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Philipp Mainländer

scilla

Well-Known Member
Registriert
19. April 2003
Beiträge
6.927
aktivdenker hat einen Namen genannt,
denn ich nicht kannte

Bei Schopenhauer erkenne ich diverse Fehlzünder, wie z.B. Philipp Mainländer, der sich erhängte und Nietzsche, der sich selbst aus dem Leben katapultierte.

ich habe recherchiert und folgende Aufstellung gefunden


http://www.buchtips.net/rez2774.htm

1. Gott wollte das Nichtsein.
2. Sein Wesen war das Hindernis für den sofortigen Eintritt in das Nichtsein.
3. Das Wesen, die vorweltliche Einheit, mußte zerfallen in eine Welt der Vielheit, deren zunächst lebendige Teile nach dem Nichtsein streben.
4. In diesem Streben hindern sie sich gegenseitig und kämpfen.
5. Die ganze Welt hat das Ziel des Nichtseins - sie unterliegt der kontinuierlichen Schwächung von Lebenskraft.
6. Jedes Individuum wird durch Schwächung seiner Kraft zu einem Punkte gebracht, wo seine Vernichtung erfüllt wird - unweigerlich. Das von Gott einst gewollte Nichtsein - nihil negativum - ist erreicht.

das ist Anti-Ontologie,
die allerdings im Punkt 5 einen Fehler macht

und zwar sehe ich als Geograph nicht,
daß das Leben immer schwächer wird

das Gegenteil ist der Fall,
das Leben breitet sich aus
und erobert neues Terrain,
wenn man es denn lässt

das Leben hat unseren Planeten soweit verändert,
daß man bereits aus dem Weltall die Sonderstellung der Erde erkennen kann

falls Mainländer mir entgegnen wollte,
daß es der verderbte Mensch in seinem Sinne schon noch richten werde,
würde ich ihm entgegnen,
1) daß es keinen evolutionären Grund zum Anthropozentrismus gibt
2) daß er wohl gestört sei, da er zwar seine eigene Art als schlecht ansehe,
dieses aber gut finde

http://www.buchtips.net/rez2774.htm

Kraft seiner unglaublichen Eingebung entwirft Mainländer die erste und einzige Metaphysik der Entropie, die in zahlreichen Punkten unser naturwissenschaftliches Weltbild vorwegzunehmen scheint.

das ist ein frecher Kommentar,
bedeutet dies doch,
daß das verbreitete 'naturwissenschaftliche Weltbild' anthropzentrisch und gestört ist
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: Philipp Mainländer

Hallo Scilla,

das ist ja ein Zufall oder doch das Schicksal? Wer weis das schon.
Eins steht fest: Mainländer wusste es nicht.

Er hat meiner Meinung nach einige Begrifflichkeiten zu wörtlich genommen. Insbesondere das "Nichts", welches bei mir auch "Alles" heißt, weil es das "Nichts" nun mal nicht gibt, weder in der physikalischen/materiellen Welt noch in der geistig-seelischen Welt.

Da fällt mir immer die Show von Hella von Sinnen und Hugo Egon Balder ein: "Alles nichts oder?!" wenn man dies mal rückwärts liest: oder nichts alles, wird doch klar, was das "Nichts" mit dem Alles zu tun hat, oder?

Das Buch "Vom Verwesen der Welt und andere Restposten" ist nur in kleiner Auflage erschienen und mich wundert es sehr, dass es überhaupt noch verfügbar ist. Der Kauf lohnt sich, weil es recht poetisch geschrieben ist und neben der "Philosophie der Erlösung", welches mit "Zum Geleit" beginnt dann im hinteren Teil eine Novelle und Tagebuchblätter seiner Soldatengeschichte enthält. (Novelle und Tagebuch habe ich noch nicht gelesen!)

Eins müssen wir Mainländer lassen, es ist konsequenter Pessimismus vom Allerfeinsten: Wer außer ihm, hat sich nach Vollendung seines Werkes selbst das Leben genommen? Es ging ja um "nichts" - so tragisch sich die Geschichte anhört, so schmunzelnd habe ich darin gelesen. Der Humor ist die Rettung, bevor das Denkfleisch noch verzweifelt.

