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Lieblingsgedichtssammlung

AW: Lieblingsgedichtssammlung

Theodor Fontane:

Ein neues Buch, ein neues Jahr

Ein neues Buch, ein neues Jahr
Was werden die Tage bringen?!
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?

Ich möchte leben, bis all dies Glühn
Rücklässt einen leuchtenden Funken.
Und nicht vergeht, wie die Flamm' im Kamin,
Die eben zu Asche gesunken.
 
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AW: Lieblingsgedichtssammlung

Peter Paul Althaus
Du kennst das Land, wo die Zitronen blühn?
Wenn draußen dicke weiße Flocken schnei'n,
da nimm die Fotos, nimm den Bädeker zur Hand
und setze dich ganz dicht an den Kamin
und wärme einen weißen Wein
und laß Zitronen darin ziehn
dahin...dahin...​
:morgen:

:schnl:.:katze3:
 
AW: Lieblingsgedichtssammlung

DER SCHNUPFEN
Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf daß er sich ein Opfer fasse.
- und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.
Paul Schrimm erwidert prompt: "Potschü!"
und hat ihn drauf bis Montag früh.
Christian Morgenstern


:katze3: = Schrimm: Hatschi!
 
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DER SCHNUPFEN
Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf daß er sich ein Opfer fasse.
- und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.
Paul Schrimm erwidert prompt: "Potschü!"
und hat ihn drauf bis Montag früh.
Christian Morgenstern


:katze3: = Schrimm: Hatschi!

Es war einmal ein schlimmer Husten,
Der hörte gar nicht auf zu pusten.
Zwar kroch er hinter eine Hand,
Was jedermann manierlich fand.
Und doch hat ihn der Doktor Lieben
Mit Liebens Malzbonbon vertrieben.
Bemerkt sei noch: Für dies Gedicht
Bezahlte mich Herr Lieben nicht.
Joachom Ringelnatz :zauberer2
 
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Höchste Instanz
Was er liebt, ist keinem fraglich;
Triumphierend und behaglich
Nimmt es seine Seele ein
Und befiehlt: »So soll es sein.«
Suche nie, wo dies geschehen,
Widersprechend vorzugehen,
Sintemalen im Gemüt
Schon die höchste Macht entschied.
Ungestört in ihren Lauben
Lass die Liebe, lass den Glauben,
Der, wenn man es recht ermisst,
Auch nur lauter Liebe ist.

Wilhelm Busch
 
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Erich Kästner
KEINER BLICKT DIR HINTER DAS GESICHT​

(Fassung für Kleinmütige)

Niemand weiß, wie reich du bist...
Freilich mein ich keine Wertpapiere,
keine Villen, Autos und Klaviere,
und was sonst sehr teuer ist,
wenn ich hier vom Reichtum referiere.

Nicht den Reichtum den man sieht
und versteuert, will ich jetzt empfehlen.
Es gibt Werte, die kann keiner zählen,
selbst, wenn er die Wurzel zieht.
Und kein Dieb kann diesen Reichtum stehlen.

Die Geduld ist so ein Schatz,
oder der Humor, und auch die Güte,
und das ganze übrige Gemüte.
Denn im Herzen ist viel Platz.
Und es ist wie eine Wundertüte.

Arm ist nur, wer ganz vergißt,
welchen Reichtum das Gefühl verspricht.
Keiner blickt dir hinter das Gesicht.
Keiner weiß, wie reich du bist...
(Und du weißt es manchmal selber nicht.)​
 
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Erich Kästner (Fassung für Beherzte)

KEINER BLICKT DIR HINTER DAS GESICHT​


Niemand weiß, wie arm du bist...
Deine Nachbarn haben selbst zu klagen.
Und sie haben keine Zeit zu fragen,
wie denn dir zumute ist.
Außerdem - würdest du es ihnen sagen?

Lächelnd legst du Leid und Last,
um sie nicht zu sehen, auf den Rücken.
Doch sie drücken, und du mußt dich bücken,
bis du ausgelächelt hast.
Und das Beste wären ein paar Krücken.

Manchmal schaut dich einer an,
bis du glaubst, daß er dich trösten werde.
Doch dann senkt er seinen Kopf zur Erde,
weil er dich nicht trösten kann.
Und läuft weiter mit der großen Herde.

Sei trotzdem kein Pessimist,
sondern lächle, wenn man mit dir spricht.
Keiner blickt dir hinter das Gesicht.
Keiner weiß, wie arm du bist...
(Und zum Glück weißt du es selbst nicht.)​

:katze3:
 
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Erich Kästner - einfach genial!! :blume1:

Wechselhaftes Leben

Tröste dich, die Stunden eilen,
und was all dich drücken mag,
auch das Schlimmste kann
nicht weilen,
und es kommt ein and'rer Tag.

Harre, hoffe. Nicht vergebens
zählest du der Stunden Schlag.
Wechsel ist das Los des Lebens,
und es kommt ein and'rer Tag.

Theodor Fontane
 
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:guru:
FÜR MORALISTEN

Ein Mensch hat eines Tags bedacht,
was er im Leben falsch gemacht,
und fleht, genarrt von Selbstvorwürfen,
gutmachen wieder es zu dürfen.
Die Fee, die zur Verfügung steht,
wenn sich's wie hier, um Märchen dreht,
erlaubt ihm denn auch augenblicks
die Richtigstellung des Geschicks.

Der Mensch besorgt dies äußerst gründlich,
merzt alles aus, was dumm und sündlich.
Doch spürt er, daß der saubern Seele
ihr innerlichstes Wesen fehle,
und scheußlich geht's ihm auf die Nerven:

Er hat sich nichts mehr vorzuwerfen,
und niemals wird er wieder jung
im Schatten der Erinnerung.

Dummheiten, fühlt er, gibt's auf Erden
nur zu dem Zweck, gemacht zu werden.

Eugen Roth

:kuss1:.:katze3:
 
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Es saßen einstens beieinand ...

Es saßen einstens beieinand
zwei Knaben, Fritz und Ferdinand.
Da sprach der Fritz:"Nun gib mal acht,
was ich geträumt vergangne Nacht.-
"Ich stieg in einen schönen Wagen,
der war mit Gold beschlagen.
Zwei Englein spannten sich davor,
die zogen mich zum Himmelstor.
Gleich kamst du auch und wolltest mit
und sprängest auf den Kutschentritt,
jedoch ein Teufel schwarz und groß,
der nahm dich hinten bei der Hos'
und hat dich in die Höll' getragen.
Es war sehr lustig, muß ich sagen." -
So hübsch nun dieses Traumgesicht,
dem Ferdinand gefiel es nicht.
Schlapp! schlug er Fritzen an das Ohr,
daß er die Zippelmütz' verlor.
Der Fritz, der dies verdrießlich fand,
haut wiederum den Ferdinand;
und jetzt entsteht ein Handgemenge,
sehr schmerzlich und von großer Länge. -
So geht durch wesenlose Träume
gar oft die Freundschaft aus dem Leime.


Wilhelm Busch
 
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