theoretisch vorstellbare Vollsymmetrie durch Nichtreflexion (nach außen) und Nichtreflektion (nach innen) ist und bleibt für jeden Einfluss nehmenden Beobachter in der strikten Beibehaltung seines Standpunktes 'natürlich' unmöglich.

Bernies Sage
 
AW: Philosophie der Nichtinformation

Information wie auch ihre Negation dürfte eng verwandt sein mit der wahrheit- dh mit der Abbildung oder Spiegelung der "objektiven" Welt im subjektiven Bewusstsein. Zwischen Abbildung und Herkunft einer dynamischen sache(welches ich mal der Wirklichkeit unterstelle) wird immer eine Differenz bestehen.
Die formation des Bildes wird also die der Dinge an sich immer hinterher hinken.
Ein Subjekt hat im allgemeinen das Bestreben die formation Anordnung seiner Abbildung gemäß der" Wahrheit" in die richtige formation zu bringen.
Dieses formieren oder in formation bringen des abbildes entspricht einen stetigen Strom an "informationen“ welcher Raum und Zeit durchdringt und so zwischen seiendem und sein vermittelt. Die Stärke oder intensität dieses informationsstromes ist abhängig von der Verteilung(vergl. Entropie/informationsdifferenz/nichtinformation) der information so wie der Leitfähigkeit des vermittelnden Mediums. An dieser stelle möchte ich auf Platons sonnengleichnis verweisen....
 
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AW: Philosophie der Nichtinformation

Information wie auch ihre Negation dürfte eng verwandt sein mit der wahrheit- dh mit der Abbildung oder Spiegelung der "objektiven" Welt im subjektiven Bewusstsein. Zwischen Abbildung und Herkunft einer dynamischen sache(welches ich mal der Wirklichkeit unterstelle) wird immer eine Differenz bestehen.
Die formation des Bildes wird also die der Dinge an sich immer hinterher hinken.

Und wenn es gar keine Differenz ist,
sondern lediglich ein Ereignisraum,
in welchem die von uns erkannten Momente
angeblicher Objektivität
und deren Spiegelung durch uns
nur zwei unter ganz vielen Momenten sind?
Würde so einige Denksackgassen ersparen, oder?

:dontknow:
 
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