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Hans Albert ist gestorben

PhilippP

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8. April 2003
Beiträge
930
Ich möchte an dieser Stelle an einen großen Philosophen unserer Zeit erinnern, der vor nicht ganz zwei Monaten (am 24.10.23) mit stolzen 102 Jahren verstorben ist. Bekannt geworden ist er vor allem als einer der wohl mit Abstand prominentesten Vertreter des Kritischen Rationalismus.

Hans Albert bot mir vor etwa 15 Jahren genau die Art von denkerischer Klarheit und Stringenz, die ich vielerorts in der deutschen philosophischen Szene schmerzlich vermisst habe. Seine scharfsinnige Religionskritik (etwa die Auseinandersetzungen mit dem Theologen Hans Küng) und seine Beiträge zur Erkenntnistheorie (sein "Traktat über kritische Vernunft" ist unlängst ein Klassiker geworden) sind an dieser Stelle zu nennen, aber auch sein beständiger Kampf gegen verwaschenes, nebulöses und intellektuell unredliches Philosophieren ("Kritik der reinen Hermeneutik" und "Kritik des transzendentalen Denkens"). Seine präzisen Heideggerkritiken las ich beispielsweise stets mit Hochgenuss.

Vielen Dank!
 
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Ich selbst konnte mit Alberts kritischem Rationalismus nie wirklich etwas anfangen... Ich hielt seinen Skeptizismus wenn nicht für falsch, so doch für sehr einseitig und ich habe auch nie verstanden, warum Popper sich Albert teilweise so verpflichtet gefühlt hat, dass er das Etikett des kritischen Rationalismus sogar übernommen hat... Meines 'Erachtens war Popper zwar ein Falsifikationist, aber niemals ein kritischer Realist... Ich sehe Popper da in gewisser Weise auch in einer Opferrolle...
 
Ich selbst konnte mit Alberts kritischem Rationalismus nie wirklich etwas anfangen... Ich hielt seinen Skeptizismus wenn nicht für falsch, so doch für sehr einseitig und ich habe auch nie verstanden, warum Popper sich Albert teilweise so verpflichtet gefühlt hat, dass er das Etikett des kritischen Rationalismus sogar übernommen hat... Meines 'Erachtens war Popper zwar ein Falsifikationist, aber niemals ein kritischer Realist... Ich sehe Popper da in gewisser Weise auch in einer Opferrolle...

Alberts Kritischer Rationalismus? Diese Sichtweise ist mir neu, meines Wissens nach war es Albert, der durch Poppers Fallibilismus vom Positivismus abgekommen und dann in der Folge dessen Erkenntnistheorie gefolgt ist. Er hat Poppers Denken nach Deutschland gebracht. Natürlich hat er - da von Hause aus Soziologe - dessen Erkenntnistheorie als konsequenten Kritizismus auch für politische/soziologische Felder fruchtbar und vor allem streitbar gemacht. Aber Popper als Opfer Alberts? Das scheint mir dann doch etwas abwegig zu sein, zumal Popper bekanntermaßen nicht derjenige war, der sich anderen im Denken nachgestellt hätte.

Was die Begriffe anbelangt: Es kommt ja auf die Inhalte an. Und dass es eben keine unfehlbare Instanz der Erkenntnis geben und man sich mit Hilfe rationaler und kritischer Methoden nur immer redlich um die Wahrheit (einer Theorie) bemühen kann, indem man diese stets kritisch beleuchtet, darin waren sich beide zweifelsohne vollkommen einig.
 
O.k. im letzten Punkt gebe ich Dir sogar recht.. . Aber Popper hat sich eine Zeit lang dem Wiener Kreis verpflichte gefühlt auch wenn er das Geschehen immer nur am Rande verfolgt hat, und selbst nie wirklich dazugehörte,... Jedenfalls hat Popper selber deren Positivismus übernommen, was dann von Adorno kritisiert wurde und zum Positivismusstreit geführt hat, der vor allem zwischen Adorno und Popper und weiteren Philosophen ausgetragen wurde... Popper hat sich erst auf Grund dieses Streites vom Positivismus auch des Wiener Kreises gelöst... Popper stand aber tatsächlich eine Zeit lang selbst dem Positivismus nahe, wo er noch eine einheitliche positivistische Wissenschaft auch für die Geschichtswissenschaften und die Geisteswissenschaften forderte... Das ist aber eigentlich bekannt, wenn auch längst Geschichte... Heute differenziert man die Wissenschaften ganz klar und teilt sie in genau acht Gattungen ein., auch bei Wikipedia.. Und von der Weberschen Forderung nach Wertfreiheit ist man auch völlig abgekommen... Das lag ja dem Einheitspoitivismus zu Grunde... Stattdessen wurde die Forderung nach Wertfreiheit allgemein durch die Forderung nach Vorurteilsfreiheit ersetzt, und ich hoffe, dass das auch in den Mysterien inzwischen angekommen ist... Ich habe in der geistigen Welt ja sehr viel Werbung gerade auch dafür gemacht...
 
