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Wie trefft ihr Entscheidungen für euren Lebensweg?

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AW: Wie trefft ihr Entscheidungen für euren Lebensweg?

Ich möchte weniger von den Lebensentscheidungen sprechen, als von den beruflichen, denen des Alltags.

(...)

Damit sind aber auch viele Entscheidungen, die mein gesamtes Leben bestimmen, vorgezeichnet...

Gruß
Zwetsche

Lieber Zwetsche!
Ich bin der Ansicht, dass die alltäglichen Entscheidungen genau die sind, die unseren Lebensweg gestalten.
Auch wenn du sagst, da ist vieles schon durch deinen Beruf vorgegeben, immerhin hast du diesen Beruf gewählt.
:blume1:
 
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen für euren Lebensweg?

@Hallo Roberto!

Deine Sprache und deine Formulierungskunst kommen ohne meinen Kommentar aus.
Ich danke dir, dass du uns in die Wege deiner Entscheidungsfindung einen kleinen Einblick gewährt hast.
:blume1:
 
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen für euren Lebensweg?

Hallo miteinander,

Roberto stellte schon fest, dass gefühlsmäßiges Abwägen und das Bedürfnis nach verstandesmäßiger Aufschlüsselung der bewusst nachvollziehbaren Anteile der Wirklichkeit, in deren Rahmen sich die eigentliche Entscheidung einbettet, oftmals scheinbar in unliebsamer Konkurrenz zueinander stehen - sich offenbar schlecht ergänzen.

Das ist sicherlich richtig, jeder wird das Gefühl der Überforderung kennen, wenn man versucht ist, eine wichtige Entscheidung verstandesmäßig zu ergründen, ein Sammelsurium an er- und gefundenen Beweisgründen sachlich zu erwägen.

Ich selbst habe dabei die Erfahrung gemacht, dass die Fähigkeit zur wirksamen Problemlösung eng mit dem Selbstbewusstsein eines Menschen gekoppelt scheint. Ein bedeutsamer Hemmschuh der Entscheidungsfindung ist meineserachtens ein Misstrauen in die Möglichkeit, seine Lebenswirklichkeit selbst verändern zu können. Die Entscheidungsfreudigkeit nimmt also dann rapide zu, wenn ein Mensch die (seine) Wirklichkeit als durch sein Handeln sinnvoll veränderbar ansieht.

Ist dies nicht der Fall, so werden für Entscheidungen gerne vorgefertigte Problemlösungen verwendet, was zur Folge hat, dass die eigene Wirklichkeit fremdbezogener wird, sich also stärker an dem Handlungswillen anderer Menschen orientiert.

Meine Überlegung ist, dass sich Verstand und Gefühl vor allem dann im Wege stehen, wenn der Mensch jene Anteile seiner selbst nicht selbstbewusst anzuwenden vermag. Das Problem der Unvereinbarkeit von Vernunft und Gefühl ist also möglicherweise vor allem das Problem eines mängelbehafteten Selbstbezugs.

An dieser Stelle muss ich den Begriff des Selbstbewusstseins problematisieren. Ich denke, dass gerade die unbewusste Selbsterfahrung - vor allem in frühen Lebensjahren - für das spätere Umgehen mit dem, was man darstellt, entscheidend ist. Habe ich also früh schon erfahren, dass ich einen unhinterfragbaren Wert besitze und mein Dasein als solches, ungebunden von verstandesmäßigen Bedingungen, begrüßt wird, dann sind womöglich die wichtigsten Schritte getan, um einen ausgewogenen Umgang mit den eigenen Möglichkeiten - so auch Verstandesanteilen und Gefühlsanteilen - zu gewährleisten.

Ich selbst habe eine solchen Selbstwert als Kind kaum erfahren, mein Selbstwertgefühl war entsprechend gering und ich traf im Grunde keinerlei selbstbezogene Entscheidung. So geriet ich in einen Beruf, der für mich kaum geeignet war und quälte mich jahrelang in einem Leben herum, das nicht meinen eigentlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten entsprach. Ich scheine jedoch das Glück zu haben, mir auch in späteren Jahren einen Selbstbezug erarbeiten zu können, so dass ich mittlerweile ein Leben führe, in dem ich mich zunehmend wohler fühle. Mitunter liegt das daran, dass ich vermehrt selbstbezogene und grundlegende Entscheidungen traf und treffe.

