• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Mein Freund Georg

Nachmittagsphantast

New Member
Registriert
27. Januar 2006
Beiträge
200
Mein Freund Georg

Es war nicht so, dass ich nicht gewarnt wurde. Es gab sie, die Ratschläge, höflich, aber bestimmt an mich herangetragen, zuweilen aber auch als hart formulierte Kritik in mein Gesicht geschleudert, sodass ich mich ihr nicht entziehen konnte, vor mir nicht davonlaufen konnte. Spät, aber doch besser als nie wurde ich einsichtig. Meinem Freund Georg offenbarte sich bereits vor vielen Jahren meine Scheuklappenmentalität, welcher ich mit zunehmenden Alter in beunruhigender Häufigkeit verfiel. Ich ging stur voran, schaute nicht zur Seite, bemerkte weder die helfenden Hände, noch die um Hilfe bittenden Hände. Verächtlich schaute ich auf sie herab, ich in meinem samtweichen Thron, auf das einfache Volk herabsehend, mich für etwas besseres haltend, sie für armselig, mich für eine Instanz, an die sie sich zu halten hatten. Nur Georg sah nicht zu mir auf, er befand sich mit mir auf Augenhöhe, und so hatte ich ihn auch seitdem wir uns Kennen lernten behandelt. Georg war immer mein bester Freund gewesen, und, soweit ich ihn einschätzen konnte, empfand er mir gegenüber genauso. Er scheute sich nicht davor, mir offen zu sagen, was er dachte, was er über mich dachte und was er glaubte zu wissen, was ich gerade dachte. Ich denke, Georg war ein nachdenklicher und zugleich ein ehrlicher Mensch, in ebenjener Reihenfolge, denn bevor er etwas sagte, dachte er zunächst nach, ob es sich des Aussprechen überhaupt lohnte. Obwohl ich gegensätzlicher Natur war, ich posaunte es heraus und wurde dann nachdenklich, warum es mit gemischten Reaktionen aufgenommen wurde, entwickelte sich zwischen Georg und mir eine tiefe Freundschaft. Wir ergänzten uns wie komplementäre Farben, wir glichen jeweils die Defizite des anderen aus. Georg war ein vorsichtiger Mensch, er besah sich immer des Untergrunds, ehe er einen Fuß auf diesen setzte, er ging zielstrebig und diszipliniert vor, ich dagegen spontan aus einer Intuition heraus, die mich schon oft im Stich gelassen hatte. Mein Freund Georg hüllte sich in der Regel in tiefe Bescheidenheit, stritt sogar ab, wenn offenkundig wurde, dass er es war, der eine Leistung vollbracht hatte, ich suhlte mich hingegen in den Lobeshymnen, die ich - so sie denn ausblieben - sofort mit Rücktrittsdrohungen kommentierte. Meist folgte eine Welle der Entschuldigungen, man hätte es nicht so gemeint, selbstverständlich werden meine Leistungen geschätzt, ich solle es mir doch noch einmal überlegen. Und jedes Mal ließ ich mich erweichen und machte weiter. Georg hätte schon längst das Handtuch geworfen. Genau genommen hätte sich Georg niemals in eine derartige Lage gebracht, da er es nicht nötig hatte, sich wie ein Pascha feiern zu lassen. Gewiss verfügte er über das anerkannte Wissen, das ihn durchaus zu einer Instanz hatte werden lassen, doch im Gegensatz zu mir, der sich als Instanz anbeten ließ, operierte Georg im Verborgenen. Selten erzählte mein Freund in aller Öffentlichkeit von seinen Empfindungen. Selten, nein, selten ist noch zu oft. Nie erzählte er, wie er sich fühlte, was er anderen gegenüber dachte, was ihn an anderen störte. Georg, das ist meine heutige Gewissheit, war mein großes Vorbild, eine soziale Instanz, die ich heimlich beneidete, der ich später, als Georg mich verlassen hatte, hinterher trauerte.

