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Stand der Digitalisierung in Fabriken - eure Erfahrungen?

EmmyBy

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6. März 2016
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266
Es wird ja immer gerne darüber gesprochen, man müsse die Digitalisierung vorantreiben - wie ist denn da der Stand der Dinge?
Eventuell hat da jemand von euch eigene Erfahrungen oder bessere Einsicht.
Aus meiner Sicht wird da zwar viel gesprochen, viel mehr passiert da jedoch nicht. Sehe es auch bei mir in der Arbeit. Zig Ankündigungen - bis jetzt ist da noch nicht viel passiert.
Im Öffentlichen Raum sieht es ja auch nicht sonderlich gut aus (Stichwort Faxgerät auf Ämtern), da sollten die Unternehmen doch schon um einiges weiter sein oder ist das eher eine Utopie?
 
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Es wird ja immer gerne darüber gesprochen, man müsse die Digitalisierung vorantreiben - wie ist denn da der Stand der Dinge?
Eventuell hat da jemand von euch eigene Erfahrungen oder bessere Einsicht.
Aus meiner Sicht wird da zwar viel gesprochen, viel mehr passiert da jedoch nicht. Sehe es auch bei mir in der Arbeit. Zig Ankündigungen - bis jetzt ist da noch nicht viel passiert.
Im Öffentlichen Raum sieht es ja auch nicht sonderlich gut aus (Stichwort Faxgerät auf Ämtern), da sollten die Unternehmen doch schon um einiges weiter sein oder ist das eher eine Utopie?
Da tut sich viel. Google: industrial networking und auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Machine_to_Machine
Heute steckt in fast jeder schäbigen Komponente ein kleines Computersystem, das sich mit beliebigen anderen Komponenten vernetzen kann. :)
In manch einem PKW sind über 20 Mikrocontroller verbaut. Und das nicht erst seit gestern.
 
Es wird ja immer gerne darüber gesprochen, man müsse die Digitalisierung vorantreiben - wie ist denn da der Stand der Dinge?
Eventuell hat da jemand von euch eigene Erfahrungen oder bessere Einsicht.
Aus meiner Sicht wird da zwar viel gesprochen, viel mehr passiert da jedoch nicht. Sehe es auch bei mir in der Arbeit. Zig Ankündigungen - bis jetzt ist da noch nicht viel passiert.
Im Öffentlichen Raum sieht es ja auch nicht sonderlich gut aus (Stichwort Faxgerät auf Ämtern), da sollten die Unternehmen doch schon um einiges weiter sein oder ist das eher eine Utopie?
Die Einführung von CAD in den 80ern führte in meiner Firma (4000 Beschäftigte) anfangs zu auffällig vielen Fehlern bei Maß-, Toleranz- und Fertigungsangaben bis hin zu Konstruktionsfehlern.
Die Umstellung auf EDV war wohl zu abrupt und die Technik und Bedien-Methodik noch nicht genug ausgereift bzw. "menschkompatibel".
Dadurch musste man sich auf dem Weg zur fertigen Konstruktionszeichnung mit zu vielen ablenkenden "Nebenschauplätzen" beschäftigen, die es in der analogen Welt vorher nicht gab.

Ich habe mich deshalb noch lange geweigert mit CAD zu arbeiten, habe am Zeichenbrett weiter gemacht. Später dann aber auch je nach Praktikabilität beides einander ergänzend verwendet.
Meine Kritik und Weigerung traf zwar z.T. auf Unverständnis, aber zu meiner "Rehabilitation" bestätigten später diverse Fach-Publikationen wie auch neue Gerätegeneration meine Kritik.

Die Chefs waren regelrecht fortschrittsbesoffen, hatten sich ein CAD-System andrehen lassen, das sich bei einem großen Automobilhersteller angeblich schon bewährt hatte.
Kritik ignorierten sie, bzw. gaben die Schuld den Anwendern, wenn es nicht so lief wie gewünscht. Ansonsten hätten die Chefs ja zugeben müssen, dass sie sich ein schlechtes System andrehen ließen.

Ein anfänglicher Zentralrechner so groß wie eine Garage (nebst "Wartungspersonal") mit im Büro verteilten Terminals, wobei das System immer lahmer wurde je mehr Terminals gleichzeitig den Zentralrechner beanspruchten, wurde schrittweise mit neuen Rechner-Generation (souveräne Arbeitsplatz-"Workstationen") ergänzt und dann auch bald komplett aus dem Verkehr gezogen.

