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Entzug der Erziehung?

Original geschrieben von Robin
Der größte Schaden entsteht den Kindern demnach durch Liebesentzug durch die peer group - und nicht durch eine gestörte Eltern-Kind -Beziehung.

Jeder Mensch macht immer wieder im Laufe seines Lebens die Erfahrung eines "Liebesentzugs", damit müssen wir lernen umzugehen. Wenn sich das Kind aber sicher sein kann dass seine Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen es immer gern haben werden, egal ob ihm seine peer group die Liebe gerade entzieht oder nicht, dann ist das halb so wild.

Das mit den Karten würde mich auch ein wenig stören, aber unternehmen würde ich auch nichts dagegen, zumindest solange sie nicht gewalttätig sind...
 
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Wir wollen, dass sie unsere Fehler nicht wiederholen.

Nachvollziehbar, aber zum Glück nicht verhinderbar. Fehler sind immer Lernquelle, und manches läßt sich nur aus eigenem Erleben lernen. Kinder am Fehlermachen zu hindern würde bedeuten, sie am Lernen zu hindern.


In letzter Zeit kursieren Thesen, dass die so genannte peer group, also die Gruppe der Gleichaltrigen, sogar mehr Einfluss auf die Erziehung hat als die Eltern (neben den Genen, die bis zu 50% ausmachen sollen).
Was ist von diesen Thesen zu halten?

Wie schon gesagt, sie werden einen gewissen Wahrheitsgehalt haben - aber der wird erstens von Kind zu Kind unterschiedlich stark sein, zweitens bezweifle ich generell die Möglichkeit, in Prozenten "messen" zu können, was wieviel sich auf Kinder auswirkt. Die Diskussion, ob Biografie oder Gene für die Entwicklung des Charakters ausschlaggebend sei, ist mir über viele Jahre immer wieder in angeblich neuem Gewand begegnet. Für mein Gefühl können solche Thesen nur Unfug sein, solange eine "Partei" die Alleingültigkeit ihrer These vertritt. "Peer-Groups" sind Bestandteil des sozialen Umfeldes eines Kindes - dementsprechend werden sie sich mal mehr, mal weniger auf die "Erziehung" auswirken.


Und wenn etwas dran ist, wie sich verhalten?
Sich zurückziehen?
Versuchen, die Kleinen vom schlechten Einfluss fernzuhalten?
Resignieren?
"Nur" gute Freunde für die kids sein?

Deine Fragen sind so gestellt, als würdest Du den Einfluß von "Peer-Groups" tatsächlich sehr stark bewerten. Kinder und Jugendliche sind im Lauf ihrer Entwicklung unterschiedlichen "Peer-Groups" ausgesetzt - je nach Alter, familiärem Hintergrund, Charakter, Art der jeweiligen Gruppe (Kindergartengruppe, Klassenverband, Clique, Sportverein...) werden Gleichaltrige Einfluß auf das nehmen, was ein Kind annimmt.

Sich als Vater/Mutter/Vertretung deshalb zurückziehen? Nein, Aufgabe von Erwachsenen ist doch, Kindern als Beispiel zu dienen, auch wenn die lieben Kleinen das zeitweise gerne leugnen. "Schlechten Einfluß fernhalten" - klar, je nachdem, was man als Elternteil als "schlecht" oder "gut" wertet - Erziehung ist schließlich im Idealfall ein Wechselspiel zwischen Kindern und Erwachsenen.
"Resignieren?" Wovor - der "Konkurrenz" durch Peer-Groups etwa?

Ich finde solche Thesen zwischendurch mal bedenkenswert, um sie dann meistens achselzuckend wieder zu vergessen. Schließlich: daß Gleichaltrige Einfluß auf die Entwicklung eines Kindes haben, werden alle Eltern und Zweiteltern durch bloße Beobachtung auch ohne wissenschaftlich formulierte These schon erfahren haben.

