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Spiele und Perversion

Lieber Jacques,
so weit ich sehen kann, sagst du viel, aber wenig aus.
Was ist dein Punkt?
Viele Grüsse
fckw
 
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Ich bedaure, dass Robin noch nicht geantwortet hat. Ich kann mich aber gedulden. Folgender Beitrag ist für mich mehr als rätselhaft, obwohl er eine der schwierigsten Fragen stellt, die man sich überhaupt vorstellt (er stellt die Identitätsfrage, die Präsenzfrage, die Frage nach dem Sein des Seienden):

fckw schrieb:
Lieber Jacques,
so weit ich sehen kann, sagst du viel, aber wenig aus.
Was ist dein Punkt?
Viele Grüsse
fckw

Was sagst du aus, lieber fckw, und v.a.: Was ist dein "Punkt"? (eine solche Frage stelle ich eigentlich gewöhnlich nicht; ich könnte ausholen, doch ich denke, das ist nicht erwünscht, deshalb frage ich also zurück; ich hoffe aber stark, es kommt jetzt nicht ein ganzes Regelwerk zur "richtigen" Verwendung der Sprache zurück, da verweise ich vorab auf folgenden Beitrag von mir: https://www.denkforum.at/threads/1500)

Das Urteil auf deiner Homepage finde ich übrigens ein wenig gewagt, v.a., da man, wenn man auf den Link klickt, auf meinen Beitrag kommt. Die Gewaltsamkeit der Sprache, sie ist wohl schaltend und verwaltet zu nennen (in jedem Sinn)...
:rolleyes:

Liebe Grüsse, Jacques
 
Jaja, Gemach, ich habe auch eine Familie zu versorgen ;)

Zunächst einmal plädiere ich dafür, philosophische Systeme nicht gegeneinander auszuspielen, sondern Gemeinsamkeiten zu suchen. Ich habe Analogien zu deinem (vermuteten) System festgestellt und die gilt es nun, genauer einzukreisen:
Ich habe versucht die Paradoxie auf sich selbst zurückzuführen, indem ich sagte: Erst wenn wir das Faktum benennen, hat es Herrschaft über uns. Du sagst, die Sprache hat Macht über uns, weil wir sie ständig brauchen, sie uns beherrscht; in deinen Worten entsteht die Macht der Sprache automatisch durch Transformation von Ideen oder Gedanken in Sprache. Mein Zirkel bestand darin: Indem ich sage, die Sprache besitzt Macht über uns, besitzt sie Macht über uns; denn Macht oder Herrschaft sind Worte, aber keine Kräfte oder Dinge an sich; es sei denn, man versteht JEDE Differenz als schon geeignet, ein Kräfteungleichgewicht im Sinne von Macht/Nicht-Macht zu erzeugen.
Du sagst: Jede Äußerung des menschlichen Geisteslebens ist sprachlich. Das ist scheinbar klar, aber dann doch wieder nicht. Jungejunge, man müssten jedes Wort erörtern von diesem scheinbar harmlosen Satz. Ich frage provokativ: Ist "Geistesleben" ein Sonderfall menschlichen Geistes? Geistesleben evoziert bei mir Austausch. Wissenschaft, Philosophie, Kunst brauchen Austausch, also Kommunikation, also Sprache. Aber die sprachlichen Destillationen sind eben nicht identisch mit den kognitiven Prozessen des Individuums, mit dem Bewusstsein. Ich glaube nicht, dass das Bewusstsein rein sprachlich "operiert", also ist sprachlicher Ausstausch, "Geistesleben" ein Sonderfall des Geistes...
Systemtheoretisch gedacht, ist Bewusstsein ein dynamisches System, eine unendliche Abfolge von Operationen, die auf sich selbst rekurrieren und damit das System momenthaft konstituieren. Der Moment der Konstitution ist identisch mit der Beobachtung erster Ordnung (der Setzung einer Differenz) und damit - weil linear und momenthaft - sich selbst unbeobachtbar. Daher ist die Beobachtung zweiter Ordnung nötig, also die Beobachtung der eigenen Beobachtung mithilfe des Gedächtnis oder die Beobachtung der Beobachtung Anderer.
Wenn ich jetzt hier schreibe, so transformiere ich Ideen in Kommunikation. Ein Sonderfall. Im Übrigen kommuniziere ich dabei genauso mit mir selbst, denn die Transformation in Sprache muss ich fortlaufend dechiffrieren und werde dabei überrascht (wie die Sprache Herrschaft über meine Gedanken gewinnt). Im Übrigen: Da ich nicht weiß, ob du existierst oder mir nur ein Computer etwas vorgauckelt, kommuniziere ich vielleicht nur mit mir selber...
Aber jetzt ernsthaft. INzwischen habe ich Schlaumeier auch geschnallt, dass dein Pseudonym Jacques wahrscheinlich nicht zufällig ist. Über Derrida und seinen Dekonstruktivismus lese ich (bei Norbert Schneider),
es gehe darum, der "totalisierenden Sprache andere Formen danebenzusetzen." Spräche man von "Entgegensetzung", so würde man wieder totalisierend-systematisch denken.

