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philosophie und soziales

angela

New Member
Registriert
24. November 2002
Beiträge
16
als nicht-philo-fachfrau würde mich interessieren, ob es philosophen gibt, die sich speziell mit fragen der sozialen verantwortung auseinandergesetzt haben;
etwa folgenden:

* wie gross ist die soziale verantwortung des einzelnen in seinem mikro- und mesokosmos?
kann ich beispielsweise ruhigen gewissens ins kino gehen, obwohl ich weiss, dass sich der nachbar im nebenhaus wegen einsamkeit etc. betrinkt?

* welche soziale verantwortung haben im besonderen die intellektuellen?
ist es ok und sinn-voll, wenn sich kluge, ja bisweilen brillante leute (auch in diesem forum...) den kopf über diverse begriffe - kunst, wahrheit, wirklichkeit etc. - zerbrechen, während anderswo - real - frauen und kinder misshandelt werden und millionen von menschen hungern?

*welche priorität haben soziale probleme überhaupt in der philosophie?

ungemütliche fragen, ich weiss...... ich freue mich über philo-hinweise, bin aber ebensosehr an eurer meinung interessiert!

grüsse, angela
 
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Etwas anders

Hi, Angela!

Ich habe einen etwas anderen Zugang zu dieser Frage. Ich denke, dass mir vom Leben Aufgaben gestellt werden, die ich dann zu lösen habe.

Wenn z. B. dein einsamer Nachbar mit mir ein Gespräch anfängt und über seine Einsamkeit klagt, so hat er mich indirekt um Hilfe gebeten und ich habe die Aufgabe erhalten, mich um ihn zu kümmern. - Spricht er mich jedoch nicht an, so wurde mir diese Aufgabe nicht erteilt und ich habe kein Recht, mich ungebeten in sein Leben einzumischen und es zu verändern, denn ich kann für seine Veränderungen nicht die Verantwortung übernehmen.

Es ist ein schmaler Grat, aber mit genügend Aufmerksamkeit können wir die meisten gestellten Aufgaben erkennen. Jetzt müssen wir sie nur noch lösen.

Konfuzi
 
Ethik

Der Mensch versucht zu ergründen, das ihm wichtig scheint. Da können natürlich wieder andere dazwischen fuhrwerken und ihn tadeln, dass etwas anderes wichtiger sei.
Es gibt ja das Argument gegen die Raumfahrt, dass mman mit der ganzen Kohle lieber was gegen den Hunger tun sollte.
Hier gehts um die Moral. Eine schöne Vorgabe, und es gibt genügend kluge Leute, die sich darüber schon Gedanken machten. Siehe den "Kategorischen Imperativ" von Kant.
Ich halte es für wichtig, die Ethikfrage nicht den Religionen zu überlassen, sie in die Hände eines Gottes zu übergeben. Wir brauchen das Bewusstsen, dass Moral in der Verantwortung der MENSCHEN liegt.
Gut finde ich Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" - ich interpretiere das als Abschied des Menschen von der Gottesmoral. Allerdings müsste dieser "Übermensch" Moral AUS SICH heraus entwickeln. Aber eine aus innen heraus gewachsene Moral ist eine Moral, die man versteht - eine solche Moral wird gewiss eine bessere, eine festere sein, als eine Moral, die man als Gewaltanweisung eines sie liebenden Gottes versteht, der aber ganz schön böse werden kann, wenn man seinem Schriftwort keinen Gefolgschaft schenkt...

Gutes Thema! Bin auf die Beiträge gespannt...
 
soziale verantwortung

herzlichen dank an konfuzi und gisbert für eure interessanten feedbacks.

noch eine frage an konfuzi: wenn ich das richtig verstanden habe, fühlst du dich also zum handeln/helfen veranlasst, wenn du direkt angesprochen wirst...? und wie ist das mit notleidenden menschen, von denen man über die medien erfährt?

zu deinem beitrag, gisbert: ich gehöre zu den leuten, die 'geld lieber für die bekämpfung von hunger als für raumfahrt' investiert sehen möchten; finde es absolut absurd, sich auf anderen planeten umzusehen, anstatt den eigenen in ordnung zu bringen. wie ist diese vorgangsweise zu erklären?
möchten die verantwortlichen davon ablenken, dass sie die grossen probleme dieser welt nicht lösen können?
oder suchen sie vielleicht insgeheim oder unbewußt im universum nach antworten auf die ungelösten fragen?
deiner ansicht, dass man ethik nicht der kirche überlassen soll, stimme ich zu. aber wo sind die grossen ethiker/innen unserer zeit?
 
soziale verantwortung

Original geschrieben von angela
zu deinem beitrag, gisbert: ich gehöre zu den leuten, die 'geld lieber für die bekämpfung von hunger als für raumfahrt' investiert sehen möchten; finde es absolut absurd, sich auf anderen planeten umzusehen, anstatt den eigenen in ordnung zu bringen. wie ist diese vorgangsweise zu erklären?
möchten die verantwortlichen davon ablenken, dass sie die grossen probleme dieser welt nicht lösen können?
Ich glaube nicht, dass auch 1 Billionen Dollar den Hunger auf der Welt beseitigen könnten. Nur Strukturveränderungen, die der Entwicklung mehrerer Generationen bedürfen!
Der Mensch greift zu den Sternen, seine Neugierde bestimmt das so, und darum MUSS er das auch tun!
deiner ansicht, dass man ethik nicht der kirche überlassen soll, stimme ich zu. aber wo sind die grossen ethiker/innen unserer zeit?
Suchst du nicht nach einem Priester, wenn du so schreibst? WIR sind die Ethiker, wir alle zusammen! Und Ethik bekommt - nehme ich an - Qualität, wenn Verstand und Argumente sie durchdringen.
 