LG, wirrlicht
 
Also noch mal zu diesen yo-ko-on-Karten (muss echt mal nachgucken nach der Schreibweise).

Die sind schon gewalttätig. Oder interpretiert man das nur anders, heutzutage? Egal. Auf diesen Karten sind in Manga-Ästhetik irgendwelche Kämpfer abgebildet, die irgendwelche Kampfeigenschaften haben sollen, die sich letzlich in irgendwelchen Punkten ausdrücken...Ob man das wie ein Quartett spielen kann, weiß ich nicht - Anton kann sie ja noch nicht mal LESEN. Ja, natürlich ist das für sechs Jahre zu früh - sie waren eben einfach da plötzlich (nicht zuletzt durch die Unterstützung von jemand, der wesentlich mehr Gene mit Anton gemein hat als ich - und zwar nicht die Mutter ;) )

Ich glaube man versteht, dass "Macht" in diesem Fall anders klingt als beim Autoquartett...

Übrigens: Da fängt das Problem schon an, wenn man sagt, man ist "enttäuscht", dass sich das Kind gegen die Erziehung prägen ließe. Denn dann muss man diese Enttäuschung vor dem Kind verbergen - oder eben nicht.
Um es noch komplizierter zu machen: Ich kann solch eine Enttäuschung nachvollziehen, kenne sie - wäre aber sicher enttäuschter, wenn er tatsächlich meine Gene hätte...

Bitte bedenkt, dass wir hier nicht von idealen Kindern und Eltern reden - sondern von der Praxis. Bedenkt auch, dass sich laut Umfragen nur 10% männlicher Singles bereit erklären würden, eine Frau mit Kind anzunehmen - das hat ja seine Gründe, nicht wahr?
Es geht auch nicht um Allgemeinplätze wie: man soll alle Kinder gleich lieben oder sie so nehmen wie sie sind. Es geht um subtile Unterschiede, die sich immer einstellen und sich nicht immer zum Problem auswachsen müssen (ich bin da sehr optimistisch), aber könnten.

Mit praxisrelevanten Grüßen ;)
 
Original geschrieben von wirrlicht

Deine Fragen sind so gestellt, als würdest Du den Einfluß von "Peer-Groups" tatsächlich sehr stark bewerten. Kinder und Jugendliche sind im Lauf ihrer Entwicklung unterschiedlichen "Peer-Groups" ausgesetzt - je nach Alter, familiärem Hintergrund, Charakter, Art der jeweiligen Gruppe (Kindergartengruppe, Klassenverband, Clique, Sportverein...) werden Gleichaltrige Einfluß auf das nehmen, was ein Kind annimmt.

Sich als Vater/Mutter/Vertretung deshalb zurückziehen? Nein, Aufgabe von Erwachsenen ist doch, Kindern als Beispiel zu dienen, auch wenn die lieben Kleinen das zeitweise gerne leugnen. "Schlechten Einfluß fernhalten" - klar, je nachdem, was man als Elternteil als "schlecht" oder "gut" wertet - Erziehung ist schließlich im Idealfall ein Wechselspiel zwischen Kindern und Erwachsenen.
LG, wirrlicht

Hallo Wirrlicht, nein, ich habe diese Fragen erstmal hypothetisch
gesetellt, im Sinne von: Wenn es so wäre, wie sollte man dann...?
Diese Hantiererei mit Prozenten ist natürlich fragwürdig, aber manchmal auch nötig im Sinne einer gewissen Plakativität.

Letztendlich ist das gute daran, dass Eltern einfach mal darüber nachdenken können, wie sie eigentlich ihre eigene Gewichtung sehen.
Es geht um Fragen wie: Nehme ich mich zu wichtig?
Drücke ich meinem Kind einen zu starken Stempel auf und unterschätze vielleicht auch das viele Gute, was es aus einer (im Vergleich zu meiner Jugend) stark veränderten Umwelt mitnehmen kann?
Begnüge ich mich damit, Vorbild zu sein - oder ergreife ich auch konkret Sanktionen, wenn mir der Einfluss "von Außen" zu stark wird?

