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Die polnische Forderung

mavaho

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21. Juli 2003
Beiträge
665
Das polnische Parlament hat einstimmig bei einer Stimme Enthaltung von Deutschland Reparationszahlungen wegen der im 2. Weltkrieg erlittenen Schäden gefordert. Was meint Ihr dazu ?
 
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mavaho schrieb:
Das polnische Parlament hat einstimmig bei einer Stimme Enthaltung von Deutschland Reparationszahlungen wegen der im 2. Weltkrieg erlittenen Schäden gefordert. Was meint Ihr dazu ?
Als Österreicher aus dem Bauch heraus einmal: eine Unverschämtheit, zumal sie (die Polen) ja wissen müssten, dass es Euch momentan selbst nicht besonders gut geht.
 
mavaho schrieb:
Das polnische Parlament hat einstimmig bei einer Stimme Enthaltung von Deutschland Reparationszahlungen wegen der im 2. Weltkrieg erlittenen Schäden gefordert. Was meint Ihr dazu ?

Dazu sage ich nichts, aber ich sehe da deine grosse Stunde kommen, Mavaho! Du bist doch jetzt in Tschechien und somit viel näher an Polen als aus Bayern aus. Vielleicht könntest du in Warschau vorsprechen und erklären:
"Aber wenn es uns selbst doch sooo schlecht geht..." Das wird sicher Eindruck machen!

:schaukel:
 
Ich frage mich: Wieso kommen die Forderungen erst jetzt? Wir wachsen zu einem Europa zusammen, die bekommen einen neuen Markt, neue Arbeitsplätze - sieht ja bei uns ein bisschen anders aus - und die wollen die Kriegsschäden noch national aufgerechnet haben. Kommt mir schon reichlich merkwürdig vor.
Unter den jungen Leuten sind Polen (nach einer statistischen Erhebung) sehr unbeliebt. Und das hat seine Gründe. Wir alle sollten dazu beitragen, dass wir zu einem Europa werden, von dem jeder seine Vorteile hat. Auch die Polen.

Gysi
 
Ich denke auch, dass gewisse "neue" EU- Staaten die "Idee" Europas noch nicht ganz nachvollzogen haben. Interessenpolitik ist sicher etwas, dass man bei jedem Staat erkennen kann, das ist völlig natürlich.
Aber gerade als junges Mitglied der EU gleich so gravierende Forderungen zu stellen, die ggf. durchaus die Einheit bedrohen können, ist schlicht unverschämt.

Hinsichtlich der Tatsache, dass Deutschland durch den EU Beitritt Polens gleich dreifach finanziell geschröpft würde (Wegfall der Strukturspritze f. Ostdtl., Umleitung dt. Beiträge nach Polen, ggf. Reparation) ist die Forderung schlicht grotesk.

cf
 
Genaugenommen hat übrigens das polnische Parlament "einstimmig bei einer Stimme Enthaltung" von der polnischen Regierung gefordert, von Deutschland "Reparationszahlungen wegen der im 2. Weltkrieg erlittenen Schäden" zu fordern.

... ein kleiner Unterschied, wie man meinen möchte, besonders, wenn man bedenkt, dass seitens der polnischen Regierung (zugegeben unverbindlich) zugesichert wurde, dass es solche Forderungen nicht geben werde.

cf
 
... das polnische Parlament - nichts anderes habe ich geschrieben. Wenn alle Abgeordneten eines demokratisch gewählten Parlaments ein so gut wie einstimmiges Votum abgeben, zeigt das eine Richtung und Denkweise auf, die eindeuitg ist, kleinreden nützt da nichts. Wenn man weiss, auf welch wackligen Beinen die polnische Regierung steht, so kann sich bei Regierungswechsel auch deren Standpunkt schnell ändern. Von einem Europäischen Geist ist dabei wenig zu spüren.
Interessant genug, dass an Russland keinerlei Forderungen gestellt werden. Bekanntlich begann der 2. WW mit dem Einmarsch Deutschlands u n d Russlands (Katyn) in Polen, einen Teil Polens besitzt Russland heute noch, obwohl Polen nicht Täter, sondern Opfer war.
Schade, dass es offensichtlich nicht möglich ist, unter diese unselige Vergangenheit endlich einen Schlussstrich zu ziehen und den status quo so hinzunehmen, wie er ist. Den Menschen auf beiden Seiten ist damit nicht gedient. Es stärkt den Rechten Rand hier und den in Polen, der dort weitaus grösser ist und mehr politischen Einfluss als bei uns hat.
 
Es ging mir nur um die Feststellung, dass dem keinerlei Verpflichtung innewohnt...

Wie du sicher weißt, habe nicht die Polen, sondern "die" Deutschen in den letzten Monaten von Vertriebenen- und Entschädigungszahlungen zu reden begonnen, was mit dieser Forderung durchaus in Zusammenhang steht. Es ist eine Frechheit so zu tun, als gäbe es in Polen nur nationale Interessen, die es in Dtld. nicht gäbe.
Das - nebenbei - macht auch den Umstand weniger "interessant", dass Polen keine Reparationen von Russland fordert.