Meine Behauptung, man würde mit der Dekonstruktion scheitern, bezog sich (da ich Derrida im Original nicht kenne) auf die Differenz von daneben/entgegensetzen. Die ist meiner Meinung nach auch nur ein sprachlicher Trick. Den ob ich daneben oder entgegensetze; in jedem Fall erzeuge ich eine Differenz und damit etwas, was sich eben auch auf die andere Seite der Unterscheidung bezieht, von ihr abhängt. Wenn das so ist, hat die SPrache/Kommunikation, ob nun totalitär oder nicht, wieder die Möglichkeit, die Differenz in sich aufzunehmen und daran anzuschließen. Ein Beispiel mag die Werbung sein, als vielleicht reinstes Beispiel totalitärer Sprache: Sie nahm Ende der neunziger Ekletizismus, Selbstreferenz, Dekonstruktion in sich auf (zum Beispiel die "Sprite"-Werbung) und blieb doch one Probleme Werbung mit all ihren Konsequenzen und Kritikwürdigkeiten...
Ich habe im Übrigen nichts gegen Dekonstruktion; in der Musik zum Beispiel bei John Zorn und Frank Zappa zu finden. Nur ist der Anspruch, die Totalität oder Herrschaft damit zu knacken mir suspekt. (Vielleicht sollte ich aber auch Derrida im Original lesen - das muss ich sowieso noch).
Die Systemtheorie wird manchmal - zumeist aus Unwissenheit - als rigide und systematisch beschrieben. Dabei halte ich sie im Gegenteil für extrem anpassungsfähig und offen. Denn in ihr ist nichts starr, sie baut ja auf der Theorie "autopoitischer" Systeme auf, also sich momenthaft und rekursiv konstituierender "Organismen".
Was nun Kunst ist? Tja, da bin ich eben dabei, es herauszufinden. Ich gehe davon aus, dass Kunst, wie jede Kommunikation, Beobachtung erster Ordnung ist. Das Problem, an dem auch Luhmann m.E. gescheitert ist, ist, dass er keinen Code benennen kann, nachdem sich alle Kunst richtet 8etwas was bei anderen Kommunikationssystemen durchaus gelingt: wahr/unwahr für die Wissenschaft, Recht/Unrecht für das Rechtssystem usw.). Aber auch die ästhetischen Theorien helfen bisher nicht weiter.
Ich gehe daher zunächst von einer ganz rudimentären, vielleicht aber dennoch ungwohnten Tatsache aus: Kunst ist primär Kommunikation des Künstlers mit sich selber. Ich behaupte weiter: Kunst wird nur im Ausnahmefall (insbesondere moderne Kunst) im Sinne der Kunst dechiffriert, also verstanden. Das liegt daran, dass der Künstler nicht nur Entscheidungen trifft, sondern auch laufend Entscheidungen, die entscheiden, welche Entscheidungen möglich sind. Der Künstler muss also laufend seinen Code modifizieren, damit er sicher ist, dass das was er produziert, etwas anderes ist als Wirklichkeit im gewöhnlichen Sinn.
Dabei will ich es zunächst belassen, denn zunächst muss sich zeigen, ob "Verstehen" in diesem Diskurs überhaupt möglich ist - oder ob wir hier nur dekonstruieren ;)
 
Lieber Robin, ich danke dir, meiner Ungeduld entgegengekommen zu sein. Es war ein wenig vermessen, gebe ich zu, auf einen Beitrag von dir zu drängen (schliesslich hast du auch anderes zu tun, nehme ich an; schliesslich gibt es sogar hier unzählige andere Threads). Doch muss ich sagen, dass es mich eben interessierte, deinem Kunstbegriff ein wenig nachzuspüren. Entschuldige, dass ich sogleich mit einem Zitat von dir fortfahre, aber ich finde es so gelungen:

Zunächst einmal plädiere ich dafür, philosophische Systeme nicht gegeneinander auszuspielen, sondern Gemeinsamkeiten zu suchen.

Ich finde, indem man "philosophische Systeme" (ich bin nicht so sehr "Systemtheoretiker") gegeneinander ausspielt, werden die Karten nach und nach auf den Tisch gelegt. Ob wir schlussendlich ausgespielt haben, keine Karte uns mehr übrig bleibt, ist eine unbeantwortbare Frage. Gemeinsamkeiten werden selbstredend aufgespürt, wenn man miteinander spielt (ich distanziere mich - wahrscheinlich vergeblich - von der sexuellen Komponente dieser Sätze; aber seien wir ehrlich, so hat sie angefangen, die Philosophie, die Liebe zur Weisheit, das erotische Streben). Bei allem, was ich von dir in diesem Thread gelesen habe, würde ich behaupten wollen, dass einige Gemeinsamkeiten bestehen (vielleicht mehr, als der erste Anschein einem weismacht), dass aber immer eine Differenz vorhanden ist. So möchte ich auch darauf hinweisen, dass die "Systemtheorie" einige Analogien zur poststrukturalistischen Theorien aufweist, unter die auch das gerechnet wird, was man mit den Namen "Dekonstruktion" oder manchmal auch mich "Dekonstruktivismus" belegt. Bezüglich meines Pseudonyms muss ich sagen: Drollig, dass du diese Annahme triffst. Du liegst gar nicht so weit daneben! Natürlich gibt es auch weitere Jacques', die sich im Dunstkreis dessen bewegen, dem ich mich sehr verbunden fühle, aber der eine Jacques ragt natürlich hervor. Der Status, den er mittlerweile erlangt hat, provoziert stark - ein ähnliches Paradox eröffnet sich einem auch bei der Nietzsche-Lektüre (ich möchte dir ein Buch empfehlen: "Randgänge der Philosophie"; dort drin finden sich mehrere Aufsätze versammelt, u.a. "Die Différance", die ein Grundzug des Denkens von J.D. skizziert - wenn ich das behaupten darf).

