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Beschränktes Silvesterböllerverbot..

Mir geht diese ganze Diskussion am Allerwertesten vorbei. Die meisten, die jegliche Änderung ablehnen sind nicht gewillt, aus alten Gewohnheiten auszubrechen, sich zu entwickeln, fortzusschreiten - Traditionalisten und Konservative sind also nichts weiter als Hemmschuhe menschlicher Entwicklung.
Die meisten, die immerzu nur alles ändern möchten und sich gerne lautstark als die Progressiven bezeichnen, verwechseln das Andere mit dem Besseren und stecken tief in diesem emotional-infantilen Denkmuster fest, das Neue wäre notwendigerweise besser als das Alte. Werbepsychologen haben das längst erkannt. Deswegen klebt man aufs billigere Waschmittel einfach das "Neu"-Etikett und die Leute kaufen es wie wild, ohne nachzudenken. Bei Kindern kann ich das ja verstehen, aber wenn sich Erwachsene so verhalten, muss man schon ernsthaft an der Vernunft der Leute zweifeln.
 
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Tradition: Ein Argument, das immer dann kommt, wenn einem sonst nichts mehr einfällt. "Das ist hier so eine Tradition/Brauch" - das ist schnell dahergesagt, begründet aber letztlich gar nichts. Man macht etwas, was man schon immer gemacht hat; dabei war auch die älteste Tradition irgendwann einmal neu.
Stimmt, aber aus dem Geist heraus hat sich eine gewisse Grundskepsis gegenüber vielen Traditionen eingestellt und man hat vieles von dem abgeschafft, was nicht postwendend seinen Nutzen oder aktuellen zeitgeistigen Bezug ausweisen konnte.
Ich glaube, dass der kulturelle Flurschaden, der da angerichtet wurde, heute noch bei weitem nicht aufgearbeitet ist.
 
Die meisten, die immerzu nur alles ändern möchten und sich gerne lautstark als die Progressiven bezeichnen, verwechseln das Andere mit dem Besseren und stecken tief in diesem emotional-infantilen Denkmuster fest, das Neue wäre notwendigerweise besser als das Alte. Werbepsychologen haben das längst erkannt. Deswegen klebt man aufs billigere Waschmittel einfach das "Neu"-Etikett und die Leute kaufen es wie wild, ohne nachzudenken. Bei Kindern kann ich das ja verstehen, aber wenn sich Erwachsene so verhalten, muss man schon ernsthaft an der Vernunft der Leute zweifeln.
Du lernst auch nichts mehr dazu.
 
Stimmt, aber aus dem Geist heraus hat sich eine gewisse Grundskepsis gegenüber vielen Traditionen eingestellt und man hat vieles von dem abgeschafft, was nicht postwendend seinen Nutzen oder aktuellen zeitgeistigen Bezug ausweisen konnte.
Ich glaube, dass der kulturelle Flurschaden, der da angerichtet wurde, heute noch bei weitem nicht aufgearbeitet ist.

Im Leben gibt es nur eine Konstante, und das ist die Veränderung.
In der Eindämmung von privatem Feuerwerk (ganz verboten wird es ja auch nicht) kann ich keinen "kulturellen Flurschaden" erkennen. Zumal die Form und das Ausmaß privaten Feuerwerks zu Silvester überhaupt nicht so alt ist. Persönlich kann ich mir nicht vorstellen, das alles wäre in den Jahren vor 1960, 70 schon so gewesen. Also: So what?

Einer Aufarbeitung bedürfen vielmehr die Traditionen selbst. Denn in ihnen wird vor allem das bewahrt und aufgehoben, was plakativ ist und dennoch ein Postkartenmotiv sein kann ... und vor allem wird verklärt, geschönt und manchmal auch dreist gelogen dabei.
Beschäftigt man sich einmal mit den Grundlagen der einen oder anderen kulturellen Tradition, so erfährt man oft Geschichten, die man seinen Kindern nicht so ohne Weiteres erzählen würde.

Warum z.B. steckt man am Nikolaustag Süßigkeiten in Schuhe und Socken? Ist doch ziemlich merkwürdig, etwas aus seinen Schuhen zu essen ...
Die "wahre" Geschichte dahinter - selbst eine christliche Legende - würde man Kindern nicht erzählen wollen, so derb, wie sie ist - wobei die Zeitgenossen selbst, auch Kinder, damit kaum ein Problem gehabt haben dürften, denn die soziale Situation der damaligen Gesellschaft war hart.

Die Münchener Frauenkirche, ist fraglos ein architektonisches Glanzstück und kulturelles Symbol der Stadt. Anlässlich eines Besuchs fragte meine Mutter einmal, wie man so ein Bauwerk in der damaligen Zeit finanzieren konnte. Ich kannte die Antwort und erzählte sie ihr ... und merkte sofort: Oh, oh, falsche Antwort ... das gefiel ihr gar nicht, und die Kirche selbst verschweigt solche historischen Fakten auch lieber ganz betreten. Die Zeitgenossen des Bauwerks hätten solche Skrupel aber wohl nicht gehabt, und schließlich haben sie die Kirche ja auch gebaut.

