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Blutmorgen

dyonysos

New Member
Registriert
26. März 2005
Beiträge
387
Blutmorgen

Golden scheint ein Licht durch trübe Fenster
hellblau ruft in Ferne frisches Leben
alles Schwarz verschwindet wie Gespenster
gute Geister setzen sich daneben.

Schreiend schweige ich das Hassen an
niemand wird wie ich dein Leiden kosten
langsam schwinden deine Wünsche dann
und deine Zukunftsträume werden rosten.

Wenn du nun begreifst, dein eignes Streben
war nur Teil der minderwert'gen Rasse,
stirbt auch endlich deine falsche Reue

Dann erkennt ihr endlich meine Klasse
und ich nehme euch das fahle Leben,
werfe faule Perlen vor die Säue.
 
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Falsche Metapher am Schluß. Perlen können nicht faulen noch faul sein, du fauler Dichter des Abgegriffenen.
Daß gute Geister sich daneben setzen, gefällt mir dagegen. Das tun sie immer. Voll daneben.
 
eine ehrlich schlechte Kritik, das würde mir faßt gefallen, nur deine Statement ob der falschen Metapher ist nun wirklich voll daneben ;-)
ferner: achte die gute alte Form des Sonettes, behersche sie und dann kannst du sie zereißen ...
 
Überraschung! Der Autor, der eben noch "euch" ans fahle Leben wollte, erweist sich als kulturkonservativ - zumindest der Form nach! Die Faschisten waren da eher auf dem ästhetischen Qui Vive - das muß man ihnen lassen.

Hauptsache, die verfaulte Perle schmeckt dem Publikum.
Wie wär's mit Austern schwängern, du hochrassiger Expressionist?
 
dyonysos schrieb:
Wenn du nun begreifst, dein eignes Streben
war nur Teil der minderwert'gen Rasse,
stirbt auch endlich deine falsche Reue

Dann erkennt ihr endlich meine Klasse
und ich nehme euch das fahle Leben,
werfe faule Perlen vor die Säue.
Fragst sich nur, wer "IHR" ist.

Hast Du darauf auch ein Antwort?
 
kathi schrieb:
Fragst sich nur, wer "IHR" ist.

Hast Du darauf auch ein Antwort?

Nun, ich werde jetzt nicht mein eigenes Gedicht interpretieren, das ist üblicherweise der Job der Rezensenten/Leser etc. ;-)

Nur soviel, das, was sich üblicherweise "Lyrisches Ich" nennt, setzt sich anscheinend etwas entgegen, was als wie auch immer geartetes Kollektiv auftritt.
Es gibt imo keine richtige und keine falsche Interpretation nur bessere und schlechtere. Da du mich nach einer (konkreten) Antwort fragst, hier mal spaßeshalber eine "Interpretation", die der letzteren Kategorie entspricht:

Das lyrische Ich läßt sich zweifelsfrei als die Person des Autors interpretieren, dessen sublimer Selbsthaß sich aus Gründen des Ich-Erhaltes umkehrt und sich als faschistoide Vereinahmung des Leser als minderwertiges Kollektiv identifizieren läßt.

Ich könnte mir gut vorstellen, daß solch eine Interpretation, die zudem noch äußerst "artig" formuliert wurde, an unsren Schulen sogar zu einer überdurchschnittlichen Zensur führen würde *gg* - und vielleicht ist es ja auch das, was du von mir hören wolltest *gg*.

Im Ernst, wenn dir der Autor eines "Gedichts" konkrete Antworten auf sich automatisch aus seinen Zeilen ergebende Fragen liefern würde, so disqualifizierte er sich selbst, allein aus folgendem Grunde: Warum hat der Autor, da es offensichtlich auch konkreter geht, ein Gedicht geschrieben und nicht vielmehr eine wissenschaftliche, gesellschaftskritische etc. Abhandlung verfaßt?!

Im Gegenteil läßt sich doch ein Gedicht vielmehr als die Summe seiner potentiellen Interpretationen begreifen, sprich, was die "Kunst" ausdrücken oder evozieren will, läßt sich eben nur auf dem Wege der Kunst erreichen.

dionysische Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Dionysos,

immer wieder unglaublich für mich, welch verschiedene Sichtweisen es gibt...
Deine Begündung für die "Kunst" ist mir ungemein fern (- nicht dass ich sie nicht ansatzweise verstünde).

