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Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Wollekopp

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7. März 2014
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12
Hallo zusammen, ich will euch gerne mein erstes Buch vorstellen:

Schumacher, Hannes: "Der Freigeist I-VI", ein lebensphilosophischer Aphorismenband. Zuerst einmal der Klappentext:

Ausgehend vom philosophischen Selbstmord des 19. Jahrhunderts und vom politischen Massenmord des 20. Jahrhunderts steht der postmoderne Mensch am Scheideweg, auf der Suche nach sich selbst. Entweder er kehrt zur Religion zurück oder er verneint sie vollständig, allerdings auf Kosten der Kunst und Philosophie.
Im Grunde weiß er aber, dass ihn keiner dieser Wege an einen Ort führt, an dem er sein will: Er will frei sein. Und weil er nur noch vor die Wahl zwischen Club oder Kloster gestellt wird, kann er nicht anders, als sich seinen eigenen Weg zu bahnen, durch die Friss-oder-stirb-Dualismen seiner selbstverschuldeten Sinnlosigkeit.

Jetzt kann ich für euch noch ein bisschen mehr in die Tiefe gehen:

Wie der Untertitel I-VI sagt, ist das Ganze eingeteilt in sechs "Bücher". Im ersten Buch vollzieht sich schon ein derartiger philosophischer Selbstmord, dass es durchaus die restlichen fünf Bücher braucht, um aus diesem Sumpf der Verzweiflung wieder herauszukommen. Aber man sieht die Welt jetzt mit neuen Augen, die Welt selbst wird jetzt eine vollkommen andere. Symbolisch für diesen Prozess ist der erste Aphorismus:

"Einmal alles verwerfen, verschleudern, verzetteln, verfluchen, wie eine Flamme verzehren, was ich jemals geglaubt habe! Und vom tiefsten Punkte der Verzweiflung aus ein Neubeginn, ein frischer Morgen der Unschuld, ein Aufsteigen, Hinaufsteigen, in höchste Frühlingslüfte, hoch hinaus, in Sommer-Frieden und Sommer-Kriege, tief ins Herz der mich fressenden Sonne! Ich blicke nach unten, tief, so tief hinab, und kann es nicht glauben: Von dort kam ich her und hier bin ich jetzt."

Aber der zweite Aphorismus wartet schon mit seiner furchtbaren Frage:

"Nur was bleibt bestehen, wenn ich mich mit allen Mitteln gegen die Welt aufbäume? wenn ich mich dem Löwen gleich über allen Wert der Welt erhebe und nur noch hinabblicken, niemals mehr zum Höheren mich wenden darf? Was bleibt mir noch, wenn aller Wert der Welt verloschen? wenn aller Lebenssinn in einem letzten Schrei des Schreckens verhallt sein wird?"

Zwischen diesen beiden Polen muss sich der Freigeist seinen eigenen Weg bahnen. So verschlägt es ihn mal in die Untiefen der Philosophie, mal zurück in seine Alltäglichkeit, mal in die Gefilde der Politik, mal in die erbarmungslose Religionskritik, bis zuletzt in die Farbenpracht der schönen Künste - immer mit der Frage im Blick:

"Wie viele Meere werden wir austrinken müssen, um das Feuer in unserer Seele zu ertränken? Wie viele Stunden werden wir sterben müssen, unter himmlischer Qual, unter der Maske des Grotesken? – bis wir rein genug für diese Wahrheit sind, ihr erhobenen Hauptes entgegentreten und es aussprechen: »Hier bin ich.«"

Was meint ihr? Interessant? Schnöde? Krank? Laaangweilig?

Freue mich auf eure Kommentare!
 

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AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Hallo Wollekopp!


Was verstehst du unter dem "Höheren"?

Und wieso willst du denn das Feuer in der Seele ertränken? :confused:
Lass es doch brennen - ohne Feuer ist es kalt und öde!


LG

EarlyBird
 
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

steht der postmoderne Mensch am Scheideweg, auf der Suche nach sich selbst...

Im Grunde weiß er aber, dass ihn keiner dieser Wege an einen Ort führt, an dem er sein will: Er will frei sein...

seiner selbstverschuldeten Sinnlosigkeit...

Sumpf der Verzweiflung wieder herauszukommen...

ein frischer Morgen der Unschuld...