Nur zwei Beispiele, aber die Liste ließe sich ohne Probleme weiter ausführen.
Die "Grundskepsis gegenüber vielen Traditionen" bezieht sich oft nicht auf die Traditionen selbst. Vielmehr geht es um die Verlogenheit, mit denen sie ausgeführt und vertreten werden, denn die wahren Geschichten hinter ihnen werden gern unter den Teppich gekehrt.
Es ist kein Zufall, dass dieser Prozess gerade in unseren Zeiten stattfindet. Denn musste man in früheren Zeiten noch mühsam in Bibliotheken recherchieren, was dann nur der wirklich Interessierte auch tat, genügt heutzutage oft nur ein Mausklick.
 
Im Leben gibt es nur eine Konstante, und das ist die Veränderung.
Ja, wenn man Mystiker ist, kann man das so sehen und ertragen und völlig eins damit sein, ansonsten brauchen Menschen ihre Konstanten.
In der Eindämmung von privatem Feuerwerk (ganz verboten wird es ja auch nicht) kann ich keinen "kulturellen Flurschaden" erkennen.
Ich finde diese Diskussion unwichtig hoch 10, ich meinte es breiter.
Die "Grundskepsis gegenüber vielen Traditionen" bezieht sich oft nicht auf die Traditionen selbst. Vielmehr geht es um die Verlogenheit, mit denen sie ausgeführt und vertreten werden, denn die wahren Geschichten hinter ihnen werden gern unter den Teppich gekehrt.
Nicht alle sind verlogen, sondern auch geronnenes Kulturgut. In der Bahn für Oma aufzustehen, überhaupt ein gewisser Respekt vor dem Alter, Zivilcourage, Familie, in der man Zeit für einander hat, auch das sind Traditionen oder kulturelle Gewohnheiten.
Dass es besondere Tage gibt, die mit einer gewissen Bedeutung aufgeladen sind, m.E. auch. Heute ist man am besten 24/7 aktiv, ein Tag sollte die der andere sein und sowas wie Einkehr oder Besinnung auch nur in rudimentärer Form stibt langsam aus.
 
Die meisten, die immerzu nur alles ändern möchten und sich gerne lautstark als die Progressiven bezeichnen, verwechseln das Andere mit dem Besseren und stecken tief in diesem emotional-infantilen Denkmuster fest, das Neue wäre notwendigerweise besser als das Alte.

Schon irgendwie merkwürdig, wenn jemand mit solchen Ansichten sich den Namen "future06" gibt (Vorschlag: Wie wäre es stattdessen mit "future08/15"?) :p

Das Neue ist nicht automatisch besser als das Alte ... aber oft genug ist es das auch: Besser. "Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist." (Victor Hugo)
Am Ende ist es sowieso die Zeit, die alles entscheidet. Jede Zeit hat ihre Trends, manches wird bleiben, vieles andere aber auch wieder verschwinden. Schließlich wird sich die Gesellschaft auf Dauer verändern, allerdings werden die Veränderungen nicht so sein, wird sich die Radikalen und Fundamentalisten ihrer jeweiligen Zeit vorstellen oder vorgestellt haben.

Deswegen klebt man aufs billigere Waschmittel einfach das "Neu"-Etikett und die Leute kaufen es wie wild, ohne nachzudenken.

Schon möglich, aber wenn die Leute dann feststellen, dass das billigere Waschmittel nichts taugt, dann lassen sie es auch wieder.
 
Nicht alle sind verlogen, sondern auch geronnenes Kulturgut. In der Bahn für Oma aufzustehen, überhaupt ein gewisser Respekt vor dem Alter, Zivilcourage, Familie, in der man Zeit für einander hat, auch das sind Traditionen oder kulturelle Gewohnheiten.

Passiert doch auch. Mittlerweile stehen sie für mich in der U-Bahn auf ... erst war mir das unangenehm, hey so alt bin ich doch auch nicht (und stehe, Tag für Tag, in der Küche meinen Mann). Mittlerweile bin ich da pragmatisch geworden und genieße es.

Dass es besondere Tage gibt, die mit einer gewissen Bedeutung aufgeladen sind, m.E. auch. Heute ist man am besten 24/7 aktiv, ein Tag sollte die der andere sein und sowas wie Einkehr oder Besinnung auch nur in rudimentärer Form stibt langsam aus.

Wenn sie dann auch stattfindet, die Einkehr oder Besinnung.
Ich habe stattdessen, mehr als einmal, erlebt: Da geben sie dann alle Vollgas in der Vorweihnachtszeit, damit man es an den Feiertagen ja nett hat. Alles perfekt ist.
Und wenn Weihnachten dann da ist, dann sind alle so mit den Nerven am Ende, dass sie dann das Streiten anfangen.

