• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

METAmorphosen! MetaMORPhosen?MetamorpHOSEN!

johko

Member
Registriert
17. August 2003
Beiträge
248
Im Freiheit-Thread hat majanna sich die Mühe gemacht, die historische Entwickliung des Begriffes DIALEKTIK zu erkunden . Dabei fand sie heraus, dass sich die Bedeutung ziemlich gewandelt hat. Da stellt sich mir als gelernter Physiker und angelernter Graecist die Frage nach der bregenspezifischen Unschärferelation:
Bereits hier wird ein Posting auf die verschiedensten Arten interpretiert. Um wie viel grösser ist die Streuung dann beim Lesen eines Urtextes – und dann noch aus den Blickwinkeln verschiedener Epochen?
Neulich gab es hier einen Lateinischen Lesekreis zum Thema Metamorphosen des Ovid, die ja selbst Metamorphosen der griechischen Mythologie sind. Das versammelte Einbildungsbürgertum war damit zufrieden, den Übersetzungen des pensionierten Paukers zu lauschen und hier und da über kleine Bedeutungsabweichungen bei einzelnen Wendungen zu sinnieren. Ich hatte damals Lehrer, die den Inhalt hinterfragt hätten (und auch haben), die Parallelen zur Gegenwart gesucht hätten. Nix da – dann wir lieber der Hexameter geübt. Mir kam das vor wie eine Diskussion von Oldtimer- Sammlern, die selbst keinen Führerschein mehr haben und ihn auch nicht wollen. Auf mich wirkte das wie Meatamorphium und ich verabschiedete mich nach vier Sitzungen, in denen trotz mehrfacher sanfter Anregungen meinerseits keine Metamorphose abzusehen war, klammheimlich zum Tischtennistraining.
Abzusehen ist dagegen, dass sich auch der Begriff Dialektik weiter metamorphieren lassen wird. Schließlich muss sich die Wissenschaft immer wieder neu erfinden und den Doktor bekommt man nicht auf olle Kamellen. Es sei denn, sie seien so alt und umettiketiert, dass es nicht mehr auffällt. So was wie des Kaisers alte Hüte – oder besser Hosen.

Johko
 
Werbung:
Na, ich will als Hausfrau hier dem Alzii rezeptmäßig nicht
Konkurrenz machen.

Aber diese Metamorphosen von Begriffen erleben wir in allen Bereichen - auch im Alltag - sehr häufig.

Und trotzdem halte ich mit unaustehlicher Beharrlichkeit an einem Gedanken fest:

Erst die Beschäftigung mit einer Dimension eines Gebietes erlaubt auch den kritischen , nein überhaupt den Blick auf andere.
Was ich nicht unkritisch sehe,kann ich auch nicht lernen, kritisch zu sehen.
Wo soll frau sich denn dann anklammern:D :eek: Meine Gedanken schweben nicht im leeren Raum.Es sei denn, irgendeiner hier wagt es, mein Hirn so zu bezeichnen.:D :D :D

Kalbshirn geschmort oder gebraten - das wird dann die Frage.:D
 
Halloho aus Oho!
Eine Verständnisfrage:
"Was ich nicht unkritisch sehe,kann ich auch nicht lernen, kritisch zu sehen."
Ist das erste "nicht" gewollt?
Und noch eine:
Was ist für dich die Dimension eines Gebietes?
*grauzel,grauzel*
Johko
:)
 
Na, sorry, da ist mir mein Temperament durchgegangen:

Ich meine es so: was ich nicht bemerke , z. B. bettelnde Roma kann ich nicht kritisch hinterfagen: z.B. Warum betteln diese Menschena) bei uns b) überhaupt,


So ist dieser Satz:Was ich nicht unkritisch sehe,kann ich auch nicht lernen, kritisch zu sehen.zu verstehen.



Auf den Wissenschaftsbetrieb angewendet meine ich das so, dass die ersten Kenntnisse, die ich mir auf meinen Gebieten angeeignet hatte, durchaus noch unkritisch waren. Aber erst die Aneignung der Grundkenntnisse erlaubte mir, Neues und Kontroversielles zu sehen/denken.
 
Original geschrieben von johko


:
Was ist für dich die Dimension eines Gebietes?
*grauzel,grauzel*
Johko
:)


Hör auf, Dich zu grauelen....:D :D




Ein Beispiel aus meinem Gebiet: Germanistik.


Wir haben einen Text. (nimm mal z.B. das Gedicht " An die Nachgeborenen" von Brecht.


