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Das Klavierkonzert

wort-schatz

Well-Known Member
Registriert
19. Mai 2005
Beiträge
10.053
:trommel:

Gedämpft war der Ton, und man sprach nur ganz leise.
Selbst Garderobenmarken auf Ihre Weise
sie wechselten still nur von Hand zur Hand,
damit man zum Schluss alles wieder fand.

Auch der Saal füllte sich ohne Lärm, ohne Schreien,
von der ersten bis hin zu den hintersten Reihen.
Der Vorhang, rotsammet und schön wie Apoll
verhüllte die Bühne geheimnisvoll.

Ein ganz leises Klingeln ertöne durch Haus.
Das Licht wurde dunkel, doch es ging nicht ganz aus.
Ein zweites, ja auch gar ein drittes Mal
erklang dies Geräusch noch im festlichen Saal.

Dann löschten die letzten der Lampen ihr Licht.
Man atmete kaum und mit erstem Gesicht
starrte alles nach vorn, was sich dort wohl nun tat,
als der Vorhang sich hob, wie´s nun mal obligat,

beim Klavierkonzert ist. Doch dahinter war´s dunkel,
bis ein Strahler erstrahlt und in kristall´nem Gefunkel
erglitzert ein Flügel, wie kein schön´ren man fand,
auf dem ganz in Gold das Wort "Bechstein" nur stand.

Und dann wechselt das Licht hin zum hinteren Teil
und ein Mann erscheint und es braucht eine Weil´,
bis dass er nach vorn kommt und sich leicht verbeugt,
und sein Anblick den letzten nun auch überzeugt,

dass so schwarzbefrackt und mit schlohweißer Mähne
nur Genies erscheinen, so wie heut - notabene.
Als der Beifall nun anschwoll zum wahren Orkan,
war alles dem Meister nur zugetan.

Da hebt dieser berühmte Klaviervirtuose
nur ganz leicht seine Hand mit genieart´ger Pose.
Und die Stille erscheint wie ein sich schließendes Buch
und schwebt über allem als dämpfendes Tuch.

Und er geht, nein er schreitet zum Flügel jetzt hin
und der Atem er stockt, denn nun kommt der Beginn.
Doch das Tastenspiel kann nur dann gut gelingen,
lässt man alles was drin ist nach draußen auch klingen.

Denn bevor ein Chopin aus den Tasten erquillt,
hat der Meister die Absicht und ist auch gewillt,
den Flügel zu öffnen, dass das Publikum sieht,
wie´s drin ausschaut und was mit den Tönen geschieht.

Doch der Deckel rutscht ab und kracht auf´s Klavier
und das Publikum lacht jetzt ganz laut ungeniert.

Wie ein Sprecher dem Publikum später erklärt,
brach´s dem Künstler die Hand; er sei sonst unversehrt.
 
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Als Klavierspieler gefällt mir dieses Thema natürlich auf Anhieb.

Nun, die Reime sind an manchen Stellen etwas erzwungen und die Metrik stimmt oft auch nicht.
Einen deutlichen Wehrmutstropfen erzeugt auch dein Reimschema: Der Paarreim.
Keine gelungene Wahl für dieses Stück, denn er läßt durch die direkte Folge der gleichen Reimlaute den Text flach und trivial wirken und entzieht dem gelungenen Inhalt einen Gutteil seiner Tiefenwirkung. Hier wäre ein Kreuzreim oder der Schachtelreim sicherlich besser gewesen. Dann wäre allerdings natürlich auch die inhaltliche Struktur anders umzusetzen...
 
Auriflorus schrieb:
Als Klavierspieler gefällt mir dieses Thema natürlich auf Anhieb.

Nun, die Reime und die Metrik stimmt oft auch nicht.......
...

:danke:
Na, hoffentlich stimmen wenigstens die Noten, die hast Du gar nicht erwähnt.
Danke Wort-Schatz
 
Wort_Schatz,

ich finde das Gedicht super. Erinnert mich ein wenig an Wilhelm Busch, der bediente sich des gleichen Reims wie du, oder? und auch dieser herrlichen Ironie.

Aber vielleicht müssen wir alle noch lernen, dass nur sinnfreie "Gedichte" wirkliche Kunst darstellen. :zauberer1

Als ich den salzlosen Eimer gestern das erste Mal las, musste ich spontan an den Loriot-Film "Papa ante portas" und die Szene mit der Dichterlesung denken.Gnadenlos lustig war die. Ganz zusammen krieg ich den Schwachsinn leider nicht mehr, aber der "Dichter" begann seinen Vortrag mit den Worten:

"Kraweel, Kraweel, taubgrüner Dunst am Musenhain,
dunstrüber Hain am Musenginst.
Kraweel, Kraweel"

Achja, "Melusine", hieß das Gedicht.