Meiner Familie hatte ich schon vorgeschlagen: Lasst uns das mal anders angehen, sind doch mittlerweile alle erwachsen. Ich brauche diesen Aufwand nicht, oder ich koche Euch was: Nein, kein traditionelles Weihnachtsessen, vielmehr etwas ganz Bescheuertes (aber trotzdem lecker), was ihr auch noch nie gegessen habt.
Machen wir doch einmal etwas ganz Anderes: Wir spielen etwas, oder jeder muss einen kleinen Auftritt einstudieren und vortragen ... der eine singt was, der andere zaubert, wieder einer trägt ein Gedicht vor ... ist doch mal was anderes, als die ganze, alte Leier ...

Aber nein, wo kommen wir denn da hin, die Tradition, die Tradition!
Lieber streiten sie dann alle wieder ... da bin ich dann über Weihnachten verreist, in ein islamisches Land (und fand dort auf den Straßen eine Weihnachtsdeko vor, ohne Scheiß!).
 
Die meisten, die immerzu nur alles ändern möchten und sich gerne lautstark als die Progressiven bezeichnen, verwechseln das Andere mit dem Besseren und stecken tief in diesem emotional-infantilen Denkmuster fest, das Neue wäre notwendigerweise besser als das Alte. Werbepsychologen haben das längst erkannt. Deswegen klebt man aufs billigere Waschmittel einfach das "Neu"-Etikett und die Leute kaufen es wie wild, ohne nachzudenken. Bei Kindern kann ich das ja verstehen, aber wenn sich Erwachsene so verhalten, muss man schon ernsthaft an der Vernunft der Leute zweifeln.
Dein Nick gefällt mir. Er lässt interessante Interpretationsspielräume zu...:D
Seit der Erfindung des Rads wurden viele weitere Rädervarianten erfunden und unser Wohlstand ist so lange gewährleistet, solange sich diese Räder in unserem Land drehen. Ich möchte keins dieser Räder missen.
Ich bin im Übrigen nicht für ein Silvesterböllerverbot. Ich verlasse mich auf die Einsicht der Menschen infolge neuer Erkenntnisse.
 
Zuletzt bearbeitet:
Passiert doch auch. Mittlerweile stehen sie für mich in der U-Bahn auf ... erst war mir das unangenehm, hey so alt bin ich doch auch nicht (und stehe, Tag für Tag, in der Küche meinen Mann). Mittlerweile bin ich da pragmatisch geworden und genieße es.
Gut zu hören. Vielleicht müsste ich öfter ÖPNV fahren.
Wenn sie dann auch stattfindet, die Einkehr oder Besinnung.
Das meine ich ja.
Das ist es, was wir nach und nach über Bord geworfen haben, zugunsten von immer mehr eintöniger Leere und schnödem funktionieren, um des Funktionierens Willen. Wenn man dann man mit einander zu tun hat, wo man sich das ganze Jahr halbwegs erfolgreich aus dem Weg gegangen ist, kann man nichts mehr mit einander anfangen.

Ist das jetzt, weil man an Traditionen festhält? Ich glaube eher, man hält an den immer leerer werdenden Hüllen fest, aber das ist, wenn überhaupt nur die äußere Seite der Tradition und auch die wird schaurig verbogen.
Sicher kann und soll jede Gesellschaft darüber selbst entscheiden, aber darüber nachzudenken, was man aufgibt und wie problembehaftet heute Alltagssituationen erlebt werden und vermutlich auch sind, wegen einer immer verrückteren Welt ... bin mal gespannt, wie das wird, wenn wir bald die absehbaren grundlegenderen Probleme bekommen.

Insgesamt macht eine Kultur oder Gemeinschaft aber die Art und Weise aus, wie man etwas macht und da spielen bestimmte Traditionen, einfach dadurch, dass man sie aufrecht erhält eine entscheidende Rolle.
Ich würde es mal in die Richtung zuspitzen, dass wir keinen Mythos und keinen Ritus mehr haben und es uns nicht besonders gut damit geht. Das man immer noch Ecken findet, auf die man zeigen kann, weil es da noch schlimmer ist, sollte uns nicht beruhigen.
Ist so wie die Reduzierung des Kochens darauf, dass man immerhin nicht verhungert ist. Gute Grundlage, aber damit ist das Thema ja nun tatsächlich nicht komplett gegessen.
 
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Ich würde es mal in die Richtung zuspitzen, dass wir keinen Mythos und keinen Ritus mehr haben und es uns nicht besonders gut damit geht.
Ist das so? Haben wir keine Mythen und Riten mehr? Allein wenn man sich hier im Forum umschaut, gibt es deutlich mehr Religionsgründer als wissenschaftlich Interessierte. Nur pflegt eben jeder seinen privaten Mythos. Gemeinsame Erzählungen existieren vorrangig in den sogenannten Filterblasen.
 
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