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anderes wort für zeit

AW: anderes wort für zeit

Woran liegt das?
Das interessiert mich wirklich.
Weil ich in letzter Zeit
auch öfter mal drüber nachdenke,
was es eigentlich bedeutet,
immer mehr Freunde zu verlieren.

Hallo Freyfrau,
darauf kann ich Dir keine präzise Antwort geben. Ich habe
hier schon zuviel über mich ausgeplaudert.
Mir mangelt es an Vertrauen und eigenem Mut.
 
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AW: anderes wort für zeit

Ja, das beschreibt gewissen Stand der Dinge recht treffend.

Aber vielleicht liegt die Wende-Crux ja genau an diesem Punkt.
Was, wenn es gar keinen Stand der Dinge gibt?
Was, wenn der Stand der Dinge ein Paradoxon ist?
(Wie lässt sich die Annahme eines Stands der Dinge
überhaupt noch rechtfertigen?
Also angesichts der Erkenntnisse unserer Zeit?
Das eher anbei, weil es themenberührend ist.)

Angenommen also, es gibt keinen Stand der Dinge -
was lässt sich denn dann logisch daraus folgern?

Für mich bedeutet es,
vom Stand der Dinge Abstand nehmen -
auch und besonders im Zwischenmenschlichen.
Die Dinge stehen nie, nicht mal in Momentaufnahmen.
Ein Punkt hat keine Größe, sondern ist eine.
Das ist bloß selbstverständliche Annahme.
Mit der sich zwar gut weiterspielen lässt,
die aber nicht vergessen lassen sollte,
dass ein Punkt natürlich eine (eigenwillige) Größe hat.
Aber ich schweife schon wieder ab. ;)

Was ich sagen will, sieht praktisch so aus:
Ich erlebe viele alltägliche Gesprächssituationen.
Und bis auf wenige, genieße ich sie alle.
Weil mir darin Menschen
und vertraute Geschichten begegnen.
Ich habe keinerlei Anspruch darauf,
dass sie mich wirklich verstehen.
Also jene, die ich privat bin.
Aber ich kann ihnen zeigen,
was das mit mir im Außen macht.
Wenn ich dann wieder privat bin,
denk ich drüber nach,
was ihr Außen über ihr Innen erzählt
und inwieweit ihr und mein Jeweiliges
am folgerichtigsten zusammenpassen.
Im Sinne eines Gesamts,
das keinen Stand der Dinge kennt.

Manchmal, nicht eben selten,
würde ich mich gerne darüber unterhalten,
aber ich kenne niemanden real,
der sich mit mir darüber unterhalten mag.
Also so, dass ich es als echte Unterhaltung empfände.

Was so auch nicht stimmt.
Es gibt einfach wenig Begegnungssituationen,
in denen es zu tieferen Gesprächen kommt.
Zu Themen, die mich wirklich faszinieren.

Da es keinen Stand der Dinge gibt,
empfinde ich dies meistens nicht als Unglück.
Nur manchmal, ja .....
manchmal wär's schon sehr schön.

Zeit ist für mich ständig stattfindende Gelegenheit.
Auf allen Ebenen.
Was umso interessanter macht,
zu welchen Mustern das
in messbarer wie nichtmessbarer Zeit führt.
Und was Begegnungen anbelangt,
sind es manchmal die ganz alltäglichen,
die eine Lücke in einem Muster so schließen,
dass dieses erkennbar wird.

Smalltalk ist wichtig - wie Öl in einem Motor.
Ich verbuche ihn für mich als freundliches Tagesgeschäft.
Aber manchmal seufze ich schon auch. lach

Danke für deine so sorgsam ausgearbeitete Antwort.
Ich musste sie jetzt mehrmals lesen bis ich sie für mich erfasst habe.