Diese Firma, bestimmt nicht allein, hat das bestimmt viel Lehrgeld gekostet.

Ein Problem blieb aber bei alten wie neuen Systemen mehr oder weniger gleich:
Es ist schwieriger, im Bildschirm alle Fehler, vor allem bei Maß- oder Toleranzangaben zu entdecken. Meist war man erstaunt, wie viele Fehler bei der Kontrolle eines großen Zeichnungsausdruckes noch zum Vorschein kamen.
Im Monitor ist es nun mal naturgemäß nicht möglich größere Zeichnungsformate, etwa DIN-A1 oder -A0 auf einen Blick mit leserlichen Maßangaben darzustellen.
Also muss ständig gezoomt und gescrollt werden, was aber nie ein in Originalgröße vorliegendes DIN-A0 Blatt auf dem man zur Not zwecks Korrektur oder Einbringung neuer Ideen auch "herumkritzeln" kann, ersetzen kann.

Also wurde alles mehrfach, auch die belanglosesten Hirnblähungen, bei innerbetrieblicher Korrespondenz ausgedruckt.
Hier hat sich der anfängliche Traum vom dank EDV "papierlosen Büro" entweder auch mal wieder als geflunkerter Werbeslogan oder als Riesenirrtum erwiesen.
Nach meiner Erinnerung, bin schon 25 Jahre aus dem Geschäft, hat parallel zur Etablierung von EDV in jeglichen auch nicht technischen Büros der Papierverbrauch rapide zugenommen. Auch dem Umstand geschuldet, dass Kopierer oder Drucker irgendwann nicht mehr die Größe einer Waschmaschine hatten und immer erschwinglicher wurden.

Bei manchen Firmen kann man fast sagen, dass sie von einer Maschinenfabrik zur Papierfabrik mutiert sind.

Da es offensichtlich nicht ohne Papier geht, schließe ich daraus, dass der Computer, so praktisch und oft unverzichtbar er sein mag, in seiner "Schnittstelle" zum Menschen dessen sensorischen Fähigkeiten, Ereignisse aufzunehmen und zu verwerten nicht optimal gerecht wird (vielleicht wird er das nie werden).
Es will sich nicht so recht eine Mensch-Maschine-Symbiose einstellen.

Beim sensorisch sinnlichen Erfassen spielt wohl auch eine Körperlichkeit, das Blatt oder Buch in der Hand halten, Seiten zwischen den Fingern gleiten lassen, also unterbewusst hantierend spielend, eine wichtige Rolle. Nur so kann ich mir eine mangelhafte Informationsaufnahme, Begreifbarkeit und Fehlerfindung beim Computer erklären.

Einen im PC geschriebenen Brief etwa kann ich am Monitor tausendmal probelesen, beim Ausdruck fällt mir dennoch mindestens ein Schreib-, oder Formulierungs-Fehler auf.

Auch wenn davon einige Verlage träumen mögen, ich glaube aus obigen Gründen nicht, dass sich auf Computern (wie sie sich heute für uns darstellen) das Lesen, Hören, Erfassen, Begreifen, Merken und vor allem sinnliches Genießen von Literatur, Malerei, Musik durchsetzten wird.
Dabei gemütlich im Sessel fläzend, Kopfhörer aufgesetzt und/oder das Buch oder Plattencover im Schoß liegend, unterbewusst daran hantierend oder fummelnd, es greifen somit auch begreifen, macht für mich Genuss-Kultur aus, das andere ist lediglich digital.
 
Hier hat sich der anfängliche Traum vom dank EDV "papierlosen Büro" entweder auch mal wieder als geflunkerter Werbeslogan oder als Riesenirrtum erwiesen.

Wenn Firmen nicht so träge und unflexibel wären, oder ehrlicher und genauer: Deren Büromitarbeiter nicht solche Computerioten, dann könnte manche Kleinigkeit gänzlich ohne Papier und viel unkomplizierter und vor allem schneller rein digital laufen.

Ein Beispiel:
Meine Lohn- und Gehaltsabrechnung entsteht digital und sogar als vektorielle Datei (nur Schrift und somit in kleiner Datenmenge und präzise). Brauche ich sie für irgendeinen Empfänger, Behörde, potenzieller Vermieter, dann hätte der Empfänger sie gern digital.
Dazwischen bin ich - mit einem Ausdruck auf Papier.
Den ich wieder irgendwo einscannen darf - um eine (große Datenmenge und unpräzise) Pixeldatei zu erhalten, die ich aufwändig versende.

