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Gelten Aussagen " alter " Texte auch heute noch

AW: Gelten Aussagen " alter " Texte auch heute noch

Entschuldigt, meine Lieben, dass ich so lange schwieg. Es hat natürlich einen Grund - aber der ist " geheim".

Zu Insti: Du hast schon Recht, wenn Du die Diskrepanz zwischen meiner - allgemeinen Fragestellung und der Tatsache, dass ich nur einen Text reinstellte, irgendwie anmerkst.
Aber: mir war es eben auch nicht so klar.
Einerseits ist es eines meiner Lebenthemen, Texte zu adaptieren - in meine Lebenswelt, so wie es jede/r LeserIn macht, andrerseits regte mich dieses Stormzitat irgendwie zunächst auf: Herren - Knechte ... Pfui...


Lillith, ich finde gar nicht, dass Dein letztes Posting in irgendeiner Weise off topic ist.

Gerade, weil ja das Wort Herren Macht impliziert. Gerade, weil wir im Wahlkampf stecken! Bei den NR-Wahlen geht es ja um Machtverteilung.

Und ich finde es toll, dass Du Dich da engagierst - da sind meine Zeiten schon vorbei.


Im Modell der westlich/europäischen Demokratie ist ja angedacht, dass " wir alle" - also die Wähler - die Macht haben, unsere Verhältnisse - die Verteilung der Macht - selbst zu regeln, also Herren sind.

Doch: das ist in Wahrheit nicht so. Plumper, nur auf Gewinnmaximierung gerichteter , sehr oft verleumderischer - Wahlkampf zeigt das ja auf.
Und wenn wie von Insidern staatlicher oder staatsnaher Dienststellen hören, wie im Augenblick noch schnell in den Cheffunktionen " um - oder eingefärbt " wird, verlässt einen gar schnell der Mut, daran zu glauben, Herr zu sein.

Nun ja: Ich greife jetzt einen Gedanken Michel Foucaults auf: Es ist Fakt, dass unser heutiges öffentliches und ökonomisches Sein durch Macht ( Herren) geregelt wird. Nur: diese Macht muss redlich ( Journalismus, nicht Journaille ? ) durchschaubar gemacht werden. Das ist eine der wichtigsten Kulturtechniken, die wir in " Zeiten wie diesen" erlernen müssen.

Dann sind wir Staatsbürger zwar Knechte, aber unter selbst bestimmten Herren.

Verzage nicht -- es ist trotzdem wichtig, dass Du Deine "Herrinnenpflichten" aktiv wahrnimmst. Das schaffen nicht viele - und es ist unbedankt, denn das Misstrauen der Knechte wächst = Politikermüdigkeit .


Grüßchen Euch allen

die Marianne - auch eine illusionistische Träumerin
 
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AW: Gelten Aussagen " alter " Texte auch heute noch

Mich wundert es, dass keiner der hier postenden Menschen mosaischen Glaubens ( mir ist kein politisch korrekteres Wort eingefallen), darauf hinweist, dass diese Tradition der Auslegung alter Texte zum Kulturgut seines Volkes gehört.
Mich jedenfalls fasziniert es immer, wenn ich eine Thora sehe, wie dort zwischen Mischna und Gemara eine enge Adaption an die aktuelle Wirklichkeit des jüdischen Volkes gepflegt wird.
Und in den Jeschiwen, den orthodoxen Universitäten, wird diese Auslegekunst sehr lange und gründlich gepflegt.
Ganz ein wenig möchte ich das - zwar auf säkularem Gebiet damit vergleichen, wie unser deutsches Bildungsbürgertum in den vergangenen Jahrhunderten mit “unseren Klassikern” umgegangen ist:
Keine Feier - nicht: nur ohne Meier, sondern auch nicht ohne Schillern und Goethen. Auch in dem heutigen Schulen Italiens ist “Dante: Die göttliche Komödie “ fast ein Schuljahr auf dem “Programm“.
Und noch einen Gedankenschritt weiter:
Könnte es sein, dass dieses “ Zitatenschatzunwesen” , das in manchen Foren fröhliche Urständ feiert, uns nicht allergisch gegen solche Art von Erkenntnisanspruch macht? Denn der Ausspruch: “Selber denken macht fett” ist für mich nicht von der Hand zu weisen.
Mir geht es jedenfalls so: wobei ( “o Eitelkeit der Eitelkeiten !” mir naturgemäß auch sehr oft ein solches Zitaterl im Zusammenhag aus dem Bildungsmündchen rutscht.

Deshalb stellte ich meine Eingangsfrage auch --- ich bin zwiespältig. Und ich liebe es, mich mit Texten zu beschäftigen.
 