Ich exponierte mich viel zu oft, mehr als erträglich, in der Öffentlichkeit, gab meine tiefsten Gefühle, meinen Schmerz, preis, und weidete mich an den Mitleidsbekundigungen, die auf mein Wehklagen unvermittelt folgten, ja, die so sicher, wie das Amen im Gebet waren, welches ich strenggenommen gar nicht beurteilen konnte, da ich nie in die Kirche ging. Als Georg vor Jahren schwer erkrankte und sein Körper in den folgenden Monaten einer zunehmden Schwäche verfiel, die sich nicht nur durch sein ausgemergeltes Äußeres, sondern auch durch seine immer längeren philosophischen Monologe zeigte, die er in meinem Beisein führte - ich warf ab und zu einen halbherzigen Widerspruch ein, den er mit einer Andeutung eines Lächelns zur Kenntnis nahm, aber nicht weiter kommentierte, wurde tief in mir etwas geweckt, das sich bis dahin in einem komatös anmutenden Schlaf befunden haben musste. Es wurde selbst dann nicht erweckt, als meine Mutter starb. Ich war damals noch klein, mir war unbegreiflich, was es bedeutete, wenn jemand für immer fortging. Wenn er heimging, wenn er entschlief, wie gerade die älteren Leute zu sagen pflegten. Manchmal las ich in den Zeitungen auch die Formulierung, er ist wohlvorbereitet zu Gott heimgekehrt. Ich störte mich an dem Attribut wohlvorbereitet, insbesondere in Verbindung mit einer noch niedrigen Alterszahl. Ich frug mich, wie wohlvorbereitet meine Mutter damals war, als sie durch einen Autounfall zu Gott heimgekehrt war. Im Nachhinein - und dieser Gedanke erscheint mir nicht einmal verwerflich - hatte meine Mutter das Glück im Unglück, dass ihr ein langer, qualvoller Tod erspart blieb. Sie musste nicht die schweren Depressionen erleben, wie mein bester Freund Georg, der wohl spürte, dass es ihn dahinraffen würde.

Georg hat nie über sein Schicksal geklagt, aber ich fühlte seinen inneren Kampf, der wie ein brodelnder Vulkan in seinem Herzen tobte, er beschwerte sich nicht darüber, dass es geschah, sondern wie es geschah. Mir gelang es leider nie, ihn wirklich aufzumuntern, ihn zu ermutigen, aber was hätte ich auch zu ihm sagen sollen. Mir erschienen tröstende Worte als belanglose Floskeln, als blutleere Phrasen, die auszusprechen uns Begleitern eines Sterbenskranken auferlegt worden war. Ich fühlte mich ihm gegenüber schuldig, mich selbst so gehen zu lassen. Georg brauchte nun ein Vorbild, einen starken Freund. Ich war ihm nie ein starker Freund, ich war immer schwach und Georg hatte mich immer aufgefangen, denn ich stolperte unablässig, von einem Fettnäpfchen ins Nächste. Ohne Georg hätte ich in dieser rauhen Welt nie überlebt. Georg wusste, wie sensibel ich in Wirklichkeiten war. Er durchschaute meine Maske, die ich täglich aufsetzte, wenn ich unter Menschen ging, er spürte die Angst, die ich unter meiner demonstrativen Arroganz verbarg. Meine Angst war mein mangelndes Selbstbewusstsein. Ich bluffte stets, wenn ich unter Leuten war, gab mich betont brüsk und männlich. Dabei war ich ganz ein anderer. Mein Freund Georg war der einzige Mensch, der wusste, was sich unter der Hülle verbarg. Als Georgs Lebenslichter nur mehr auf Sparflamme glühten, änderte ich meine Einstellung zum Leben, und zu Gott. Georg hatte mich dazu gebracht, mich einer religiösen Läuterung zu unterziehen. Ich wollte ja, dass es Georg einmal gut ging, wohin auch immer er heimkehrte. Georg sagte an einem der letzten Abende, die wir in seinem Haus miteinanderverbrachten, in seinem gemütlichen Wohnzimmer mit offenen Kachelofen, bei dämmrigen Kerzenschein, ja, man könnte es eine romantische Stimmung nennen, doch viel mehr war es uns eine Ausblendung, einer Auslöschung von unnützem Beiwerk, das bei den philosophischen Betrachtungen, die wir allabendlich anstellten, nur gestört hätte, jedenfalls sagte Georg zu mir, dass er in meiner Erinnerung weiterleben werde. Mir stiegen die Tränen in die Augen, ich konnte es nicht verhindern, und natürlich bekam Georg es mit, als ich mir mit den Händen die Tränen abwischte.