Für einige, gerade höher gebildete, wie sie hier im Forum gibt, mag das nicht schwierig sein. Aber man beobachtet eben auch viele Familien, wo Erwachsene und Kinder nebeneinanderher leben, und wo dies nicht sehr gesund wirkt.
Und ich kenne auch Fälle, wo die Eltern zu restriktiv damit umgehen, ihre Kinder "für sich" wollen und sich sehr schwer tun mit Attributen, die sie von Außen aufnehmen.
 
@Robin:

Hilfe!!! Buddeln wir gerade auf derselben Baustelle oder wurschtelt jeder von uns gerade in ganz unterschiedlichen Sandkästen?

Ich gebe mich eigentlich selten mit "grauer Theorie" ab, wenn ich mich äußere, dann fast immer aus eigenem Erleben und -praxis (nur zum Verständnis).

Der Hinweis, daß sich "nur ca. 10 % der Singlemänner bereit erklären würden, ..." - ich lob Dich mal schnell, daß Du offenbar einer davon bist ;) - aber wozu dient der in diesem Zusammenhang genau?

LG, wirrlicht
 
@ Wirrlicht: Warum? Weil es in der Erde soooo viele Schadstoffe hat, die die possierlichen Würmchen mit sich herumschleppen. Doch nicht darum, weil es mich ekelt, gaaaar nicht, nein! Wo denkst du bloss hin *loooool*.
- - -

Sorry, ich musste mir zuerst eine Zeitinsel schaffen, um auf das Thema ernsthaft und ausführlich eingehen zu können:

Mit den Ausführungen von Cœur Froid bez. des "fremden" Einflusses und dessen Abhängigkeit vom Umfeld und Prägungsmomenten gehe ich absolut konform (siehe auch z.B. Strassenkinder).

Der Liebesentzug in jeder Form richtet (wenn auch in den meisten Fällen einen temporären) Schaden an. Jeder kann sich doch vorstellen, wie grausam es für ein Kind sein muss, aus einer Gruppe ausgegrenzt und ev. nirgends sonst aufgenommen werden. Die Gründe dafür sind für uns Erwachsene nicht nachvollziehbar, was aber an der Tatsache des Existierens und Praktizierens nichts ändert. Besteht dann auch noch ein gestörtes Eltern-Kind-Verhältnis, wird der Schaden möglicherweise gar ir- oder nur schwer reparabel. Selbst bei und mit einer intakten, liebevollen Familie ist eine solche Situation für ein Kind extrem schwer zu verstehen und zu verkraften (das Alter, den Charakter, den Intellekt und ev. noch andere Faktoren nicht berücksichtigt). Da sehe ich ebenfalls eine Aufgabe für die Eltern (leider nicht selbstverständlich), an der sozialen Kompetenz zu arbeiten.
Aber die Auffassung, eine peer-group erzieht das Kind schon, halte ich für einen Witz, eine Ausrede, einen Unsinn, genau, wie die Verantwortung für die Erziehung der Schule zu überlassen. Verweis wieder auf die Strassenkinder: "bestenfalls" Erziehung zum Ueberleben, was aber der Instinkt allein vermutlich besorgen würde.
"Spiegel" versucht da, meiner Meinung nach und obwohl ich den Artikel nicht kenne, das Rad neu zu erfinden. "Peer groups" gab's schon "immer", nur hiessen und heissen sie auch noch Clique, Bande, Band, Mannschaft, Verein usw. Da haben wir doch sicher auch eine Möglichkeit, ein Angebot mit zu schaffen (unter Berücksichtigung der Talente und Interessen des Kindes), damit sich das Kind einer ihm entsprechenden "peer group" anschliesst.