Das ich meine Lohn- und Gehaltsabrechnung einfach nur noch digital erhalte ... oder auf Anfrage digital erhalte - als Vektor-PDF per email - das hat noch keine Firma irgendwie realistisch hinbekommen.
Mal ehrlich, allein nur dieser eine Job, am Monatsende: Für alle Mitarbeiter die Lohn- und Gehaltsabrechnungen ausdrucken, eintüten und einem jedem in die Hand drücken (sofern er überhaupt DA ist) ... ist dies ein tatsächlich so viel einfacherer und vor allem effizienterer Job - als es als PDF an sicherlich die meisten Mitarbeiter per email zu versenden?

Auch wenn davon einige Verlage träumen mögen, ich glaube aus obigen Gründen nicht, dass sich auf Computern (wie sie sich heute für uns darstellen) das Lesen, Hören, Erfassen, Begreifen, Merken und vor allem sinnliches Genießen von Literatur, Malerei, Musik durchsetzten wird.
Dabei gemütlich im Sessel fläzend, Kopfhörer aufgesetzt und/oder das Buch oder Plattencover im Schoß liegend, unterbewusst daran hantierend oder fummelnd, es greifen somit auch begreifen, macht für mich Genuss-Kultur aus, das andere ist lediglich digital.

In dieser Form mit Sicherheit nicht, und kein Verlag träumt davon (Gründe: weiter unten).
Allerdings war das grafische Gewerbe eines der ersten, die die Digitalisierung aufgriff und ich war 15 Jahre lang dabei, als einer der Pioniere.
Bereits seit 1995 habe ich Druckerzeugnisse digital produziert. Die digitale Erstellung von Druckvorlagen ist eine große Erfolgssgeschichte und wurde schon bald zur einzigen Methode - und zwar in jeder Sparte der Branche. Sie ermöglichte auch Autodidakten und Amateuren den Einstieg in das Gewerbe - was allerdings auch eine ... paradoxe ... Flut von Druckerzeugnissen zur Folge hatte (billiger und besser als mit traditionellen Methoden).
Auch das Berufsleben veränderte sich: Von ursprünglich 22 Ausbildungsberufen im grafischen Gewerbe blieben nur 2 übrig.

Auf der anderen Seite gab es durch die Digitalisierung des Grafischen Gewerbes durchaus auch wünschenswerte und positiv ökologische Effekte. Insbesondere, als auch die digitale Fotografie ihre Produktionsreife erreichte: Der Wegfall von Filmen und deren Unentbehrlichkeit giftiger Chemikalien beispielsweise.
Es war allerdings auch das Ende zweier großer und traditioneller Firmen: Kodak und Agfa.
Pardoxerweise hatten beide Foto-Riesen sogar einige der Patente für die digitalen Pendants, wollten "sich aber ihr Geschäft nicht kaputt machen lassen" ... die Geschäfte machten dafür andere, und die Dinosaurier starben aus.

Buchverlage:
Die Verlage halten ihre altehrwürdige Geschichte der Schrift, der Inhalte und der Aufklärung hoch ... geschenkt.
Ein ökonomischer Blick auf eine durchschnittliche Buchhandlung zeigt: Eine Buchhandlung macht bis zu 90% ihres Jahresumsatzes ... in der Vorweihnachtszeit.
Im Grunde handelt es sich bei einer Buchhandlung also nicht um eine altehrwürdigen Vertrieb höherer Bildungsgüter ... sondern vielmehr um eine Art avancierte Form eines Geschenkartikel-Ladens.
Uninspirierte Zeitgenossen kaufen Bücher, weil sie ein Geschenk brauchen, und dann brauchen sie nicht darüber nachdenken, was denn der Beschenkte braucht und blamieren tut man sich mit einem Geschenk auch nicht. Denn ein Buch macht kluch und ist immer willkomen. Und wenn einem zur Person des Beschenkten überhaupt nichts mehr einfällt ... nun, dann schenkt man eben ein Kochbuch oder einen Bildband, oder beides, denn moderne Kochbücher sind ja oft nicht viel mehr als Bildbände.
 
Vor ca. 15 Jahren wurde in der Fabrik eine neue Halle hingestellt, wo fast alles vollautomatisch abläuft.
D.h. Roboter, autom. Abfüllung und Verpackung, Transportbänder bis zum Hochregal usw.
Zuvor wurden dafür ca. 35 Arbeiter benötigt, nun machen es nur noch zwei Personen.
Der einzige Nachteil ist, dass die neue Halle ca.10-mal größer ist als die alte Halle.
 