Einige Dinge möchte ich noch erläutern:

in deinen Worten entsteht die Macht der Sprache automatisch durch Transformation von Ideen oder Gedanken in Sprache. Mein Zirkel bestand darin: Indem ich sage, die Sprache besitzt Macht über uns, besitzt sie Macht über uns; denn Macht oder Herrschaft sind Worte, aber keine Kräfte oder Dinge an sich; es sei denn, man versteht JEDE Differenz als schon geeignet, ein Kräfteungleichgewicht im Sinne von Macht/Nicht-Macht zu erzeugen.

"durch Transformation von Ideen und Gedanken in Sprache" - ein interessanter Satz. Ich möchte ihn so kommentieren: die Transformation von "Ideen" und "Gedanken" findet in der Tat in der Sprache statt, denn "Gedanken" und "Ideen" sind für mich zunächst sprachlich. Schön, dass du den Satz über die "Äusserungen menschlichen Geisteslebens" hervorhebst, er ist nämlich eine Paraphrase des ersten Satzes eines Aufsatzes von Walter Benjamin. In diesem Aufsatz wird eine Sprachtheorie entwickelt, die besagt, dass, was an einem "geistigen Wesen" mitteilbar ist, seine Sprache ist. Der Clou dieser Theorie ist, dass dieses Mitteilbare unmittelbar die Sprache selbst ist. D.h. dieses "geistige Wesen" teilt sich nicht durch die Sprache mit, sondern nur in ihr. Benjamin führt das "sprachliche Wesen" ein und behauptet, dass die Sprache das jeweilige "sprachliche Wesen" der Dinge mitteilt, das "geistige" nur, wenn es unmittelbar im "sprachlichen" beschlossen liegt. Zur "Idee" äussert sich Benjamin in diesem Aufsatz so: "Ein Dasein, welches ganz ohne Beziehung zur Sprache wäre, ist eine Idee; aber diese Idee lässt sich auch im Bezirk der Ideen, deren Umkreis diejenige Gottes bezeichnet, nicht fruchtbar machen."
Dein Satz mit der "Differenz" und auch deine darauf folgenden Ausführungen zum Bewusstsein stützen die obigen Thesen durchaus, auch wenn du von einer Ideenwelt ausgehst, die dich als scheinbar unerschlossenes steuert. Deine Ausführungen sind zweifelsohne komplex. Wenn ich das von dir geschriebene richtig verstehe, gehst du von einer Dynamik aus (einer Art Ökonomie, einer Kraft, die wirkt und antreibt), die, da sie nur über eine Schablone der Kausalität festhaltbar ist, in Momente zersplittert wird. Dies bedeutet eigentlich nichts anderes, als die Stillstellung dieses scheinbar dynamischen Systems, dass als Aufnahme eines Moments (an dem die Totalität des Systems hängt) natürlich immer schon wieder seine Zersplitterung beinhaltet (der Moment kann keine Monade sein, es besteht immer wieder die Möglichkeit der Bewegung, d.h. der Moment erfordert die Bewegung). Der Punkt, oder eben der scheinbare Nicht-Punkt, sondern der zerrissene Fleck, die Teilung, die "sprachliche Destillationen" und "kognitive Prozesse" scheidet, unterliegt aber genau der von dir selbst geschilderten Problematik: die Teilung ist Fleck, ist Punkt und verlegt die Grenze immer schon in den Bereich der Sprache, die eben kein Instrument ist, durch das man etwas von ihr absolut Differentes ausdrückt, sondern die Medium ist (nicht Mittel), in dem sich überhaupt erst diese Problematik abspielen kann.

Der Moment der Konstitution ist identisch mit der Beobachtung erster Ordnung (der Setzung einer Differenz) und damit - weil linear und momenthaft - sich selbst unbeobachtbar. Daher ist die Beobachtung zweiter Ordnung nötig, also die Beobachtung der eigenen Beobachtung mithilfe des Gedächtnis oder die Beobachtung der Beobachtung Anderer.

Jede Setzung bedingt schon immer eine Differenz, das ist die Struktur des Rechts, der Sprache. Sie bedingt die Differenz zwischen der Setzung und der Erhaltung, die sogleich von ihr selbst wieder aufgehoben und weitergeführt wird. Ich möchte sagen, dass eine Setzung keine absolute sein kann, da sie immer schon durch ein ihr vorgängiges bedingt ist (sie selbst ist Erhaltung), ja, dass aber auch ihre potentielle (künftige) Wiederholung eine Erhaltung in sie einschreibt, die die Reinheit der Setzung immer schon trübt.
Was ich analog in Bezug auf "deine" Gedanken damit sagen will: "Deine" Gedanken gehören dir in der Tat (performativ sozusagen) nicht. Sprache ist die Bedingung der Möglichkeit "deiner" Gedanken und Sprache ist der Adressat "deiner" Gedanken. Ein Adressat, der dich immer schon zwingt, in einer anderen Sprache zu sprechen, die "deine" vermeintlich eigene ist. Der Andere schreibt sich immer schon in jede Äusserung von deiner Seite ein. Wenn du mit dir selbst kommunizierst, dann kommunizierst du mit dir selbst als ein anderes. Nietzsche (und viele andere bestimmt auch) meinte einmal: "Ich und Mich sind immer zwei verschiedene Personen." Ein grosses Problem. Aber du sprichst diese Problematik ja eigentlich die ganze Zeit an.
Die "Systemtheorie" kann man an diesem Punkt kritisieren:

Denn in ihr ist nichts starr, sie baut ja auf der Theorie "autopoitischer" Systeme auf, also sich momenthaft und rekursiv konstituierender "Organismen".

Dies, weil sie eine Dynamik im Stillstand zeichnet. Die "Systemtheorie" ist abgeschlossen und begrenzt, sie setzt Grenzen, wie jedes Zeichen seine Grenzen setzt - und schon sind wir wieder dort, wo wir weiter oben schon waren.

Kunst ist primär Kommunikation des Künstlers mit sich selber

Das ist es eigentlich, was ich - bereits oben - zum einen unterstütze, zum anderen aber eben bezweifle. Klar, der Künstler/die Künstlerin kommuniziert mit sich selber. Aber unter der Prämisse (wir haben es mit einer Aporie zu tun), den Anderen/ die Andere in sich selbst immer schon eingeschlossen zu haben, ohne befähigt zu sein, ihn/sie absolut einzuschliessen. Denn wenn er/sie das könnte, wäre der Andere/die Andere bzw. das Andere eben nicht mehr der/die/das Andere. Er/sie wäre absolut, der Künstler/die Künstlerin - mit sich selbst identisch, sich selbst präsent (ohne, dass sich die Wiederholung dieser Präsenz in dieses Gefüge einschreiben müsste - doch das ist es eben, was ich stark bezweifle).

Ich behaupte weiter: Kunst wird nur im Ausnahmefall (insbesondere moderne Kunst) im Sinne der Kunst dechiffriert, also verstanden. Das liegt daran, dass der Künstler nicht nur Entscheidungen trifft, sondern auch laufend Entscheidungen, die entscheiden, welche Entscheidungen möglich sind. Der Künstler muss also laufend seinen Code modifizieren, damit er sicher ist, dass das was er produziert, etwas anderes ist als Wirklichkeit im gewöhnlichen Sinn.

Das ist ein heikler Punkt, ein sehr schwieriger Abschnitt, denn ich jetzt, um diese Zeit, nach/vor einem anstrengenden Tag, nicht mehr behandeln kann. Du sprichst aber ein hermeneutisches Grundproblem an, über das es sich immer zu diskutieren lohnt...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Jacques,

vieles Missverstehen entsteht aus einer Vermischung von abstrakten Phänomenen mit den Vorstellungen von Individuen/Personen. Man muss sich erst rantasten, wie wichtig es für das Thema ist, hier die Grenzen sehr genau zu ziehen oder auch mal legère hin und herspringen zu dürfen. Für dich scheint es sehr wichtig zu sein.
Mir gefällt die Idee eines geistigen Wesens, dass in der Sprache aufgeht. Sie korrespondiert mit Luhmanns Theorie, dass Kommunikation Individuen ausschließt. Sie sind also nicht Teil der Kommunikation. Ich würde also das geistige Wesen als eine Kommunikation bezeichnen, die sich in einer speziellen Selbstbeschreibung als "geistig" definiert. Luhmann sagt zum Beispiel auch, dass sich die Systemtheorie schreibt (also nicht ER). Also nix mit Geschlossenheit und Personen, die mit sich identisch sind usw. Auch sein Buch über Kunst kommt streng genommen ohne Künstler aus.
Die Systemtheorie zeichnet auch keine Dynamik im Stillstand. Allerdings geht Luhmann davon aus, dass sich die von dir geschilderten Paradoxien zeitlich auflösen können. Er zeichnet nicht die Welt im Stillstand, sondern trifft Aussagen über die Art der Dynamik als eine unendliche Aneinandereihung von unbeobachtbaren Beobachtungen. Die Welt kann in der Tat so nicht "gezeichnet" werden. "Unsichtbare Welt" ist daher ein häufig zu lesender Begriff in den sich selbst geschriebenen Büchern...Auch Systeme werden so nicht beschrieben, sondern sie werden als Vorstellung von Vorstellung konstruiert. Nicht "re"konstruiert, man ist sich immer schon im Klaren, dass die Konstruktion eine Reduktion von Komplexität darstellt.

Wenn man das durchhält, wird man natürlich ganz wirr im Kopf. Die Fage ist, ob das immer nötig ist. Ich für mich persönlich habe noch nicht entschieden, ob ich bei "meiner" geistigen Kunstidee den Künstler (oder auch Kunstwerke) ganz auschließe oder in zumindest probeweise einbaue.