Die von Robin erwähnten Karten kenne ich zwar nicht, halte aber die "Sammelleidenschaft" auch für absolut harmlos.
Auch das Alter deines Sohnes, Robin, finde ich gar nicht alarmierend, wo doch heute in jeder Packung Kellogg's etwas zum Sammeln mit dabei ist. Die Kinder tauschen es doch bereits in der Vorschule, im Kindergarten oder wie auch immer diese Stufe bei euch heissen mag. In der Schule geht es dann erst richtig los, wie du eben feststellen hast müssen. Dass die eine oder andere Karte mehr "Wert" besitzt, wird normalerweise geschickt manipuliert, in dem die Firma nicht von allen Karten die gleiche Anzahl druckt und so den Verkauf steigert - das war schon bei all den Fussballbildchen der Fall. Am Ende der Aktion hat man sogar die Möglichkeit gehabt, eine bestimmte Anzahl Bilder direkt zu kaufen, damit das Album vollständig wird. Unterstützen würde ich das nicht, aber auch nicht versuchen zu unterbinden. (Ich lüge! Ich kenne mich, ich würde dem Kind bestimmt auch mal welche kaufen, weil es mir leid täte *schäm*). Also für die konsequente Art der Eltern: Will das Kind es unbedingt, und gibt es die Karten nur zu kaufen, soll es sie sich vom Taschengeld kaufen (zusammensparen), schon bald wird dieser "Trend" durch einen neuen ersetzt und das Kind wird dann vielleicht ganz schnell merken, dass sich das Sparen in diesem Fall nicht gelohnt hat. Da das Taschengeld dem Kind wirklich frei zu Verfügung stehen soll, sollte man sicher nicht damit beginnen, Einschränkungen auszusprechen.

Ich möchte ganz gerne, wenn ihr nichts dagegen habt, noch etwas bei den behinderten Kindern "bleiben", obwohl sich das Thema rein zufällig aus meiner Bemerkung ergab:

Cœur Froid, warum verstehst du meinen Verweis auf autistische Kinder, bzw. die Relativierung bez. der zu erzielenden Fortschritte nicht? Wenn du mit den Betroffenen gearbeitet hast, musst du doch wissen, dass die Relativierung auch schon wieder relativ ist, denn die Fortschritte, die ein autistisches Kind macht, selbst bei optimalen Betreuung, winzig sind und sich nur sehr sehr langsam einstellen, für Aussenstehende sind sie oft lange kaum wahrnehmbar. Dass die Heilpädagogik "nur" ein zus. Hilfsmittel ist, habe ich doch mit "auch" zum Ausdruck gebracht - eine individuelle (häusliche) Betreuung erachte ich als selbstverständlich. In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, woraus deine "normale" Behandlung der Autisten bestand. Behinderte Menschen sollte man generell in der Tat nicht anders, sondern mit Rücksicht auf die jeweilige Behinderung "normal" behandeln. Doch bei Autisten stelle ich es mir doch beinahe unmöglich vor, weil man schwere Formen von Autismus kaum mit anderen Behinderungen vergleichen kann, bleibt doch die Reaktion auf eine Aktion meist ausstehend. Als Beispiel: Down-Syndrom, bei dem die Kinder sehr gut sozial integrierbar sind, obwohl - anders als bei Autismus - immer ein Intelligenzdefekt vorliegt. Bei diesen Kindern erfolgt bei der Kontaktaufnahme immer eine (wenn auch nicht immer die erwartete) Reaktion ihrerseits, genau wie bei Durchschnittskindern - das macht für mich den Unterschied. Von der Zuneigung und Liebe, die sie schenken können, ganz zu schweigen.

Ich merke gerade, dass Wirrlicht unterdessen geantwortet hat und sich unsere "Aussagen" z.T. überschneiden. Sorry, aber ich kann den Beitrag aus Zeitgründen nicht mehr ändern.

