Hallo Heavy,
meineserachtens ist der Regimesturz die einzige Kriegsrechtfertigung, welche zumindest auf den ersten Blick nachvollziehbar scheint. Das diktatorische Regime von Saddam Hussein war menschenverachtend und brutal, so wie wir es auch von genügend anderen aktuellen und historischen Beispielen kennen. Dennoch wirft sich doch die Frage auf, ob es unser Recht und unsere Pflicht sein kann, in die Politik (auch wenn diese nicht demokratischen Idealen entspricht) eines fremden Landes derart radikal einzugreifen, bzw. diese mittels eines Angriffskrieges zu stürzen.
Ich sehe in einer solch gewaltsam herbeigeführten Veränderung auch zahlreiche Problematiken. Die Menschen fühlen sich übergangen und fremdbestimmt, es gibt genügend Iraker, die keine rechte Begeisterung für diese Zwangsbefreiung aufbringen können, zumal derzeit garkeine Regierung, sondern pure Anarchie, im Irak vorherrscht. Ich bin der Ansicht, dass eine politische Veränderung von einem Volke selbst ausgehen sollte und nicht von außen herbeigeführt werden darf, auch wenn die Regierung eines anderen Landes unseren eigenen Idealen nicht entspricht.
Ob die Demokratisierung des Iraks überhaupt realisiert werden kann, dies halte ich keineswegs für gesichert. Es gibt genügend Iraker, die im Führerprinzip die ideale Politik erkennen wollen und nur darauf warten den nächsten Alleinherrscher ausrufen zu können. Ob eine von den Amerikanern benannte und - zumindest anfangs - kontrollierte, demokratisch aufgebaute Regierung, auf einen breiten Rückhalt im irakischen Volke hoffen darf? Ich bin demgegenüber eher skeptisch.
Das alles sollte aber letztlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass der eigentliche Kriegsgrund "Massenvernichtungswaffen" bislang nicht bestätigt werden könnte. In meinen Augen ist der Irak somit unberechtigterweise angegriffen worden und die Legitimation für einen Angriffskrieg ist nicht länger vorhanden, wenn sie es denn überhaupt jemals war.
Vorerst befindet sich der Irak im künstlich herbeigeführten Chaos, viele Menschen erleiden dort derzeit Not und die humanitäre Lage ist offenbar sehr schlecht. Von den tausenden Kriegsopfern und den enormen Schäden an der Infrastruktur ganz zu schweigen. Die propagierten Vorteile dieses amerikanischen Irakfeldzuges wollen mir daher nicht so recht einleuchten. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Situation im Irak bald wieder entspannt und die UNO sobald als möglich in die Nachkriegshandlungen integriert wird. Längerfristig wäre dann auch eine einigermaßen stabile Regierung wünschenswert.
Fazit: Ich glaube nicht, dass die amerikanische Regierung das Recht hatte, den Irak als souveränes Land anzugreifen. Wenn diese Gründe tatsächlich ausreichen um ein anderes Land zu überfallen, dann wäre es um den Weltfrieden in der Tat nicht sehr gut bestellt. Warten wir ab, was uns die derzeitige amerikanische Regierung in Zukunft noch für "Überraschungen" zu bieten hat.
Viele Grüße,
Philipp