Das ist die sozusagen das Rohmaterial. Dieses muss ich ja erst einmal sehen.


Beim Lesen gibt es die verschiedensten heuristischen Methoden: die soziologische /politische ( bei Brecht naheliegend)
die literaturhistorische ( Zusammenhang mit Vorgedachtem)die existenzielle ( z. B. das Generationenproblem ( das Problem des Handelns usw) die stilistische ) anhand von Stilmitteln werden Bedeutungsschwerpunkte herausgearbeitet )


Ich darf also sagen, dass z.B. die literaturhistorische Interpretation nur eine - m.es. nach sogar ziemlich unwichtige - Dimension des Gebietes Textinterpretation ist.



Du, es ist klar, dass wir ollen Geisteswissenschaftler mit der gedanklichen Klarheit des ( von mir gehassten ) Faches Mathe und des ( von mir eher gemochten) Faches Physik nicht mitkommen.


Aber ich hoffe, ein weinig "Unklarheit" in Deinem Köpfchen angerichtet zu haben.
:D :D :rolleyes: :confused:
 
Tut mir leid, das verstehe ich nicht:
Nicht nur als Mathematiker ist für mich die doppelte Verneinung "nicht un-" eine verstärkte Bejahung. Folglich heisst der Satz für mich:
Was ich sehr kritisch sehe,kann ich auch nicht lernen, kritisch zu sehen.

??????????
Oder soll das heissen:
Ich muss erst einmal etwas unkritisch auf mich einwirken lassen, damit ich es dann auch lernen kann, kritisch zu sehen?

Ersteres würde für mich Blauäugigkeit bedeuten - damit kann ich mich nicht anfreunden - nuuu nich mehr.
Zweiteres hieße ja, dass es dann eine objektive erlernbare Kritik gäbe und somit eine objektive Wahrheit?
Die engt dann aber mächtig den Freiraum ein.
Neeenee, das hilft zwar vielen bei der Lebensbewältigung, aber das ist MIR zu bequem. Aber ich will keinen hindern, sich dran festzuhalten. Das steht mir nicht zu.

Johko

zum zweiten Beitrag: grauzel ist für mich die Kurzform für "grauezellenbewegen"
Das Beispiel hab ich geschnallt, danke:cool:
 
Zuletzt bearbeitet:
Tut mir leid, das sehe ich eben anders: Bettelnde Romas, überfüllte Arztpraxen usw sind für mich weder Ansatzpunkt für das Nachdenken über objektive Wahrheiten moch gottgegebene Tatsachen.

Der eine siehts, der andre nicht
Der eine kann kritisch werden aufgrund von Erlebtem / Gesehenem, der andere wird es nie.


Ich bin eben altmodisch;Wo kein Input, da kein Output.


Auch habe ich ja nicht gesagt: Ich kann nie nicht kritisch denken, wenn ich nicht denken kann.
 
Mein Hirn sieht bestimmt aus wie Spaghetti nach dem dritten Rummantschen darin. Ich pass und beschreibe es aus meiner einfachen Sicht:

ICH schätze mich so ein, dass ich mittlerweile von vornherein ALLES kritisch sehe. Den lieben Gott lass ich eh aussen vor und die Probleme ergeben sich schon aus gewissen Zwängen heraus, die kausal aus Wechselwirkungen entstehen, die es zurückzuverfolgen gilt. Bei Bettlern und vollen Arztpraxen scheint mir das nicht allzu aufwendig.
Zum ersten:
Jeder, der sich auf irgendeinem Gebiet mehr herausnimmt, tut das auf Kosten anderer. Die Globalisierung macht es noch deutlicher. Und mich hat, seit ich krank bin, im krassen Gegensatz zur Zeit davor vielleicht 10 Mal ein Arzt gesehen. Ich erliege allerdings auch nicht wie erschreckend viele aus meinem Umfeld den Versuchungen der Sanitätsmafia und deren Nebenwirkungen. Wenn alle so handelten, wäre genug Kapazität für die wirklich Bedürftigen da.

meint Johko
 
Werbung:
rezipieren

Original geschrieben von johko
Tut mir leid, das verstehe ich nicht:
Nicht nur als Mathematiker ist für mich die doppelte Verneinung "nicht un-" eine verstärkte Bejahung.

Ausnahmen bestätigen die Regel ;)

>>> was ich nicht ([nämlich naturbedingt zuerst] unkritisch) sehe,
kann ich auch nicht lernen, kritisch zu sehen. <<<

Denn
"Rezipieren kommt vor kritisieren!" wie der Lateiner sagt :D
 
Zurück
Oben