Liebe Grüsse C.
 
Huch, Beitragsüberschneidung... also jetzt anknüpfend an Deine letzten beiden Beiträge, @Robin:


geschrieben von Robin
Letztendlich ist das gute daran, dass Eltern einfach mal darüber nachdenken können, wie sie eigentlich ihre eigene Gewichtung sehen.
Es geht um Fragen wie: Nehme ich mich zu wichtig?
Drücke ich meinem Kind einen zu starken Stempel auf und unterschätze vielleicht auch das viele Gute, was es aus einer (im Vergleich zu meiner Jugend) stark veränderten Umwelt mitnehmen kann?
Begnüge ich mich damit, Vorbild zu sein - oder ergreife ich auch konkret Sanktionen, wenn mir der Einfluss "von Außen" zu stark wird?

Ja, das macht Sinn und ich glaube (unabhängig von irgendwelchen neuen Erkenntnistheorien, die viele Eltern oft nur unnötig verunsichern) es ist wichtig und gut, wenn Eltern sich selbst und ihre Rolle, die sie im Leben ihrer Kinder einnehmen (möchten) ab und zu hinterfragen. Letzten Endes steht auf der einen Seite eine Art "Ideal", dem man in seiner 'Erziehungsaufgabe' möglichst nahe kommen möchte, auf der anderen Seite aber die Praxis mit all ihren menschlichen Mängeln.


geschrieben von Robin
Für einige, gerade höher gebildete, wie sie hier im Forum gibt, mag das nicht schwierig sein.

Tssss, wie spitz! Hätte fast von mir sein können *grins*

Ich seh's so: man KANN sich immer und überall - ganz besonders Kindern gegenüber - zum Maßstab machen. Ich als niedriger gebildete, wie es sie hier auch im Forum gibt, finde es schwierig zu entscheiden, wann welcher Maßstab angewendet werden sollte. Beispiel:
geschrieben von Robin
Aber man beobachtet eben auch viele Familien, wo Erwachsene und Kinder nebeneinanderher leben, und wo dies nicht sehr gesund wirkt.

Wer entscheidet das? Es wirkt auf DICH (und möglicherweise auf viele andere auch) "nicht sehr gesund", wenn Eltern ihre Kinder scheinbar ohne Grenzen einfach machen lassen, ohne aktiv einzugreifen. Da legst Du DEINEN Maßstab an, ohne die individuellen Umstände, deren Wertmaßstäbe und Erwartungen dieser Familien näher zu kennen. Fakt ist aber: Einfluß kannst Du nur in Deiner eigenen Familie nehmen und dort ist es Deine Aufgabe, herauszufinden, wie intensiv/restriktiv Du diesen Einfluß gestalten willst. Daß Du dann DEINE Familie u.U. als stabiler, konsequenter, charakterlich "gefestigter" erlebst und Deine "Erziehungserfolge" u.U. mal bewundern wirst, ist normal und Dir zu wünschen (ebenso wie Familie Flodder ihre schrillen Schmuddelkinder ebenso grenzenlos bewundern wird ;) )

geschrieben von Robin
Und ich kenne auch Fälle, wo die Eltern zu restriktiv damit umgehen, ihre Kinder "für sich" wollen und sich sehr schwer tun mit Attributen, die sie von Außen aufnehmen.

s.o. Zweifellos gibt es viel, was "man" aus Sicht der heranwachsenden Kinder einerseits wie aus Sicht von Außenstehenden andererseits völlig verkehrt machen kann. Vielleicht sogar "objektiv" verkehrt, wenn man Erziehungserfolg daran messen will, wie angepaßt sich ein Kind später in der Gesellschaft bewegen wird. Und trotzdem: WER entscheidet, was ein Kind wissen muß, um im Leben bestehen zu können?