Beste Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen für euren Lebensweg?

  • Wie trefft ihr diese Entscheidung, was beeinflusst euch, wonach setzt ihr Prioritäten?
  • Ist es uns immer bewusst, wonach wir uns orientieren, wenn wir z.B. vor der Entscheidung stehen, wie wir unser Geld verdienen wollen?
  • Oder wo wir wohnen wollen? Oder was wir in unserer Freizeit tun wollen?
  • Überlegen wir, was vernünftiger ist, oder handeln wir spontan aus dem Bauch heraus?
  • Richten wir uns eher nach den leicht erreichbaren Zielen, oder lieben wir es, wenn’s ein bisschen schwieriger wird?
  • Lassen wir uns auch durch Gefühle und Beziehungen zu einem Richtungswechsel bewegen?

JEDER Tag, JEDE Stunde, ich würde sogar fast behaupten JEDE Minute treffen wir Entscheidungen. Viele scheinen das ja irgendwie mit dem Job zu verbinden, doch ist schon die Art des Aufstehens eine Entscheidung. Stehe ich gleich auf? Dreh ich mich noch mal rum? Diejenigen, die mit einem fröhlichen „Gottseisgelobt“ aus dem Bettlein hüpfen und dies tagtäglich, haben sich AUCH erstmal dazu entscheiden müssen, dies so zu tun und es ist nun automatisiert, aber dennoch eine WAHL aus den verschiedenen Möglichkeiten, die sich bieten.

ICH habe mich gerade dazu entschieden, erst den Beitrag hier zu schreiben und mir DANN die Haare zu kämmen, ich bin also völligst tohuwabohu-ig, habe aber entschieden, dass ich das gerade so will.

Sobald man eine Türe durchschritten hat, kommt normalerweise ein neues Paar Türen. Manche stößt man unbewusst auf, als REAKTION auf etwas, manche bewusst als AKTION, wobei es auch durchaus bewusste Reaktionen und unbewusste Aktionen gibt. Bei manchen hat man danach zwei Möglichkeiten, bei manchen mehrere. Das ganze Leben ist eine einzige Entscheidungsfindung. Wenn vorsichtige Menschen darüber nachdenken würden, wie viele Entscheidungen am Tag getroffen werden müssten…es könnte sein, dass sie sich in ihr Bett verziehen und die Decke über die Köpfe werfen… ;)

Ich würde von mir behaupten, dass ich die meisten großen und wichtigen Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffe. Ich höre in mich hinein, auf mein Gefühl, und wenn dieses stimmt, worauf ich mich in 99% verlassen kann, dann entscheide ich mich dementsprechend. Ich habe erst ein paar Entscheidungen getroffen, bei denen ich mir nicht hundertprozentig sicher war, nicht auf meinen Bauch gehört habe, oder wo die Vernunft eine Rolle spielte…und genau DIESE Entscheidungen habe ich später bereut. An einer knabbere ich heute noch.

Was den Beruf angeht, habe ich mich dafür entschieden, was mir SPASS macht. Der Beruf einer selbständigen Musikerin ist nicht leicht. Ich wusste aber, dass ich was auf dem Kasten habe, habe mich gegen meine Eltern dafür entschieden und sie dann triumphierend eines Besseren belehren können. Ich trete also für meine Entscheidungen auch ein, zeige mich dafür verantwortlich.

Generell bin ich niemand, der eine Entscheidung aufgrund des „einfachsten Weg und des geringsten Widerstands“ trifft. Ich treffe sie so, dass sie mir nützen und anderen Menschen nicht zuviel Schaden zufügen. Wobei man meist mit einer Entscheidung auch den Anderen benachteiligt. Ergreife ich eine Chance, ist sie oft für jemanden Anderen passé. Nehme ich zwei neue Schüler auf, obwohl ich voll bin? Wenn ja, bekommt sie ein Klavierlehrer, der momentan Geldnot hat, nicht. Nur als Beispiel. Will ich das Haus kaufen, in dem schon sieben Paare zur Ansicht waren, ich aber als erstes gesagt habe, dass ich es will und somit den Traum von Anderen wahrscheinlich zerstöre?

