AW: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer sind wir?
Hallo Leute!
Früher hätte ich auf diese Fragen schnell und mit Überzeugung antworten können, heute, mit 61, fällt es mir nicht leicht, darauf eine Antwort zu geben.
Wer ich bin, kann ich nicht sagen, woher ich komme, weiß ich auch nicht, aber wohin ich gehe, schon: in den Tod.
Ob es ein Leben danach gibt, entzieht sich der Beurteilung meines Bewusstseins und ob ich das Leben davor mit Sinn erfüllt habe, darüber bin ich mir nicht im Klaren.
Tröstlich ist, dass ich glaube, in meinem Beruf sinnvoll tätig gewesen zu sein, als Vater von drei Kindern war ich weniger erfolgreich, doch richtig verbockt habe ich das wohl nicht. Sie kommen uns regelmäig besuchen und wir können uber vieles reden. Bei der Gelegenheit fressen sie uns den Kühlschrank leer.
Ich weiß mehr und gleichzeitig weniger als in jungen Jahren, als ich glaubte, ich könne die Welt verbessern.
Die Weltverbesserer vergessen jedoch oft, bei sich selber anzufangen.
Stimmt, meine Wenigkeit nicht ausgenommen!
Hallo Raphael,
der Du der bist, der durch den Liebesakt Deiner Eltern entstanden bist,
und der Du der bist, der den Namen trägt den sie Dir gegeben haben.
Hier bist Du auch der, der den Namen Raphael trägt und seinen Gedanken freien lauf läßt.
Du bist auch der, der glaubt, beruflich Sinnvolles getätigt zu haben.
Und wenn das nach Deiner inneren aufrichtigen – also nicht selbstbelügenden – Überzeugung stimmt,
dann bist/darfst Du auch der (sein), der die Welt im kleineren Bereich doch etwas verbessert hat,
in dem Du sinnvolle Bildung - und sicherlich auch sonst viel Gutes - verbreitet hast.
Du bist auch der, der Kinder gezeugt hat und glaubt, als Vater weniger erfolgreich gewesen zu sein.
Aber, so nehme ich an, Du bist jetzt auch der, der froh ist, daß Deine Kinder - welche Deinen
Kühlschrank leer fressen
- Dich jetzt besuchen - und mit ihnen vieles reden kannst. Schön.
Du bist also der, der denkend - selbsterkennend nicht ohne Splitter und Kerbholz - dieses und jenes getan hat,
so wie viele Milliarden von Menschen mehr oder weniger auch.
Bescheidener betrachtet, bist Du der, der nicht nur Sinnloses gedacht und getan hat.
Als Mensch kann ich den kleinsten Splitter im Auge meines Nächsten finden und zwar deshalb, weil ich den Balken in meinen Augen nicht zu übersehen vermag und ihn gut kenne. Der macht nicht blind für Fehler, im Gegenteil!
Das Paradoxe ist, dass man mit einem Brett vorm Kopf mehr sieht als ohne, aber nur Fehler und Mängel bei anderen, die werden umso deutlicher wahrgenommen, je größer das eigene Kerbholz ist.
Hier wollte ich eigentlich nichts hinzufügen, weil einfach vortrefflich erkannt!
Nur so viel, ich will nicht ausschließen, daß noch weitergehend, steigernde Erkenntnisse möglich sind.
Zum Fettgedruckten darf ich sagen: Kann sein, muß aber nicht.
Beispiel: Gandhi.
Gandhi, dem man nicht nachsagen kann, daß er allzu große Bretter vorm Kopf gehabt hätte,
meinte sprüchlich:
"Mir war es eine Gewohnheit zu ignorieren was mir mißfiel - und zu realisieren was mir zusagte"
Soll also heißen, daß er durchaus Fehler und Mängel erkennen konnte, sich aber nicht darin verloren hat,
und so auch viel realisieren konnte. Meine ich halt.
Klar ist mir aber, wie Du sagst, wenn man die eigenen Fehler nicht sieht, man umso mehr die anderen sieht.
Das Beispiel Gandhi, so mein Eindruck nach nochmaligen lesen, ist fast fehl am Platz. Aber ich lass es mal so stehen.
Zu mir noch. Ich erlaube es mir nicht, auszuschließen, daß ich vielleicht unbewusst immer noch ein oder mehrere Bretter
vor dem Kopf haben könnte! Wenn man aufmerksam gemacht wird, und es tut weh, dann ist`s (meistens) eines.
So meine Erfahrung.
mfG
von einem, der zirka drei Jahre jünger ist.