O.k. im letzten Punkt gebe ich Dir sogar recht.. . Aber Popper hat sich eine Zeit lang dem Wiener Kreis verpflichte gefühlt auch wenn er das Geschehen immer nur am Rande verfolgt hat, und selbst nie wirklich dazugehörte,... Jedenfalls hat Popper selber deren Positivismus übernommen, was dann von Adorno kritisiert wurde und zum Positivismusstreit geführt hat, der vor allem zwischen Adorno und Popper und weiteren Philosophen ausgetragen wurde... Popper hat sich erst auf Grund dieses Streites vom Positivismus auch des Wiener Kreises gelöst...

Das ist die gängige Fehlinterpretation aus Sicht der Frankfurter Schule, dass Popper den Positivismus des Wiener Kreises "übernommen" habe, wie du sagst; ganz im Gegenteil: Popper hat natürlich Kontakt zu den namhaften Philosophen des Wiener Kreises gesucht und umgekehrt (dass Schlick Popper stets entschieden ablehnte, ist bekannt), aber das bedeutet nicht automatisch, dass Popper deren Grundpositionen kritiklos übernommen oder vertreten hätte. Vielmehr hat er sich gerade entschieden gegen die positivistischen Grundannahmen gestellt (und daher wurde er von Schlick auch nie in den engeren Kreis aufgenommen).

Der Positivist geht - verknappt dargestellt - davon aus, dass Theorien immer nur Abbilder der äußeren Wirklichkeit seien, für Popper aber - der stark vom Neukantianismus Fries und Nelsons geprägt war, den er über Julius Kraft kennenlernte - ist der Verstand selbst aktiv an der Erkenntnis beteiligt und nicht bloß Spiegel oder Reflektor von Abbildern der Wirklichkeit. Was die Positivisten mit Popper verband, das war ihr gemeinsames Streben nach Rationalität und Wissenschaftlichkeit. Popper selbst war nie Positivist, er konnte den Positivisten aber durchaus viel Positives abgewinnen - meine Worte.
 
Ja, der Wiener Kreis vertrat die Abbildtheorie von Wittgenstein... Popper tat also tatsächlich ganz recht, diese Abzulehnen, und sich mehr um Rationalität zu bemühen... Aber die Abbildtheorie ist nicht das einzige Kennzeichen des Positivismus, wenn es denn überhaupt ein Kriterium ist... Der Positivismus ist ja viel älter und geht bis auf Comte zurück... Es geht dabei mehr um Positivität und vor allem Einheitlichkeit der Wissenschaften... Und eben das wurde stellenweise auch von Popper gefordert... So habe ich jedenfalls den Positivismusstreit eruiert.... Popper hätte sich dann aber sowohl von der Forderung nach Wertfreiheit, wie auch von der Forderung nach Einheitlichkeit verabschiedert... Zu Recht, wie ich finde... Ich selbst bin da unbedingter Pluralist... Das AnthroWiki hat die Wissenschaften ganz gut eingeteilt, und Wikipedia hat es auch weitestgehend übernommen... Im Moment scheint da alles auf eine Kanonisierung dieser Einteilung hinauszulaufen...

Wissenschaft nach Fachgebiet im AnthroWiki

Acht Gattungen der Wissenschaften haben wir also, hinzu kommen acht Gattungen der Kunst und acht Weltreligionen... Das geht also genau auf... Das AnthroWiki ist das tatsächlich Vorreiter...
 
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Das sagst Du so in Deinem jugendlichen Leichtsinn... Man möchte schon auch mal Anerkennung, oder wenigstens irgendwelche Reaktionen andere, irgendeine Rückmeldung, ob es so gut ist... Aber das kommt nichts.... Da kommt einfach nichts... Und das finde ich sehr schade...
 
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