Entscheidungsfindung ist also auch immer etwas Egoistisches in Wechselwirkung mit dem Leben…den Menschen, die im näheren Entscheidungsumkreis befindlich sind.

Der Entscheidende lässt sich sicher auch von Gefühlen lenken, da sie zu einem dazu gehören.

Ich habe mich vor ein paar Monaten entschieden, gefühlstechnisch einen neuen Weg einzuschlagen, der mir viele Schwierigkeiten und auch viel Leid bringt. Ich habe mich also bewusst, auf Gefühlen, Herz und Bauch basierend, dazu entschieden und es ist für mich ein MUSS, diese folgenden Schwierigkeiten zu ertragen, das Leid, den Trennungsschmerz, die Warterei….doch ich tue es GERNE. Ich weiß, worauf ich warte und dass es sich mehr als nur lohnt. Und das Schöne: ich werde belohnt. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. Jeden Moment meiner Zeit erfahre ich, dass diese Entscheidung eine richtige war. Oft hängen Leid und pures Glück bei Gefühlsdingen sehr nahe beieinander. Sicher, der einfachere Weg hätte mir viele Tränen erspart…doch mir auch mein größtes Glück verhindert. Man muss das tun, was für einen am besten ist. Und auch wenn das erstmal über einen holprigen Weg geht und die Türen mit Nägeln beschlagen sind…wenn man dafür ins Paradies einziehen darf, lohnt es sich. JEDE Wunde lohnt sich. Diese Entscheidung ist die beste, die ich je getroffen habe.

  • Sind wir leicht zu bewegen oder eher starr und unbeweglich, wenn Veränderungen notwendig wären?
  • Sind wir immer „dagegen“ oder folgen wir alten Gewohnheiten?

Ich halte mich für einen offenen, flexiblen Menschen, der seinen Weg geht. Ich bin leicht zu bewegen, wenn etwas bewegt werden muss, starr und unbeweglich, wenn ich für mich dadurch keinen Vorteil sehe oder gegen etwas bin. Doch ich prüfe es vorher gut, wäge jede Seite ab…immer dagegen bin ich sicher nicht, von Traditionen, nur um der Tradition Willen, halte ich gar nichts. Allerdings verändere ich auch nicht, nur um der Veränderung Willen, weil das als so fortschrittlich, modern und weltoffen gilt. ;)

So…und nun kämme ich mir die Haare.
 
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen für euren Lebensweg?

Ich muss nochmal eine Frage stellen. Zur Praxis zurück kommen. So theoretisch, wie ihr es beschreibt, sehe ich es sonst auch, hätte hier aber mal eine Frage eines nicht hungrigen Menschen, der im Restaurant sitzt und eine Speise wählen soll, jedoch weiß, dass er irgendwann aus dem Lokal fliegt, wenn er nicht wählt:

Wenn der Verstand unablässig grübelt und es als (böseböses) Ausweichen/Niederlage versteht, wenn er sich aus der so scheinbar unlösbaren Aufgabe zurückzieht, wie macht man es ihm dann klar oder was kann man tun, um ihm dieses „leg dich mal ne Weile hin“ zu erleichtern?

Ich weiß nicht, in wie weit ihr euch beobachtet. Der Verstand neigt dazu, sich an manchen Sachen so festzubeißen, dass ihn eigentlich nur ein „einfach losrennen“ mit anschließendem Scheitern, körperlichem/seelischem Ausfall o.ä. zur Ruhe bringt. Manche Krankheit scheint daraus geboren. Er neigt (bei jedem Menschen bei anderen Themen) dazu, absolut NICHT locker zu lassen. Was macht ihr denn, wenn ihr so etwas bei euch bemerkt. Ist es generell nicht ein Problem, dass der Verstand das zu entscheidende/lösende Problem IMMER als zu wichtig empfindet? Findet sich vielleicht bereits darin die Lösung?

Aus meiner Elfenbeinturmsicht würde ich sagen, wenn du nicht weist, wie das Problem zu lösen ist, dann entscheide jetzt nichts. Du wirst merken, dass es auch ohne eine Lösung weiter geht. Die Lösung wird sich einstellen, wenn du aufgegeben hast, zu wählen. Soweit die Theorie.

So. Und jetzt. Wie verbindet ihr den Moment, wo ihr nicht hungrig seit, mit dem Problem des „welche Speise esse ich“. Kann man dem Gast raten, er solle beruhigt gehen und wiederkommen, wenn er hungrig ist?

