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Schuld - auch nachträglich?

AW: Schuld - auch nachträglich?

... Nun, fremd ist mir die nachträgliche Schuld nicht.
Unter der Annahme, ich hätte in Hitlers Großdeutschland gelebt, erhebt sich für mich die Frage, was ich getan bzw. wie ich aus Feigheit geschwiegen hätte.
Ja, ich fühle Schuld!


Ich halte es für möglich, daß ich früher nicht nur nichts gegen das System unternommen oder geschwiegen hätte, sondern daß ich mit schwarzer Uniform herumgelaufen wäre.
Ja, ich fühle Schuld.
 
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AW: Schuld - auch nachträglich?

... Ich finde es auch sinnvoll und wichtig, drüber nachzudenken, wie ich mich in der Situation verhalten hätte. Hab ich auch schon oft getan und bin zu dem Schluss gekommen, dass es von meiner jeweiligen Situation abgehangen hätte. ...

Geht denn das überhaupt mit sinnvollem Ergebnis? Die Vorstellung ist doch immer völlig anders, als die Wirklichkeit und wenn sie auch noch so vergleichbar erscheinen.
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Muss gleich mal daran denken, was ich heute tu, damit ich mich auch morgen nicht dafür schuldig fühle. :jump4:
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Hm, ich fühl da überhaupt keine Schuld! Ich war es ja defintiv nicht!
Ich denke aber, mir hätte es damals auch genauso passieren können, dass ich aus Angst den Mund gehalten hätte. ZB, wenn ich eine Familie zu versorgen und zu schützen gehabt hätte.

Keiner von Heute soll sich dafür schuldig fühlen. Aber jene Idioten die daraus nichts gelernt haben, und davon gibt es mehr als genug, sollen sich schuldig fühlen die damalige Ideologie heute noch zu verherrlichen. Das gilt auch für jene Russen die den Stalinismus verherrlichen.
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Hallo EarlyBird!

Es ist ja nicht so, dass ich tagtäglich schuldbeladen herumtrotte, nur
weiß ich, dass ich dem Druck einer Diktatur nicht gewachsen gewesen wäre und das lässt mein Gewissen heute nicht kalt.

Hallo Svensgar!

Ja, hätte auch mir geschehen können. Bei der Waffen-SS gab es zum Kriegsende 975 000 Mann, mehr Eingezogene als Freiwillige.
Wer Volksdeutscher war, wurde in den letzten beiden Kriegsjahren ohne viel Federlesen verpflichtet, wer bei der HJ war, dem konnte es auch geschehen,
dass er freiwillig genötigt wurde.
Habe eben das Buch eines 16-Jährigen gelesen, dem eben das geschah.

Wer Aufseher im KZ war, konnte sich jederzeit freiwillig an die Front melden, wenn er noch einen Rest von Anstand hatte und nicht aus purem Fanatismus kämpfen wollte, sondern weil er nicht mehr an dem Morden teilnehmen konnte und wollte.

Liebe Leute!

Ich erwarte und verlange von niemandem, dass er die gleiche Haltung hat. Sie ist aber das Ergebnis von Hunderten Büchern zu dem Thema, es vergeht kein Monat, in dem ich nicht mindestens ein Werk lese, das sich mit der Zeit beschäftigt.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Oskar Schindler hat 1200 Juden vor der Vernichtung bewahrt.

Mich interessiert Deine Meinung dazu Raphael!

lg
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Es ist ja nicht so, dass ich tagtäglich schuldbeladen herumtrotte, nur
weiß ich, dass ich dem Druck einer Diktatur nicht gewachsen gewesen wäre und das lässt mein Gewissen heute nicht kalt.


Ich möchte gar nicht behaupten, daß ich früher einem Druck nicht gewachsen gewesen wäre; ich möchte behaupten, daß ich früher gut möglicherweise wie freiwillig mitgemacht hätte, vielleicht in einem Propagandabereich. Nein, ich will mich nicht selbst verharmlosen, ich kann mir ja alles vorstellen, also auch mein Mitmachen als Mörder.
Ich habe in Berlin zu leben. Hier ist die Zeit vor 1945 an vielen Orten spürbar; ich bewege mich an Stellen, von denen ich aus Filmaufnahmen weiß, daß sich damals Hitler oder Goebbels oder sonstwer an diesen Stellen aufhielten. Je älter ich werde, desto näher rückt diese Zeit an mich heran. Als ich 15 Jahre blutjung war, war das Kriegsende mehr als doppelt so lange her. Heute bin ich fast 50. Wäre ich lächerliche 35 Jahre früher geboren worden, hätte ich in meiner Jugend den Weltkrieg miterlebt.
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Liebe Leute!

Ich erwarte und verlange von niemandem, dass er die gleiche Haltung hat. Sie ist aber das Ergebnis von Hunderten Büchern zu dem Thema, es vergeht kein Monat, in dem ich nicht mindestens ein Werk lese, das sich mit der Zeit beschäftigt.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael

Hast du auch die beiden Bücher vom Daniel Goldhagen gelesen...?
 
AW: Schuld - auch nachträglich?

Oskar Schindler hat 1200 Juden vor der Vernichtung bewahrt.

Mich interessiert Deine Meinung dazu Raphael!

lg

Damals gab es auch Anständige die viel riskiert haben. Aber ohne den vielen tausende kleinen Leute die an den logistischen- und propagandistischen Schalthebeln saßen hätte der ganze Krieg nicht gelingen können.
 
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AW: Schuld - auch nachträglich?

Keiner von Heute soll sich dafür schuldig fühlen. Aber jene Idioten die daraus nichts gelernt haben, und davon gibt es mehr als genug, sollen sich schuldig fühlen die damalige Ideologie heute noch zu verherrlichen. Das gilt auch für jene Russen die den Stalinismus verherrlichen.


Na ja, ein durchaus verständlicher Wunsch. Nur kann man Gefühle halt nicht vorschreiben - sie sind da oder nicht da (aufgrund bestimmter Glaubenssätze) - und grade die Verherrlicher werden sich wohl kaum schuldig fühlen.
 
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