Aus meiner Sicht ist ein Gedicht deswegen ein Gedicht, weil durch die "Melodie" der Sprache ein Gefühl hergestellt werden kann und soll, welches ansonsten nicht entstünde. Dieses Gefühl jedoch erreicht beim Leser/Hörenden Ebenen, die sonst unerreicht geblieben wären.

Deine - ich nenn´ sie mal - intellektuelle Interpretation ist mir also deshalb so fern, weil Du offenbar mit dem Gedicht etwas Bestimmtes (Gedankenmäßiges) erreichen willst. Hab´ich da Recht?
 
Dyonysos schrieb:
Im Gegenteil läßt sich doch ein Gedicht vielmehr als die Summe seiner potentiellen Interpretationen begreifen, sprich, was die "Kunst" ausdrücken oder evozieren will, läßt sich eben nur auf dem Wege der Kunst erreichen.

kathi schrieb:
Hallo Dionysos,

Aus meiner Sicht ist ein Gedicht deswegen ein Gedicht, weil durch die "Melodie" der Sprache ein Gefühl hergestellt werden kann und soll, welches ansonsten nicht entstünde. Dieses Gefühl jedoch erreicht beim Leser/Hörenden Ebenen, die sonst unerreicht geblieben wären.

Mhm, liebe Kathi, im Prinzip habe ich diese Auffassung im vorangetellten Zitat von mir vertreten.

kathi schrieb:
Deine - ich nenn´ sie mal - intellektuelle Interpretation ist mir also deshalb so fern, weil Du offenbar mit dem Gedicht etwas Bestimmtes (Gedankenmäßiges) erreichen willst. Hab´ich da Recht?

wenn du hiermit ferner auf meine "Eigeninterpretation" anspielst, ist dir vielleicht mein Sarkasmus entgangen ;-)

Allerdings räume ich gerne ein, daß imo Kunst im Allgemeinen und auch meine Zeilen im konkreten Fall durchaus beides, Intellekt und Sentiment, Logos und Mythos, ansprechen und herausfordern sollten/könnten wie auch immer ;-).

Daß da die Schwerpunkte unterschiedlich gesetzt werden, steht außer Frage ...
 
dyonysos schrieb:
wenn du hiermit ferner auf meine "Eigeninterpretation" anspielst, ist dir vielleicht mein Sarkasmus entgangen ;-)
Nein, er ist mir nicht entgangen - jedoch ich wußte damit nichts anzufangen.

...und, dass Du mit Deiner Ausrucksweise, dasselbe meinst wie ich, kann ich kaum glauben.

Das zeigt mir nur, wie unterschiedlich unsere beiden Arten, sich auszudrücken sind - und wie schwierig es ist, den/die andere/n einigermaßen zu verstehen bzw. den wesentlichen Teil der Tragweite des Ausgedrückten.

Geht´s Dir auch so - oder benehme ich mich nur so blamabel blöd???

Dies würde auch erklären, warum manche Zeitgenossen mit Deinem Gedicht nur wenig anfangen können...
 
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kathi schrieb:
Nein, er ist mir nicht entgangen - jedoch ich wußte damit nichts anzufangen.
schade
kathi schrieb:
Das zeigt mir nur, wie unterschiedlich unsere beiden Arten, sich auszudrücken sind - und wie schwierig es ist, den/die andere/n einigermaßen zu verstehen bzw. den wesentlichen Teil der Tragweite des Ausgedrückten.
schon ...
kathi schrieb:
Geht´s Dir auch so - oder benehme ich mich nur so blamabel blöd???
Dies würde auch erklären, warum manche Zeitgenossen mit Deinem Gedicht nur wenig anfangen können...
Was erklärt was? Daß manche Zeitgenossen mit dem Gedicht wenig anfangen können, weil sie sich so blamabel blöd benehmen? ;-)

Im Ernst, anscheinend reden wir hier tatsächlich aneinander vorbei; jetzt könnten wir natürlich die Wittgensteinsche Sprachspieltheorie hinzuziehen oder die Diskussion generell auf eine metasprachliche Ebene verlagern oder uns aber über das "Wesen" der Kunst unterhalten - vielleicht lassen wirs an dieser Stelle einfach auf sich beruhen, zumal es für die angesprochenen Themen schon entsprechend lange Threads gibt ...
 
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