Noch bemerkt, es handelt sich bei Mainländer um einen klassischen Autodikat in der Philosophie, weshalb er selbst in Fachkreisen lange Zeit recht unbekannt oder unbeachtet blieb. Infiziert wurde er von Schopenhauers "Welt als Wille und Vorstellung", die er in nur einer Nacht durchgelesen hatte und fortan beschloss, der "Paulus" dieses Verquerens zu werden. In den Jahren darauf arbeitete er Schopenhauer gründlich auf, beschäftigte sich mit der deutschen Mystik, mit Kants Kritiken, aber auch mit Klassikern wie Heraklit.
Nur wen las er nicht?
Weder Fichte, noch Schelling und Hegel schon mal gar nicht.
Hätte er mal besser getan, aber Schopenhauer warnte ja selbst vor Hegel, der einen vergiften würde. Dabei muss man wissen, dass solch Ausdrücke IMMER ein Ausdruck seiner selbst ist und Schopenhauer derjenige ist, der leider immer noch viel zu viele Menschen mit seinen Mega-Pessimismus geistig kontaminiert, um nicht vergiftet zu sagen.....ich höre schon das Gestöhne, das Gejammer, aber es ist MEINE MEINUNG, wie MEIN DENKEN FREI und DEKONTAMINIERT ist.

Lieben Denkergruß
Axl
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Philipp Mainländer

Aktivdenker
Eins müssen wir Mainländer lassen, es ist konsequenter Pessimismus vom Allerfeinsten: Wer außer ihm, hat sich nach Vollendung seines Werkes selbst das Leben genommen?
Jean Améry (Hand an sich legen).

Aber um bei Mainlaender zu bleiben: Man kann es ihm nicht uebel nehmen, das
er sich selbst erhaengt hat. Der folgte seiner Philosophie konsequent, hat sie
auch konsequent in die Tat umgesetzt.

Es ist schon interessant, wie der das mit dem Telos der Vernichtung erklaert,
die unorganische und organische Vielheit, welche die gegebene Kraftsumme
langsam schwaecht, indem sie sich gegenseitig die Kraefte rauben. Und das
alles Organische in diesem Ganzen nichts anderes ist, als das Mittel zum
Zweck. Wir sind eigentlich nur existent, um anderen organischen Individuen
durch Konflikte ihre Energie zu rauben, oder uns dieselbe rauben zu lassen. In
der Tat, der hoechste Energieverbrauch als blinder Wille der im Weltall vorzu-
finden ist. Durch Krieg, Konflikte, Aufreibungen der Sinne, Politik etc.

Ich fuehlte mich beim Lesen der Philosophie der Erloesung gefesselt, vielleicht
wie sich Mainlaender gefesselt fuehlte, als er Schopenhauers Welt als Wille
und Vorstellung begeistert las.

Gruesse,
Arthur Jules
 
AW: Philipp Mainländer

......

Ich fuehlte mich beim Lesen der Philosophie der Erloesung gefesselt, vielleicht
wie sich Mainlaender gefesselt fuehlte, als er Schopenhauers Welt als Wille
und Vorstellung begeistert las.

Gruesse,
Arthur Jules

Ich fühle mich nicht gefesselt, denn
1. Philosophie vermag nicht zu erlösen ...
2. Außerdem hatte Mainländer Schopenhauer an einer zentralen Stelle wahrscheinlich mißverstanden ...:dontknow:
 
AW: Philipp Mainländer

Ich fühle mich nicht gefesselt, denn
1. Philosophie vermag nicht zu erlösen ...
Donnerwetter wer hätte das gedacht? Schön dass Du das auch noch einsiehst in dieser heillosen Welt moebius
Gedanken allein können in der Tat nur wenig bewirken, wenn die entsprechende und ausführende Tat fehlt.
2. Außerdem hatte Mainländer Schopenhauer an einer zentralen Stelle wahrscheinlich mißverstanden ...:dontknow:
Was Du nicht alles weißt moebius. Das ist ja richtig enorm.