Ich meine was du als "Stand der Dinge" beschreibst würde ich mir für eine liebgewordene Identifikation mit bestimmten Empfindungs- und Verhaltensmustern übersetzen. Ich gebe dir recht daß es mich sicherlich nicht freier oder glücklicher macht mich darin zu verfangen - so ist letzendlich für uns der Stand der Dinge nicht mehr wie eine Trägheit des Denkens oder eingefrorene Momentaufnahme.

zu den Begrifflichkeiten:
Enige Stellen innerhalb der Kommunikationstheorie klassifizieren menschliche Kommunikation ua. in 3 Hauptkategorien

1. Der Plausch / smallTalk
2. Die Konversation
3. Das Gespräch

sowie in 2 Ebenen:

ad Rem (zum Inhalt)
ad Hominem (zur Person )

So dient der Plausch oder SmallTalk dazu möglichst schnell eine Beziehung auf menschlicher Ebene herzustellen bzw zu regenerieren. Ist eine längere Gesprächszeit zu erwarten so kann er auch zur Sondierung dienen inwieweit gemeinsame Themen/Interesse für den Übergang in ein Gespräch oder Konversation besteht.

Die Konversation ist am franz. Hof entwickelt worden und frönt die Idee sich in einer sozialen Hierachie möglichst gut plazieren zu können. Im Prinzip handelt es sich um die Fortführung der alten Ritterduelle die aber irgendwann wirklich nicht mehr zeitgemäß waren. Der scheinbare Bezug zur inhaltlichen Ebene dient ausschliesslich dem Ziel auf der persönlichen Ebene.

Das Gespräch wiederum dient der eigentlichen Informationsübermittlung auf inhaltlicher Ebenen. Eine zur Erscheinung tretende persönliche Ebene kann unter reifen Gesprächspartnern jederzeit thematisier und damit auf die inhaltliche Ebenen transformiert werden. Die Kunst der Gesprächsführung liegt ua darin immer wieder kurze Plauschphasen für die Regeneration der menschlichen Ebenen einzubringen ....

Ich meine ich habe mich unklar ausgedrückt wo ich schrieb daß mich SmallTalk zu Tode langweilt. Ich habe hier die mir endlos erscheinenden Gruppentreffen im Auge wo sich der Plausch einfach nicht zum Gespräch weiterentwickelt. Bzw wenn das trotzdem einmal geschieht dies sofort von einen sich nicht wahrgenommen fühlenden (und inhaltlich dazu nichts beitragen könnenden) Lokalmatator unterbunden wird. Man siehe hier nur den Threadverlauf(wobei ich diese hier ignorien kann - überschreien wäre nicht im Raum meiner Würde).....

Es ist somit eigentlich eher das bereits konservierte und abgestorbene Plauschen was ich meinte. Nicht das was einen Austausch sucht sondern eher menschliche Kontaktaufnahme aktiv verhindert - viele nennen es wohl auch besonders cool-sein.....
 
AW: anderes wort für zeit

"teilen" - d.h. zerteilen, einteilen im ursprünglichen Sinn, im übrigen verweise ich über einen reinen "Wort-Austausch" auf die tiefer gehenden Betrachtungen über Zeit bzw. "Zeitlichkeit" von Edmund Husserl, Martin Heidegger und Augustinus in "Bekenntnisse" -
 
AW: anderes wort für zeit

Hallo Freyfrau,
darauf kann ich Dir keine präzise Antwort geben. Ich habe
hier schon zuviel über mich ausgeplaudert.
Mir mangelt es an Vertrauen und eigenem Mut.

Das kann ich sehr gut verstehen.
Geht wohl jedem so,
der entsprechende Erfahrungen machte -
je 'anfassender' diese waren, desto mehr.

Auch über dieses Thema
denke ich derzeit viel nach.
Weil dabei zwei Kräfte aufeinanderprallen,
die gegnsätzlicher nicht sein könnten.
Auf der einen Seite steht menschliches Bedürfnis,
sich vertrauensvoll zu öffnen
(dito zunehmend gesellschaftliches Bedürfnis
nach Beton aufbrechender menschlicher Öffnung),
auf der anderen Seite stehen
Skrupellosigkeit bzw. verbrannte Kinder.

Gestern fragte ich einen schwulen Bekannten,
inwiefern ein Coming-Out denn wirklich sinnvoll sei.
Nicht dass ich keine eigenen Ideen dazu hätte,
aber ich wollte einfach Meinung
von jemandem dazu hören,
der sich sowohl intensiv wie aktiv
mit dem Thema auseinandergesetzt hat.
Vermutlich lag's an der Situation -
eher zwischen Tür und Angel -
dass mich seine Antwort nicht befriedigte.
Zusammengefasst lautete die so:
Es waren die 80er, da war das grade echte Welle.
Und jeder, der sich 'drückte',
galt als 'Klemmschwester', die nichts taugt.
Meine Entgegnung:
Ich bin erstens nicht homosexuell
und kann mich darum auch nicht
auf solche Welle aufschwingen
und zweitens katholisch sozialisiert worden,
weshalb ich Märtyrer nicht leiden kann.

