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Gesellschaft: Werde-Bild versus Vermeide-Bild.

Neugier

Well-Known Member
Registriert
29. März 2004
Beiträge
3.687
Von den Umrissen einer wünschenswerten Gesellschaft habe ich
bereits in einem anderen Themenstrang die vier Eckpunkte
eines Vermeidebildes (aka Feindbildes) erwähnt.

Siehe www.denkforum.at/threads/wollt-er-das-sein.18323/

Diese Negativ-Skizze durch einen Vermeidebild-Tetraeder
soll nun mit einer Positiv-Skizze in Form eines Werdebild-Tetraeders
ergänzt werden.

Zuvor aber noch ein paar Bemerkungen zur Frage:
Warum ein Tetraeder als Metapher,
warum eigentlich nur vier Eckpunkte?
Sind denn nicht sehr viel mehr wichtige Ziele zu verfolgen,
bzw. gravierende Fehlentwicklungen zu vermeiden?

Zweifellos ließen sich sehr viel mehr Punkte anführen.
Eine Beschränkung auf vier Eckpunkte erscheint mir jedoch
aus zwei Gründen zweckmäßig.
Erstens verliert jeder einzelne Punkt umsomehr an
Gewicht und Bedeutung je mehr Punkte angeführt werden,
und zweitens bleiben erfahrungsgemäß ohnehin
zumeist nur wenige Punkte im Gedächtnis hängen.

Die Beschränkung auf vier Punkte ist ein Kompromiss.
Dazu kommt noch, dass bei einem Tetraeder jeder der vier Eckpunkte
eine direkte Verbindung (Kante) zu jedem der drei anderen Eckpunkte hat.
Diese Kante kann als Möglichkeit zur wechselseitigen Beeinflussung
und Verstärkung gedeutet werden.


Zur Gegenüberstellung noch einmal die schon erwähnten Eckpunkte
des Vermeidebild-Tetraeders (bzw. Feindbild-Tetraeders).
  • Diktaturen und totalitäre Regime
  • Fanatismus
  • Korruption und organisierte Kriminalität
  • Manipulation der Meinungsbildung durch gleichgeschaltete Medien


Im Gegensatz dazu stellen die Eckpunkte des Werdebild-Tetraeders
jeweils den Gegenpol zu den Eckpunkten des Vermeidebild-Tetraeders dar.
  • Offene Gesellschaft auf einer freiheitlich-demokratischen Grundlage
  • Bemühen um ein ausgewogenes Stärkeverhältnis antagonistischer Kräfte
  • Klare Regeln, die von allen Mitgliedern auch eingehalten werden
  • Meinungsfreiheit und ungehinderter Meinungsaustausch


Auf diese Eckpunkte wird in weiteren Beiträgen näher eingegangen.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
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Diktatur versus Demokratie.


Dass eine offene Gesellschaft auf einer freiheitlich-demokratischen
Grundlage jeglicher Form von Diktatur und totalitärem Regime
vorzuziehen ist, das sollte sich ja von selbst verstehen.

Aus der Geschichte wissen wir, dass in Diktaturen erfahrungsgemäß
die schäbigsten und skrupellosesten Charaktere die Oberhand gewinnen,
und so der Nährboden für die grauslichsten Verbrechen bereitet wird.

Deshalb kann nicht oft genug daran erinnert werden, dass die
für selbstverständlich gehaltenen Grundrechte und Freiheiten
nicht leichtfertig in Gefahr gebracht werden dürfen;

etwa durch exzessive Anforderungen an die öffentliche Sicherheit.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 

Fanatismus versus ausgewogenes "Sowohl als Auch"


Die Notwendigkeit eines Bemühens um ein ausgewogenes Stärkeverhältnis
antagonistischer Kräfte anstelle eines strikten "Entweder-Oder"
ist in sehr vielen Lebensbereichen gegeben.

In den allermeisten Fällen führt ein Denken in Kategorien eines
strikten "Schwarz oder Weiß" zu unbefriedigenden Ergebnissen;
zu suchen ist ein angemessener Grauton.

Wo dieses Bemühen um den richtigen Grauton
- oft auch "Goldene Mitte" genannt - zu kurz kommt,
breiten sich Fanatismus und Extremismus aus.
Seien es jetzt politische Ideologien, Religiöse Überzeugungen,
wirtschaftliche Dogmen, oder auch private Lebensgewohnheiten.

Einige typische Beispiele:

Religiös unterlegter Fanatismus bis hin zu Selbstmord-Attentaten;

ungehemmte deregulierte Marktwirtschaft mit den bekannten Exzessen,
wie extreme Ausbeutung der Arbeitskräfte in Entwicklungsländern,
die weltweite Finanzkrise, etc.;

totale Fixierung auf die allerneuesten Modetrends;

ideologische Verblendung politischer Mandatare
mit nahezu totaler Blindheit für die Interessen des Volkes;

etc..


In Österreich können wir derzeit gerade mitverfolgen,
wie sich die Zustimmung zu den Grünen rasant verflüchtigt,
weil immer mehr ehemalige Sympathisanten den Eindruck gewinnen,
dass die Grünpolitiker jegliches Augenmaß verloren haben.

Das Gedankengut der Grünen wird ja im Prinzip durchaus positiv
aufgenommen, aber in der Frage kulturelle Vermischung und
Zuwanderung fehlt den Grünpolitikern offenbar die Bodenhaftung.