:liebe: :geist: :schaf:
 
AW: Philipp Mainländer

moebius
Ich fühle mich nicht gefesselt, denn
1. Philosophie vermag nicht zu erlösen ...
Aha. Der Tod bzw. das Nichtsein ist im Gegensatz zum Sein i. d. R. also keine
Erloesung. Soso. Philosophie die zu dieser Erkenntnis der Erloesung fuehrt, ist
also wirkungslos. Na dann.

moebius
2. Außerdem hatte Mainländer Schopenhauer an einer zentralen Stelle wahrscheinlich mißverstanden ...:dontknow:
Die da waere?
 
AW: Philipp Mainländer

1. Aha. Der Tod bzw. das Nichtsein ist im Gegensatz zum Sein i. d. R. also keine
Erloesung.
2. Soso.
3. Philosophie die zu dieser Erkenntnis der Erloesung fuehrt, ist
also wirkungslos.
4. Na dann.


5. Die da waere?

Zu 1.:
Wahrscheinlich ist für manche der Tod - für andere das Leben - und für wieder andere der Grund von beidem die Erlösung ...:schnl:
Zu 2.:
Jaja.
Zu 3.:
Für Mainländer immerhin hatte seine Philosophie die Wirkung, daß er in Heidelberg von einer Brücke gesprungen ist...
Zu 4.:
Narr-halla-marsch:clown3:
Zu 5.:
Schopenhauer hatte für die Verneinung/Überwindung des Willens zum Leben argumentiert/plädiert - aber nicht für den Freitod/Selbstmord !
Und er selbst hatte seine Philosophie bis zu seinem natürlichen Lebens-Ende am 21.09.1860 zu leben versucht ...
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Philipp Mainländer

Schopenhauer hatte für die Verneinung/Überwindung des Willens zum Leben argumentiert/plädiert - aber nicht für den Freitod/Selbstmord !
Und er selbst hatte seine Philosophie bis zu seinem natürlichen Lebens-Ende am 21.09.1860 zu leben versucht ...

Wie kommst Du darauf, dass dies Mailänder mißverstanden hat? Seinen Suizid könnte man nur als ein Mißverstehen interpretieren, wenn Mailänder das Ziel gehabt hätte von Schopenhauer in keinem Punkt abzuweichen. Da er dies anscheinend nicht hatte, kann man feststellen: Schopenhauer hatte die eine Meinung zum Suizid, Mailänder eine andere. Ein Mißverständnis sehe ich da nicht.

Mailänder hatte sogar die klarere Meinung. Schopenhauer bleibt auf diesem Gebiet eher nebulös und inkonsequent; dies verdeutlicht folgender Spruch von ihm: "Das Leben ist ein Pensum zum abarbeiten."
 
AW: Philipp Mainländer

.....

Mailänder hatte sogar die klarere Meinung. Schopenhauer bleibt auf diesem Gebiet eher nebulös und inkonsequent; dies verdeutlicht folgender Spruch von ihm: "Das Leben ist ein Pensum zum abarbeiten."

Eben - und deshalb hätte er (SCHOPENHAUER) auch den Suizid nicht akzeptiert...:lachen:

Und hier noch ein weiteres Argument gegen den Suizid und Mainländers Philosophie:

Wenn Leben = Leiden ist (buddhistische Grundgleichung) und Leiden durch den Willen erzeugt wird, kann das Leiden nicht durch einen Willensakt (= Entschluß zum Suizid) beseitigt werden ...:nein:
 
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AW: Philipp Mainländer

Eben - und deshalb hätte er (SCHOPENHAUER) auch den Suizid nicht akzeptiert...:lachen:

Und hier noch ein weiteres Argument gegen den Suizid und Mainländers Philosophie:

Wenn Leben = Leiden ist (buddhistische Grundgleichung) und Leiden durch den Willen erzeugt wird, kann das Leiden nicht durch einen Willensakt (= Entschluß zum Suizid) beseitigt werden ...:nein:

Um das Überzeugend zu finden, muss man erst einmal die Prämissen akzeptieren. Was wahrscheinlich nicht allzuviele Menschen tun werden.
Leiden kommt unabhängig vom Willen vor, also ist diese Argumentation ohnehin gegenstandslos.

Außerdem führt nicht der Entschluss zum Suizid zur Aufhebung des Leidens, sondern der Suizid. Auch dann wenn die Formel, dass der Wille zum Leiden führt, zutreffend wäre. Denn mit dem Tod erlischt der Wille.
 
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