So können doch gut gemeinte "Werke" Anlass zu ungewollter Heiterkeit bieten :autsch:

Kraweel, Kraweel :zunge 5:

Rhona
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Wortschatz,

als Schreiberling bin ich kein guter Kritiker. Aber guter Kritiker klingt wiederum paradox; alsoooo werde ich entweder etwas dazu schreiben oder einfacht nischt´dazu sagen, gell?

Dieser Deine Text allerdings ist -
wie sich über Jahre in meinem Geschmacke geprägt -
genial und durchaus überlegt.
Stilistisch wiederrum gesagt,
hat es unfehlbare Klasse und ist so gar nicht betagt.

Dem Wilhelm Busch von Rhona geb ich recht,
dort ist etwas, was von ihm durch Wort-schatz spricht,
es ist nicht einfach nur ein Gedicht,
nein es hat die gewisse Klasse die für mich gilt,
hier spricht ein Autor in Wort und Bild.

Der Bilder wegen kann ich lesen
genau, was der Autor damit gemeint´
ich find´s genial, sei´s drum gewesen
mach weiter, auch wenn´s mal einer verneint

lG
Lacu
 
Wortschatz,
du wahrer Schatz der Worte.......
Dein Gedicht heitert mein Genüt doch merklich auf und versüßte mir den Abend.
Danke für diesen mehr als gelungenen Beitrag
Sally :
kuss3:
 
lacuna777 schrieb:
Hallo Wortschatz,
Dieser Deine Text allerdings ist -
wie sich über Jahre in meinem Geschmacke geprägt -
genial und durchaus überlegt.
Stilistisch wiederrum gesagt,
hat es unfehlbare Klasse und ist so gar nicht betagt.

lG
Lacu


:jump1:

Guten Abend Lacu,

oh hätte ichs geahnt, wäre meine Ode auf Dich noch "größer" geworden!!!

Das mit Wilhelm Busch kann sein, denn ich schreibe gerade etwas Gereimtes zum Thema "So geht das mit Tabak und Rum - erst bist du froh, dann fällst du um", das ich am 11.6. am Grab von Wilhelm Busch bringen will. Das beeinflußt sicher unbewußt.

Der Wort-Schatz
 
"Da nahm der Bauer Rüppel
den dicken, harten Knüppel,
sprach, danke, lieber Hase,
und schlug ihm auf die Nase."

Einfach super!!

Rhona
 
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Rhona schrieb:
Wort_Schatz,

ich finde das Gedicht super. Erinnert mich ein wenig an Wilhelm Busch, der bediente sich des gleichen Reims wie du, oder? und auch dieser herrlichen Ironie.

Aber vielleicht müssen wir alle noch lernen, dass nur sinnfreie "Gedichte" wirkliche Kunst darstellen. :zauberer1

Als ich den salzlosen Eimer gestern das erste Mal las, musste ich spontan an den Loriot-Film "Papa ante portas" und die Szene mit der Dichterlesung denken.Gnadenlos lustig war die. Ganz zusammen krieg ich den Schwachsinn leider nicht mehr, aber der "Dichter" begann seinen Vortrag mit den Worten:

"Kraweel, Kraweel, taubgrüner Dunst am Musenhain,
dunstrüber Hain am Musenginst.
Kraweel, Kraweel"

Achja, "Melusine", hieß das Gedicht.

So können doch gut gemeinte "Werke" Anlass zu ungewollter Heiterkeit bieten :autsch:

Kraweel, Kraweel :zunge 5:

Rhona

:)
Hallo Rhona,
vielen Dank! Zu Wilhelm Busch hatte ich bereits Lacuna geschrieben. So als Gelegeneheitsdichter laß ich mich unbewußt mal von diesem und mal von jenem inspirieren. Im Nachhinein geb ich Dir mit Busch sicherlich Recht.
Hatte mir einen komplizierten Handgelenkbruch zugezogen und der Arzt meinte, dass ich nie mehr sehr gut Klavier spielen könne. Er hatte Recht, denn ich habe es auch noch nie im Leben probiert. So entstand jetzt dieses Gedicht.

Recht hast Du auch mit Kraweel, Kraweel-
Wenn ich Unverständliches schreibe, muss ich so tolerant sein und mögliche Interpretationen zulassen.

Tschüss aus Hamburg
 
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