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Was? - Wie? - Wann? - Wofür?

AW: Was? - Wie? - Wann? - Wofür?

Hallo Eisi !
... Könntest Du diese Zeilen noch etwas verdeutlichen - ich habe trotz Studiums Deiner Url nichts Konkretes über die 8. Hauptsünde erkennen können und wäre eigentlich mit dem Einhalten von 18 Regeln für mein restliches Leben ausgelastet.

Liebe Grüße

Zeili


Libido Dominandi -
die Lust auf Herrschaft (Augustinus)

Die achte und tödlichste "Wurzelsünde" entwächst der "Macht"
und zwar in der krankhaften Form von "Herrschsucht"!


Nicht ohne Grund heißt "Libido Dominandi" von daher auch das erste Buch in Augustins "Gottesstaat". Die Lust, andere Menschen zum eigenen Vorteil kontrollieren zu wollen, ist die Umkehrung des Willens Gottes auf Erden. Sie spaltet und trennt (Antichrist), wo die Liebe verbindet (Christusprinzip).
Wer sich nicht bewußt für den Dienst am Nächsten entscheidet wird automatisch zum Sklaven der eigenen Begierden. Diesen Gedanken Augustinus übersetze ich daher mit folgendem Wort in unsere Zeit:

"Der Würde des Menschen dienen!"​

(vgl. Artikel 1,1 GG und dazu das Selbstverständnis von Staatsdienern, also von Politikern, Juristen, Polizisten, Soldaten, Beamten,
.... aber auch von Wissenschaftlern, Ärzten, Journalisten, ... Wirtschaftsbossen, ...)​

Als "modernes Beispiel", lehren uns im 20. Jahrhundert in gewisser Weise gerade die sogenannten "Widerstandskämpfer" während der Zeit des Nationalsozialismus, dass derjenige, der den "Gottesstaat" schmäht, sich nur mehr im "Weltstaat" wiederfinden kann - und dort ist jeder ein Sklave, da er nicht mehr seinem "Gewissen" zu folgen vermag. (Vgl. in diesem Zusammenhang auch Luthers Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen")

"Der Weltstaat begehrt die Herrschaft über die Welt", schrieb Augustinus, "und obwohl sich die Nationen seinem Joch beugen, ist er selbst doch beherrscht von seiner Lust zu Herrschen."

Interessant in diesem Zusammenhang von der achten Todsünde, finde ich auch den Hinweis auf E. Michael Jones. Er hat ein Buch über das von der sexuellen Revolution hervorgebrachte Horror-Genre geschrieben und verwendet für die Gegensätze von Gottesstaat und Weltstaat zwei drastische Symbole: "Man könnte diese beiden Prinzipien mit Jesus Christus und Dracula vergleichen: Jesus Christus vergoß sein Blut, damit wir ewiges Leben haben - Dracula vergießt unser Blut, damit er ewiges Leben hat."
"Eine Kultur, die Dracula so stark verehrt wie die unsere", meint Jones weiter, "ist eine vampirische Gesellschaft, angetrieben von der Libido Dominandi." - Die vielen Vampirfilme Hollywoods spiegeln diesen Horror ja deutlich wider.