Viele Grüße
Bernd
 
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen für euren Lebensweg?

Hallo Bernd,


"[...] eine Frage eines nicht hungrigen Menschen, der im Restaurant sitzt und eine Speise wählen soll, jedoch weiß, dass er irgendwann aus dem Lokal fliegt, wenn er nicht wählt:[...]" (Bernd)

In der von Dir beschriebenen Situation sieht sich ein Mensch vor eine Entscheidung gestellt, die seinen körperlichen Bedürfnissen auf jeden Fall - denn: er ist satt - und wohl auch seinen seelischen entgegenläuft - er möchte sich ausruhen, entspannen und nicht zu einer unangenehmen Entscheidung genötigt sein.

Außerdem wertet dieser Mensch ein Ablehnen des Essens - was am bedürfnisgerechtesten wäre - als "böseböse", also nicht akzeptabel. Das zeigt wie ich finde auf, dass dieser Mensch - bezogen auf die fiktiv konstruierte Situation - die Entscheidung sehr stark von einer angenommenen Erwartungshaltung seiner Umgebung abhängig macht. Er hat offenbar angst, aus dem Lokal verwiesen zu werden und sich hierdurch als Verlierer zu entlarven, wenn er sich entgegen den angenommenen Normen (in einem Lokal hat man gefälligst brav zu bestellen und zu essen) verhält.

An dieser verstandesmäßigen Wertung hat sich der fiktive Restaurantbesucher also "festgebissen" und ist daher, so Deine Schlussfolgerung, fast schon dazu genötigt, einen Ausweg in völliger Teilnahmslosigkeit zu suchen, da jegliches Handeln - aus seiner Sicht - nachteilbehaftet wäre.

Dieser Mensch kennt offenbar keinerlei Alternativen, er sieht das Zwischendrin nicht, allein zwei Möglichkeiten - bestellen oder nicht bestellen - kommen für ihn überhaupt in Frage. Das Beispiel ist daher meineserachtens alles andere als praxisnah, sondern eben fiktiv; es sei denn, Du möchtest eine auf ein Individuum bezogene psychische Störung exemplarisch darstellen.

Ich tendiere dazu, ein solches Verbeißen in Ausweglosigkeiten - das endlich von Phlegmatismus gekrönt wird - als Lebensangst zu betiteln. Womöglich fußend auf einem - und hier muss ich auf meinen vorherigen Beitrag verweisen - mängelbehafteten Selbstbezug.

Ein Mensch, der seine elementaren Bedürfnisse angemessen wertet und Alternativmöglichkeiten kennt, der wird - sofern er satt ist - eine Kleinigkeit bestellen oder eben nur ein Getränk, ohne dabei dieses Verhalten als unpassend zu empfinden: er handelt bedürfnisgerecht, selbstgerecht und somit wird er, falls nötig, auch in der Lage sein, den Kellner höflich um Verzeihung zu bitten, da er wohl seinen Appetit überschätzt hat und das Restaurant zu einem späteren Zeitpunkt wieder wird aufsuchen müssen.

Vielleicht ist das Beispiel des satten Restaurantbesuchers etwas unglücklich gewählt. Ich kenne Situationen, in denen man in akute Entscheidungsnot gerät, auch kenne ich Menschen, die arge Probleme haben, Entscheidungen zu treffen. Ein geeignetes Beispiel hierfür ist wohl das Schachspiel, ein Spiel, das fortwährend Entscheidungen verlangt. Oft ist vom Spieler selbst nicht wissbar, welche Entscheidung die tatsächlich bessere wäre, da man die Möglichkeitenvielfalt des Spiels nicht weit genug überblicken kann. Gerät man dann in Entscheidungsnot, so folgt fast zwangsläufig die Zeitnot (die Bedenkzeit ist bei Turnierspielen beschränkt) und das gesamte Spiel ist gefährdet.