Seine wie meine Antwort beschäftigt mich.
Denn egal, wie berechtigt meine ist -
er und seine Mitstreiter haben viel erreicht,
was auch vielen Nichtbetroffenen zugute kommt.
Ich war auch keine Sufragette
und wollte auch nie eine sein,
trotzdem haben diese Damen damals
das Wahlrecht für alle Frauen erkämpft.

Du merkst, ich bin mit dem Thema Vertrauen und Mut
auch noch Weilchen nicht durch ..... ;)

Schönen Samstag Dir im sonnigen Osten!
Das Leben ist schon auch sehr sehr schön. :umarm:
Lieben Gruß
 
AW: anderes wort für zeit

zu den Begrifflichkeiten:
Enige Stellen innerhalb der Kommunikationstheorie klassifizieren menschliche Kommunikation ua. in 3 Hauptkategorien

1. Der Plausch / smallTalk
2. Die Konversation
3. Das Gespräch

sowie in 2 Ebenen:

ad Rem (zum Inhalt)
ad Hominem (zur Person )

So dient der Plausch oder SmallTalk dazu möglichst schnell eine Beziehung auf menschlicher Ebene herzustellen bzw zu regenerieren. Ist eine längere Gesprächszeit zu erwarten so kann er auch zur Sondierung dienen inwieweit gemeinsame Themen/Interesse für den Übergang in ein Gespräch oder Konversation besteht.

Die Konversation ist am franz. Hof entwickelt worden und frönt die Idee sich in einer sozialen Hierachie möglichst gut plazieren zu können. Im Prinzip handelt es sich um die Fortführung der alten Ritterduelle die aber irgendwann wirklich nicht mehr zeitgemäß waren. Der scheinbare Bezug zur inhaltlichen Ebene dient ausschliesslich dem Ziel auf der persönlichen Ebene.

Das Gespräch wiederum dient der eigentlichen Informationsübermittlung auf inhaltlicher Ebenen. Eine zur Erscheinung tretende persönliche Ebene kann unter reifen Gesprächspartnern jederzeit thematisier und damit auf die inhaltliche Ebenen transformiert werden. Die Kunst der Gesprächsführung liegt ua darin immer wieder kurze Plauschphasen für die Regeneration der menschlichen Ebenen einzubringen ....

Das kannte ich so theoretisch nicht.
Aber es leuchtet mir durchaus ein.
Dankeschön für diese feine Fortbildung. :)

Nun hab ich daraufhin
mein Kommunikationsverhalten bisschen beleuchtet.
Ich benutze den Begriff 'Plaudern' sehr frei.
Er bedeutet für mich wohlfühlige Unterhaltung -
egal, wie tief diese geht.
(Auch in Oberflächenströmungen
existiert bekömmliches Klima.
Salat ohne Öl ist nur zerpflückte Pflanze.)

Dieser Satz
"Der scheinbare Bezug zur inhaltlichen Ebene
dient ausschließlich dem Ziel auf der persönlichen Ebene"

wirft für mich einmal mehr
die Frage nach der Bedeutung von Qualität im Gefüge auf.

Nicht das was einen Austausch sucht sondern eher menschliche Kontaktaufnahme aktiv verhindert - viele nennen es wohl auch besonders cool-sein.....

Ziemlich uncool, das ..... :rolleyes:
Trotzdem kenne ich Situationen,
in denen ich genau das auch tue.
Plaudern im Sinn von Smalltalk bzw. Konversation
ist ziemlich guter Abstandhalter.
Und Gründe für Abstand kommen nun mal vor.
Dann bin ich froh,
dass ich mit diesen Instrumenten umgehen kann
und sehe ansonsten zu,
mich ihnen nicht länger und öfter auszusetzen,
als mein Energiehaushalt empfiehlt.

Auch Dir einen entspannten Samstag. :)
 
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