Georg sagte noch etwas, etwas, das mir hinterher als ungeheuer wichtig erschien, zumal es meiner zögerlichen Selbstreflexion einen entscheidenden Impuls verlieh. Georg sagte, dass ich mich seiner als Ganzes erinnern solle. Ich frug, was er damit meinte, und er antwortete, nurmehr flüsternd, denn seine Kräfte waren durch die Krankheit schon zusehens am Ende, ich solle auch seine Defizite in Erinnerung behalten, denn sie seien ein Teil von ihm. Ich versprach, unterbrochen von einem Weinkrampf, mit fast erstickter Stimme, dass er in meiner Erinnerung als Ganzes weiterleben würde. Drei Tage später war mein bester Freund Georg tot. In den ersten Wochen nach seinem Tod fiel es mir sichtlich schwer, wieder Fuß zu fassen. Ich erinnerte mich unablässig an seine letzten Worte, an diese mit soviel Weisheit gesprochenen Sätze, und zugleich an seine unermüdliche Akribie, die er stets in sein Handeln steckte. Georg war ein pünktlicher Mensch, er mochte zuweilen pedantisch anmuten, aber ihm fehlte die strenge Ader, die unsere Vorgesetzten so unausstehlich werden ließ. Georg arbeitete zuverlässig, während ich bei der Arbeit öfter schlampte und dies durch meine Angeberei mit meinem Erfahrungsschatz und mein selbst erarbeitetes Wissen zu übertünchen versuchte. Mein Freund Georg hatte solche Spielereien nie nötig, denn Gewissenhaftigkeit stand ihm schier in die Stirn geschrieben, während ich mich, wo immer ich Verantwortung übernehmen musste und mein Handeln später überprüft wurde, schon als ertappter Lügner sah. Mein Leben bestand aus einer einzigen Lüge, während Georgs einzige Schwäche seine Gutgläubigkeit war. Er hatte die warnenden Zeichen seines Körpers ignoriert und sich erst in Behandlung gegeben, als der Krebs schon gestreut hatte. Überhaupt erfreute sich mein Freund jahrzehntelang bester Gesundheit, er war nur äußerst selten krank, nie schwer, und dann nur kurz. Es schien, als wäre meinem Freund der Nimbus der Unsterblichkeit auferlegt worden. Sofern ich ihn nicht vergessen lasse, wird er diesen Nimbus auch behalten. In den Monaten nach seinem Tod begann ich mich selbst zu hinterfragen - ich tat es in der Weise, wie Georg und ich es immer gegenseitig in unseren Gesprächen getan hatten, nämlich auf schonungslos direkte Art. Wir hielten uns nicht mit einem Umweg auf, sondern gingen die kürzeste Strecke. Wenn uns etwas an dem anderen störte, so sagten wir es offen. Georg gehörte zu den Menschen, die von Grund auf ehrlich und direkt zu mir waren, auf eine so direkte Art, dass einem die Bedeutung des Wortes direkt erst dadurch begreiflich wurde. Es gab andere Menschen in meinem Leben, die unehrlich waren und Umwege gingen. Für Georg und mich waren Umwege Zeitverschwendung, erst recht in der Zeit, als Georg an Willensstärke nachließ und die Gelegenheiten, in denen wir unseren offenen Disput ausfechten konnten, zunehmend dünner gesäet waren. Wir frugen nicht: "Wie geht es Dir?", sondern: "Was ist Dir heute grauenhaftes widerfahren?" Irgendetwas ging immer schief und in der Akribie, die wir beide mit Leidenschaft und Feuer für unseren Beruf ausübten, fanden wir auch immer etwas, das schief ging, es reichte von einem aufgeplatzten Kaffeefilterpapier über ein verpatztes Gespräch, dessen unverunglücktes Ende durch peinliches Schweigen besiegelt wurde, bis hin zu einer schiefgelaufenen Modellrechnung, die kostbare Arbeitstage vernichtet hatte. Mein Freund Georg und ich labten uns an unseren Defiziten, die wir analysierten wie unsere Modelldaten. Es kam uns nie in den Sinn, unser Spiel ins Gegenteil zu verkehren, nur die positiven Erlebnisse aufzuzählen, die wir tagtäglich erlebt hatten. Bis Georg krank wurde und uns unser tägliche Marotte nur mehr wie eine Farce vorkam, eine Farce, die Georg nur tiefer in den Gedankenstrudel aus Tod, Krankheit, Zerfall, Auslöschung geführt hätte.

