_its_not_me_
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- 30. August 2004
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Überwiegen bei euch Vor- oder Nachteile, ...?
“Die zunehmende Ausdifferenzierung der Gesellschaft, oft unter dem Begriff der "Postmoderne" zusammengefasst, bringt Probleme der Identität des Einzelnen mit sich.“ schreibt Robin zu Beginn. Ich spreche in diesem Zusammenhang lieber (mit Luhmann ;-) von einer horizontalen Differenzierung. Warum horizontal? Weil die Gesellschaft vertikaler Schichtung (“Adel, Kaufleute, Bauern etc., Robin“) dafür ‚aufgeben’ wurde. In der ‚Senkrechten’ kam keine Frage nach Identitäten auf: Sie standen fest – von Geburt an. Man war Bauer von morgens bis abends und in der Nacht auch. Man war Bauer auch vor Gericht und in der Kirche und wenn man krank war ebenso. Am oberen Ende der Senkrechte war Gott platziert, der allem seinen Platz zuwies und die gesamte Ordnung garantierte.
Der Preis für eine Rundumversorgung mit Identität war also, falls man in die falsche Schicht geboren wurde, recht hoch
Höher jedenfalls, als heute jemand (hier im Westen jedenfalls, wie ich vermute) zu zahlen bereit wäre. Später, so vermute ich, war Identität u.a. eingebettet in eine Emanzipationssemantik – „Freiheit, Gleichheit ... weg von der Senkrechten“ – die bis heute ihre Anhänger hat („Selbstentfremdung“).
Worauf ich hinaus will ist folgendes: Eine Rückumstellung von der waagerechten Differenzierung (wobei klarzustellen wäre, dass damit nicht eigentlich Arbeitsteilung, wie Muzmuz vermutet, gemeint ist.) zur senkrechten Schichtung ist nicht zu erwarten und sicher auch nicht wünschenswert, ‚verbindliche’ Weltbilder als Identifikationsangebot stehen nicht in Aussicht. Stellt sich dann die Frage nach den Vor- oder Nachteilen der Ausdifferenzierung überhaupt? Das klingt nämlich so, als könne man jetzt noch abwägen und ggf. anders entscheiden ...
Aber tatsächlich sieht es doch so aus, als müsse sich jeder selbst erfinden. Es gibt keine Wahl. ("Der Mensch ist zur Freiheit verdammt." wie Sartre meint.) Stimmt es denn eigentlich, dass „der Mensch ohne einen festen 'Ankerplatz' kaum auskommt.“ (Jérôme)? Müssen es „Familie, Verein, Partei“ sein? Muss also Identität quasi immer außeninduziert sein? Ich glaube es nicht. Vielleicht sollte man nicht nach ‚Vor- oder Nachteil’ fragen. Vielleicht sollte man eher fragen, wie Selbsterfindung des Einzelnen von der Gesellschaft gefördert werden kann – falls das überhaupt der richtige Weg ist ...
“Die zunehmende Ausdifferenzierung der Gesellschaft, oft unter dem Begriff der "Postmoderne" zusammengefasst, bringt Probleme der Identität des Einzelnen mit sich.“ schreibt Robin zu Beginn. Ich spreche in diesem Zusammenhang lieber (mit Luhmann ;-) von einer horizontalen Differenzierung. Warum horizontal? Weil die Gesellschaft vertikaler Schichtung (“Adel, Kaufleute, Bauern etc., Robin“) dafür ‚aufgeben’ wurde. In der ‚Senkrechten’ kam keine Frage nach Identitäten auf: Sie standen fest – von Geburt an. Man war Bauer von morgens bis abends und in der Nacht auch. Man war Bauer auch vor Gericht und in der Kirche und wenn man krank war ebenso. Am oberen Ende der Senkrechte war Gott platziert, der allem seinen Platz zuwies und die gesamte Ordnung garantierte.
Der Preis für eine Rundumversorgung mit Identität war also, falls man in die falsche Schicht geboren wurde, recht hoch
Worauf ich hinaus will ist folgendes: Eine Rückumstellung von der waagerechten Differenzierung (wobei klarzustellen wäre, dass damit nicht eigentlich Arbeitsteilung, wie Muzmuz vermutet, gemeint ist.) zur senkrechten Schichtung ist nicht zu erwarten und sicher auch nicht wünschenswert, ‚verbindliche’ Weltbilder als Identifikationsangebot stehen nicht in Aussicht. Stellt sich dann die Frage nach den Vor- oder Nachteilen der Ausdifferenzierung überhaupt? Das klingt nämlich so, als könne man jetzt noch abwägen und ggf. anders entscheiden ...
Aber tatsächlich sieht es doch so aus, als müsse sich jeder selbst erfinden. Es gibt keine Wahl. ("Der Mensch ist zur Freiheit verdammt." wie Sartre meint.) Stimmt es denn eigentlich, dass „der Mensch ohne einen festen 'Ankerplatz' kaum auskommt.“ (Jérôme)? Müssen es „Familie, Verein, Partei“ sein? Muss also Identität quasi immer außeninduziert sein? Ich glaube es nicht. Vielleicht sollte man nicht nach ‚Vor- oder Nachteil’ fragen. Vielleicht sollte man eher fragen, wie Selbsterfindung des Einzelnen von der Gesellschaft gefördert werden kann – falls das überhaupt der richtige Weg ist ...
= ich!