Bemerkenswerterweise gilt die Forderung nach einer Suche des
richtigen Grautones auch für den Kampf gegen den Fanatismus selbst.

Üblicherweise bewerten wir ja ein gewisses Maß an Verlässlichkeit,
Standfestigkeit und Prinzipientreue positiv,
wogegen ein "Fähnchen im Wind" negativ bewertet wird.

Wo ist aber nun die Grenze zu ziehen
zwischen Prinzipientreue und Fanatismus?


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <
 

Klare Regeln,
die von allen Mitgliedern auch eingehalten werden.


Eine große Gesellschaft braucht natürlich eine Reihe von Regeln.

Dabei ist es wichtig, dass sich auch alle Mitglieder der Gesellschaft
an die notwendigen Regeln halten.
Deshalb ist eine Über-Reglementierung zu vermeiden.

Korruption und organisierte Kriminalität
müssen im Keime erstickt werden.

Eine leistungsfähige Exekutive muss die Freiheiten und Grundrechte
der Bürger schützen und die Kriminalität energisch bekämpfen.

Selbstverständlich muss auch die Exekutive
penibel die Gesetze einhalten,
sodass der Begriff "Law and Order" positiv besetzt wird.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 

Meinungsfreiheit und ungehinderter Meinungsaustausch


Gut informierte Wähler sind eine Grundvoraussetzung
für eine funktionierende Demokratie.

Die Bürger müssen die Möglichkeit haben,
sich ungehindert über alle Sachverhalte und Meinungen zu informieren.

Die starke Konzentration auf dem Markt der klassischen Medien
führt zu einer stark eingeschränkten Meinungsvielfalt
und zu einem einseitig selektierten Informationsangebot,
was auf eine Manipulation der Meinungsbildung hinausläuft.

Als Gegengewicht zu diesem manipulativ selektierten Informationsangebot
der etablierten Medien müssen alternative Medien ihre Informationen
ungehindert verbreiten können.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
Klare Regeln,
die von allen Mitgliedern auch eingehalten werden.

In den allermeisten Fällen führt ein Denken in Kategorien eines
strikten "Schwarz oder Weiß" zu unbefriedigenden Ergebnissen;
zu suchen ist ein angemessener Grauton.

Aber zur Festzetzung klarer Regeln muß man strikte "Schwarz oder Weiß" Kategorien erstellen. Denn Regeln die Grautöne zulassen sind eher wertlos !
 
Aber zur Festzetzung klarer Regeln muß man strikte "Schwarz oder Weiß" Kategorien erstellen. Denn Regeln die Grautöne zulassen sind eher wertlos !

Weniger klar, aber wertlos würde ich nicht sagen. Das Schwierige an a-priori Regeln ist die mangelnde Voraussicht der Realität und die Sinnhaftigkeit bzw die beste Ausführung bzw Formulierung erweist sich oft erst in der Praxis. Aus diesem Grund gibt man nicht Tatbestände und Sachverhalte in eine Rechenmaschine ein und erhält als Ergebnis das Urteil, sondern ist noch der Faktor Mensch als Richtr bzw Richtergremium als letzte Instanz vorhanden.
Dieser menschliche Faktor ist eigentlich das genaue Gegenteil von strikt "Schwar oder Weiß". Aber, er macht die Rechtsprechung menschlich. Und Menschlichkeit (nicht Willkür!) mit all ihren Schwächen ist ja dennoch eindeutig über Klarheit zu stellen, oder ?
Letztendlich hat das Gesetz ja den Menschen zu dienen und ist kein Selbstzweck.
 
Weniger klar, aber wertlos würde ich nicht sagen. Das Schwierige an a-priori Regeln ist die mangelnde Voraussicht der Realität und die Sinnhaftigkeit bzw die beste Ausführung bzw Formulierung erweist sich oft erst in der Praxis. Aus diesem Grund gibt man nicht Tatbestände und Sachverhalte in eine Rechenmaschine ein und erhält als Ergebnis das Urteil, sondern ist noch der Faktor Mensch als Richtr bzw Richtergremium als letzte Instanz vorhanden.
Dieser menschliche Faktor ist eigentlich das genaue Gegenteil von strikt "Schwar oder Weiß". Aber, er macht die Rechtsprechung menschlich. Und Menschlichkeit (nicht Willkür!) mit all ihren Schwächen ist ja dennoch eindeutig über Klarheit zu stellen, oder ?
Letztendlich hat das Gesetz ja den Menschen zu dienen und ist kein Selbstzweck.

Daher bin ich ein Befürworter des britischen/amerikanischen Common oder Case Law in Verbindung mit dem Three-strikes law.
 
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Der große Vorteil so eines Systemes ist die Einfachheit. Man braucht sich als Mensch nicht viele Gedanken zu machen. Man liest einfach nach, handelt nach Vorschrift und befasst sich mit dem nächsten Fall. Aus diesem Grund sind es auch vorwiegend "einfach gestrickte" Menschen, die so ein System bevorzugen. Auch sehr bibeltreue Menschen neigen aus dem selben Grund dazu. Anstatt sich selbst Gedanken über "gut und böse" zu machen, lieber einfach ein Buch hernehmen, die Antworten vorgekaut zu bekommen und sich anstatt mit solchen Fragen mit dem Alltag beschäftigen. Ich halte so ein System für zu unmenschlich.
 
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