Georg war ein fröhlicher Mensch, ich war nie fröhlich, ich war allenfalls naiv-unbekümmert, ein Tagträumer. Ich rannte ins Verderben, ohne es zu merken. Ich lästerte in Beisein von Kollegen über andere Kollegen, ich wertete sie ab, ich drückte meine Verachtung für sie aus, in ungelenken Worten in unpassende Augenblicke hineingeschissen. Georg missbilligte mein Verhalten, sagte aber nichts. Seine gekräuselte Stein verriet es mir. Mimik und Gestik verraten vieles über uns, sagte Georg oft. Ich habe dich immer durchschaut, sagte Georg zu mir, wenn ich einen Vortrag hielt und eigene Hypothesen mit einer Sicherheit vortrug, als hätte ich die einzig gültige Wahrheit postuliert. Ich fuhr mir immer mit dem rechten Daumen und Zeigefinger über die Nasenflügel, wenn ich nervös war. Georg war ein aufmerksamer Beoachter, der auch Gespür für subtile Veränderungen hatte, etwa wenn ich - am Rednerpult stehend - unruhig mein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte, unablässig. Du bist unausgeglichen, sagte Georg einmal, Du rennst immer mit dem Kopf durch die Wand, ohne Dich nach hinten abzusichern, sagte Georg zu mir. Er war hingegen ein ausgewogener Mensch, immer auf Gleichgewicht bedacht, der sich für alle Eventualitäten eine Alternative einfallen ließ, der nie ein Risiko einging, das er nicht eingehen musste, der, wenn er ein Risiko einging, einen Plan B entwarf, um auf möglichst alles vorbereitet zu sein.

