Man hört ihn kaum noch heute, diesen Begriff, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkam und eigentlich schon eine Vorstufe des Rassismus der 30. Jahre ist: das Völkerschauen.
Was beinhaltet eigentlich dieser Begriff?
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden in Deutschland Menschen zur Schau gestellt, die fremden Kulturen angehören - und die dabei auch effektvoll in Szene gesetzt werden. Sie sollen ihre Bräuche darstellen, doch was typisch dafür sei, das entscheiden diejenigen, die die fremden "Exponate" nach Deutschland gebracht haben, um sich an diesen unwürdigen Schaustellungen zu bereichern.
Einer der bekanntesten Betreibern des Völkerschauen ist der Hamburger Unternehmer Carl Hagenbeck. Er beauftragt einen Schiffskapitän ihm Ureinwohner mit Geld und guten Versprechungen nach Deutschland zu bringen.
Das Völkerschauen findet im Berliner Zoo des Unternehmers statt, und lockt ein großes Publikum an. Darunter befinden sich auch bekannte Namen, wie der Arzt Rudolph Virchow, der die Körperproportionen der Exponate, nach genauem Messungen, festhält und auch ihre Gewohnheiten, so wie sie in Szene gesetzt werden, notiert.
Wir haben es den Greifswalder Philologen Prof. Hartmut Lutz zu verdanken, dass er das Tagebuch eines der Exponate entdeckt und ausgewertet hat - und uns auf dieser Weise einen Einblick ermöglicht in die menschenunwürdige Behandlung und auch in den Dramen die sich eigentlich abgespielt haben beim Völkerschauen.
Wer ist der Mensch, der mit seiner Familie nach Deutschland als Exponat des Zirkus Hagenbeck gelangt, der dank seiner Kultur und auch seiner Beobachtungsgabe ein Tagebuch hinterlassen hat, welches das ganze Elend festhält? Es sind seine Aufzeichnungen die Prof. Hartmut Lutz als Basis seiner Nachforschungen dienten.
Die Beschreibung dessen was eigentlich Schaustellung bedeutet, haben wir den aus Labrador (Hebron) stammenden Inuit Abraham Ulrikab zu verdanken. Ulrikabs Tagebuch wurde in Kanada, in einer deutschen Fassung, gefunden. Übersetzetzt wurde das Dokument vom Missionar Karl Gottlieb Kretschmer.
Eine der Eintragungen des Inuit lautet:
"Paris, am 8. Januar 1881: Mein lieber Lehrer Elsner! Ich schreibe an Dich sehr niedergebeugt, und bin sogar sehr betrübt vor Dir, meiner Angehörigen wegen; denn unser Kind, das ich so sehr liebte, lebt auch nicht mehr; es ist an den bösen Pocken gestorben. Nur vier Tage nach der Erkrankung entschlief es. Meine Frau und ich werden durch den Tod des Kindes sehr daran erinnert, dass auch wir sterben müssen."
Elsner, der hier gemeint ist, ist einer der deutschen Missionare, die in Hebron zu dem Zeitpunkt eine Siedlung gegründet hatten, in der auch Abraham Ulrikab mit seiner Familie lebte. Auf den Schilderungen der Missionare baut das Vertrauen derer die sich nach Deutschland, in der Hoffnung auf Reichtum, locken lassen.
Auch in der Chronik der Missionsstation Hebron ist im Sommer 1880 die Ankunft eines Schoners festgehalten - und dessen Kapitän wurde von Carl Hagenbeck beauftragt, Ureinwohner nach Deutschland zu bringen. Es ist nicht nur die Familie von Abraham Ulrikab die nach Deutschland aufbricht, sondern auch die des Schamanen Terrianak.
Hartmut Lutz meint:
"Abraham war ein sehr gebildeter Mensch, also nach dem damaligen Standard. Er spielte Violine, er zeichnete, er war eine große Stütze für die Mission. Und die Missionare hofften, als er sich entschloss, tatsächlich mit nach Europa zu fahren, dass er davon profitieren würde, dass er zum Beispiel sein Violinspiel vervollkommnen würde."