Welt jetzt mit neuen Augen...

um das Feuer in unserer Seele zu ertränken...

wenn aller Lebenssinn in einem letzten Schrei des Schreckens verhallt...

Freigeist...

usw. usw...

Wie macht man Profit?

Es ist immer das gleiche. Man redet den Leuten einen Mangel bzw Angst ein...

Johann, Du solltest mal Übersetzen üben,
der "Dinge", die du siehst.

Und wie mache ich mich?
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Na so eine überaus freundliche Aufnahme hätte ich ja nicht erwartet Johann Wilhelm :D. Doch zuerst zu EarlyBird:

Was ich unter dem "Höheren" verstehe? Ich nehme an, du meinst im Allgemeinen die Ausdrücke wie "hoch", "höher", "Höhe" ...? Nun das hat viele Bedeutungen, weil sich die Begriffe im Laufe des Werkes entwickeln. Ich kann dir deshalb von keinem Begriff eine "Definition" geben, weil es meiner Auffassung nach überhaupt keine festen Begriffe gibt. Sagen wir so: Am Anfang ist das Höhere das Göttliche, Unvergängliche, zu dem man aufblickt und dem man sich unterwirft. Das Unvergängliche stellt sich aber als ebenso vergänglich heraus wie die "Erscheinungswelt" (auch dieser überwiegend kantische Begriff wird sich fortentwickeln). Durch diesen Übergang aber hangelt der Freigeist sich selbst nach "oben", heißt, er wird sich selbst zu Gott, kann daher nicht mehr "nach oben" blicken, weil es nichts "Höheres" mehr gibt als er selbst. Das ist sein trauriges, aber schönes, schließlich wunderbares Schicksal.

Wie viele verschiedene Feuer in unserer Brust pochen, weißt du wohl aus eigener Erfahrung. Ohne das jetzt begrifflich einzwängen zu wollen, kennst du bestimmt das lodernde Feuer, wenn du von einer Sache vollkommen ergriffen bist, du kennst das wärmende Feuer der Liebe aber vielleicht auch das stechende Feuer der Sinnlosigkeit. Das will der Freigeist ertränken, aber er weiß auch, dass es kein Zurück gibt, und wird erfahren, dass dieses Feuer der Sinnlosigkeit ihn inspiriert wie sonst nichts auf der Welt. Ich lasse es brennen, man darf sich nur nicht ver-brennen daran.

Nun zu Johann Wilhelm: Johann Wilhelm meint, ich wolle mit Philosophie Profit machen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen:

Philosophie --> Profit :D

Genug gespaßt, vielleicht steckt ja was wahres dahinter. Vermutlich hast du recht, vermutlich geht es uns allen eigentlich ganz gut und und diverse Autoren, wie ich einer bin, wollen uns einen Mangel oder eine Angst einreden, um sich dann als die Retter aus der großen Misere zu verkaufen. Das dürfte auch ein Grund dafür sein, dass immer mehr Menschen an "Depressionen" leiden und sich nun vor allem in Europa eine regelrechte Meckergesellschaft breit macht.

Vielleicht sind wir im Grunde gesund und munter. Nur meine persönliche Erfahrung hat mir gezeigt, dass mir dieses sorglose Wohlfühlen einfach zu oberflächlich ist, ja, dieser naive Optimismus widert mich als Mensch regelrecht an. Ich glaube nicht nur in mir, sondern in vielen Menschen schreit es nach mehr Intensität. Und gerade in dieser lauwarmen Sorglosigkeit verirrt sich manch einer, nennt sich dann "depressiv" und meint, dass ihm jetzt nur noch ein Arzt helfen könne. Im Gegenteil glaube ich, dass wir erst von dieser Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft weg müssen, um einen entschlosseneren Optimismus in uns durchzusetzen.

Tut mir leid, wenn ich dich da fälschlicherweise auf einen naiven Standpunkt gestellt haben sollte. Du kannst dich ja auch wehren ;-)
 
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Was ich unter dem "Höheren" verstehe? Ich nehme an, du meinst im Allgemeinen die Ausdrücke wie "hoch", "höher", "Höhe" ...? Nun das hat viele Bedeutungen, weil sich die Begriffe im Laufe des Werkes entwickeln. Ich kann dir deshalb von keinem Begriff eine "Definition" geben, weil es meiner Auffassung nach überhaupt keine festen Begriffe gibt.