Ich wünsche mir heute, ich hätte mir etwas mehr von seiner natürlichen Scheu abgeschaut. Georg hatte mich immer gewarnt, mein Vorhaben umzusetzen. Du bist dem nicht gewachsen, sagte er, das ist eine Nummer zu groß. Ich hatte versucht, seine Bedenken beiseite zu wischen. Er war groß und kräftig, ich klein und schmächtig. Wir stritten heftig, bis ich schließlich einlenkte. Gemeinsam mit ihm und zwei Kollegen wollte ich diesen Berg besteigen, auf einer anderen Route als wir es ein Jahr zuvor getan hatten. Wir standen früh auf, starteten noch im Dunkel der Nacht, bis wir uns Höhenmeter an Höhenmeter zum Gipfel hervorwagten. Georg, damals noch bei bester Gesundheit, versuchte mich zwischendurch zu einer Pause zu überreden, aber ich ignorierte ihn. Ich wollte ihm beweisen, dass ich nicht nur das Handwerk der Täuschung beherrschte, sondern dass ich meinen inneren Schweinehund zur Not auch an Ketten legen konnte, ihn mundtot machen konnte. Ich wollte mich nicht vor den anderen blamieren. Wir stiegen weiter hinauf, durch eine öde Felslandschaft gehend, in der uns keine Menschenseele begegnete. In der Mittagszeit erreichten wir den Gipfel, ruhten uns aus. Die Abstiegsroute sollte an jenem Tag von der Aufstiegsroute verschieden sein. Der Weg ist das Ziel, sagte ich zu Georg, der weise nickte. Nach einer halben Stunde Abstieg auf schmalen, ungesicherten Fußwegen mit steilen, grasbewachsenen Hängen bemerkte ich einen leichten Schwindel, den ich zu ignorieren versuchte. Als wir eine kurze, aber in meinen Augen gefährliche Stelle im Fels überwinden mussten, versagte meine Zuversicht jämmerlich. Ich suchte nach einer Stelle, um die Kletterstelle zu umgehen, geriet immer tiefer entlang des Grashangs und schließlich übermannte mich Panik, Todesangst. Meine Beine zitterten, ich konnte nicht mehr stehen. Mein Freund Georg, der mich um die Engstelle zu führen versuchte, redete beruhigend auf mich ein. Um mich herum drehte sich alles, mir wurde schwindlig, ich drohte zu ersticken. Dann war der Anfall vorbei. Ich habe Panik bekommen, sagte ich zu Georg. Was Georg mir antwortete, weiß ich nicht mehr. Er ergriff dann wortlos meine Hand und führte mich weiter, bis wir wieder einen gesicherten Pfad erreichten. Wir haben über diesen Vorfall nie wieder gesprochen. Georg hatte gesehen, was ihm zu sehen vergönnt war, einen äußerst labilen Menschen, der nicht einmal seinem Freund eingestehen konnte, dass er alles andere als ein guter Bergsteiger war. Georg hatte sich sehr rücksichtsvoll gezeigt, er hatte auf mich gewartet, während die anderen schon weitergingen, die gar nicht bemerkten, wie ich an einem - wie sich später herausstellte - wirklich harmlosen Felsen - sichtlich um Luft und um Fassung rang. Georg hatte sich als äußerst sozial eingestellter Mensch erwiesen, der niemals jemand zurücklassen würde, der immer eine helfende Hand ausstreckte, wenn sich jemand in Not befand, der verschwiegen war und nicht fröhlich über anderer Menschen Missgeschicke ausplauderte. Ich dachte später an seinen besorgten Gesichtsausdruck, es war mir peinlich, zugleich aber erfüllte es mich mit Freude, dass es jemand gab, der um meiner selbst besorgt war. Eine derartige Besorgtheit kannte ich nicht, sie widerfuhr mir in meiner Kindheit nie. Georg hatte sie erfahren, er hatte das soziale Auffangnetz kennen und schätzen gelernt. Georg war für mich ein Auffangnetz. Ihm konnte ich alles anvertrauen, meine Sorgen, meine Nöte, über Schönes sprachen wir nie. Georg war der Auffassung, dass Schönheit nur stumm zu genießen sei, das Leid hingegen teilbar sei.

Heute morgen morgen beschloss ich, in Erinnerung an meinen Freund Georg, unsere damalige Abstiegsroute von diesem Berg noch einmal zu gehen. Ich hatte mich überschätzt und bekam erneut Panik, als ich die Felsstelle überquerte. Dieses Mal war keine helfende Hand in der Nähe, keine beruhigende, monoton auf mich einredende Stimme. Ich stürzte, rutschte ab und überschlug mich mehrmals, den steilen Grashang hinunterrollend. Wenige Sekunden, bevor ich, wohlvorbereitet, in den Abgrund stürze, frage ich mich, in wessen Erinnerung ich jetzt weiterleben werde.

© Inntranetz, 13.4.2008
 
Werbung:
Zurück
Oben