Ich weiß nicht, ob ich verstehe, warum die Setzung "rein" sein muss. Sie ist einfach evolutionär (und das kann nur heißen kommunikativ, wenn du willst: sprachlich) entstanden. Natürlich baut sie auf vorhergegangenes auf, das ist ja gerade DAS konstituiernde Element der Autopoises. Dan würde ich auch nicht von "Trübung" sprechen, sondern von weiterentwicklung, Mutation meinenthalben. Man kann dann versuchen, die Mutation zu beschreiben, aber nicht deren Ergebnis...usw.

Ich stimme zu, dass die Problematik nur sprachlich ausgedrückt werden kann, aber es gibt eben auch nichtsprachliche Kommunikation. Und Kunst gehört zweifellos dazu. Zweifellos? Nun ja, Benjamin hat sicher einer weiterführenden Begriff von Sprache, wenn er von der "Sprache der Natur" spricht, die man dechiffrieren müsse. Bei solchen Definitionsverschiebungen muss man schon sehr aufpassen, ob man da noch auf einen Punkt kommt.

Aber bevor man das weiter vertieft vielleicht noch zwei Fragen:
Wie ist das nun mit der Dekonstruktion? Ich habe behauptet, man kann nichts neben etwas setzen, sondern dies sei immer ein Entgegensetzen. Man kann nicht einfach différence anders schreiben und behaupten, dies sei keine Differenz. Also muss jede Dekonstruktion letzlich eine neue Konstruktion sein? N'est pas?
Und wozu bracht Benjamin Gott?
 
Hallo Robin. Muss ich jetzt zu all dem Stellung nehmen? Das kostet mich wieder ein paar Minütchen...

Vielleicht sollte ich kurz was zu Benjamin schreiben, damit keine Missverständnisse entstehen (was schreibe ich da?):

Wichtig ist, dass ein "geistiges Wesen" mit dem "sprachlichen Wesen" identisch ist, sofern es mitteilbar ist. Was an einem "geistigen Wesen" mitteilbar ist, das ist sein "sprachliches Wesen". Die Sprache teilt das "sprachliche Wesen" der Dinge mit (das "geistige", sofern es mitteilbar ist, sofern es unmittelbar im "sprachlichen" beschlossen liegt). Benjamin sagt, die Sprache teilt das "sprachliche Wesen" mit, "Jede Sprache teilt sich selbst mit." Er bringt das Beispiel einer Lampe: "Die Sprache dieser Lampe z.B. teilt nicht die Lampe mit (denn das geistige Wesen der Lampe, sofern es mitteilbar ist, ist durchaus nicht die Lampe selbst), sondern: die Sprach-Lampe, die Lampe in der Mitteilung, die Lampe im Ausdruck. Denn in der Sprache verhält es sich so: Das sprachliche Wesen der Dinge ist ihre Sprache."
Die Lampe teilt sich selbst also in der Sprache mit, die Sprache ist das Medium der Mitteilung (nicht Mittel!). Das Mitteilbare ist unmittelbar (!) die Sprache selbst. D.h. also, dass ein Zeichen, das etwas bedeutet, immer nur das Bedeutende, die Sprache selbst, in sich mitteilt. Die Lampe in der Mitteilung ist eben nicht einfach "Lampe", sie ist ausgedrückte, signifikante Lampe (durch und durch sprachlich). Uneinholbar hingegen ist das "geistige Wesen" der Lampe. Das "geistige Wesen" wäre die Lampe selbst, aber diese ist ja nur als "Sprach-Lampe" zugänglich, als Trope. Das Bedeutete selbst, die Möglichkeit des Bedeuteten, seine Virtualität, ist ganz und gar im tropischen Ausdruck, im "sprachlichen Wesen", an das es gebunden ist (in dem es, sofern es mitteilbar ist, beschlossen liegt), nur aufzufinden. Es wird immer von der Sprache selbst eingeholt, die selbst sich, als Medium, immer schon vorausschickt. Zwei der schönsten Sätze Benjamins, die die Problematik auf den "Punkt" bringen (sofern das überhaupt möglich ist), finde ich folgende: "Denn gerade weil durch die Sprache sich nichts mitteilt, kann, was in der Sprache sich mitteilt, nicht von aussen beschränkt oder gemessen werden, und darum wohnt jeder Sprache ihre inkommensurable einzig-geartete Unendlichkeit inne. Ihr sprachliches Wesen, nicht ihre verbalen Inhalte bezeichnen ihre Grenze."
Ich wiederhole nochmals: Sprache ist nicht einfach Mittel, Instrument, sie ist Medium. Von aussen kann man sie selbst und was sich in ihr mitteilt (das ist tautologisch) nicht messen. Erst wenn wir sie begrenzen könnten, die Sprache (und es herrscht häufig das Gefühl, dass man das könnte), würde man sie als reines Instrument benutzen können.
Vielleicht kannst du nun einschätzen, was ich damit meinte, als ich sagte, eine "Dynamik" werde gezeichnet.

Auch Systeme werden so nicht beschrieben, sondern sie werden als Vorstellung von Vorstellung konstruiert. Nicht "re"konstruiert, man ist sich immer schon im Klaren, dass die Konstruktion eine Reduktion von Komplexität darstellt.