Gibt es denn überhaupt noch Fabriken in Deutschland?
Ja Fabriken, Unternehmen, Firmen,... habe das als Überbegriff genommen . Hätte ich nur Unternehmen geschrieben, dann kommt sicher die Frage auf, ob der Bäcker überhaupt die Digitalisierung braucht. Bei Fabriken stellt man sich wohl eher die Industrie vor. Können aber auch gerne über die Digitalisierung an sich sprechen. Im Grunde geht es mir eh eher darum, wie weit wir da sind und was es letztlich noch alles benötigt.
Da tut sich viel. Google: industrial networking und auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Machine_to_Machine
Heute steckt in fast jeder schäbigen Komponente ein kleines Computersystem, das sich mit beliebigen anderen Komponenten vernetzen kann. :)
In manch einem PKW sind über 20 Mikrocontroller verbaut. Und das nicht erst seit gestern.
Sicherlich sind einige Berieche weiter als andere, vieles geht auch nicht mehr ohne Mikrochips und Halbleiter. Macht es überall Sinn oder ist nicht vieles auch unnötig und eher nur ein neues Gimmick um ein neues Modell zu verkaufen?
Es will sich nicht so recht eine Mensch-Maschine-Symbiose einstellen.
Hat sich das bis heute nicht schon etwas geändert?
Also wenn man es gut macht, denke ich schon, es ist eine große Hilfe. Für die Arbeiter ist es wohl um einiges leichter wenn sich da alles Schritt für Schritt ändert und man nicht von heute auf morgen alles auf den Kopf stellt. Da haben sich wohl viele Unternehmen weggeduckt und geglaubt, sie schaffen es auch ohne Digitalisierung. Jetzt glaube ich, sieht man, die Digitalisierung geht so schnell nicht mehr weg. Damit wird man sich auseinandersetzen müssen - ob man will oder nicht.
Auch wenn davon einige Verlage träumen mögen, ich glaube aus obigen Gründen nicht, dass sich auf Computern (wie sie sich heute für uns darstellen) das Lesen, Hören, Erfassen, Begreifen, Merken und vor allem sinnliches Genießen von Literatur, Malerei, Musik durchsetzten wird.
Dabei gemütlich im Sessel fläzend, Kopfhörer aufgesetzt und/oder das Buch oder Plattencover im Schoß liegend, unterbewusst daran hantierend oder fummelnd, es greifen somit auch begreifen, macht für mich Genuss-Kultur aus, das andere ist lediglich digital.
Dann müsset man "das Lesen, Hören, Erfassen, Begreifen, Merken und vor allem sinnliches Genießen von Literatur, Malerei, Musik" aber auch in anderer Form kennen. Die heutige Jugend kennt es zu einem großen Teil nicht mehr. Mit dem Tablet lernt man, man stream Musik, kein analoges Fernsehen mehr, Rundgänge in Museen gibt es online,....
Mal ehrlich, allein nur dieser eine Job, am Monatsende: Für alle Mitarbeiter die Lohn- und Gehaltsabrechnungen ausdrucken, eintüten und einem jedem in die Hand drücken (sofern er überhaupt DA ist) ... ist dies ein tatsächlich so viel einfacherer und vor allem effizienterer Job - als es als PDF an sicherlich die meisten Mitarbeiter per email zu versenden?
Habe mal ein Ferialpraktikum in der Postabteilung eines Kreditkartenunternehmens gearbeitet. Jeden Tag 10, 20 bis zu 40.000 Briefe mit den Abrechnungen bzw. Werbebroschüren wurde da jeden Tag an die Kunden ausgeschickt. Und das natürlich jedes Monat. Total sinnlos in meinen Augen, würde locker auch alles online gehen. Wäre ja auch viel übersichtlicher.
 
Sicherlich sind einige Berieche weiter als andere, vieles geht auch nicht mehr ohne Mikrochips und Halbleiter. Macht es überall Sinn oder ist nicht vieles auch unnötig und eher nur ein neues Gimmick um ein neues Modell zu verkaufen?
Das kommt darauf an, ob es sich um Luxus handelt, oder eine Komponente die Fahrverhalten und/oder Sicherheit verbessert
 
Die Energiewende vorantreiben.
Die Digitalisierung vorantreiben.
Den Klimaschutz vorantreiben.
Die Elektromobilität vorantreiben.
Die Menschen werden von ungarischen Zäunen aufgehalten. Voran!

