AW: Wie lange noch?
Ich frage mich, wie lange wir uns noch von den Politikern verarschen lassen. Entschuldigt diesen Ausdruck, aber mir fällt kein anderer ein.
Oder wie würdet Ihr die neueste Statistik der Arbeitslosen in Deutschland nennen?
Jubel, Jubel - die Zahlen sinken und das in einer Rezession.
Schulterklopf - was sind wir doch für tüchtige Politiker.
Aus 5,2 Mio machen wir durch geschickte Umschichtungen 3,4 Mio - das Volk jubelt.
Oder doch nicht?
lg.eule
Hallo Eule,
liebe Wähler,
es zeigt sich in Zeiten wie diesem Superwahljahr 2009 (Europawahl, Bundestagswahl, 4 Landtagswahlen und diverse Kommunalwahlen), dass die Politiker den politischen Geschehen eine besonders perfide Maske aufsetzen, um sich möglichst im besten Licht zu präsentieren und zu gefallen.
Die Berechnung zur Ermittlung der Arbeitslosenquote wurden - soweit ich informiert bin - während der Regierung Kohl zweimal zu Gunsten der Regierenden geändert. Auch in der Amtszeit Schröder wurde die Berechnung durch die Harz-Reformen umgestellt.
Eigentlich ist der Name "Arbeitslosenquote" schon irreführend, weil eben nur jene Empfänger des Arbeitslosengeld I in diese Berechnung hineinfallen und Praktikanten, Umschüler, Harz IV - Empfänger und andere sozialbedürftige Personen nicht mehr berücksichtigt werden.
Die Komplexität der gesamten politischen Strukturen kann der Otto-Normal-Verbraucher auch nur ansatzweise verstehen. Insbesondere die breiten Medien haben an einer verzerrten und reduzierten Berichterstattung mit gerichteten Aussagen auch einen großen Anteil. Ferner erhalten die einzelnen politischen Personen einen "Maulkorb", um der politischen Stimmung seiner Gruppierung nicht entgegen zuspielen.
Die Rhetorik und relativierende Begriffsauslegung ist so gut angelegt, dass man meint, jene Politikern, welche am wortgewandtesten sich äußern, könnten recht haben. Und umgekehrt gilt, dass der ehrliche Politiker, welcher sich keiner schöÖöngefärbten Versprechungen bedient, kaum Gehör findet.
Wie lange wollen wir uns die Verarsche denn noch antun?
1. Bis jene Politikverdrossenheit der allgemeinen Bevölkerung so groß ist, dass man Protestparteien wählt, wobei dies in der historischen Betrachtung in der Zeit der Weimarer Republik zu Zersplitterung des Parlamentes und im Anschluss zum Nationalsozialismus geführt hat.
2. Bis jene "Nichtwähler" - die derzeit wohl die größte Gruppierung rechnerisch erhalten - ihre politische Verantwortung wahrnehmen und von ihrem Recht auf Wahl Gebrauch machen. Aufgrund der immer geringer werdenden Wahlbeteiligungen gewinnen die kleinen Parteien an Gesamtstimmen und dies führt dazu, dass es eben sehr schwierig ist, ein politisches Konzept umzusetzen, weil die Mehrheiten fehlen.
Das Fehlen der Politiker, die nicht nur gut reden, sondern auch in der Lage sind eine sozialgerechte
UND freiheitliche politische Grundstruktur zu schaffen, so wie beispielsweise Ludwig Erhard, merkt man in Krisenzeiten ganz besonders. Seit Helmut Schmidt sind die Visionäre im politischen Geschehen durch relativierende Pragmatisten und Rationalisten abgelöst. Daher geht es nicht um das BESTMÖGLICHE, sondern nur um das kleinstmögliche Übel.
Die Wichtigkeit der Europawahl ist den Bürgern gar nicht so bewusst. Die Tragweite Europas ist derzeit für über 80 % aller Gesetzesvorlagen verantwortlich.
Daher gilt mein Aufruf für alle:
Unbedingt wählen gehen!
Gerade im Europaparlament stehen diverse weitreichende Weichenstellungen bevor, die uns noch lange in aller Konsequenz verfolgen werden.
Über die Arbeitslosenquote würde ich mir keine besonderen Gedanken machen, da diese Zahlen über die wirkliche politische Arbeit auch keine direkten Aussagen treffen. Die Politik schafft nur die Rahmenbedingungen für eine soziale Marktwirtschaft. Die Politik ist derzeit nicht in der Lage, nur einen einzigen Arbeitsplatz zu schaffen, eher werden Beamtenstellen gekürzt. Das ist der einzige direkte Zugriff der Politik auf die Arbeitsverhältnisse. Die Wirtschaft strukturiert sich autodynamisch im nicht mehr zu stoppenden Globalisierungsprozess selbst. Das bedeutet, jene Arbeitsplätze in der Produktion sinken und dies ist seit Jahrzehnten so - im Gegenzug entstehen im Dienstleistungssektor einige neue Arbeitsplätze. Der im Zuge der Globalisierung vollziehende Strukturwandel verlagert die Arbeitsplätze vom primären (Urerzeugung, Bergbau, Forst- und Landwirtschaft) und sekundären (weiterverarbeitende Betriebe, Industrie und Handwerk) Wirtschaftssektor in den tertiären Wirtschaftsbereich, der durch Handel und Dienstleistungen gekennzeichnet ist.
Wir stecken mitten in einer Globalisierungsphase und nutzen einerseits die vielen Vorteile, z.B. Flachbildschirm und andere günstige Produkte, können uns aber nur sehr schwer eingestehen, dass dies auch Nachteile mit sich bringt.
Die Vision von einer postmodernen Dienstleistungsgesellschaft, in der Forschung und Bildung der Bevölkerung den alles entscheidenden globalen Vorteil bringen, kann nur mit einem konstanten und wirksamen politischen Basisprogramm umgesetzt werden. Sicherlich ist auch jeder Bürger selbst in der Verantwortung, sich im Informationszeitalter entsprechend zu informieren und eine zukunftssichere Ausbildung und Umschulung anzustreben.
Was würden die geretteten Arbeitsplätze bei Opel, Karstadt und Co. nützen? Sie sind nur ein kurzzeitiges Abbremsen des Strukturwandels und ich vermute dahinter strategische Wahlkampftaktik. Wenn man an Nokia, Benq und andere Firmen denkt, welche die Politik angeblich gerettet hat, weiß man, dass dies nur eine vorübergehende Verzögerungstaktik ist die am Ende doch jenen nicht mehr zu ändernden Auflösungsprozess nach sich zieht.
Lieben Gruß
Axl