"Konstruiert" ist für mich eben bezeichnet. Ich würde darum eben behaupten, man ist sich nicht "im Klaren", dass "Konstruktion eine Reduktion von Komplexität darstellt". Denn man kann nicht über sich selbst und die Sprache hinausdenken - obwohl man laufend dazu gezwungen ist. Ich finde nur, dass es sich um durchaus bedenkliche Prämissen handelt, die mich eine Aussage von dir sogleich anführen lassen:

Wenn man das durchhält, wird man natürlich ganz wirr im Kopf.

Das führe ich nicht an, um abzuwerten, sondern nur, um zu zeigen, dass eben dennoch gedacht wird. Die Sache wird gedacht, das ist ihr Problem, das macht sie mangelhaft. Man könnte zig Beobachter hineinschieben, Beobachtung an Beobachtung an Beobachtung - und dennoch: man hält inne, um Beobachtungen zu werten, zu messen (darum teilt man sie ja auch in Ordnungen ein).

aber es gibt eben auch nichtsprachliche Kommunikation. Und Kunst gehört zweifellos dazu.

Du selbst schreibst nach diesen Sätzen "Zweifellos" und natürlich, du wirst bereits erraten haben, dass ich genau diese Aussage(n) stark bezweifle.

Aber bevor man das weiter vertieft vielleicht noch zwei Fragen:
Wie ist das nun mit der Dekonstruktion? Ich habe behauptet, man kann nichts neben etwas setzen, sondern dies sei immer ein Entgegensetzen. Man kann nicht einfach différence anders schreiben und behaupten, dies sei keine Differenz. Also muss jede Dekonstruktion letzlich eine neue Konstruktion sein? N'est pas?
Und wozu bracht Benjamin Gott?

Das Problem der "Dekonstruktion" ist, dass es sie noch nicht gegeben hat. Das ist das Problem. Man spricht über "Dekonstruktion" und meint damit eine Methode oder Praxis. Die Ausübung dieser "Dekonstruktion" folgt zwei Bahnen, die sie einander meistens "aufpfropft" (wie Derrida irgendwo schreibt, wenn ich mich recht entsinne). Es werden zum einen logisch-formale Paradoxien vorgetragen, zum anderen handelt es sich um eine Art der Lektüre (meist mittels eines genealogischen Verfahrens). "Dekonstruktion" selbst aber lässt sich schwer beschreiben. Etwas Ausgeführtes oder Vorliegendes, bietet sich immer zu "Dekonstruktion" an, weil es sich deuten lässt, weil es Text ist und weil sein letzter Grund per definitionem grund-los ist (wo liegt der Ursprung von etwas? Dieser müsste einer reinen Setzung - um nochmals darauf zurückzukommen -, einem reinen Performativum, entsprungen sein - und das ist vorerst undenkbar). So bietet sich alles, was man als "Dekonstruktion" bezeichnet, selbst zur "Dekonstruktion" an. Das, was ausserhalb dieser dialektischen Struktur liegt, das Jenseits (der Motor dieser dynamis), lässt sich nicht "dekonstruieren" (das hier bezeichnete Jenseits eben schon) - man könnte zusammenfassend sagen: Dekonstruktion als solche (wenn es denn so etwas überhaupt gibt) lässt sich nicht dekonstruieren. Aber genau das ermöglicht erst Dekonstruktion und so ereignet sie sich in diesem Zwischenraum, der die Unmöglichkeit einer Dekonstruktion der Dekonstruktion von der Möglichkeit der Dekonstruktion eines X-Beliebigen trennt. Ich habe deine Ausführungen zum daneben/entgegensetzen nochmals gelesen. Die Theorie der différance an dieser Stelle zu beschreiben, führte ein wenig zu weit (es gibt einen Text von Derrida selbst dazu, und der ist nicht gerade einfach verständlich und immerhin 26 Seiten lang). Das 'a' der Différance benennt den Aufschub, die Supplementierung, die Verräumlichung und Verzeitlichung (in) jeder Differenz. Die Différance ist von der Sprache natürlich nicht different. Sie findet in der Sprache statt und ist gleichzeitig eben auch nicht (analog zur Dekonstruktion). Ich empfehle dir wirklich, den Text zu lesen, er wird dir die Antwort auf deine Frage geben können. Mir selbst stellt sich diese Problematik von daneben/entgegenstellen gar nicht so, denn "Dekonstruktion" wie ich sie kenne(ngelernt habe), ist nicht naiv genug, zu glauben, sie würde eine Art Meta-Diskurs führen können, um sich der Totalität der Sprache zu entziehen. Dennoch aber stellt sich Dekonstruktion immer diese emanzipatorische Frage, weil sie dazu gezwungen ist, sie ist sich selbst gegenüber verantwortlich. Derrida schreibt dazu: "(...) dass die Dekonstruktion des Glaubens an die bestimmende Gewissheit einer gegenwärtigen Gerechtigkeit selber von der 'Idee der Gerechtigkeit', von der Idee einer unendlichen Gerechtigkeit ausgeht: unendlich ist diese Gerechtigkeit, weil sie sich nicht reduzieren, auf etwas zurückführen lässt, irreduktibel ist sie, weil sie dem Anderen gebührt, dem Anderen sich verdankt; dem Anderen verdankt sie sich, gebührt sie vor jedem Vertragsabschluss, da sie vom Anderen aus, vom Anderen her gekommen, da sie das Kommen des Anderen ist, dieses immer anderen Besonderen. In meinen Augen ist diese 'Idee der Gerechtigkeit' aufgrund ihres bejahenden Wesens irreduktibel, aufgrund ihrer Forderung nach einer Gabe ohne Austausch, ohne Zirkulation, ohne Rekognition, ohne ökonomischen Kreis, ohne Kalkül und ohne Regel, ohne Vernunft und Rationalität im Sinne des ordnenden, regelnden, regulierenden Beherrschens. Man kann darin also einen Wahn erkennen, ja sie des Wahns anklagen. Man erkennt darin vielleicht sogar eine (andere) Art Mystik (und klagt sie deshalb an). Die Dekonstruktion ist verrückt nach dieser Gerechtigkeit, wegen dieser Gerechtigkeit ist sie wahnsinnig. Dieses Gerechtigkeitsverlangen macht sie verrückt. Diese Gerechtigkeit, die kein Recht ist, ist die Bewegung der Dekonstruktion: sie ist im Recht oder in der Geschichte des Rechts am Werk, in der politischen Geschichte und in der Geschichte überhaupt, bevor sie sich als jener Diskurs präsentiert, den man in der Akademie, in der modernen Kultur als 'Dekonstruktionismus' betitelt."