ich gebe gisbert recht, wenn er sagt, dass geld nicht helfen kann, es kann ein pflaster über die wunde kleben, aber die wunde existiert weiter. was die wunde ist, darauf möchte ich jetzt nicht weiter eingehen, sonst wird das ein weiterer thread, der sich um den anarchismus thread ansiedelt, aber das selbe thema beinhaltet, dabei soll es hier um ethik und moral gehen.
ich gebe gisbert auch recht, wenn er sagt, dass wir die ethiker sind, denn alle aufgesetzten moralapostel stellen ihre prinzipien über die mittel diese zu erreichen. eine gemeinsame moral muss geschaffen werden, die vom gemeinsamen band "wir" getragen wird, eine die unanfechtbar ist, da sie das ist, was der mensch ist.
die würde des menschen ist nicht schlecht, doch ist das auch nur eine interpretierfähige phrase eines mannes, die nicht aus der gemienschaft herausgewachsen ist. natürlich ist alles interprtierfähig, doch am wenigsten platz gibt man der ungewollten interpretation, wenn man ein nicht statisches gebilde errichtet, geschaffen aus des menschen hand, der wiederum sein eigener gott in einem menschenreich ist.
gruss beni
 
Soziales in der Philosophie!

Liebe angela,

selbstverständlich ist die Frage nach dem Sozius, dem der dabei ist, eine wesentliche Frage der Philosophie in Vergangenheit und Gegenwart. Die Frage, nach dem was, der Mensch tun soll, hängt eng mit dem Menschenbild, den Fragen und Antworten nach dem, was der Mensch ist zusammen. Ethische Fragen sind immer qualitative Fragen und können nicht per Meinungsbild entschieden werden. Es kommt vor allem darauf an, hinsichtlich des Menschenbildes einen Konsens zu schaffen, der sich an der Wirklichkeit des Menschen misst. Ethik ist allerdings keine Anweisung zum guten Handeln für den Alltag, für derartige Rechtsfragen sind dann Gesetze und Vorschriften, ein Moralkodex nötig, sondern ethische Aussagen sollten beschreiben, welche Gesinnung ethisch sinnvoll und nötig ist. Eigenverantwortliches Handeln ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Stichwort.

Deine Skepsis, angela, hinsichtlich der großen Ethiker und Ethikerinnen unserer Zeit teile ich. Ich denke, dass liegt daran, dass uns ein gemeinsam akzeptiertes Menschenbild nicht zur Verfügung steht. Es ist gut, wenn jeder für sich weiß, was richtig ist, aber das nützt uns nichts, wenn die Mehrheit indifferent ist oder z.B. monitäre Ziele anstrebt. Moral, Nguyen, reicht nicht aus, denn sie ist wandelbar und als solche nur ein zeitlich begrenzter Ausdruck dessen, was ethisch erstrebenswert ist.

manfred:)
 
gesetze sind noch schlechter, sie sind statisch, während die ethik im schritte der geschichte, also des fortschritts der zeit und des wissens mitzulaufen hat. sie muss sich wandeln, ständig neu definiert werden, jedesmal, wenn ich in eine beziehung mit neuem sachverhalt eintrette. deshalb ist doch an der wandelbarkeit der moral nichts schlechtes, oder?
was ethisch erstrebenswert ist, ist kein fixer punkt, sondern auch dieses ziel ist in bewegung, der weg ist das ziel, wobei das ziel auf keinen fall die mittel rechtfertigt.
gruss beni
 
Warum sind Gesetze statisch? Auch Gesetze werden ständig dem aktuellen Rechtsempfinden der Allgemeinheit angepasst...
 
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philosophie, soziales, ethik

also ich bin der meinung, dass geld sehr wohl helfen kann:
wenn ich mir im fernsehen etwa die dahinvegetierenden menschen in elendsvierteln afrikas ansehe, dann meine ich: diese brauchen zunächst einmal häuser und spitäler, dann schulen und nochmals schulen ... dafür brauchen sie (und jene, die sie unterstützen) geld!
es dauert zu lange, darauf zu warten, bis irgendjemandem strukturmassnahmen einfallen (an deren entwicklung und umsetzung sog. entwickelte länder in viel einfacheren bereichen scheitern).

und zur forderung, wir mögen 'moral aus uns heraus entwickeln': für die mehrheit der menschen wohl eine zu schwierige aufgabe. zum einen hat moral ja auch etwas mit identitätssuche/findung zu tun, die erst am lebensende abgeschlossen ist.
zum anderen verfügen viele menschen nicht über die z.b. zeitlichen und intellektuellen ressourcen, sich mit fragen der ethik oder gar eines umfassenden menschenbildes auseinanderzusetzen.
auch ich gehöre zu den letzten, die 'nach dem priester' rufen. jedoch nach so vielen jahrhunderten der gott- und kaiser-gläubigkeit erscheint es mir nicht verwunderlich, dass viele menschen überfordert sind, wenn sie mit ethischen fragen alleingelassen werden.
und überfordert sind auch politiker, welche - ohne ethiker und philosophen an ihrer seite - bei ihren entscheidungen offensichtlich falsche prioritäten setzen ...
 
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