(Fortsetzung folgt)
Was beinhaltet eigentlich dieser Begriff?
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden in Deutschland Menschen zur Schau gestellt, die fremden Kulturen angehören - und die dabei auch effektvoll in Szene gesetzt werden. Sie sollen ihre Bräuche darstellen, doch was typisch dafür sei, das entscheiden diejenigen, die die fremden "Exponate" nach Deutschland gebracht haben, um sich an diesen unwürdigen Schaustellungen zu bereichern.
Einer der bekanntesten Betreibern des Völkerschauen ist der Hamburger Unternehmer Carl Hagenbeck. Er beauftragt einen Schiffskapitän ihm Ureinwohner mit Geld und guten Versprechungen nach Deutschland zu bringen.
Das Völkerschauen findet im Berliner Zoo des Unternehmers statt, und lockt ein großes Publikum an. Darunter befinden sich auch bekannte Namen, wie der Arzt Rudolph Virchow, der die Körperproportionen der Exponate, nach genauem Messungen, festhält und auch ihre Gewohnheiten, so wie sie in Szene gesetzt werden, notiert.
Wir haben es den Greifswalder Philologen Prof. Hartmut Lutz zu verdanken, dass er das Tagebuch eines der Exponate entdeckt und ausgewertet hat - und uns auf dieser Weise einen Einblick ermöglicht in die menschenunwürdige Behandlung und auch in den Dramen die sich eigentlich abgespielt haben beim Völkerschauen.
Wer ist der Mensch, der mit seiner Familie nach Deutschland als Exponat des Zirkus Hagenbeck gelangt, der dank seiner Kultur und auch seiner Beobachtungsgabe ein Tagebuch hinterlassen hat, welches das ganze Elend festhält? Es sind seine Aufzeichnungen die Prof. Hartmut Lutz als Basis seiner Nachforschungen dienten.
Die Beschreibung dessen was eigentlich Schaustellung bedeutet, haben wir den aus Labrador (Hebron) stammenden Inuit Abraham Ulrikab zu verdanken. Ulrikabs Tagebuch wurde in Kanada, in einer deutschen Fassung, gefunden. Übersetzetzt wurde das Dokument vom Missionar Karl Gottlieb Kretschmer.
Eine der Eintragungen des Inuit lautet:
"Paris, am 8. Januar 1881: Mein lieber Lehrer Elsner! Ich schreibe an Dich sehr niedergebeugt, und bin sogar sehr betrübt vor Dir, meiner Angehörigen wegen; denn unser Kind, das ich so sehr liebte, lebt auch nicht mehr; es ist an den bösen Pocken gestorben. Nur vier Tage nach der Erkrankung entschlief es. Meine Frau und ich werden durch den Tod des Kindes sehr daran erinnert, dass auch wir sterben müssen."
Elsner, der hier gemeint ist, ist einer der deutschen Missionare, die in Hebron zu dem Zeitpunkt eine Siedlung gegründet hatten, in der auch Abraham Ulrikab mit seiner Familie lebte. Auf den Schilderungen der Missionare baut das Vertrauen derer die sich nach Deutschland, in der Hoffnung auf Reichtum, locken lassen.
Auch in der Chronik der Missionsstation Hebron ist im Sommer 1880 die Ankunft eines Schoners festgehalten - und dessen Kapitän wurde von Carl Hagenbeck beauftragt, Ureinwohner nach Deutschland zu bringen. Es ist nicht nur die Familie von Abraham Ulrikab die nach Deutschland aufbricht, sondern auch die des Schamanen Terrianak.
Hartmut Lutz meint:
"Abraham war ein sehr gebildeter Mensch, also nach dem damaligen Standard. Er spielte Violine, er zeichnete, er war eine große Stütze für die Mission. Und die Missionare hofften, als er sich entschloss, tatsächlich mit nach Europa zu fahren, dass er davon profitieren würde, dass er zum Beispiel sein Violinspiel vervollkommnen würde."
(Fortsetzung folgt)