Zu Gott kann ich nicht weiter Stellung nehmen. Das überschreitet meine Kapazitäten. Benjamin sagt ja eigentlich nichts anderes, als dass man das Unsprachliche, das, was in keiner Beziehung zur Sprache steht, als "Idee" bezeichnen könnte (das ist ein Paradox). Doch diese "Idee" einer Beziehungslosigkeit eines Daseins zur Sprache könne man im "Bezirk der Ideen" (was auch immer das heissen mag), "deren Umkreis diejenige [Idee; nehme ich an] Gottes bezeichnet, nicht fruchtbar machen". 'Gott' als Absolutum kann wohl selbst nicht ohne Beziehung zur Sprache gedacht bzw. nicht gedacht werden. Wie fängt bekanntlich die Hl. Schrift an?
 
Jacques schrieb:
Folgender Beitrag ist für mich mehr als rätselhaft, obwohl er eine der schwierigsten Fragen stellt, die man sich überhaupt vorstellt (er stellt die Identitätsfrage, die Präsenzfrage, die Frage nach dem Sein des Seienden):

Was sagst du aus, lieber fckw, und v.a.: Was ist dein "Punkt"? (eine solche Frage stelle ich eigentlich gewöhnlich nicht; ich könnte ausholen, doch ich denke, das ist nicht erwünscht, deshalb frage ich also zurück; ich hoffe aber stark, es kommt jetzt nicht ein ganzes Regelwerk zur "richtigen" Verwendung der Sprache zurück, da verweise ich vorab auf folgenden Beitrag von mir: https://www.denkforum.at/threads/1500)

Das Urteil auf deiner Homepage finde ich übrigens ein wenig gewagt, v.a., da man, wenn man auf den Link klickt, auf meinen Beitrag kommt. Die Gewaltsamkeit der Sprache, sie ist wohl schaltend und verwaltet zu nennen (in jedem Sinn)...
:rolleyes:
Lieber Jacques, es geht mir genau um die "Identitätsfrage". Deine Beiträge hatten (oder haben) eine merkwürdige Wirkung auf mich. Ich bewunderte zwar die Eleganz von Schrift und Gedanken, wie du sie zu führen vermagst, aber dahinter konnte ich keine Person, keine Position, keine echte Identität ausmachen. Da ich ersteres nur für Schall und Rauch halte, interessiert mich ausschliesslich das zweite.
Es war auf jeden Fall nicht meine Absicht, dich persönlich zu verletzen oder etwas in der Art, falls das passiert ist, so möchte ich mich entschuldigen. (Ich habe längere Zeit überlegt, ob ich jenes von dir angesprochene Statement so dastehen lassen soll, habe mich letztlich dafür entschieden, weil es authentisch ist und ich nach wie vor dazu stehe.)

Das ist somit mein Punkt: Ich suche Authentizität.
 
fckw schrieb:
Lieber Jacques, es geht mir genau um die "Identitätsfrage". Deine Beiträge hatten (oder haben) eine merkwürdige Wirkung auf mich. Ich bewunderte zwar die Eleganz von Schrift und Gedanken, wie du sie zu führen vermagst, aber dahinter konnte ich keine Person, keine Position, keine echte Identität ausmachen. Da ich ersteres nur für Schall und Rauch halte, interessiert mich ausschliesslich das zweite.
Es war auf jeden Fall nicht meine Absicht, dich persönlich zu verletzen oder etwas in der Art, falls das passiert ist, so möchte ich mich entschuldigen. (Ich habe längere Zeit überlegt, ob ich jenes von dir angesprochene Statement so dastehen lassen soll, habe mich letztlich dafür entschieden, weil es authentisch ist und ich nach wie vor dazu stehe.)

Das ist somit mein Punkt: Ich suche Authentizität.