Vielleicht erzeugt das den Vorantreibungsgegner.
Dessen Boshaftigkeit ein Beweis für die Rechtschaffenheit der Absicht ist.
 
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Die heutige Jugend kennt es zu einem großen Teil nicht mehr. Mit dem Tablet lernt man, man stream Musik, kein analoges Fernsehen mehr, Rundgänge in Museen gibt es online,....
PC/Maustaste/Streaming und sinnlicher Musikgenuss/musikalisches Ambiente passen m.E. nicht so recht zusammen.

Computertechnik ist zwar in Aufnahmestudios schon Standart aber ein Tonmeister wird einen anderen professionell etwas distanzierteren Bezug zur Musik haben als der Musikhörer.
Aber im Vergleich zur musikalisch emotionalen Seite und dem "Ambiente" herkömmlicher Musikwiedergabe-Geräte passt nicht so recht zusammen, wenn ich mit einem Maustastenklick etwa Unterhosen bestelle und später mit der gleichen Taste etwa Beethovens "Neunte" starte.

Im Wettbewerb der Hersteller technischen Geräten immer mehr Funktionen einzuverleiben, etwa ein Smartphon, in dass auch noch Schere, Säge, Korkenzieher, Nasenhaar-Rasierer, Fön und Staubsauger eingebaut sind, wäre doch Musikwiedergabe mit so einem Teil irgendwie Frevel an der Kunst.
Das wäre so, als ob ein Geiger seine Geige als Briefbeschwerer nutzte.

Bei solcher Beliebigkeit bezüglich Technik, Funktion, Gefühl und Ambiente müsste dann ja wohl auch egal sein, wenn ein Symphonieorchester statt im feierlich anmutenden Konzertsaal in dessen Heizungskeller spielen würde.

Gewiss, wenn heute Geräte mit Speichermedien so klein und dünn wie der Nagel des kleinen Fingers, vormals teuere Kilo schwere Aufnahme-/Wiedergabetechnik ersetzen können, ist das technisch schon beeindruckend, aber wird wohl eine oberflächliche schnell schnell ex und hopp Musikkonsum-Mentalität bedienen.
Es fehlt eben was, ein jenseits aller Technik zur Musik-Gefühlswelt passendes Ambiente, ein sich damit beschäftigen, das händische, das Drumherum, das sich dafür Zeit gönnen.

Versuche vor Jahren, etwa bei Elektrogitarren auf die herstellerspezifisch designte Kopflatte zu verzichten und die Stimmmechaniken auf den Korpus zu verlegen, wogegen wohl erst mal technisch nichts spricht, stieß mehrheitlich dennoch auf Ablehnung, wohl weil die Gitarre als hässlich oder "kastriert" aussehend galt.
Auch war wohl das Stimmen der Saiten am Korpus "gewöhnungsbedürfig".
Ähnlich wurden Versuche, etwa die traditionelle auch nur Augen/Emotionen dienende "Schnecke" am Wirbelkasten einer Geige umzugestalten oder gar wegzulassen, mehrheitlich nicht akzeptiert.
Auf eine Symbiose zwischen akustischen und bildlichen Sinneseindrücken bei Musik will wohl kaum jemand verzichten.

Allein hieran mag deutlich werden, dass eine rein technisch sachliche Betrachtung von Musikwiedergabe-Technik und naturgemäß emotionale Musik schwerlich zusammenfinden.
Musikgenuss ist nicht nur hören, er hat auch was körperliches, er bedingt ein „Drumherum“ als Teil des ganzen.
Dazu gehört auch, dass man sich zur Musik hinbewegt. Man geht zum Konzert hin, sucht Mitläufer, hat zuvor dafür Eintrittskarten gekauft und weitere diverse Vorbereitungen getroffen.

Durchaus damit vergleichbar ist der Kauf von Tonträgern oder Hifi-Geräten (die Beschäftigung mit deren Technik), deren Inbetriebnahme und weiteren diversen Vorarbeiten.
Mit diesen ganzen Vorbereitungen die auch mit körperlicher Mobilität und auch „Arbeit“ verbunden sind (dazu gehört auch ein anregender Einkaufsbummel und das inspirierende stöbern im Plattenladen..), ist auch eine Erwartungshaltung und Vorfreude verbunden. Die Belohnung des ganzen ist dann am Ende der heimische Musikgenuss.