Wenn man also vor dem Schachbrett sitzt, vor einer interessanten und komplexen Stellung grübelt, dabei zwei oder drei Ideen hat und diese für gleichwertig hält, dann ist es - meiner Meinung nach - in der Hauptsache eine Frage der Selbstsicherheit, welchen dieser scheinbar gleichwertigen Züge (Pläne) man zu welchem Zeitpunkt ausführt. Dabei muss man sich selbst sehr gut einzuschätzen wissen - also die eigenen Möglichkeiten reflektieren und dann entscheiden, ob man eine Stellung etwa noch tiefer analysieren kann oder sich dabei gegebenenfalls überfordert und nur unnötig Bedenkzeit verlöre.

Hier prallen also sowohl objektive Entscheidungskriterien und intuitive Anteile aufeinander. Beim Schachspiel gewinnt in der Regel derjenige Spieler, der den objektiv einwandfreisten Zug findet (die Feldkontrolle gemäß dem Spielziel am effektivsten zu nutzen weiß), allerdings ist der Spieler kaum in der Lage, den objektiv besten Zug zu berechnen.

Er kann aber eine Entscheidung treffen, die den eigenen Möglichkeiten am ehesten entspricht und das kann unter Umständen ein Zug (Plan) sein, der nicht der objektiv - sondern nur der situativ (bezogen auf den Spieler) - der beste ist.

Das aber - so vermute ich -verlangt nach einer guten Selbsteinschätzung, ein Selbstbezug, der nicht vornehmlich nach objektiven Wertungskriterien schreit, muss gegeben sein.

Beste Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen für euren Lebensweg?

Eine gute Frage, naja eher viele gute Fragen...
Da komme ich nach langer Zeit mal wieder gucken und lande prompt in einem Thread, der bei mir momentan passender nicht sein könnte.

Ich hatte in den letzten Wochen viele Entscheidungen zu treffen, -meist wohl die falschen, aber das wird sich noch zeigen- und bei vielen Dingen habe ich einfach entschieden, nichts zu entscheiden, hab sie erstmal verdrängt, vertagt...mal sehn.

Allgemein halte ich mich immer für einen Bauchmenschen, von daher frage ich mich, ob man Entscheidungen allein aufgrund seines Verstandes bzw. des Auf- und Abwägens einer "Sache" treffen kann. Ist es nicht am Ende doch immer der Bauch, der die Entscheidung trifft und mal sind diese von Verstand begleitet und mal von Gefühl? (oder beidem...)

Ich habe in der letzten Zeit eine meiner engsten Freundschaften verloren. Aufgrund eines eigentlich zu klärenden Mißverständnisses von beiden Seiten tat sich eine ziemliche Kluft auf. Die Vernunft sagt: Du hast eingesehen, dass sie es falsch verstehen konnte, das war deine Schuld. Du hast dich entschuldigt. Sie hat dich dennoch vorverurteilt ohne das Gespräch zu suchen, sie hat sich dafür -für ihre Fehleinschätzung- nicht entschuldigt. Schliesse das Thema ab.

Soweit die Vernunft.
Die Emotionen sagen, sie hat etwas gedacht, wo mir allein der Gedanke, dass sie so etwas von mir überhaupt denken kann, richtig weh tut. Sie hat mich damit so tief verletzt, das sämtliche Basis kaputt ist. Dennoch sagen die Gefühle auch, ich will diesen Verlust der Freundschaft nicht. Kann ich es ihr übel nehmen, dass sie sich selber ein Bild machte, aufgrund der ganzen verfahrenen Situation? Hätte ich das nicht auch gemacht? Aber will ich Freundschaft zu jemandem, der mich von heute auf morgen anders sieht, der mich doch noch immer nicht wirklich kennt und mir vertraut?

Ich habe diese jahrelange Freundschaft nach einem klärenden Gespräch beendet.
Was war es nur für eine Entscheidung? Es war eine die mir noch immer nicht gut tut. Gefühl? Verstand?

Wo waren meine Prioritäten bei dieser Entscheidung?
Ich weiß es nicht.

Eine andere Freundschaft, die Beste, die Nächste, die von der ich hier auch öfter erzählte, befindet sich ebenfalls in der Krise. Auch hier steht, so sagt mir mein Bauch, bald eine "Entscheidung" an.
Ich fürchte ich habe mich in den letzten Monaten einfach sehr verändert, bin ernster geworden, habe mich für meine beruflichen Ziele entschieden (aus Vernunft und absolutem Willen), ein Geschenk für meine Familie und mich, dadurch leidet natürlich alles Äußere sehr viel, ich bin nicht mehr so "parat" wie Freunde mich sonst so kennen.