Gut. Lassen wir also die "Identitätsfrage" im Raum stehen - man kann sich getrost die Frage stellen, ob sie nicht immer schon schwebend (gleichsam gespenstisch - ich komme darauf zurück) Anspruch auf Geltung erhebt. Es stellen sich sofort Fragen wie: Wer/was steckt hinter solchen durch und durch sprachlichen Beiträgen (welches Gespenst/Gespinst)? Steckt überhaupt jemand/etwas dahinter? Was ist faul an unseren Siegeln (Jacques; fckw; andere Eigennamen)? Sind sie gestohlen? Sind es Originale? Ich nähere mich allmählich der Problematik, der Ursprungsproblematik, der Problematik der arche und der Sprache als ein Gefäss und der Sprache als Zeichensystem, das re-präsentiert. Wenn die Schrift, das System von Zeichen, auch von der Anwesenheit der Sendenden lebt, so ist hier, in diesem Forum, und auch sonst überall, immer schon auch die Möglichkeit einer Abwesenheit vorhanden, ja, in die Struktur des Zeichens selbst eingeschrieben (sie [die Schrift] muss ohne mich funktionieren, was immer ich auch bin). Das verwischt natürlich gewisse Positionen und v.a. eine zwischen etwas "Authentischem" ("echte Identität", "Authentizität") und etwas "Nicht-Authentischem" (ich nähere dies dem Begriffspaar aus Goethes Faust, "Schall und Rauch", an).
Ich, sofern ich sein mag, ist immer schon verletzt, gespalten, kontaminiert durch das Zeichen und seine Struktur - und dieses ich soll auch noch an eine "Person" (in der lateinischen Sprache wohl v.a. Maske oder (Theater-)Rolle bzw. untrennbar damit verknüpft) gebunden sein, und an eine "Idenität" (in lat. Sprache wohl so etwas wie vollkommene Wesensgleichheit mit etwas oder absolut eins mit sich selbst, Ausdruck der Individualität, der Unteilbarkeit) - unter diesen Umständen an das erstere zweifelsohne, aber an eine "Identität"?
Darf man die "Identitätsfrage" stellen und sich für die Verletzung, die sie zufügt, entschuldigen (an wen soll man sie richten)? Darf danach, die Entschuldigung aufgehoben werden, indem gesagt wird: "habe mich letztlich dafür entschieden, weil es authentisch ist und ich nach wie vor dazu stehe".
(ich hebe v.a. die Worte "entschieden" und "authentisch" hervor und das Verb "[dazu] stehen")

Wenn "Authenzität" gesucht wird, kann sie (im Kontext der oben beschriebenen Problematik) dann schon als gefundenes, als fixes, vorliegen? Wenn "Authentizität" noch nicht gefunden ist, sondern gesucht wird, kann dann darüber entschieden werden, ob etwas authentisch ist? Wenn Entscheidung problematisiert wurde (und das wurde in diesem Thread, in dem es um Spiel und Perversion geht), kann dann leichten Herzens die Entscheidung getroffen werden, ja, ein verlässliches Urteil gefällt werden, über mangelnde bzw. vorhande "Authentizität"? Wenn nicht, ist dann das behauptete als ein fixer "(Stand-)Punkt" noch zu ertragen bzw. zu betrachten? Oder als ein eher wackliges Standbein, oder als ein Punkt, der immer schon gespalten ist, kontaminiert durch eine Différance? ;)

Erlaube mir noch den Satz einer bestimmten Homepage zu zitieren, signiert mit einem gespenstischen Kürzel aus vier Buchstaben:
Eins + Zwei Mit Schaudern sehe ich mir an, was passieren kann, wenn (vermeintlicher + intellektueller) Geist den Menschen ganz und gar auffrisst. So weit entfernt sich dann der wahre Mensch vom Leben, dass letztlich nichts als nur mehr ein nichtssagender Haufen Worte übrigbleibt.

Was ist Geist? Was ist der Mensch? Was gar der wahre Mensch? Was ist das Leben? Und was das 'Nichts'? Fragen über Fragen, übrig bleibt der "Haufen Worte", die einem heimsuchen wie ein Wiedergänger, wie ein Gespenst (deswegen wohl auch das "Schaudern")...

Rätselhafte Fragen. An dieser Stelle ist es mir aber ein Anliegen, festzuhalten, dass die Möglichkeit auf die Auflösung von Rätseln besteht. Doch: Was dann?

Achtung, ich signiere, aber nicht ohne mich vorher noch gefragt zu haben, wie verlässlich eine solche Signatur nun ist -

Mit lieben Grüssen
Jacques
 
Zuletzt bearbeitet:
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Jacques schrieb:
Wenn "Authentizität" noch nicht gefunden ist, sondern gesucht wird, kann dann darüber entschieden werden, ob etwas authentisch ist?
Authentizität kann nicht gefunden werden, weil sie nie verloren gegangen ist. Sie kann allerdings verdeckt sein.

Was ist Geist? Was ist der Mensch? Was gar der wahre Mensch? Was ist das Leben? Und was das 'Nichts'? Fragen über Fragen, übrig bleibt der "Haufen Worte", die einem heimsuchen wie ein Wiedergänger, wie ein Gespenst (deswegen wohl auch das "Schaudern")...

Rätselhafte Fragen. An dieser Stelle ist es mir aber ein Anliegen, festzuhalten, dass die Möglichkeit auf die Auflösung von Rätseln besteht. Doch: Was dann?
Worte sind ein ewiges Spiel um ein Nichts. Wenn keine Worte mehr da sind, was bleibt dann?
 
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