Obwohl Nichtraucher, kann ich mir dennoch vorstellen, dass einem Pfeifenraucher ohne die Vorbereitungszeremonie (Pfeife stopfen usw.) oder Zigarrenraucher ohne die Zigarre "feierlich" aus der Holzkiste zu nehmen, über deren Herkunftsland zu sinnieren, daran zu riechen und zu quetschen, was fehlen würde.
Das alles zusammen macht für mich Lebensqualität und Genuss-Kultur aus und wird der analogen Welt (wir funktionieren nun mal analog) am ehesten gerecht.

Jedenfalls ist das physische Vorhandensein der Geräte und Tonträger, deren „Greifbarkeit“ auch ein wichtiger Aspekt, wobei man bei den Tonträgern (LP, CD) durchaus das Gefühl haben kann oder will, man hätte neben der Musik auch einen Teil des Künstlers greifbar bei sich zuhause, er ist einem noch näher. Unterstellt, er hatte maßgeblich auf die Gestaltung des Plattencovers Einfluss.
Meine allererste Schallplatte war 1968 die "Axis: Bold as Love" (Polydor) mit Klappcover.

Außenansicht:

Aufgeklappt:

Diese Platte zu entdecken, diese Erlebnisse und Erinnerungen um den Plattenerwerb herum, das ansparen des Kaufbetrages, diese Bestätigung meiner Erwartungshaltung, dass von dieser Band, von der ich vorher nur die Stücke "Hey Joe" und "Purple Haze" aus dem Radio kannte, nur gutes kommen kann, ich deshalb diese LP "blind" kaufte, kann ein Mausklick unter vielen zwecks starten eines Streams noch nicht mal im Ansatz bieten.
Diese LP habe ich noch immer, sie knistert zwar stark (hab aber auch eine CD davon), aber die Erinnerungen und Emotionen die ich mit diesem Cover verknüpfe, auch die Erkenntnis, dass ich damals mit meinem Musikgeschmack zu einer Minderheit gehörte, kann mir niemand nehmen.
Interessant auch, dass viele damalige Zeitgenossen mit ablehnender "was soll denn das für eine Musik sein"- Haltung heute sich als "Experten" darstellend vorgekrochen kommen und so tun, als ob sie schon immer wussten, dass J.H. der Größte war.

Ja auch den "68ern"war und ist Heuchelei und nach dem jeweiligen Wind drehen nicht fremd.

Jedenfalls sind HiFi-Geräte in der emotionalen Betrachtung vergleichbar mit Musikinstrumenten. Das wissen wohl auch die Hersteller, sie bedienen Emotionen indem sie Musikinstrumente wie auch HiFi-Widergabegeräte mit allerlei optischem "Schnörkel" versehen.
Ein guter CD-Player etwa muss eben gut designt, ein schweres stabiles Metallgehäuse haben, eines Gefühls wegen, anspruchsvoller Musik stände mindestens ein solcher hochwertiger Player zu.

Dagegen habe ich noch nie davon gehört, dass Verbraucher darauf Wert legen, dass etwa ihr nicht vorrangig für Musikwiedergabe gedachter Fernseher oder Staubsauger ein Metallgehäuse haben soll, weil dort eher die technische/zweckmäßige Seite gesehen wird, nicht die emotionale.

Dagegen hat Musik als Stream naturgemäß nichts materielles/greifbares mehr an sich, sie besteht nur noch aus Bits und Bytes, an die man mühe- und erlebnislos herankommt.
Es ist Musik am Fließband aus irgendwelchen Playern oder Internet sprudelnd und auf Knopfdruck unmittelbar abrufbar. Eine seelenlose Unkultur, kalt, technisch, steril, und bedient „schnell-schnell“ , „ex-und-hop“ oder „Masse statt Klasse“ Zeitgeister.

Vom bereichernden „Drumherum“ und Mobilität keine Spur mehr, am Ende sitzen wir von morgens bis abends nur noch vor einem Monitor, klicken Maustasten und „regeln“ damit unseren ganzen Alltag, vom bedienen der Waschmaschine, der Klospülung bis hin zum starten/konsumieren von Musik.
Aufwandsloser Musik-„Verzehr“ quasi aus der Datenleitung ist für mich vergleichbar mit Weintrinken aus der Wasserleitung, oder Nahrungsverzehr aus der Tube.
 
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