... und noch ein Wort zur Aufklärung:
"Mehr als tausend Jahre lang bestimmte Augustins Weltbild das christliche Abendland. Es vermittelte den Menschen einen moralischen Kodex, der sich an der christlichen Religion orientierte. Obwohl sich nicht nur die weltlichen Fürsten, sondern gerade auch die katholische Kirche sehr häufig nicht daran hielt und im Namen Jesu Christi unsägliche Verbrechen begangen wurden, so besaß der einfache Mensch trotz allem einen moralischen Kompaß für seinen Lebensweg.
Bedenkt man die Bigotterie und den Machthunger der Kirche, so war es wohl unvermeidbar, daß das Zeitalter der Aufklärung heraufdämmerte, um die Menschen vor der eisernen Faust des katholischen Dogmas zu befreien. Doch wie so oft, wurde dabei das Kind mit dem Bade ausgeschüttet: Um den Machtmißbrauch der Kirche (sowohl geistig wie irdisch) in die Schranken zu weisen, verbannte man Gott gleich mit aus dem Universum.
1728 besuchte der französische Philosoph Voltaire den englischen Wissenschaftler Sir Isaac Newton und lernte von ihm die Gesetze der Physik. Zurück in Frankreich, machte sich Voltaire schreibend daran, eine Gesellschaft zu erbauen, die nicht länger auf den religiösen Moral Vorstellungen eines Gottesstaates basieren sollte, sondern auf rein wissenschaftlichen - und damit wertneutralen - Prinzipien. Weil Gott, der das Herz von Augustins Gottesstaat gebildet hatte, nun nicht länger von Belang war, mußte die Aufklärung zwangsläufig dem Ideal des Weltstaates dienen - also der Libido Dominandi. Es erstaunt deshalb nicht, daß in diesem Zeitgeist die großen Revolutionen geboren wurden." (Benjamin Seiler)

... und jetzt betrachte man doch unsere Gesellschaft und vor allem auch gleich mal sich selbst, wie es denn um die "libido dominandi" steht!

Gruß Franz
 
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Danke, lieber Eisi, für Deine Antwort in Beitrag Nr. 11.

Die ärgste aller Süchte, die Herrschsucht, könnte man auch unter "Völlerei" (= Gier, = Sucht) einordnen.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Was? - Wie? - Wann? - Wofür?

Danke, lieber Eisi, für Deine Antwort in Beitrag Nr. 11.

Die ärgste aller Süchte, die Herrschsucht, könnte man auch unter "Völlerei" (= Gier, = Sucht) einordnen.

Liebe Grüße

Zeili

... eben nicht!!!!

Das wäre ganz so, als ob Du "Geiz" nicht von "Neid" unterscheiden könntest. Oder noch deutlicher: Du "Macht" mit "Lust" verwechselst! Beide stehen zwar im engen und wohl auch untrennbaren Zusammenhang, aber dennoch ist eine Differenzierung notwendig! Wer alle "Entartungen" des Menschen in einen Korb wirft, der nimmt den Menschen in seiner Ganzheit nicht ernst.
... z.B. ist die Auseinandersetzung mit dem Psychogramm von Vergewaltigern in der Unterscheidung von "Herrschsucht" (= Sucht nach Macht) und einem krankhaften Sexualtrieb sehr aufschlussreich.
Deine Antwort spricht eher davon, dass Du Dir von den "Wurzelsünden" wohl ein sehr fragwürdiges Verständnis verinnerlicht hast.

Schon Augustinus unterscheidet beispielsweise zwischen "Ruhmsucht" (= steht im Kontext von "Stolz") und "Herrschsucht":
"Allerdings ist ein Unterschied zwischen der Begierde nach Ruhm bei den Menschen und der Begierde nach Herrschaft. Denn wenn sich auch gern mit übertriebener Freude am Ruhm das Streben zu herrschen verbindet, so gibt man sich doch, wofern man nach wahrem Ruhm, wenn auch nur in den Augen der Menschen, verlangt, Mühe, denen nicht zu mißfallen, die ein richtiges Urteil haben. ... Sowie aber einer ohne das Verlangen nach Ruhm, das sich scheut vor den Mißfallen der richtig urteilenden Kreise, nach Macht und Herrschaft strebt, so kommt es ihm zumeist selbst auf die offenkundigsten Verbrechen nicht an, wenn er nur durch sie sein Ziel erreicht."
(De civitate Dei, 5. Buch; 19. Kap.)

Gruß Franz
 
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Ist als ob man sagt, dass Fisch kein Fleisch ist ... klar ist Herrschsucht eine Gier nach Macht ...
 
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