Diese Forderungen hinsichtlich eines Schlussstriches sind völlig indiskutabel, förmlich absurd. Niemand behauptet, dass Dtld. für immer in "Schuld" stehen würde und die polnischen Forderungen wurde ja aus diesem Grund zu diesem Zeitpunkt auch selbstbewusst als ebenso absurd zurückgewiesen.


man erspare sich voreilige Forderungen nach dem Ende aller Geschichte. Träumen erlaubt.

cf
 
Du kennst doch sicherlich den Unterschied zwischen den Forderungen einer Privatperson(en) und denen einer Staatsinstitution eines Landes, letztere hat eine andere Wertigkeit. Als Privatmann oder Verband kann jeder alles fordern, die Demokratie erlaubt auch die dümmsten Ansprüche, als gewählter Vertreter eines Landes hat man andere Verpflichtungen. Die Polen sollten diesen Unterschied kennen.
Ich vermute hier eher das alte Spiel, unsere Vergangenheit wieder einmal als zumindest moralisches Druckmittel einzusetzen, wenn es jetzt um die Verteilung der EU-Subventionen geht. Schon bei den Eintrittsverhandlungen waren die Polen in dem Punkt Spitze.Man wird sehen, was es uns am Ende kostet, Forderungen liegen bereits auf dem Tisch bezüglich der Erhöhung unserer EU-Beiträge. Der deutsche Selbstbedienungsladen wird sich, auch wie immer, von seiner besten Seite zeigen.
 
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Ich sehe da durchaus auch einen Unterschied zwischen Preußischer Treuhand und polnischem Parlament.

Was die polnische Forderung aber noch unverschämter dastehen läßt, ist die Tatsache, daß Schröder kurz vorher einmal mehr der polnischen Öffentlichkeit versichert hatte, keine Ansprücher dieser Art zu unterstützen. Diese Versicherug fand - meine ich - auf dem selben Festakt in Warschau statt, wie die Belobigung von Schröder durch den polnischen Ministerpräsidenten(?)... er sehe in Schröder einen Verbündeten im Kampf um die "historische Wahrheit".

Tja, da hat die ganze Schleimerei wohl nichts geholfen.

mavaho:
Interessant genug, dass an Russland keinerlei Forderungen gestellt werden. Bekanntlich begann der 2. WW mit dem Einmarsch Deutschlands u n d Russlands (Katyn) in Polen, einen Teil Polens besitzt Russland heute noch, obwohl Polen nicht Täter, sondern Opfer war.
Interessant, aber sicher nicht die historische Wahrheit, die der polnische Ministerpräsident im Sinn hat. :rolleyes:

Aber es führt doch ziemlich genau zum Kern, der mich persönlich ziemlich aufregt und der das eigentliche Problem darstellt. Die Polen waren Opfer, aber was berechtigt diese Opfer sich an einem Verbrechen zu beteiligen? Denn nichts anderes ist die Vertreibung der Deutschen und die Annektierung von deutschem Land. Die Westverschiebung Polens ist sicher nicht auf Initiative Polens geschehen, aber sie haben sich zu Mittätern machen lassen, indem sie dieses Land als Entschädigung für ihre eigenen Ostgebiete angenommen haben und heute als selbstverständliche Grundlage für ihren Staat betrachten. Den einzelnen Vertriebenen, ob Polen oder Deutsche mag ihre Vertreibung als Verbrechen erschienen sein, aber für das kollektive Polen hat es lediglich den Charakter eines Tausches.

Deutschland hat sicher viel Schuld auf sich geladen, aber bevor noch von Wiedergutmachung die Rede sein konnte, war die Vertreibung bereits durchgeführt. Ich bin grundsätzlich für Wiedergutmachung an Polen, auch heute noch, aber ich bin nicht bereit mit meinem kulturellen Erbe für ein Verbrechen zu bezahlen, das die Amerikaner & Briten zusammen mit den Sowjets zu verschulden haben. Daher wäre die erste Voraussetzung hierfür, die Entscheidungen von Jalta wieder rückgängig zu machen, denn
die Grundsätze, die seit der Atlantik-Charta aufgestellt wurden, sollten für alle gelten. Die Deutschen stehen als Verbrecher da, wo die Russen für "ihren" Angriffskrieg noch eine Belohnung oben drauf bekommen?
Als Deutscher kann man sich nur verhöhnt vorkommen, denn während es keinen Schlußstrich für die dt. Verbrechen des 2. Weltkriegs gibt, wird die Vertreibung der Deutschen kraft 2+4 Vertrag unter den Tisch gekehrt. Ich würde mir wünschen, daß endlich mal eine deutsche Regierung die Verträge der 90er in ihrer Geltung anzweifelt. Eine Handlung, die gegen elementare Grundsätze einer Ordnung verstößt, die man sich selbst gegeben hat, darf nicht per Vertrag unter Bestandsschutz gestellt werden, andernfalls muß ich diese Ordnung in Frage stellen.

Winifred
 
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