• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Gewalt auf dem Handy

Z

zwetsche

Guest
Heute stand es in der Zeitung.

Die Zahl der Gewalttaten, die offenbar nicht nur durch auf Handys abrufbaren Darstellungen motiviert sind, sondern auch die Zahl der Gewalttaten, die nicht nur verübt werden, sondern auch noch ausgiebig gefilmt, nimmt rapide zu.

Fluch oder Segen könnte man fragen.

Fluch, weil es abgrundtief menschenverachtend ist, jemanden zu quälen oder zu vergewaltigen und dabei auch noch das Opfer verhöhnt, es gar noch öffentlich macht.

Segen, weil gerade diese Menthalität dazu führt, daß viele dieser Straftaten so aufgeklärt werden können. Kein Zeugenbeweis kann auch nur annähernd gleiches leisten wie die Inaugenscheinnahme derartiger Aufzeichnungen.

Da kommt die Frage auf, wie unglaublich dämlich eigentlich diese Täter sein müssen, sich selbst durch diese Aufzeichnungen und ihre Veröffentlichung ans Messer zu liefern.

Nein, diese Frage wird durch eine noch wichtigere abgelöst: Wie unglaublich pervers muß ein Täter sein, eben diese Aufzeichnungen trotz der strafprozessualen Gefahren zu fertigen und zu veröffentlichen, wie wichtig muß ihm folglich die vollständige Demütigung des Opfers sein, wie wichtig seine eigene Befriedigung darüber?

Gruß
Zwetsche
 
Werbung:
AW: Gewalt auf dem Handy

Lieber Zwetsche,

von den Tatsachen die du uns hier schilderst und die ein wichtiges Thema hier zur Diskussion stellt, ist es nur noch ein Schritt bis zu dem "Morden aus nichtigen Anlass" – wie dies in der Amtssprache genannt wird. Ich erinnere mich, dass vor einigen Jahren dieses unfassbare Phänomen durch die Presse ging und man keine Antwort auf das warum fand.

Damals schlachteten buchstäblich Jugendliche in Naumburg an der Saale einen Mann ab, ohne Grund – sondern aus der Lust bzw. Neugier wie das Morden und der Tod eines Menschen sich wohl anfühlt, stundenlang fast schon rhythualisiert, durchgeführt.

Im Prozess waren sie dann so unberührt von ihren Taten, empfanden eindeutig keine Reue, ich entsinne mich nicht wie das Strafmaß damals ausfiel, vielleicht auch weil mich dies gar nicht mehr interessiert hat.
Jetzt erfährt dies alles noch eine Steigerung – man hält die grausamen Taten fest.
Ich sah auch kürzlich einen Dokumentar in dem Jugendliche im Grunde genommen unberührt von der eigenen Schilderung, sichtlich aber geil auf die Kamera die ihre Aussagen festhielt, waren. Ihre Schilderungen betrafen Quälereien denen sie die Schwächeren der Klasse wiederholt ausgesetzt hatten.

Ich verstehe das Ganze Phänomen nicht, erahne aber was für eine Leere und Perspektivlosigkeit solche Jugendliche wohl erfahren, gepaart mit einem krankhaften Geltungsbedürfnis. Wobei diese Kombination ja durchaus bekannt ist.

Liebe Grüße

Miriam
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Gewalt auf dem Handy

Ich glaube, es gibt mehrere Gründe dafür, warum Jugendliche so aggressiv sind und so pervers, diese Aggression auch noch festzuhalten.

Die Aggression, so glaube ich, kommt daher, das Jugendliche (vor allem Jungs, aber auch genug Mädchen) keine Chance mehr haben, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Die Jugendlichen spüren, dass sie ab der Einschulung mit sechs Jahren von einem System verschlungen werden, das sie dazu zwingt, "jemand zu sein", also Erfolg zu haben, Geld zu haben, immer der Beste zu sein. Aber mal ehrlich: Wer kann schon diesen Ansprüchen genügen? Keiner, denn das selbe System, dass uns zwingt unsere Träume, Ideale und nicht zuletzt auch unsere moralischen Werte auf dem Altar des Mammon zu opfern, sorgt dafür, dass wir klein gehalten werden.
Unsere Gesellschaft schreibt uns vor, dass wir immer oben auf sein müssen, gleichzeitig kommt in der selben Gesellschaft aber nur der weiter, der sich tief genug bückt, schön das macht, was der Chef (und irgendeinen Chef gibt es immer, der über einem steht- und wenn es der Chef nicht ist, dann ist es der Konkurrenzkampf in unserer Gesellschaft) verlangt.