Lili, ich weiß absolut nichts mehr über meine Entscheidungen.
Ich treffe sie einfach, mal falsch mal richtig, mal weiß ich warum, mal muss ich mir selber im nachhinein Gedanken machen, was nun eigentlich der Grund für dieses oder jenes Handeln war.
Was ich dabei verloren habe, bei all den Entscheidungen der letzten Wochen, beruflich und privat, das weiß ich aber:
Große Teile meines Lächelns und meiner inneren Ruhe.

Als ich noch der Meinung war überwiegend reine Bauchentscheidungen zu treffen, hatte ich beides noch!


Ich grüße euch herzlich, ihr "Alten" aber auch ihr "Neuen"
Bis -hoffentlich- bald...
Yvi

PS: Für die, die mich vermisst haben -falls ihr mich überhaupt noch vermisst-, seid mir nicht böse, dass es heute nur ein Beitrag war. Ich melde mich per PN, bald, versprochen!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen für euren Lebensweg?

Liebste Yvi, Salemio,

mich hast du heute am späten Abend glücklich gemacht mit deiner Entscheidung hier wieder zu schreiben!
Du bist die älteste Freundschaft unter den mir wirklich teueren Freunden die ich hier im Forum habe. Manche kann ich gar nicht mehr als virtuell betrachten, so geht es mir auch mit dir.
Es geht mir etwas besch...eiden gesundheitlich zur Zeit - manchmal melde ich mich nicht so regelmäßig bei meinen Lieben hier - vielleicht auch aus dem Gefühl ich könnte versucht sein ihnen etwas vorzujammern.
Aber dir kann ich doch in Dur und Moll ein Klageliedchen vorsingen, denn wenn ich so alle möglichen Jammereien diese Tage nur für mich mal einstimmte, dann war auch immer das Liedchen ...und Salemio ist auch weg :weinen2: dabei.

So, und jetzt bin ich wirklich guter Laune. Ich schreibe dir sicher auch persönlich diese Tage. Vorläufig Danke für deinen Beitrag.

:kuss1: Miriam
 
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AW: Wie trefft ihr Entscheidungen für euren Lebensweg?

Ich hatte in den letzten Wochen viele Entscheidungen zu treffen, -meist wohl die falschen, aber das wird sich noch zeigen- und bei vielen Dingen habe ich einfach entschieden, nichts zu entscheiden, hab sie erstmal verdrängt, vertagt...mal sehn.

Allgemein halte ich mich immer für einen Bauchmenschen, von daher frage ich mich, ob man Entscheidungen allein aufgrund seines Verstandes bzw. des Auf- und Abwägens einer "Sache" treffen kann. Ist es nicht am Ende doch immer der Bauch, der die Entscheidung trifft und mal sind diese von Verstand begleitet und mal von Gefühl? (oder beidem...)

Was ist überhaupt eine Entscheidung? Ich glaube, dazu muss es mehrere Wege geben, die man nicht glz. gehen kann, meist sind auch die Türen zu den einzelnen Wegen nicht lange offen, und es tun sich auch laufend neue Wege auf. Das ist es, was das Entscheiden so schwierig macht, dass es vom Verstand allein gar nicht bewältigt werden kann.

Nur das Gefühl bewältigt unüberschaubar Kompliziertes. Daher entscheidet immer das Gefühl, auch wenn es sich dabei vom Verstand ein wenig Rat zu einzelnen Details holt.

Ich habe diese jahrelange Freundschaft nach einem klärenden Gespräch beendet. Was war es nur für eine Entscheidung? Es war eine die mir noch immer nicht gut tut. Gefühl? Verstand? Wo waren meine Prioritäten bei dieser Entscheidung? Ich weiß es nicht.

Eine andere Freundschaft, die Beste, die Nächste, die von der ich hier auch öfter erzählte, befindet sich ebenfalls in der Krise. Auch hier steht, so sagt mir mein Bauch, bald eine "Entscheidung" an.

Wenn man eine Freundschaft "beendet", dann spricht man wahrscheinlich bloß aus (und macht sich bewusst), dass sie einfach zu Ende ist. Das ist wie mit einer Grabesrede: der Tote ist ja auch nicht an der Rede gestorben, der war vorher schon tot.

lg Frankie
 
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