AW: Kant
Hallo erstmal!
Hummel mein Name, 23 und ich lebe seit kurzem in Wien.
Im Zuge der Matura beschäftige ich mich ein wenig mit den Grundlagen der Philosophie. Die Indische, Chinesische und Griechische habe ich schon erfolgreich ausgearbeitet, allerdings stoße ich bei Kant an meine Grenzen.
Es geht um die Erkenntniskritik: Unterschied zwischen Erscheinung und Ding an sich. Raum und Zeit sind nicht „echt“, sie betreffen nicht die Dinge an sich, sie sind nur Anschauungsformen von uns selbst. Was die Dinge an sich sind, können wir nicht wissen.
Meine Litaratur dazu ist recht kompliziert und ich suche entweder nach guten Quellen, wenn möglich auch eine persönliche Erleuterung dieser Thematik.
Ich bedanke mich im voraus!
lg, hummel.
Hallo Hummel!
Kant hat sich unter anderem mit Empirismus und Rationalismus beschäftigt, das heißt, mit den zu seiner Zeit vorherrschenden Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung.
Während Vertreter des Rationalismus davon ausgegangen sind, dass Erkenntnis a priori, das heißt erfahrungsunabhängig gewonnen werden kann, insistieren die Vertreter des Empirismus darauf, dass Erkenntnisgewinnung nur a posteriori, also durch Erfahrung möglich ist.
Kant hat sich mit diesen beiden Möglichkeiten auseinandergesetzt und ist zu dem Schluss gekommen, dass Erkenntnis sich aus beidem zusammensetzt, sowohl apriori als auch aposteriori.
Mit Anschauung meint er die Wahrnehmung der Erscheinungen, als Anschauungsformen bezeichnet er nichtempirische Elemente, die in der Anschauung, also Wahrnehmung immer schon vorausgesetzt werden, wie Raum und Zeit.
Es ist nach Kant gar nicht möglich, dass wir zunächst eine sinnliche Wahrnehmung haben und dann später irgendwann die Idee Raum und Zeit bilden, sondern jede sinnliche Wahrnehmung ist nur möglich, weil wir immer schon die apriorische Anschauung von Raum und Zeit mitbringen.
Jede sinnliche Wahrnehmung ist schon gegeben im Horizont von Raum und Zeit, also räumlich und zeitlich situiert.
Raum und Zeit sind grundlegende Prinzipien der Wahrnehmung, also apriorisch.
So was meint Kant nun mit der Unterscheidung zwischen Erscheinung und Ding an sich?
Ganz einfach:
Da uns in der Wahrnehmung erfahrungsunabhängige Prinzipien, wie Raum und Zeit immer schon grundgelegt sind, können wir diese Prinzipien in unserer Wahrnehmung nicht automatisch auf "die Dinge an sich" übertragen. Ob sie in der Realität tatsächlich räumlich sind...hier können wir eigentlich keine klare Aussage treffen. Was wir äußere Gegenstände nennen, sind nichts anderes als bloße Vorstellungen unserer Sinnlichkeit (deren Form der Raum ist). Das "Ding an sich" kann nach Kant daher streng genommen nicht erkannt werden.
lg
Manfred