Das spüren wir Jugendlichen. Aber wenn wir Macht haben, dann fühlen wir uns groß. Und wann spürt man Macht, wenn man sie nicht durch gesellschaftliche Anerkennung bekommt?
Wenn der schwächere Mitschüler am Boden liegt und ich immer weiter auf ihn eintreten kann.
Wenn der Türke mit angstverzerrtem Gesicht vor mir durch die Innenstadt flieht, während ich ihn mit meinen 49 Kumpels und unseren 49 Baseballschlägern durch die Innenstadt hetze.

Aber die Macht, die wir dann haben, hält ja nur für kurze Dauer. Der Ruhm, den wir zu bekommen meinen hält nur ein paar Minuten.
Aber da gibt es ja noch die Handykameras, mit denen man all diese taten festhalten kann.

Es gab Angehörige von Urvölkern, die sich weigerten, sich fotographieren zu lassen, weil sie Angst hatten, dass der, der ihr Foto besaß, Macht über ihre seele hätte.

So ist es mit den Handykameras auch- den Moment meines "Ruhms" kann ich so verewigen. Und mein Opfer immer wieder demütigen. "Schau nur, so schwach bist du, wie du da am Boden leigst. Und ich, ich stehe über dir, und kann dir jederzweit eins reintreten."

Ich glaube, mit Gewaltvideos versuchen diese Straftäter ihren (durch ihre Gewaltexzesse) "erkämpften" sozialen Status als Machthaber zu halten, indem sie den Moment ihrer "Macht" auf Film bannen.

Mfg,
Sunnyboy
 
AW: Gewalt auf dem Handy

Ich glaube, das der Grund wehalb jugendliche keine Angst vor den Konsequenzen haben eher einfach zu beschreiben ist.

Sie fühlen sich sicher. Zumindest sicherer als, diejenigen die auf der anderen Seite der Kamera sind.
Zum einen liegt es daran das bestimmte Stadtgebiete von bestimmten Gruppen kontrolliert werden. Jeder weiß das und niemand tut etwas dagegen.
Ich kann mich daran erinnern das einst zur Fussball-WM der Begriff "No-Go-Area" geprägt wurde.
Gemeint waren Gebiete welche von Neo-Nazis besetzt waren, und in welche man als Ausländer oder Andersdenkender nicht gehen sollte.
Nun ich glaube daran das diese No-Go-Areas existieren. Denn jeder weiß doch welchen Gebieten seiner Stadt er lieber fernbleibt.
Nun die Täter fühlen sich also in ihren Gebieten sicher, und das können sie auch. Es gibt ja selbst Gebiete in welche sich nichtmal mehr die Polizei traut.
Wenn man also an einem Ort ist, wo man auch mehrere Straftaten an einem Abend unverfolgt begehen kann, dann kann man diese auch ruhig filmen.
Wir leben in einem System in welchen sich nur noch die Opfer und deren eigentlich beschützer fürchten.

Desweiteren bleibt noch zu erwähnen das die Anzahl der Tötungsdelikte zurückgeht.
Allein dies ist der Beweis das die Täter genau wissen das die Opfer sich nicht wehren werden und das sie nun "mehrmals" Spaß mit ihnen haben können.
Es ist halt sicherer ein Verbrechen mit verängstigten Zeugen zu begehen.
 
Werbung:
AW: Gewalt auf dem Handy

@sunnyboy

ja ich find schon, dass du recht hast, aber dass die Jugendlichen keine Reue zeigen ist einfach total daneben.

Sie sind ziemlich respektlos und denken sie seien die Größten, tja ist ja leicht wenn man auf einen Einzelnen mit 20 Leuten los geht und noch dazu eventuell Waffen dabei hat. Ich empfinde das eher als lächerlich und traurig und vorallem macht es mich wütend.

Wie kann ein Mensch nur so herzlos sein? Jedes normale Kind weiß, dass sich das nicht gehört. Versetzen die sich eigentlich irgendwann mal in den anderen?? Manchmal denke ich mir wirklich "Was geht bitte in denen vor??".

Sie wollen, dass alles nach ihrer Nase läuft, aber jetzt mal ehrlich wer ist schon mit seiner Situation zufrieden? Und benehmen wir uns deshalb auch wie Wilde?

liebe Grüße
selly

--

Flyer, Plakate, Sticker etc. günstig drucken lassen bei www.print24.at
 
Zurück
Oben