Was dieses komische Manga-Kartenspiel angeht (ich finde dieses Zeugs auch ätzend :rolleyes: ) Du kannst natürlich entscheiden, daß zur Zeit fast alle Kids in diesem Alter solche Kartenspiele haben und das kopfschüttelnd hinnehmen - Moden kommen, Moden gehen. Du kannst dem Jungen die Karten wegnehmen und ihm erklären, warum Du sie für gewalttätig hältst. Oder Du kannst überlegen, daß Du als Kind vermutlich auch Indianer- und Cowboy gespielt hast, ohne seelischen Schaden zu erleiden oder in Unkenntnis des realen Todes zum Mörder zu werden ;) Ich sehe keinen wesentlichen Unterschied, ob Hänsel eine Hexe lebendig verbrennen läßt oder ein Mangaheld die Welt vor Bösewichtmangas errettet... ich denke, solange Du als Erwachsener nicht DEINEN Maßstab von vornherein anlegst, sondern das Kind SEINEN Maßstab erklären läßt, um ihn dann mit Deinem zu vergleichen, wird nicht viel schief gehen können ;)


geschrieben von Robin
Ich kann solch eine Enttäuschung nachvollziehen, kenne sie - wäre aber sicher enttäuschter, wenn er tatsächlich meine Gene hätte...

Da könntest Du Dich allerdings auch täuschen. Ich kenn's aus der umgekehrten Perspektive - war nicht "leibliches" Kind. Ha, man nimmt sehr viel von den Erwachsenen an, selbst gegen den eigenen Willen und sogar wenn man die "Vorbilder" bis auf den Tod haßt. Das läßt sich gar nicht vermeiden. Deshalb halte ich es für überzogen, daß sich "Charakter" so sehr von den Genen ableiten läßt - "der Mix macht's".

geschrieben von Robin
Bitte bedenkt, dass wir hier nicht von idealen Kindern und Eltern reden - sondern von der Praxis. Bedenkt auch, dass sich laut Umfragen nur 10% männlicher Singles bereit erklären würden, eine Frau mit Kind anzunehmen - das hat ja seine Gründe, nicht wahr?

Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast ;) Will sagen: Solltest Du das darauf zurückführen, daß ein Mann gerne im Nachwuchs sich selbst verwirklicht sehen möchte, dann mag das bei vielen zwar subjektiv zutreffen, ich frage mich allerdings trotzdem, ob die Lustlosigkeit beim Singlemann hinsichtlich Erziehung genfremder Kinder nicht auch damit zusammenhängen könnte, daß ein Singlemann deshalb Singlemann IST, weil er keinen Bock auf Familie hat.

geschrieben von Robin
Es geht auch nicht um Allgemeinplätze wie: man soll alle Kinder gleich lieben oder sie so nehmen wie sie sind. Es geht um subtile Unterschiede, die sich immer einstellen und sich nicht immer zum Problem auswachsen müssen (ich bin da sehr optimistisch), aber könnten.

Kindererziehung ist doch immer ein Wechselspiel zwischen Kindern und deren Bezugspersonen, beeinflußt von so vielen Unabwägbarkeiten, daß man sich bestenfalls eine "grobe Richtung" als eine Art Gerüst zurechtlegen kann. Zum Glück - stell Dir mal vor, daraus resultierte Berechenbarkeit von Charakter und Entwicklung eines Kindes inkl. der Beziehung zwischen Euch - wäre das nicht unendlich langweilig?

So, genug geklugscheißert für mich -
wünsch' Dir viel Spaß beim Herumvatern!

LG, wirrlich
(Ex-Väterin auf Zeit sowie Ex-alles-Mögliche *fg*)



P.S. in der Vorschau sehe ich gerade Deinen Beitrag, Celine... mal sehen, wann ich mich wieder mal zu soo viel Nachdenken aufraffen kann - für heute ist's mir aber genug ;)
 
Original geschrieben von wirrlicht
@Robin:

Hilfe!!! Buddeln wir gerade auf derselben Baustelle oder wurschtelt jeder von uns gerade in ganz unterschiedlichen Sandkästen?
Der Hinweis, daß sich "nur ca. 10 % der Singlemänner bereit erklären würden, ..." - ich lob Dich mal schnell, daß Du offenbar einer davon bist ;) - aber wozu dient der in diesem Zusammenhang genau?

