Analogien zwischen Fragestellungen aus unterschiedlichen Gegenstandsbereichen.
EarlGrey schrieb:
[...] hast du mal in den von mir genannten link
bezüglich des psychologischen aspektes geschaut ?
Den Text zu "Quantenphysik und Quantenalltag" von H. Atmanspacher habe ich mir
inzwischen zu Gemüte geführt.
Mein Kommentar dazu ist größtenteils bereits im Einstiegsbeitrag dieses Themenstranges angelegt,
in dem ich meine Zweifel an der Angemessenheit der Behandlung einer Fragestellung
auf zu hohem Abstraktionsniveau artikuliert habe.
Ob in einer Diskussion über Determinismus oder freier Wille
eine Behandlung auf diesem hohen Abstraktionsniveau zielführend ist,
das ist allerdings wieder eine andere Frage.
Auf diese andere Frage möchte ich nun etwas näher einzugehen.
Die Schwachstelle von Analogien auf einer zu weit gehenden Abstraktionshöhe
ist der höchst ungewisse, wenn nicht überhaupt fehlende, Erkenntnisgewinn.
Man kann beispielsweise bei entsprechend weit gehender Abstraktion ja auch
Analogien zwischen einem Schilfrohr und einem Kondensstreifen identifizieren.
Das ist zweifellos großartig, dass unser Hirn solche Leistungen zu vollbringen mag,
aber welche Erkenntnisse werden dadurch gewonnen?
Verstehen wir dadurch das Wesen eines Schilfrohres besser,
oder das Wesen eines Kondensstreifens?
Offenbar trägt ein Abstrahieren und Identifizieren von Analogien auf einer höheren
Abstraktionsebene nur dann zu einem Erkenntnisgewinn bei, wenn auf diese Weise Antworten
auf Fragestellungen gefunden werden, die hinterher auch wieder auf die konkrete Ebene
zurücktransponiert werden können.
Solange nicht einmal auf der abstrakten Ebene Antworten auf Fragestellungen gefunden
wurden, ganz zu schweigen von einer erfolgreichen Rückübertragung der Antworten auf die
konkrete Ebene, solange steht eine ausufernde Abstrahiererei im Verdacht, als Selbstzweck
betrieben zu werden, als eine Mentalakrobatik um ihrer selbst willen (aka Hirnwixerei).
In dem Text "Quantenphysik und Quantenalltag" deutet der Autor zwar an, dass darin
die Anwendbarkeit der identifizierten Beziehungen auf psychologische Phänomene
(Lernvorgang, Interpretation von Kippbildern) aufgezeigt werden wird, tatsächlich wird aber
lediglich dargelegt, dass auf höherem Abstraktionsniveau eine Analogie der Fragestellungen
festgestellt werden kann.
Das ist noch nicht einmal die halbe Miete!
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.