Das sehe ich genauso - darum hab ich ja gefragt, was DU drunter verstehst! :)


Sagen wir so: Am Anfang ist das Höhere das Göttliche, Unvergängliche, zu dem man aufblickt und dem man sich unterwirft. Das Unvergängliche stellt sich aber als ebenso vergänglich heraus wie die "Erscheinungswelt" (auch dieser überwiegend kantische Begriff wird sich fortentwickeln). Durch diesen Übergang aber hangelt der Freigeist sich selbst nach "oben", heißt, er wird sich selbst zu Gott, kann daher nicht mehr "nach oben" blicken, weil es nichts "Höheres" mehr gibt als er selbst. Das ist sein trauriges, aber schönes, schließlich wunderbares Schicksal.


Na, ich find 's nicht traurig, wenn man checkt, dass es keine Höhenunterschiede in der Wertigkeit gibt!
Das Schicksal, selbst zu Gott zu werden, erspare ich mir aber - da wäre ich glatt überfordert! :lachen:
Mir genügt es, ein Teil von Alles das, was ist, zu sein! :)


Wie viele verschiedene Feuer in unserer Brust pochen, weißt du wohl aus eigener Erfahrung. Ohne das jetzt begrifflich einzwängen zu wollen, kennst du bestimmt das lodernde Feuer, wenn du von einer Sache vollkommen ergriffen bist, du kennst das wärmende Feuer der Liebe aber vielleicht auch das stechende Feuer der Sinnlosigkeit.


Da unterscheiden wir uns - für mich ist kein Feuer sinnlos. Vielmehr fühlt es sich für mich sinnlos an, wenn GARNICHTS mehr brennt oder wärmt. :(


Das will der Freigeist ertränken, aber er weiß auch, dass es kein Zurück gibt, und wird erfahren, dass dieses Feuer der Sinnlosigkeit ihn inspiriert wie sonst nichts auf der Welt. Ich lasse es brennen, man darf sich nur nicht ver-brennen daran.


Riskiere es doch mal, verbrannt zu werden!
Du wirst feststellen, dass du trotzdem immer noch übrig bleibst! :)
 
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

@ EarlyBird:

Stimme jedem deiner Punkte zu ;)

Definitionen bringen eben nicht viel. Bestes Beispiel dafür ist wohl Spinozas "Ethik", in der er alle Begriffe fein säuberlich definiert. Was er eigentlich sagen will, versteht man aber erst, wenn man sich anschaut, wie und in welchem Zusammenhang er die Begriffe verwendet.

So erklärt sich mir auch, inwiefern wir uns "unterscheiden", wie du sagst. Wenn für dich kein Feuer sinnlos ist und es sich nur sinnlos anfühlt, "wenn GARNICHTS mehr brennt oder wärmt", dann liegt der Unterschied darin, dass ich der Sinnlosigkeit zunächst einen anderen ontologischen Status, oder überhaupt einen ontologischen Status gegeben habe. Das Gefühl der Sinnlosigkeit, welches dann phänomenologisch zur Sinnlosigkeit selbst wird, besteht dann auch meiner Erfahrung nach erst, wenn es gar kein Feuer mehr gibt. Das meinte ich auch, als ich mich vorhin gegen die oberflächliche bürgerliche Gesellschaft ausgesprochen habe, in der ja wirklich gar kein Feuer mehr zu brennen scheint.

Genau, man muss es einfach mal riskieren, verbrannt zu werden, so kann man es auch ausdrücken. Der Zweifel führt zur Ver-zweiflung. Aber der Verzweifelte in diesem Sinne ist nicht gleich der Unglückliche, sondern der, bei dem sich's ausgezweifelt hat. ;)
 
AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Hi Wollekopp!


Die Gesellschaft besteht aus einzelnen Individuen und ob 's in denen brennt, kann man von außen eher nicht sehen - nur, wenn sie es auf irgendeine Art äußern!
Mein Gefühl ist, dass es unter der Oberfläche sehr wohl brennt und dass bereits die ersten Flammen hochzüngeln.
Aber wir werden ja sehen! :)
 
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AW: Der Freigeist I-VI: Lebensphilosophie vom Feinsten

Ich habe aufgehört zu warten. Ich tue jetzt. Ich hoffe du auch? ;)
 
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