LG, wirrlicht

Keine Panik, Wirrlicht. Wir buddeln schon richtig. Ich will (auch aus egoistischen Motiven) das Thema nur weit fassen. In den Theorien, die ich anfangs erwähne, ist auch von genetischen Einflüssen die Rede. genetische Einflüsse sind aber auch entscheidend dafür, ob man Dinge in dem Kind wiedererkennt oder nicht!
Oder anders gesagt, wenn man lange mit einem (eigenen) Kind zusammenlebt, wird man schwer unterscheiden können, ob bestimmte Eigenschaften, die man zu erkennen glaubt, auf genetische vererbten Charakterähnlichkeiten basieren oder auf Erziehung. Das verschwimmt automatisch. Ist das Kind aber von jemand anderem, werden die Unterschiede deutlicher.
Das kannste mir glauben ;)
Und eventuell wird es für den Erziehenden eines "fremden" Kindes schweriger, wenn er Sachen wiedererkennt, die ihn stören. bzw. es ihm nicht gelingt, das Kind für Dinge zu begeistern, für die man es glaubt, man könnte es vielleicht begeistern, wäre es das eigene.

Wir können diesen Aspekt aber ausklammern, wenn du willst.

Die 10% erwähne ich (außer um mich zu loben) deswegen, weil dadurch ein Auseinanderklaffen von schönem Idealismus und entzaubernder Praxis deutlich wird. Denn so sehr die Menschen zueinanderfinden wollen - so wenig sind sie auch in heutiger Zeit bereit, dabei "fremde Gene" zu akzeptieren.
 
Original geschrieben von Robin
Bedenkt auch, dass sich laut Umfragen nur 10% männlicher Singles bereit erklären würden, eine Frau mit Kind anzunehmen

Das ist wieder einmal so eine Umfrage deren Wahrheitsgehalt ich anzweifle. Sonst müsste ja theoretisch fast jede Frau mit Kind die sich von dem Erzeuger getrennt hat keinen Freund haben....
Wäre auch ein ziemliches Armutszeugnis für die Männer.
 
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Original geschrieben von walter
Das ist wieder einmal so eine Umfrage deren Wahrheitsgehalt ich anzweifle. Sonst müsste ja theoretisch fast jede Frau mit Kind die sich von dem Erzeuger getrennt hat keinen Freund haben....
Wäre auch ein ziemliches Armutszeugnis für die Männer.

Nein, Walter, da deutest du die Statistik falsch. Es heißt ja nicht, dass nur 10% der Single-Frauen mit Kind einen Mann kriegen. Sondern dass 10% der Single-Männer keine Frau mit fremden Kind wollen (bzw. die volle Verantwortung übernehmen).
Die Folge ist:
a) In der Tat bleiben eine Menge Frauen mit Kind allein (musste nur mal Kontaktanzeigen studieren: "welcher Mann nimmt mich MIT Kind)
b) Finden, da es ja zur Zeit wenig Kinder gibt ;) doch eine ganzer Teil jener Frauen einen Mann aus dem Bereich der Kinderwilligen und dem Bereich der Single-Männer MIT Kind.
c) Haben vielleicht ein weiterer Teil jener Frauen eine Beziehung zu einem Mann, der ist dann aber nicht bereit, mit ihr zusammenzuziehen, bzw. Erziehungsaufgaben zu übernehmen. So eine Art Halb-Beziehung dann.

Aber der Stastik kannst natürlich weiter misstrauen - ich persönlich finde sie recht plausibel (auch wenn sie im Spiegel stand :))
 
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