AW: Gelten Aussagen " alter " Texte auch heute noch

ja marianne,

ich kann deinem storm und deinen worten folgen. allerdings sehe ich leider nicht unbedingt den "mündigen knecht" unter dem selbstgewählten herrn. die wahren herren sind doch nicht in der gewählten politik zu finden. auch diese menschen sind doch nur eine weitere kaste von knechten (vielleicht im sinne eines kapos, aber knecht bleibt knecht).
die wahren herren sitzen da wo das geld sitzt. geld zieht geld an und mehr geld zieht mehr macht an. unsere politiker sind doch nur (noch) handlanger der realen macht. "fremde diener fremder interessen". das beginnt im gemeindrat und endet beim sogenannten "mächtigsten mann der welt", der ohne milliardenschwere unterstützung nie us-präsident werden kann.
die mächtigen von heute gehen subtiler vor als die tyrannen früherer zeiten. zensur gibt es offiziell nicht, allerdings stehen gewisse aussagen unetr strafe. vieles wird totgeschwiegen und taucht nie in den medien auf und wenn, dann nur als kleinste randnotiz. der "zorn der freien rede" - vergebens. die unisono-berieselung durch unsere gleichgeschalteten medien übertönt diese.
da gibt auch der gute alte Ernst Moritz Arndt wieder einen neuen Sinn!

Ernst Moritz Arndt
Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte,
drum gab er ihm den kühnen Mut,
den Zorn der freien Rede
,
dass er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde.
So wollen wir, was Gott gewollt,
mit rechten Treuen halten
und nimmer um Tyrannensold
die Menschenschädel spalten.

Doch wer für Schand und Tande ficht,
den hauen wir in Scherben,
der soll im deutschen Lande nicht
mit deutschen Männern erben!

O Deutschland heil'ges Vaterland,
o deutsche Lieb' und Treue!
Du hohes Land, du schönes Land,
wir schwören dir aufs Neue:
Dem Buben und dem Knecht die Acht,
der speise Kräh'n und Raben!

So ziehen wir aus zur Hermannsschlacht
Und wollen Rache haben.
Lasst brausen, was nur brausen kann,
in hellen, lichten Flammen!
Ihr Deutsche alle Mann für Mann,
zum heil'gen Krieg zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan
Und himmelan die Hände,
und rufet alle Mann für Mann:
Die Knechtschaft hat ein Ende.
Lasst wehen, was nur wehen kann,
Standarten weh'n und Fahnen,
wir wollen heut uns Mann für Mann
zum Heldentod ermahnen.
Auf! Fliege hohes Siegspanier,
voran den kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
Den süßen Tod der Freien.

allen knechtinnen und knechten, männinnen und männern gewidmet. ;-))


altetexteliebenderweise
dex
 
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AW: Gelten Aussagen " alter " Texte auch heute noch

Hallo, dex !
Du wirst es kaum glauben ---aber - ich stimme Dir voll inhaltlich zu.

In "Zeiten wie diesen" ( Globalisierung ) sind die wahren Herren die Eigentümer all der Aktienpakete der internationalen Multitkonzerne. Und ( auch da eignet sich der Text von Ernst Moritz Arndt sehr gut ( eh schon wissen - Entstehungszeit -Napoleonische Befreiungskriege) als Adaption. Wir brauchen nur an die Politik der Großmächte USA ( Bsp. Irakkrieg ) Russlands ( Bsp. Tschetschenien ) zu denken und an die Riesengewinne, die die Waffenlobby mit solchen Verwirrungen macht.

Mein oller Daddy ( ich sprach hier schon oft von seiner Art, Schlüsse zu ziehen - mit Sprichwörtern oder Stehsätzen ) sagte immer: " Geld regiert die Welt.

Und so - im Politgeschehen - hast Du Recht. Da gab es immer und wird es immer Herren geben.

Mir kommt aber vor, dass wir anderen, die hier diskutieren a) eher unser eigenes privates Leben meinten, in dem wir immer Herren und Knechte sind und b) uns unseren politischen Utopien widmeten. Ja: und Utopie is was, das erreichste nie ( Mariannespruch).


Und wenn Heraklit vor allem mit dem Spruch " Der Krieg ist der Vater aller Dinge" in unserem europäischen kulturellen Selbstverständnis parat ist, deutet das ebenfalls darauf hin, dass wir als Menschen durchaus die erneuernden Impulse aus Unterordnungsstrukturen zu erkennen in der Lage sind.

Letztlich ist ja der Marxsche Spruch vom dialektischen Sprung auch nichts anderes.


mitfriedlichengrüßen

Marianne
 
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