Kaawi
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Endlich ist "Das Tagebuch der Menschheit" von Carel van Schaik (Evolutionsbiologe und Anthropologe) in Zusammenarbeit mit Kai Michel (Historiker und Literaturwissenschaftler) in Taschenbuchformat erschienen und ich habe mir die ersten Seiten angeeignet.
Beide Autoren sind nach eigenen Angaben Agnostiker, die die Bibel aufgrund ihrer weltweiten Verbreitung und Einflussnahme zwar als Buch der Bücher anerkennen, allerdings eher nicht als Wort Gottes, sondern als eine Art Tagebuch der Menschheit, die mithilfe der biblischen Geschichten rückwirkend die krassen Veränderungen, die die Sesshaftwerdung gegenüber dem Leben als Normaden mit sich gebracht haben, auszuhalten oder zu verarbeiten versuchen.
Die Autoren strukturieren zumindest auf den ersten Seiten ihre Aussagen anhand des Modells, das dem Menschen drei voneinander unterschiedliche Naturen zuschreibt, einmal die biologische Natur, die sich durch die bekannte darwinsche Anpassung an die Umweltbedingungen und den Überlebensvorteil durch genetische Evolution gebildet hat, davon elementar abweichen dann die kulturelle Natur, die nun nicht mehr durch genetische Anpassung, sondern durch Lehre an die nächste Generation weitergegeben wird und mit dessen Regelkanon sich die biologische Natur bis heute herumplagen muss, und schließlich die Vernunft, die zwar auf Einsicht beruht, aber auf wenig Lustempfinden bei der biologischen trifft, und (für mein Verständnis) auch vom Gehorsamsprinzip der kulturellen Natur abweicht, denn was uns unmittelbar einsichtig ist, bedarf keiner Strafandrohungen.
Mir gefällt an dem Modell vor allem, dass es kollektive Erklärungen für bestimmte Sehnsüchte und das Empfinden von Widersprüchlichkeiten liefert und damit auch die offene Verführbarkeit durch Illusionen jenseits moralischer Verwahrlosung plausibel werden:
Wäre dieser song eine Aufforderung zur Skrupellosigkeit, hätte die Band mit Sicherheit schon des Reimes zu "siegen" wegens nicht " Lügen", sondern "Intrigen" besungen.
Nein, die Vernunft ist auch nur eine Stimme unter dreien, und sicherlich nicht die, die unsere Kreativität, den tiefen Graben zwischen biologischer und kultureller Natur zu überbrücken, beflügelt.
Beide Autoren sind nach eigenen Angaben Agnostiker, die die Bibel aufgrund ihrer weltweiten Verbreitung und Einflussnahme zwar als Buch der Bücher anerkennen, allerdings eher nicht als Wort Gottes, sondern als eine Art Tagebuch der Menschheit, die mithilfe der biblischen Geschichten rückwirkend die krassen Veränderungen, die die Sesshaftwerdung gegenüber dem Leben als Normaden mit sich gebracht haben, auszuhalten oder zu verarbeiten versuchen.
Die Autoren strukturieren zumindest auf den ersten Seiten ihre Aussagen anhand des Modells, das dem Menschen drei voneinander unterschiedliche Naturen zuschreibt, einmal die biologische Natur, die sich durch die bekannte darwinsche Anpassung an die Umweltbedingungen und den Überlebensvorteil durch genetische Evolution gebildet hat, davon elementar abweichen dann die kulturelle Natur, die nun nicht mehr durch genetische Anpassung, sondern durch Lehre an die nächste Generation weitergegeben wird und mit dessen Regelkanon sich die biologische Natur bis heute herumplagen muss, und schließlich die Vernunft, die zwar auf Einsicht beruht, aber auf wenig Lustempfinden bei der biologischen trifft, und (für mein Verständnis) auch vom Gehorsamsprinzip der kulturellen Natur abweicht, denn was uns unmittelbar einsichtig ist, bedarf keiner Strafandrohungen.
Mir gefällt an dem Modell vor allem, dass es kollektive Erklärungen für bestimmte Sehnsüchte und das Empfinden von Widersprüchlichkeiten liefert und damit auch die offene Verführbarkeit durch Illusionen jenseits moralischer Verwahrlosung plausibel werden:
Wäre dieser song eine Aufforderung zur Skrupellosigkeit, hätte die Band mit Sicherheit schon des Reimes zu "siegen" wegens nicht " Lügen", sondern "Intrigen" besungen.
Nein, die Vernunft ist auch nur eine Stimme unter dreien, und sicherlich nicht die, die unsere Kreativität, den tiefen Graben zwischen biologischer und kultureller Natur zu überbrücken, beflügelt.